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Ausgabe:

1944

Spalte:

79-80

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Zubillaga, Felix

Titel/Untertitel:

La Florida 1944

Rezensent:

Staehelin, Ernst

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Seite 1

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79 Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 3/4 80

Monopole waren ein wesentlicher Faktor der Wirtschaftsordnung j Insel Bimini, von dem die Einwohner der Bahamas erzählten,

des 16. und 17. Jahrhunderts. ' als erster das Land und nannte es „Pascua Florida"; 1521

Die Polemik und die literarische Erörterung überhaupt versuchte er eine eigentliche Besitzergreifung; aber er mußte

zur Monopolfrage ist aber nicht erst ein Produkt der Refor- | den Versuch mit dem Leben bezahlen. In ähnlicher Weise un-

mation. Ein Konrad Summenhart klagt über die Habsucht der l glücklich verliefen die Expeditionen von Väzquez de Ayllön

Kaufleute so gut wie Geiler von Kaisersberg; die Stellung der (1526), Pamfilo de Narvaez (1527) und Hernando de Soto

Humanisten ist sehr verschieden, der Nürnberger Pirkheimer , (1538). 1549 versuchte der Dominikaner Luis Cancer de

versteht sich gut mit den Kaufleuten, Hutten und Eoban | Barbastro mit einigen Ordensgenossen eine friedliche Oe-

Hessus schlecht, und Erasmus sucht wie immer eine Mitte. ; winnung der Einwohner Floridas für die Kirche und die spa-

Besonders ist H. unter Benutzung von Akten des Augsburger j nische Krone; aber auch dies Unternehmen schlug fehl:

Stadtarchivs auf Konrad Peutinger eingegangen. Wo von ; die Mönche erlitten das Martyrium. Ebenso scheiterten neue,

fürstlicher Seite eine Rechtfertigung versucht wird, geschieht j militärische Expeditionen unter Tristan de Lima und Angel

es mit der Idee vom „gemeinen Nutz" d. h. mit dem Staats- de Villafane in den Jahren 1559 bis 1561.

