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Ausgabe:

1944

Spalte:

72-73

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Wifstrand, Albert

Titel/Untertitel:

Die wahre Lehre des Kelsos 1944

Rezensent:

Herter, Hans

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Theologische Literaturzeitumg 1944 Nr. 3/4

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lehre ausgeübt hätte, nicht wenig ins Gewicht. Allerdings meint
zwar de V. auch ein solches erkennen zu dürfen, wenn der erstere
von einer „Materie" der Taufe und Eucharistie, der letztere mit
griechischen Lehnwörtern von i"/,i| und i-ioo: der Taufe redet.
Doch kann — und wird wohl tatsächlich — ss sich hier um Auswirkung
eines bodenständig syrischen Aristotclisinus handeln.
Ober schätzen dürfte de V. S. 83,04 die Bedeutung, die hei T. für
die Abweichungen seiner Eucharistielehre vom katholischen Dogma
dem Einfluß seiner Christologie zukommt. Manches liegt hier doch
wohl auch in der Richtung der allgemeinen schwankenden Unbestimmtheit
älterer Anschauung und Ausdrucks weise, wie sie nicht zuletzt
liturgische Texte immer wieder beobachten lassen. Nicht angängig
ist es, etwa der Abendmahlslehre Luthers gegenüber, wie es in diesem
Zusammenhang S. 82 geschieht, die Bewertung von „Brot
und Wein" als ,,leere Symbole des Leibes und Hintes" durch ,,d i e
Protestanten" schlechthin vertreten sein zu lassen. ■ Schließlich möchte
ich ein Bedenken schon gegen die für den syrischen Titel der Schrift
des T. gewählte Wiedergabe nicht unterdrücken. Wenn hier wie
überhaupt schon das syrische rVzä als ständiges Acquiva'ent von
(iviOTnotov besser durch Mysterium als durch das mehrdeutige
„Geheimnis" wiedergegeben wäre, so bezeichnet vollends 'elltä
in dieser wie in der Titelgebung einer Gruppe älterer syriscli-
nestorianischer Traktate heortologischen Inhalts, bezüglich deren ich
auf meinen Aufsatz „Die nestorianischen Schriften ,de causis festorum'" i
(Or. Christ. I S. 320/72) verweisen darf, nicht den Grund einer
Sache, sondern das Sich mit ihr so und so Verhalten, ihre „causa" :
nicht im kausalen, sondern im Sinne von „Sache", ,,Angelegenheit".
Man würde vielleicht am zweckmäßigsten, entsprechend der in ;
jenem Aufsatz von mir gewählten Formulierung von den „sieben
causae mysteriorum" sprechen.

