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Ausgabe:

1944

Spalte:

69-71

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Vries, W. de

Titel/Untertitel:

Timotheus II 1944

Rezensent:

Baumstark, Anton

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2. Da die Arbelt. wenn sie überhaupt in absehbarer Zeit
fertig werden sollte, als Gemeinschaftsarbeit durchgeführt
weiden mußte, so hat der Herausgeber die Einzelbeiträge
nicht zerreißen können, ttm eine Zweiteilung des Werkes zu gestalten
, wie es Familienforscher herbeisehnen. Wenn man einen
Stab /von Mitarbeitern hat, muß jeder ein ganz klar umgrenztes
Arbeitsfeld haben. Eine Zweiteilung des Werkes hätte
aber diese Abgrenzung erschwert. 3. Ausschlaggebend aber
war schließlich die Auffassung, daß das Werk in erster
Linie den Pfarrämtern und Kirchengemeinden dienen sollte. Der !
Familienforscher wird sieh an der Hand des Registers, das
für jeden Pastor den Familiennamen, die Anfangsbuchstaben !
der Vornamen, das Jahr der ersten Übernahme seiner Pfarr- |
stelle und die Seitenzahlen bringen wird, auch für seine J
Zwecke schnell das ihn interessierende zusammensuchen
können.

Wieviele Irrtümer einer solchen Arbeit untergelaufen sind,
stellt sich erst allmählich in Jahren heraus. Es ist grundsätz- j
lieh zu bemerken, daß man sich über das freuen muß, was
geboten wird und daß überhaupt dies Buch zu einem so
billigen Preise herausgebracht worden ist. Da die Autorität
des Landeskirchenamtes hinter dem Werk stand, konnte es
nicht vorkommen, was wir in Brandenburg erlebt haben, daß
einige Kirchenkreise alle Anfragen nicht beantworteten und
gleichsam die Abfassung des Werkes sabotierten. Zu den
Eigentümlichkeiten des Hannoverschen Pfarrerbuches gehört es,
daß auf die Literatur der Ortsgeschichte regelmäßig hingewiesen
worden ist. So hatte es schon Kayser in seinen kleinen
Heften gehalten.

Berlin Walter W e n d I a n d

Diehl, Wilhelm, Prälat D. Dr. Dr.. Univ.-Prof.: Hessisches Lehrerbuch
. Im Auftr. d. Hist. Komm. hrsg. T. 3. Darmstadt: Wittich 1942.
(542 S.) er. 8° = Hassia sacra. Bd. 11. RM 10—.

Dies groß angelegte Werk, über dessen Wert und Bedeutung
kein Wort zu verlieren ist, nähert sich seinem Abschluß. Der vorliegende
Band, der 3. Teil des hessischen Lehrerbuches, behandelt
die Schulgeschichte von IM evangelischen oder evangelisch gewesenen
Orten. 155 liegen in der Provinz Rheinhessen, 43 in der Provinz
Starkenburg. Zwei Drittel gehörten zur Kurpfalz und waren
infolgedessen reformierten Bekenntnisses; ein Drittel gehörte 2b,
meist lutherischen Gebieten, zu. 12 Orte reformierten Bekenntnisses
und 4 Orte lutherischen Bekenntnisses wurden im 17. Jahrhundert
wieder katholisch. Die Darstellung erfolgt in gewohnter erprobter
Weise. Der Verfasser geht dem Werden der Schulen bis in ihre
Anfänge nach, berührt dann kurz die Entwicklung, ob lutherische
oder reformierte Schule, zeigt dann die Verschmelzung heider oder
Überleitung in die ev. Konfessionsschule, deren vielfache Umwandlung
in christliche Oemcindeschulen und wiederum teilweise Rückbildung
in Konfessionsschtilen. Vielfach werden falsche Angaben
über die rechtlichen Verhältnisse berichtigt. Der Hauptnachdruck
liegt auf der Mitteilung der Lebensdaten der einzelnen Lehrkräfte.
Welche Fülle von Arbeit das in sich schließt, weiß ein jeder, der
ähnliche Forschungen treiben mußte. Solche Arbeit konnte auch
nur von einem Kenner der gesamten Verhältnisse geleistet werden.
Eine Übersicht über die in den Kompetenzbüchern des Qenerallandes-
archivs zu Karlsruhe 1671, 1684, 1693 aufbewahrten eigenhändigen
Eintragungen Pfälzer Schulmeister, die in Orten wirkten, die
heute zu Hessen-Darmstadt gehören, ist dem Bande vorausgeschickt;
ebenso begrüßt man dankbar das genaue Personenregister. Möge
dem verehrten Verfasser vergönnt sein, auch den Schlußband bald
an die Oeffentlichkeit zu bringen.

