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Ausgabe:

1944

Spalte:

81-82

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Peil, Rudolf

Titel/Untertitel:

Werkbuch der katholischen Religion ; 3.Der Christ in der Gemeinschaft 1944

Rezensent:

Jelke, Robert

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einschl. reicht. Die Verzögerung hängt wesentlich zusammen
mit dem neu eingeschlagenen Verfahren der Publikation der
Akten. Die durch die Masse des Materials, dem der Wert
nicht immer entspricht, notwendig gewordene Aussiebung zwang
zu dem neuen Verfahren, in Regestenform eine Auswahl zu
bringen, einzelne Stellen hingegen in der Originalsprache des
Dokumentes, das übrige Material in den Anmerkungen und
Fußnoten zu verarbeiten. Damit wird die Weitläufigkeit der
frühereu Nuntiaturbände sehr glücklich diszipliniert. Es leuchtet
aber ein, daß die Herrichtung eines Bandes unter diesen
Voraussetzungen Zeit erfordert, es ist die gründliche Beherrschung
des gesamten Materials erforderlich, um die Verteilung
In der richtigen Weise vorzunehmen. Dem Herausgeber, Professor
Denge'l, ist das m. M. n. ausgezeichnet gelungen, zumal
er in einer umfangreichen (97 S.) Einleitung den ganzen Stoff
unter systematische Blickpunkte gerückt hat. — Es handelt
sich im Vorliegenden Bande um die Berichte des Nuntius Biglia
und des Legaten Commendone mit dazugehörigen Aktenstücken
(über die Oberlieferung der Aktenstücke s. S. XI f.). Inhaltlich
gehl es an erster Stelle um die wohl schwerlicli je ganz zu
enträtselnde Persönlichkeit Maximilians II. und sein Verhalten
zu den Landständen. Auf eine Formel bringen läßt sich seine
Stellungnahme nicht, der von Stieve und Hopfen eingeführte
Begriff des „Kompromißkatholizismus" erweist sich als unzureichend
, ansprechender ist der Hinweis auf Erasmus (Bibl),
erklärt aber auch nicht alles, man wird bei der Lektüre des
vorliegenden Bandes bei dem beständigen Hin und Her und
der Unentschlossenheit des Kaisers stark an Pathologisches
gemahnt. Sicher ist, daß ihm der Augsburger Rehgions-
friede als Rechtsgrundlage wertvoll war und er um deswillen
den Calvinismus' und sonstige „Sekten" - es handelt sich
hauptsächlich um italienische Antitrinitarier - verpönte, ebenso
sicher, daß die Realpolitik der Steuerbewilligung ihn zu
Konzessionen an die Stände bewog, aber er macht unter dem
sehr energischen Druck des Nuntius und der auswärtigen
Politik (Spanien) den Eindruck eines hilflosen, Schleichwege
vorziehenden Charakters. Über die Verhandlungen mit den
Ständen, die Aufstellung der protestantischen Kirchen-Agende
(unter Mithilfe des D. Chvträus) wird von Dengel das
Material vorgelegt. Eine zweite, die Akten ausgiebig füllende
Angelegenheit ist die Frage der Besetzung des Bistums Wien
und der Hofpredigerstelle. Martin Essengrein, Kaspar Grop-
Per u. a. erscheinen als Kandidaten, entschieden wurde die
Sache nicht. Sehr viel Material endlich findet sich zur Geschichte
der katholischen Reform hezve. der Gegenreformation,
letzlere geleitet von den lesuiten, denen aber der Kaiser u. a.
die Aufführung von gegen Luther gerichteten Tragödien verbot.