Bonn A. B a u m stark

van den Daele, S.J., Alb., Philo]. Class. Doct. et S. Theol. Lic.: j
Indices Pseudo-Dionysiani. Louvain: Bibl. de l'Unlv. 1941.
(155 S.) gr. 8° = Univ. de Louvain Recueil de Travaux d'Hist. et de
Philol. Se>. 3, Fase. 3.
Ein Index ist immer besser als kein Index, wenn er zu-
verlässig gearbeitet ist. Das l.ob höchstmöglicher Zuverlässig- j
keit kann dem vorliegenden erteilt werden — verdruckt ist, I
von noch Unwesentlicherem zu schweigen, nur das I.emma I
etouotcVrnc (liberum arbitrium). Eine Grenze, au der der [
Verf. unschuldig ist, setzt nur der den Stellenangaben zugrunde |
gelegte Text von Migne (Patr. graeca 3, nach Balthasar !
Corderius, zuerst Antwerpen 1633/4), und so wird es bleiben,
bis die von Hermann Langerbeck erwartete Ausgabe vorliegen
wird. Einigemale sind Lesungen der Noten berücksichtigt
, nicht z. B. zu dem Unwort ätoxico 553 c, wo in
den Noten dfiixEoi vorgeschlagen Ist, oder zu Fxtpvmc,
445a, wo f-z.(pu/.oc richtig sein wird. Ein bloßes Durch- j
blättern läßt gewisse Spracheigentümlichkeiten des Arco-
pagiten in die Augen fallen, Komposita mit o.cto-.
Dfo-. ieoo-. öiio-, mrv- (auffallend zahlreich schon bei Mark
Aurel), besonders fctep-, ferner (poro-. Schwieriger ist natürlich
das Zusammensuchen der Komposita, deren zweiter Teil -ooyiu
(oft daneben -apyixöc) heißt. Neben dygXapxia, rilvdoyin. ivijnoyin
findet sich dyaftapxfct, [avxo)xtXexoQy(a, eipiyvapxfa. evao/ux,
(Ei)oitaianyia. ilfao/m/.. xi'pian/i'«. ^aroiaoyia. ra^aoyiu. iraoyia.
ferner toiapyixoc und iVtepdpxioc. Und neben Ejio)t'u.(a (rrnuvcnoc). j
jiFTfovcin'n. 6|X(ovi)[iia, jto?.wirwu,£a gibt es dyaflwviMiia, fhrvauznw
pia. fterovuuia, oumoivvin'a. tpomoviMiia, ferner neben tyevocnvupitoc
drcetpoWvuoc, und &R8pcövu^oc. Über die bloße Stellenangabe
(übrigens auch für die Bibelzitate) geht der Index nicht hinaus,
weniger wohl aus Papiernot oder der Sorge, die vollendete
Übersichtlichkeit könnte leiden, als aus Scheu, eigenwillige
Grenzen zu setzen. Aber bei einem Index ist das Halbe besser |
als das nicht erreichbare Ganze, und das Preisenswerteste ist !
der Mut, nach subjektivem Takt Hilfen anzubringen.

Auch der Verf. ordnet die Adverbien vom part. perf.: (6ia)xexpi- I
ftevw?, e£j)C)T)!,,''v(,)?' oimatroyiievo»?. (f«teQ)r|va)nev(»?, f>q)ei|ievrac,
für sich ein. Ebenso wäre es nahegelegen anzudeuten, daß etwa i'truorei
außer 1025 b nur im perf. pass. vorkommt, meist im part. g|flpr|uivoc,
nach neuplatonisch festgelegtem Sprachgebrauch. Entsprechend kommt
z.B. ftpoAaußdv«) (II mal) nur im perf. act, vor. Oder wenn Konjunk- '
tionen, Präpositionen, Pronominn begreiflicherweise mit passim u. ä. erledigt
werden, so wären philosophisch so interessante Stellen für rmn
und (Wo wie 980 c, 040 a der Verzeichnung wert gewesen. Oder j
f'ryvmm'rt ist bald Schwäche des Menschen, bald Folge göttlicher Erhabenheit
; so heißt es paradox 872a ronv \ f>etOT<£tT| toü Oeofj
yviömci] 6Y dyvwmac. yiyvcooxoiiFvi). ähnlich 1065 a f| . . JiavteMjC, J
dyvcom'u yvÄofc, loxt toü »Wo rrävTa ti>. yiVAtOCBCÖfieva nach Por- i
phyrios in Tüb. Theosophie § 65, S. 183,26 Erbse roriv (roß JipwTOU
oIt(ov) yvmmc r) dyvmofa. Fs gehört dazu dopicncfol 588 b (wie
Marius Victorinus, Migne Patr. lat. 8, 1129 c). dvoiinfa, ebenfalls Dion.

