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Ausgabe:

1944

Spalte:

77-78

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Wiem, Irene

Titel/Untertitel:

Das englische Schrifttum in Deutschland von 1518 - 1600 1944

Rezensent:

Wolf, Ernst

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Seite 1

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77 Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 3/4 78

ßen!) Für ilic Kirchen gesch ichte sind die §8 4—5 am wichtigsten; zugleich durch den Besitznachweis in heutigen Bibliotheken

«ie bringen die Zusammenhänge zwischen der deutschen Besiedlung kontrolliert werden. „Unsere Bibliographie enthalt also das

und der Ausbildung der schlesischcn Pfarrorganisation, Afchidlako- im 16. Jh. In Originalausgaben nach Deutschland eingeführte

naits- und Archipresbvteriatsbildung (S. 35—46). Gegenüber Ed. Mi- oder hier herausgekommene sowie das liier in Nachdrucken

chaek (Die schlesische Kirche und ihr Patronat im Mittelalter unter | oder Übersetzungen verbreitete englische Schrifttum, soweit es

polnischem Recht, l<)26) und gegenüber H. F. Schmid (Die recht- mir für die deutsche Literaturgeschichte . . . von Bedeutung

liehen Grundlagen der Pfarrorganisation auf westslawischen Boden j schien" (11), d. h. unter Ausschluß der medizinischen, rechts-

und ihre Entwicklung während des Mittelalters, 1Q38), die die schlc- j und naturwissenschaftlichen Fachliteratur und der „bloß kom-

sische kirchliche Entwicklung zu sehr mit polnischer Wirtschaft- und ' mentierenden" philosophischen Schriften.

Rechtsgeschiehte verquicken (polnisch- und deutsch - r e c h 11Ii c h e Die Abgrenzung der rund 200 aufgezählten Werke ist frei-
Siedlung ist noch längst nicht polnisch- oder deutsch-s tarn m ige!), ,jch njd]t einfach. So werden /. B auch Anselmbetont
der Verf. den starken Einfluß der deutschen Besiedlung auf ausgab«! des 16. Jh.s (Köln 1560 u. 1571) mit aufgenommen
die Ausbildung der kirchlichen Ordnungen: Zu dem einen Arcni- , djc wohJ kaum dno spezifisch englische Einwirkung bezeichnen
diakonat Breslau kommen 1227/8 zwei neue hinzu; Ologau und clurften> Die 3, erfaßten dichterischen Werke beschränken sich
Oppeln, und 1261/2 ein viertes, Liegnitz; diese Nei.emr.chtungen er- in]ia|„ich ;n|f dje psa|miibertragungen und Poemata Buchanans
geben sich naturgemäß aus der großen Vermehrung der Kirchorte: auf ^ Epigrammata Mores, auf die Dramen und geistlichen
„Bisher waren es 24 Kirchorte, 1235 zahlen wir 73, >2™->46. Spiele von Buchanan, Orimald und Foxe. Nur zwei davon
1300:310, 1325:571, und 1350:771 Kirchorte, die in den Qucl- BÄianS lephtes und sein Baptistes, sind ins deutsche
len erwähnt sind" (S. 35). So kommt Panzram zu dem Schluß- überse(zt »fihrend bezeichnenderweise alle der aufgezählten
ergebnis, daß die These von F. H. Seppelt (Qeschichte des Bistums 4 Reiseberirl,te flbersetzt worden s|r|d hj beKkher
Breslaus, 1020 Abschnitt II, S. 12 ff.) erneut bestätig : Die slawische ^ ^ ^ ^ > £8 nichtf von den
Zeit ist die Zeit der M i s s . o n i e r u n g der schleichen Bcvol- philosophischcn historisch«! bzw. annalistischen und aktuel -
kerung; die Zeit der deutscheni Besiedlung w.rddie dc< A.sb.» ■ Werken und Berichten (Mores Utopta. BolSSt
nnd der Organisation der schlcs.schen Kirche. i|ber d Xod Fduards VI. und über die Fii richtune der
Beigegeben sind dem Werk dre fast zu große Karten. W. Marir, <-,„,,,.,, A,|dl ^ Rrba,^ ^jf((™ ri„d SnmäBte
erste bringt mnnmeriert die vor 1270 erwähnten 146 Kirchorte . f»|flHv rrerinrr wrlrf-t,»,! l?l Cplhci , 1„ 1 Aiiueiimamg
Sch,csie„S;»,ne Nr. sind die späteren Kirchorte beigefügt. Die g«**^J^jf ]gt^^^ff#*gg
.weite Karte bringt umgekehrt f***™™^^^ „|mmf. Theologisches und "Vontrover theo ogi che 1 Vc o 2-
mit der jeweiligen Nummer des Registers, wahrend <lic 1*0 truiiercn Hon«jH»Hrh# SfrV-itsHirifton mqrh»n foe« rlu w ar. ; üll
Orte nur als kleine Kreise erscheinen. Die dritte Karte bringt die vier JhK ^ Fisher 1 Rn i Äff!'
ArchidiekorutC mit den zugehörigen Archipresbyteriaten. Karle 1 ]™ I^pff «SSL taSl sl ™,
und 3 übertreffen an Ansehnlichkeit ohne Zweifel Karte 2. Ob«- V°fd& fehlet w/r-hi aUn' im', f. "l^'
hanpt wäre zu fra-en ob nicht die Verwendung verschiedener Far- fV» (llesenl Gebiet herrscht also ein etwas lebhafterer Aus-
ben' z. B bei £T3' Archidiakonaten, oder bei verschiedenen Pe- ^1^^^^" M™ <">ch »>«
Moden der Kirchcngriindmigen die Klarheit der Karten verbessern Iv," TT, ,