Im einzelnen sei noch herannehmen: zahlreiche verheiratete
Priester in den Diözesen, die ihre Frauen als Verwandte oder
Köchinnen ausgehen (S. 4 ö.), worauf man es mit Festsetzung
eines kanonischen Alters versucht (50 Jahre, S. 304); Nachrichten
"her den Heldentod des durch Theod. Körner poetHerten N. Zrinv
(8.21 ff.); der Protestantismus in Wien (heimliche Gottesdienste, Verbrennung
der Schriften Luthers durch die Jesuiten S. 55, 62,
Frauenpredigt, S. T10 wird eine gewisse Fiaminga genannt), Andreas
Dudich (S. 67 ff.), Heiratspläne zwischen Elisabeth v. England
u"d Erzherzog Karl, der aber dafür poca fantasia hat, zumal
Verlang wird, daß er sicli in publicis nach der Religion Elisabeths
richten soll (S. 88 ff., 105 f.). Untersajrunjr der Unterstützung der
Hugenotten aus Deutschland (IIP, 127). Auch das verdient Hervorhebung
, dafi der f!orentini«chc Gesandte am Kaiserhofe. Bischof
Ar<tinori von den Protestanten als quella canaglia spricht (S. 130)1
Ein gutes Register ist beigegeben.

Heidelberg w Köhler

KIRCHENKUNDE

Pe'l, Dr. Rudolf: Werkbuch der katholischen Religion. T. 3.

Freiburg: Herder 1042. (XIII, 222 S.) gr. 8°. RM 3.60; geb. RM 4.30.
Von dem dreiteiligen Werke „Werkbuch der katholischen
Keligion" trii^t der erste Teil den Titel „Lernt den christlichen
Glauben kennen", der zweite den Titel „Der katholische
Mensch" und der dritte, uns vorliegende ist betitelt „Der Christ
Hl der Gemeinschaft". Das Werk will kein eigentlich wissenschaftliches
y/er|< das (ien Fachgelehrten gilt, sein. Der Verlasser
möchte einem weiteren Kreise dienen, insbesondere
der reiferen Jugend, aber auch denen, die ganz auf Selbstunterricht
angewiesen sind und nach tieferer Begründung
Glaubenswahrheit verlangen. Um die Denkarbeit dieser
MSser anzuregen, hat unser Autor nicht eine einheitlich durch-
ßMuhrte Darstellungsform, sondern eine Abwechslung der For-
n«n der Darstellung gewählt. Mit Gesprächen, die mit Vorliebe
gewählt sind, wechseln ab Auszüge, Briefe, gut gewählte
Abschnitte aus Werken namhafter katholischer Autoren. Zur
Begründung sind, ganz im Sinne der katholischen Grund-
einstellung, neben der Heiligen Schrift die kirchlichen Lehr-
j entscheidungen ausgiebig herangezogen. Das Letztere ist für
: eine Apologetik des katholischen Glaubens selbstverständlich.
: Dagegen kann man, um zunächst die formale Seite zu betrach-
; ten, über die Verwendung der Gespräche in dem Ausmaße,
I wie sie unser Autor übt, geteilter Meinung sein. In solchen
Gesprächsdarstellungen der Sache läßt sich der Gedankenfortschritt
freilich sehr leicht erreichen. Aber, wie das in der
. Natur der Sache liegt, ist er so oft nur äußerlich motiviert,
und das dürfte nicht vorteilhaft sein. Eine gewisse Einschränkung
der Gesprächsform möchte dem Buche nicht zum
Schaden sein.

Inhaltlich handelt es sich in unserem dritten Teile, nur auf
i diesen kann es uns ankommen, um die Gemeinschaft, also um die
Kirche. Dabei wird aber keine vollständige Dogmatik von der
j Kirche gegeben; nur um die Stellung des Christen in der Gemeün>-
j Schaft und um die Kirche als Gemeinschaft und um die Auswirkung
dieser Tafsache im Christenleben geht es dem Verfasser. Aber wenn
wir auch keine ausgeführte Dogmatik haben, so doch eine klar er-
! kennbare dogmatische Position. Diese ist dadurch bestimmt, daß der
| Verfasser sich eindeutig zur Fassung der Kirche als „Leib Christi"
bekennt. Bekanntlich geht, auch in der katholischen Theologie,
j der Streit darüber, ob die paulinische Bezeichnung der Kirche als
- „Leib Christi" nur ein Bild sei oder es sich bei ihr um mehr handelt.
I Unser Autor entscheidet sich für die Auffassung, derzufolgc der
i Apostel mit diesem Bilde einen tieferen Zusammenhang übernatürliclier
j Art darlegen will. Mit dem Verfasser hier zu rechten, hatte wenig
' Sinn. Es wäre ein leichtes, ihm hier auch mit Hilfe katholischer
Autoren (ich denke etwa an M. D. Koster, Ekklesiologic im Werden*)
j entgegenzutreten. Für das Buch als Ganzes ist es jedenfalls von entscheidender
Bedeutung, daß der Verfasser es meisterhaft verstanden
' hat, von der gewählten Deutung der Kirche her die Bedeutung der
! Kirche für alle Lebeuskretee, in denen der Christ steht, klar herauszustellen
. Nicht nur der Stand des katholischen Pricstertums, auch
die Ehe als „Geheimnis in Christus und der Kirche" und der
Familie als „Keimzelle des fortlebenden Christus" wurzeln übernatürlich
in der Kirche. Soll ich das Buch in das Ganze der heutigen
Bewegung in der katholischen Theologie einordnen, so kann ich nur
sagen: das Buch ist einer der besten Beweise der gewailtigcn
Scheeben Renaissance, die die junge katholische TheoWgcnschaf t
heute gewaltig ergreift.