Ar. 588 b, da wie 1033 b mit dXoyCa gepaart. Gelegentliche kurze
Hinweise auf Bedeutung, Synonyme oder Oegenbegriffe konnten den
Index in eine höhere Klasse der Hilfsmittel setzen. Man denke an die
Indices zu Schenkls Mark Aurel und Kpiktet, wo vielleicht die grammatischen
Hinweise überreich sind. Näher liegt noch der ausgezeichnete,
wenn auch bewußt etwas zu beschränkte Index in Dodds' Ausgabe von
Proklos Stoixcüooic flEoXoyixi'i (vgl. Onomon 1936, 337 ff.). Da ist
z. B. unter attux auch besonders angegeben xar' umav opp. xatd
lifOftiv. xaf>' Bjiao^iv Proklos § 65. Nun, bei Dion. Ar. finden wir
1108 cl auch die Reihe xat' aitiav, xaO-' wtao^iv, xard |iEf>e|iv
(Glied 1 und 3 auch 724 b). Fine der unzähligen Stellen, wo der
proklische Einfluß handgreiflich ist. Ohne Kaumvermehrung und mit
leichter Mühe hätten die Lemmata, die proklische Begriffe enthalten,
etwa mit einem Stern hervorgehoben werden können. Weitaus die
meisten Wörter des Doddsschen Index erscheinen auch bei Dion. Ar. Am
bezeichnendsten natürlich sind Reihen wiedöexTOC, döiaipcToc, ddldxpiTOC,
döid.XvToc doicurcdTCOc, ddpavrji; dowafila dovva|JOC,' evtreoc, Fvialoc;
rviSpüc) rvi'Co) tvtxöc' £woyovoc, Umav Uoo.-toieco Ucoonoioc, ^(otixöc-
teXeiörn? xeei6(o teXeiooic TeXeiamxdc. xekeowvQyiw teXeoioijpydc,-
(Wiotuoi; onocndlT); wocrrcmxoc. wioaxQ&vwyu vtpeoic,. Dabei ist
zu berücksichtigen, daß die Stoicheiosis nicht wie andere Schriften des
Proklos den Einfluß der Aöyto, der Oractila Chaldaica, und ihrer Kommentare
hervorstechen läßt. Aber gerade solche Schriften des Proklos
haben auf den Areopagiten gewirkt. Mit Xöyxa bezeichnet er Stellen
der Bibel; fteoupyöc. heißt der Verfasser der Oracula Chaldaica Julian,
und fteoupyoc und Ableitungen verzeichnet unser Index 47 mal. Ell)
Wort wie «(pOryxToc, eine Vorstellung wie rxöoxioc, xoXrcoc, für die
Uamxai (oötvrc (336 b) ist chaldäisch (Schriften der Königsb. Gel. Ges.,
geistesw. Kl. 18, 1, S. 13.1 ; zum folgenden S. 29; 20,2; 11 ; 27; 15,7
und 16,1 ; 10). Bei den Chaldäcrn ist die Gleichung tpüic, und jiüp
(sujtuQtov, jrupivov, otcoTupov, jropcöSec,) mit dem Überweltlich-Gei-
stigem heimisch, z.B. 329a; chaldäisch ist auch 0"JUvfW)p toü ftefov
jtupöc 569 a. Bezeichnend ist ein Satz wie 645 b Sott Truyai'u (chal-
däisches Wort) fteOTnc, ö naTrjp, 6 Öe Tt|ooOc xai tö 7tvevia xiq
freoydvou t)e6ti|toc . . ßXaotol fteocpirrot xai oTov avth) xai fctep-
oüma qxÖta, vgl. Proklos de mal. subst. 209,27 Cous." velut flores et
supersubstantialia lumina. Das Problem der Trennung im Göttlichen
hat die Kommentare zu den Logia stark beschäftigt und so vgl. Iudex
s.v. 6i<i.xoioic. besonders 640 d ff., ebenso wie etwa die Vorstellung von
Kanälen, die das Obere nach unten führen (vgl. Index s v. 6/ßxoq,
Suwiop&fieoo) und Ableitungen). Chaldäisch bestimmt ist 6961) die
Rolle der Engel, der fatepx6ou.lOI <(;<'>r«yo>Yi'<u . . . ix xi|^ jravumou
xai Jrnyaiou; dy«f>(')tt|T0i; (Gott), denen (gegeben ist tö gxtpofveiv rv
e«vtuTc Ti|' xpvajtav (das Wort wie xpvKplÖTi|c, häufig, z.B. 645a)
dyai)()T)|xu xai elvat dyyeXouj StoxtQ i%a^ytXxuuiit tfjg üeiuc ovfyi
xai olov (po>Ta (pavd Epin]VEimxd nooßeßA.TIixiva(' ähnlich 724 b
z. B. eoojrrpov . . . dvoudftnov i-v lavxiQ . . . xr')v dyaf>ÖTr|Ta xiq tv
dovroic. oiyfj{. Vgl. Pioklos de philosophia Chald. 4, 17 Jahn et o
Exipai'vov äpor|TÖtE(>ov oTa /.öyo? 6voiid^eT0U, ÖrT npo toü HdyOV
xi|v TÖv Äoyov f)7rooti'|oaoav elvat aiyf|V in Timaeum 3, 222,13 Dieltl
oiaot'XEtai ti|v «atpixtiv oiyi'iv 6 8T|^tovpYix6; Xoyoc' 2, 92,7 vom
göttlichen Geist riiEvrv hl t(t> Rarpuc^ Bud(p xai ev tCi dovTO)
(vgl. 243,7) xatä xi|v i)Ko0pt|iiiova OVffyf, Denn mit myi'i gehört
chaldäisch der fiuOdc zusammen. Tür diesen braucht der Areopagite
(im Anschluß au das 'Xöyiov' Ex. 20,21) yvdcpo?. xry; tteotoyuxg
uuoTi'ioia. heißt es 997 a paradox, xatd röv umipqjcoTOV evxexdXvRTOi
Ti|c xpiKpiopuoToe OVft]i yvö<pov, und ähnlich sonst. Der schon
zitierte Satz von der yvoioic durch dyvtooia (vgl. 1001 a yvö(pc<5 tf]?
dyvtooia?) gehört in diesen Zusammenhang; Porphyrios war der erste
Interpret des Theurgen Julian. Daß Gott dvoeoio; heißen kann bei
Marius Victorinus 1029 d wie bei Dion. Ar. 697 a weist auf das Alter
solcher Übersteigerungen.