würden Die Vf. hat den sorgfaltigen bibliographischen Titelfest-

Naumburg a Queis Hellmut Eberlein , Stellungen häufig Erläuterungen zum Autor, zum Inhalt und

iNaiimnurj, ,i. vucis f m ()eM f.ntstehtmgsbedmgungen des betr. Werkes beigefügt.

_. . ......... ■ „U„,A „„„ , W*86 halten freilich etwas systematischer bearbeitet werden

PItsch, Wilhelm: Das Bischofsideal des hl. Bernhard von so]|en So sind y R die No(izen m ^ {s 22 (|

Clalrvaux. Bonn, Kath.-theol. F., Diss. 1942. (183 S.) 8. ; so willkürlich gehalten, daß der Unkundige kein zureichendes

Diese von W. Neuß augeregte, sehr sorgfältig gearbeitete kath.- j Bild gewinnen kann.

tlieol, Bonner Dissertation schildert zuerst, unter eingehender Be- ; Der Rel'ormations-, der Literatur- und Kulturhistoriker

mitzting des Bernhardschen Schrifttums, die Lage des Episkopats «erden aber auf jeden Fall diese sorgfältige und verläßliche

im 12. Jh., wobei sich zeigt, daß die von Bernhard gerügten Mang« bibliographische Arbeit, hinter der ein entsagun«svolles und

zwangsläufig aus der sozialen Struktur fließen, besonders aus dem mühsames Aufsuchen steckt, als wertvolles Hilfsmittel mif

Eigenkirchenwesen, dem Lehcnsrecht, dem germanischen Königtum. 1 Dank begrüßen

Aus diesen Schaden ergibt sich antithetisch Bernhards Bischofsidea;, H«lk/8., z. Zt. im Heeresdienst P Wolf

das der Verfasser in den beiden Hauptkapiteln zuerst negativ (in Oe- j s. w o 11

statt von Bernhards Kritik an den zeitgenössischen Bischöfen), >

dann positiv darstellt. Ein Schlußkapitel rückt die Ergebnisse H ö f f n e r, Joseph: Wirtschaftsethik und Monopole im fOnf-

in größere geschichtliche Zusammenhänge. Das Ganze ist ein beach- zehnten und sechzehnten Jahrhundert. |ena: Gustav Fischet 1041

tenswertcr Beitrag sowohl zur allgemeinen Kirchengeschiclitc des (IV, 172 S.) gr. 8° = Frciburger Staatswiss. Schriften. H. 2. RMTBo!