Nürnberg K. Schornbaum

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Vries, W. de, S. J.: Timotheus II. (1318- 32) über „Die sieben
Gründe der kirchlichen Geheimnisse". Rom: Pont. Inst. Or. Stud. 1942.
(56 S.) 8° = Orientalia Christiana Periodica. Vol. VIII N. 1—2.
Über „Sakramentenlehre und -spendung" der syrisch-
nestorianischen Kirche hat zuletzt Fr. Heiler, Urkirche und
Ostkirche S. 439/44 zusammenfassend gehandelt. Eine dabei
von ihm mindestens nicht ausdrücklich genannte Quellenschrift
von maßgeblicher Bedeutung, die im Zeitalter letzter Nachblute
eines literarischen Lebens jener Kirche ihren Katholikos
limotheos II. zum Verfasser hatte, war bislange nur durch
eine Inhaltsanalyse bei [. S. Assemani, Bibliotheca Orientalis III
1. S. 572/9 bekannt. Mit der eine Ausgabe und Übersetzung
verdienenden durch die in Sonderdruck vorliegende Untersuchung
wenigstens in vorläufiger Weise vertraut gemacht zu
werden, verdient dankbarste Begrüßung. Nach einleitenden

Ausführungen (S. 40/3), in denen ich auf meine S. 42
Amk. 1 in anderem speziellem Zusammenhang zitierte Geschichte
d. syr. Literatur auch bezüglich ihrer selbst und ihres Verfassers
hingewiesen zu sehen, hätte erwarten dürfen, wird unter
Verweis auf die Folien der einzigen in Europa befindlichen Hs.
Vat. Syr. 151 (vom J. ](>lö) und die folgenden Ausführungen
erneut eine Inhaltsangabe der einzelnen Kapitel und ihrer Unter«
abschnitte geboten. Alsdann gelangt unter Verzicht aut eine
Berücksichtigung ihrer auch liturgiegeschichtlichen Bedeutung
,,der Lehrgehalt der Schrift" zur Darstellung. Eine Skizzierung
ihrer „Christologie" (S. 49 ff.), die sich als eine gemilderte
Form derjenigen Theodors von Mopsuestia erweist, geht dabei
der Entwicklung ihrer „Sakramentenlehre" voran. Bezüglich
der letzteren wird zuerst (S. 51/67) zusammengestellt, was sich
aus Äußerungen des T. „über die Geheimnisse im allgemeinen"
ergibt, und dann (S. 67/89) das von ihm über „die einzelnen
Geheimnisse" Ausgeführte analysiert, zu deren Siebenzahl sich
für ihn die in strengem Sinne so zu nennenden der „Handauf-
legung" der Priester- bzw. der Diakonatsweihe, der Altarweihe
, Taufe und Eucharistie mit den nur metaphorisch
die gleiche Bezeichnung erfahrenden drei Rhen der MÖnchs-
weihe, des Begräbnisses und der kirchlichen Einsegnung der
Ehe bzw. des Verlöbnisses zusammenschließen. Ein Schlußabschnitt
(S. 89/94) erörtert das Problem der Stellung des
T. zu Buße und Firmung, um abschließend die Gesamtheit
der gewonnenen Ergebnisse an der von der abendlandischen
Scholastik erarbeiteten katholischen Sakramentenlehre der Gegenwart
zu messen, von der aus von vornherein alles gesehen
ist.