interesse. j Schon wollte Philipp II. auf die weiteren Versuche, Florida

Doch damit kommen wir schon zur Wirtschaftsethik. Sie zu gewinnen, verzichten, da trieben ihn die von Coligny in jene
illustriert FL, wie schon angedeutet, an den Scholastikern, na- : Oegenden ausgesandten Expeditionen des Jean Ribault (1562)
mentlich an den Spätscholastikern der Jesuiten, vorab an „n(| des Rene de Laudonniere (1564) zu einer neuen großen
Molina. Gerne hätte man etwas Näheres gehört über den Anstrengung („con las expediciones de Ribault y Laudonniere,
Dominikaner Franz von Vitona, der neuerdings für die Ge- ; e„ |a mentaüdad espafiola, ei peligro [Gefahr] protestante se
schichte des Völkerrechtes als wichtig erkannt wurde. Das extendia a Ultramar"). So wurde im Jahre 1565 Pedro
Wichtige an der von FI. entrollten w,irtschaftsethischen Pro- Menendez de Aviles, „amante de la gr'andeza espafiola e
blematik dürfte die immer wieder herausspringende Tatsache ; irrecondliable enemigo de las ideas Ititeranas", mit einer grö-
sein, daß das Wirtschaftsleben seine eigene Gesetzlichkeit he- ßereil Armada ausgesandt. Am 28. August, dem Tage des
sitzt. Daher das Bemühen der Theologen, sie mit der ehr st- i heiligen Augustin, fanden die Spanier die Stelle, die ihnen
liehen Ethik in Einklang zu bringen. Gelingt das nicht, so ist, ■ fQr dJe Al1|age einer Niederlassung günstig erschien, und am
wie bei der Frage: Christenlum und Kultur überhaupt, auch Tage von Mariae Geburt begründeten sie diese Niederlassung
hier die verbindende Brücke „die Natur der Dinge'. Es ist ■ tatsächlich, indem sie ihr den Namen San Agustin gaben. Aber
nun einmal so, und Gott hat es so geordnet. Die Erörterung i dJe Besitzergreifung Floridas schien ihnen erst gesichert, nachkreist
um das liistum pretium aber man muß einsehen, daß dem sie das französische Fort Carolina samt seiner Besatzung
die „Gerechtigkeit" hier eine sehr variable, von allerlei äußeren , vollständig vernichtet und die übrigen französischen Truppen
und inneren Momenten abhängige Große ist. Das im Em- jn zwei flir,htbaren Metzeleien hingemordet hatten,
zelnen bei H. zu verfolgen, ist außerordentlich reizvoll. Schließ- . Menendez hatte schon vor seiner Ausfahrt Vorkehrungen
ich gesteht man ein, die Monopolfrage sei schwerer als die | g€,roffen daß ihm sobald er seine Posi,ion in Florida geLehre
vom dreifältigen Gott und das lustum pretiurn wisse sir,KTt hahen wür(| für dje Missionierung der Eingeborenen
Gott allein. Die Scholastik hat keineswegs ge ehr , daß die j pini ,es„,ten z„Kesandt würden. In der Tat fuhr im funl
Kirche die Preise festzusetzen habe, sie war durchaus nicht , 15fiß dM erste n VQn drej Mann aus Aber das Un(er,
^em.„Hfn^el kindlich, ^ber s'c kann die mobile von allerlei ne])men f.rleb(e dnen nnffiucklicnen Anfang; der eine von den
Zufälligkeiten abhängige Finanzfrage nicht „fassen , muß zuge- ; drcic p Pedro Martlnes erlaß als cr auf einem Rnderboot
stehen daß Reichtum „eine gewisse Häßlichkeit besitzt dann ■ das sdljff m Rekognoszierungszwecken, verließ, den Streichen
aber doch die Berechtigung eines Gewinnes (wie hoch/! zu- ( dcr Eingeborenen, während die andern, P. |uan Rogel und
gesehen Notiert se, daß das Wo^ Konkurrenz »erst » , dor ,,,>bnl((ei. Francisco Villarreal, vom Sturme erfaßt und
Mohna begegnet (S. 117) Die an den Schluß gestellten Aus- ■ , Sanf Domingo verschlagen wurden. Erst 1567 konnten
fuhrungen über Luther und Calvin bieten wenig Neues. Luthe.. sifi d, jh Von Menendez zugedachte Missionstätigkeit im
Argwohn gegen die Knifleute ist bekannt seine Betonung der { sQdlichen f.-|o,,d ,„ Ca!us „nd feqU€sta aufnehmen.
„Idee der Nahrung" nur so viel erwerben al, zur Lebens- ^ Allerdings mußte ihre Arbeit in diesen Gegenden infolge
nahrung notwendig ist) wurzelt im Non^dismus. Daß der , ^ Un^tände aufgCgebetl verden und verlegten sie,

Wn,8i"üS 1.1v¥JStÄ 2' »«M« 1568 neu« Ordensgenossen, drei Patres und dre
stehung) des kapitalistischen Ödstes hat, wird m« Rech fest- , aienhrfl(l eingetroffen waren, ihre Wirksamkeit in den Nor-
gehalten H. wirft auch die Frage auf ob «..Kaufleute ge- , d , Qebi€t «d,g hfiute m ^ Süd-Carolina gegeben
habe, die MonopoMdungeni aus christlichen Motion , hßr' nach 0rlsta Santa FJena n& Quäle. Doch auch da
ihres Gewissens wegen ablehnten, und bringt dafür einige Bei- ; b h ; „ ., dj eingeborenen nomadisch
spiele. In meiner Wuppertaler Heimat war es so, daß die ; , b fc f • MiSsionserfolgen.