13. Jh.s wie zur Oesctvichte des ht. Bernhard. r^. vorliegenden Untersuchungen regen in gleicher Weise

Jena Karl Hcussi ; nach der historischen wie systematischen Seite an, sind leider
nur ein wenig skizzenhaft geführt und fahren etwas un-

.„„.n,,,.»./..^,. ruhiM hin u1d h.er- Verfasser deckt mit bestem Frfolgc den

KIRCHENGESCU1CUIE : wunden Funkt der bisherigen w ii tschaltsgeschichtlir hen For-

üiiviDif jTmw fr/vn r vi um it v Mi HM ATinx ?clu,,nR a,lf; "ian liai sich nie mll den großen Scholastikern

KhbORMA IION UND (,h(rhll{Kh()l<IYlA 1 l(Ji beschäftigt, mcli rroeltsch und Wünsch nicht, Im besten Falle

. _ ... hörn- man mit Qabriel Biel auf. Es ist latsÄchlich eine Wirt-

Wiem, Irene: Das englische Schrifttum in Deutschland von schaftsethik en, sie hing mit dem Aufschwung des

1518-1600. Leipzig: Akadem. Verlagsges. 1040. (V, 150 S.) gr. 8"= Handels zusammen. Und w urde sachlich nicht, wie man ge-

Palaestra 21". Untcisiichgn. 11. Texte aus d. deutschen it. engl. Philo- iminhiu gerne annahm, vom (irundsatz der Idee der Nah»

logie. MI 12—. rung beherrscht, die fast nur bei Heinrich von Langenstein

Der Einfluß namentlich des englischen Erbauungsschrift- eine Rolle spielt. Das Wirtschaftslebens des Mittelalters war

tuins auf Deutschland im endenden 17. Jh. ist bekannt. Ci. (im (iegeusatz zu Bücher und Sombart) ein reiches. lal-

Waterhousc (llie Üterary Relation! of England and Germany sächlichkeit wie Problematik wird von H. an den Monopolen

i" the Seventeenth Century, Cambridge 1014) und H. Leube erläutert. Oegen Strieder und Sombart wird gezeigt, daß die

(Die Reformideen d. dt. luth. Kirche z. /.t. d. Orthodoxie. Jude n nirht die Lehrmeister der Monopole sind. Die bäuer-

1924) haben das bibliographisch« Material hierzu zu sammenge- liehe Wirtschaftsordnung war den Monopolen nicht günstig,

stellt und z.T. ausgewertet. Für das 16. Jh. hat man bisher aber in den Städten haben die Zünfte durch Preisabreden die

einen beachtlichen Einfluß der englischen Literatur auf Deutsch- Preise erhöht, daher behördliche Preisfestsetzungen als Kampf

land verneint. Ch. EL Herford (Studies in the literary Rela- gegen die Zunftntottopole erseheinen. Ferner ließ der Kaiser

lions of England and Germany in the Sixtcenth Century, die Monopolbildurfg immer stärker vordringen: Privile^ienver-

Cambridge 1886) hat hingegen eine nachhaltige Wirkung der 1 kauf war nichts anderes als staatliche Monopolsetzung; wie der

deutschen Narren- und Srhwankliteratur aut das England des Kaiser, so die kleineren Landesherren, l ast not least der

Reformationsjuhrhunderts behauptet. Herr des Kirchenstaates mit seinem Alaunmonopol, das be-

Die vorliegende Studie sucht den Anteil der englischen kanntlirh sogar in die Ablaßdeklarationen hineinspielt (vgl.

Literatur am deutschen Buchhandel im 16. Jh. sorgfältig etwa in. Dokumente zum Ablaßstreit, 2. Aufl., S. 85). Ei

festzustellen und zu sichten. Sie geht daher nicht bloß, gab Bernsteinmonopole (dazu S. 31 die kulturhistorisch Vfch-

die entsprechenden englischen Arbeiten, auf die Biblio- tige Noliz, daß der Absatz ins Stocken gerät, weil seit der Re-

Ihekskataloge zurück, sondern hält sich vor allem für die Formation die Nachfragt nach Rosenkränzen zurückgeht), Erz-,

zweite Hälfte des |h.s an die Meßkataloge, deren Angaoen Gewürz-, Kolonialwaren- oder Spielkarteinnonopole, kurz, die