Wenn der index auch nicht ausdrücklich solche Überlegungen
unterstützt, dadurch, daß er sie rasch anzustellen ermöglicht
, verdient er den Dank all derer, die der Religion
des ausgehenden Altertums zugewandt sind.

Königsberg, Pr. Willy Theiler

Wif Strand, Albert: Die Wahre Lehre des Kelsos. Lund: C. W.
K. Gleerup 1942. (41 S.) gr. 8" == K. Hum. Vetcnskapssamfuiidets
i Lund Ärsberättclse 1941 — 1942, V. RM 2.30.

Wifstrand gibt sehr wertvolle Beiträge zu dem Alethcs Logoi
des Kelsos, den zuletzt R. Bader 1940 aus der Gegenschrift des
Origene- iin Kähmen des Möglichen wiederhergestellt hat (s. Wifstrand,
ThLZ 1941, 334 f.). Ein Hauptproblem der Rekonstruktion ist die
Partie I I 27, in der Origencs nach eigener Erklärung (I praef. 6)
nur die Hauptpunkte (xffpiftttta) aus den Aufführungen des
Kelsos kurz widerlegt hat; er hatte nämlich anfangs die Absicht,
aus diesen Skizzen eine systematische Darstellung zu gestalten,
aber aus Zeitmangel wechselte er hald die Methode, beließ das Niedergeschriebene
, wie es war, und erledigte fortan die einzelnen
Argumente des Kelsos von vorneherein abschließend in ausführlicherer
, genau dem Original folgender Darlegung. Nun meinen K.