Eine sehr wesentliche Beeinträchtigung erfährt der dognienge-
schichtliche Wert der Schrift des T. durch die von de V. S. 41 f.
festgestellte Tatsache, daß der offenbar durchaus unselbständig älteres
Material verarbeitende Nestorianer kein Bedenken getragen hat,
solches auch aus dem konfessionell gegnerischen Lager sich zunutze
machend, in weitem Umfang seinen Gegenstand betreffende Ausführungen
des Jakobislen Bar 'FHh)iäjä auszuschreiben. Auf dieses
Abhängigkeitsverhältnis wird in Fußnoten laufend hingewiesen. Vielleicht
wäre es al>er noch besser gewesen, das aus jener Quelle stammende
, also ohne weiteres für eine Feststellung der nestorianischen
,,Sakramentcn"lehre gar nicht in Betracht kommende Gedankengut
aus dem Gesamtgefüge der Darstellung auszuschalten bzw. innerhalb
desselben ihm einen gesonderten Platz anzuweisen. Wie wenig freilich
überhaupt von einer autoritativ feststehenden Lehre bezüglich der
„kirchlichen Geheimnisse" auf nestorianischer Seite die Rede sein
kann, wird hinreichend durch die weitere Tatsache beleuchtet, daß
bei dem nur wenig älteren Metropoliten 'Ab(h)dTiö' bar P,örik(h)ä
von NMbil im Meinrä IV seines im J. 120-7/8 abgefaßten „Buche-; der
Perle über die Wahrheit des Glaubens" (A. Mai, Script. Vet.
Nova Collcctio X S. 029/95. Übers. S. 355/61) eine ganz verschiedene
Siebenzahl solcher an Priestertum, Taufe, Chrisma, McDipfer,
Sündenvergebung, Fermentum oder an dessen Stelle der christlichen
Ehe und dem Kreuzeszeichen erscheint. Dieser Heterogenstes mi»
sehenden Reihe gegenüber macht diejenige des T. den unverkennbaren
Eindruck guter Durchdachtheit. Für das „Geheimnis" zunächst im
strengen Sinne ist ihm offenbar in deutlichem Zusammenhang mit dem
antiken Begriff des Mysterions derjenige einer feierlichen priesler-
lichen W e i h e Handlung maRgeblich, weshalb Weihe von Person
und Ding (Altar) neben der Initiativ christimm der Taufe und der
euebaristischen ennsecratio hierhergezogen werden. Um solche priesterliche
Wcihehandlungen minderer Bedeutung handelt es sich alsdann
auch bei Mönchsweihe und Verlöbniseinsegnung, während die Bube,
weil eines entsprechenden Charakters entbehrend, sich dem Schema
entzog. Wenn dagegen — wohl als eine Weihe des der Erde
zu künftiger Auferstehung zu übergebenden Leichnams empfunden —
der Begrähnisritus demselben eingefügt wurde, so dürfte dafür wohl
das Vorbild des Ps.-Areiopagiten maßgeblich gewesen sein, dessen
Schriften auch auf nestorianischer Seite sich nicht geringen Ansehens
erfreuten. Übernommen wurde das ganze System durch T. zweifellos
aus einer weit älteren Quelle- Bezeichnend dafür ist es, daß ihm im
Gegensatz zu derjenigen des Altars eine feierliche Weihe des
ganzen Kircliengchändes noch fremd gewesen sein muß und ihm folgend
noch T. selbst noch S. 83 die Zeremonien nur des Verlobungs-,
nicht auch diejenigen des augenscheinlich jüngeren Trauungsritus der
„Kr&nung" von Braut und Bräutigam kennt. Einen äußersten Terminus
ante quem stellt somit die Eutsiehungs/eit eines Turfan-Fragmcntes

schon des vollständigen Kirchweiheriiuals ('). bis 10. Jahrh. _ Vgl.

Sachau, Sitzberr. d. Preuß. Akad. d. Wissensch. 1005. S. 904/78) dar'.
Hinfällig dürfte damit auch die von de V. in Übereinstimmung
mit Heiler vertretene Annahme werden, daß die Siebenzahl der „kirchlichen
Qeln i-miisse" bei T. und 'Ab(h)diso- erst auf spätem lateinischem
Einfluß beruhe. Gegen diese fällt dann, so bestechend sie zunächst
erscheinen mag, auch schon das Fehleu jedes sonstigen Anzeichens
eines Einflusses, der bei ihnen abendländische Sakraments-