Heidelberg Robert I c I k e

! Festskrift utgiven av teologiska fakulteten i Uppsala. 1941

Till 400-lrsminnet av bibelns utgivande pä svenska 1541. Uppsala
Lundequist; Leipzig: Harrassowitz (1041]. (500 S. i. getr. Pag.) gr.8° =
Uppsala Universitets Arsskrift 1941, 7. RM 11:

Die Theologische Fakultät Uppsala hat zur 400 Jahrs-
Feier der schwedischen Bibel eine umfangreiche Festschrift
herausgegeben, die sich aus 19 Einzelbeiträgen zusammensetzt.

1) Oeo Widengren bespricht „Psalm 110 und das sakrale
Königtum in Israel" (Teil des Krönungsrttuals; Zusammenhang mit
| vorisrael. kanaanäi-scher Religion). — 2) H. S. Nyber. g über-
j setzt „Das Buch Hosea" neu und führt in Anmerkungen seine
„Studien zum Hosea-Buch" (1035) fort. — 3) Anton Fri'd-
j richsen: „Die W.issertaufe des Johannes und die messianische
j Feuertaufe". Ursprünglicher Gegensatz nicht Wasser und Oeist,
I sondern Wasser und Feuer. Johannestaufe ein wirkliches eschatolo-
gisches Sakrament. 4) Gunnar R y d b e r g bringt ,,Des Paulus
Brief an die Römer" in neuer schwedischer Übersetzung, näher am
griechischen Text als die Kirchcnbibel. — 5) G. Thörnell:
I „2 Ohersetzungsproblcme": Rom. 8,3 und 2. Kor. 1,17 ff. —
, G) Olof L in ton („Mittelalterliche Bibelübersetzung") zeigt die
Zusammenhänge der „5 Bücher Mose auf Schwedisch" mit inittelalt.
; Exegese, Dialektik und Legende auf. — 7) Sigfrid von Euge-
ström (,,Olaus Petri u. d. tnittelt. Christentuni"): Glaus will
keinen scharfen Bruch mit d. Papstkirche, ist konzilianter, wie
Mclanrhthon. — 8) Knut B. W e s t m a n s interessante O.laus-
Pctri-Studie „Reformation und Revolution" schildert das verwickelte
Hin und Her der Rcligionspolitik Gustaf Wasas und die wechselnde
Behandlung Glaus Petris, der Reformator, nicht Revolutionär, die
neue Lehre' nicht mit Gewalt einführen will. ')) Natan Lind-
qvist: „Einige Hnnptzügc in der Sprache der Bibel Gustaf Wasas":
Einheitlichkeit, Würde, Konzentration, Kürze, Klarheit, freier, aber
beherrschter Rvthmtis. 10) Sven Linder: „Um die Sprach-

1i acht in Gustaf Wasas Bibel". Weist auf die Selbständigkeit i. d.
: Obersetzung hin. 11) lljalniar Lindroth: „Unsere erste

Dogmatik auf Scrrwedtsch". Erik Falck, Melanchthouschüler, bearbeitet
vielleicht auf Veranlassung von Laurentius Petri Spangenbergs Be-