„frommen" Kaufleute ganz mit dem Kaufmannstand sei- , Deshalb wurde Ausschau nach einem neuen Missionsgebiet

nen Praktiken gingen^ dann abe, einen hohen Prozentsatz des p . , ^ rf ^ gekommen

Gewinnes für „fromme Werke stifteten. _„.,,, ! war, begab sich eine Gruppe von neun Jesuiten nach dem
Heidelberg w. Köhler

noch viel nördlicher gelegenen Aiacän an der Chesapeakebai im

_ _„, „ , , ....... heutigen Virginia. Aber bevor diese ihre Arbeit überhaupt auf-

Zubillaga Felix, S j.: La Florida. La mision JesuftioaT1566- ; nel]mcn kon*tm wurden sic bis auf eineni den Katechisten

,5I22/ la'olomz?,c^nI:span?In^; H'stoneum 194K (XVI, | A,onso Mend grausam niedergemacht. Menendez de Aviles

476 S.) gr. 8» = Bibliotheca Instituti H.stonci. Vol. I. RM 9-. vo,lzog ejn furchtbares Strafgericht. Aber der General des

Die römisch-katholische Kirche in den Vereinigten Staaten ; Jesuitenordens verzichtete 1572 auf alle weiteren Versucne,

geht auf eine dreifache Missionstatigkeit zurück: „die sud- ; durcn seine Leute den nordamerikanisenen Kontinent missio-

lichen Staaten wurden ursprünglich von Spanien aus evangeli- , njeren zu lassen.

siert; Florida, Alabama, Texas, Neu-Mexiko, Arizona und ] Wenige [ähre später nahm der Franziskanerorden die abge-
Kalifornien empfingen das Evangelium von Kuba und Mexiko hrorhenen Versuche der Jesuiten auf, und ihm gelang es
durch Missionare, die von Spanien kamen und unter der j schließlich, nachdem auch er schwere Opfer hatte bringen müs-
Junsdiktion von spanischen Bischofen wirkten, die in den spa- . serl( unter den Eingeborenen Floridas und der nördlich davon
nischen Kolonien residierten; ihr Werk begann im Anfang gelegenen Gebiete christliche Gemeinden zu gründen,
des 16. Jahrhunderts; die nördlichen Staaten wurden von : ' Alle diese Begebenheiten stellt Zubillaga auf Grund eines
Missionaren evangelisiert, die von Frankreich kamen und unter i umfassenden Quellenmaterials in breiter Ausführlichkeit dar.
der Jurisdiktion von französischen Bischofen standen; ihr ; Wertvoll ist sein Werk vor allem dadurch, daß hinter den verWerk
begann in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts; die hältnismäßig kleinen Ereignissen der Besicdlungs- und Mis-
mittleren Staaten an der atlantischen Küste wurden durch sionsgeschichfe Floridas die großen weltgeschichtlichen Zusam-
Missionare evangelisiert, die im 17. Jahrhundert ... von ! menhänge aufleuchten, die Eroberung der Welt durch die euro-
England kamen; sie standen unter der Jurisdiktion des Apo- , päischen Kulturvölker und das große Ringen der führenden
stolischen Vikars von London" (Thomas Ö'Görman: A History s Nationen um die Weltherrschaft.

of the Roman Catholic Church in the United States). Ba^el Ernst S t a e h c 1 i n

Einen kleinen Ausschnitt aus der Geschichte der spanischen

Mission behandelt das vorliegende Werk von Zubillaga: die Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken-

Anfänge der Christianisierung Floridas. II. Abteilung 1560 -1572. VI. Band. Im Anftr. d. Iiistor. Komm, d-

Mehr als fünf Jahrzehnte brauchten die spanischen Conqui- Wissensch, in Wien bearb. v. Ignaz Philipp Den gel. Wien: Adolf

stadoren, bis es ihnen gelang, festen Fuß in Florida zu fassen. I Holzhausens Nacfif. 1939. (XCVII, 443 S.) gr. Su. RM 27 —•

Den ersten Versuch machte Juan Ponce de Leon; an Ostern 1 Nach einer Pause von dreizehn Jahren erscheint dieser

1513 betrat er auf der Suche nach dem Jungbrunnen der 6. Bd. der Nuntiaturberichte, der zeitlich von 1566 bis 1569