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Ausgabe:

1944

Spalte:

63-65

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Miller, Athanasius

Titel/Untertitel:

Die Bücher Tobias, Judith und Esther 1944

Rezensent:

Herrmann, Johannes

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63 Theologische Literaturzeitung 1944 Nr, 3/4 6 t

der Märchentypen (I<J10) Nr. 889, oder um seine Wahrhaftigkeit, s. Der wertvollste Abschnitt der Einleitung ist der über

Ä. Wesselski, Märchen des .Wittelalters (1925) Nr. 11 und S. '.»00, die verschiedenen Texte des Buches, ihr Verhältnis und

wie anderwärts um die Treue der Gattin, Aar.ie Nr. 882 (Cymbeline- j jnren Wert, in dem M. darlegt, daß für Übersetzung und

typus). — | Kommentar Sinaiticus und Vetus Latina die Grundlage

Sonst auf einzelnes einzugehen, ist unmöglich. Da es in j m bilden haben Dankenswert ist das reichhaltige Q-

deutscher Sprache kein ähnliches Buch gibt, wäre eine deutsche teraturverzeichnis.. Im übrigen liegt der Wert des Kom-

Ubcrsetzung sehr zu wünschen. mentars ^ sowqM jn ^ wa| der Verf,(Sser jn der

Basel w- Blumg,rUe' | Einleitung über die Probleme des Buches zu sagen hat,
Miller, Dr. Athanasius, O.S.B., Prof. d. Exegese am Anselmianum zu i «lf in dem Kommentar selbst Ähnliches gilt von der
Rom, und Dr. Joh. Schildenberger, O.S.B., Lektor d. Exegese in ; folgenden Übersetzung und Erklärung des Buches Juder
Erzabtei Beuren: Die Bücher Tobias, Judith und Esther. : dith, die ebenfalls von Miller ist. Auch hier wird
Obers, u. erkl. Bonn: Peter Haustein 1940/41. (364 S.) gr. 8° = I zunächst eine ausführliche Einleitung gegeben. Was die
Die Heilige Schrift des Alten Testamentes. Übers, u. erkl. in Ver- ; Geschichtlichkeit anlangt, so verschließt sich Miller zwar
bindung mit Fachgelehrten. Hrsg. v. Dr. Franz Feldmann, Prof. d. j der Tatsache von geschichtlichen, geographischen und
Theologie, und Dr. Heinr. Herkenne, Prof. d. Theologie._ IV..3.Abt. topographischen „Ungenauigkeiten, ja Unmöglichkeiten"
, _, 0 . RM.,2~; fb-RM14-'JÜ i nicht, sucht aber dann doch an der Geschichtlichkeit der
Es mag wundernehmen, daß innerhalb des bekann- Tat Judiths im wesentlichen festzuhalten. Wenn er hielten
Bonner Bibelwerks den drei kleinen Buchern Tobias, j wfe bei Tobit meint, eine Hauptschwierigkeit, in der Frage
Judith und Esther ein so dicker Band gewidmet ist. : der Geschichtlichkeit des Buches volle Klarheit zu erhal-
Aoer man muß bedenken daß auch die deuterokanoni- ten liege in der schlechten Textüberlieferung und im
sehen Stücke des Estherbuchs und die beiden Apo- Mangel eines sicheren Urtextes, so wird damit die
kryphen zum Kanon der lateinischen Bibel der katho- i Problemlage freilich verkannt. Als Zeit für Judiths Tat
»sehen Kirche gehören daß sie steh dort großer Be- mt skh wofür Miller Beweisgründe aufzeigt, die des
Uebtheit erfreuen, und daß ihre Problematik den katho- Artaxerxes III. Ochus wahrscheinlich machen; daß das
hschen Theologen eben wei es kanonische Schriften i Buch ursprünglich hebräisch geschrieben war, hält er für
sind, zu einer• eineehrnden Behandlung; auch undi gerade skher der unbekannte Verfasser hat es in Palästina
m einem nicht bloß für den engen Kreis der Fachgelehr- verfaßt die Zeit der Abfassung bleibt strittig,
ten bestimmten Kommentarwerk verpflichtet. Die drei Der Übersetzung und Erklärung der apokryphen Bö-
Teile sind übrigens einzeln käuflich und hier nur in cher Tobit UIld Judith folgt die des kanonischeil Buches
einem Band zusammengefaßt Esther einschließlich seiner deuterokanonischen Zu-
A. Miller hat seinem Kommentar zu Tobit nicht sätze. Der Verfasser J. Schildenberger, schickt
den Vulgatatext, sondern den griechischen Text des Cod. dem Kommentar eine noch eingehendere Einleitung vor-
Smaiticus nach der bequem zugänglichen Ausgabe von aus die -enem bald an Umfang gleichkommt. Im ersten
A. Rahlfs in der Stuttgarter LXX zugri.ndege.egt. Er Abschnitt untersucht er die textlichen (S. 1 -22), im
macht darauf aufmerksam, daß die textlichen und beson- weiten die geschichtlichen (S. 23 40), im dritten die
ders die textkntischen Fragen aus wirtschaftlichen Grun- theologischen Fragen (S 41-49)

den gegenüber der stofflichen Darstellung zurücktreten | Wlts '„mäd)4, di<f tex*Kchen Probleme anlangt, so kommt der

mußten. Im ganzen steht er dem kleinen Buch außer- Verfasser in sorgsamer Untersuchung zu dem Ergebnis: „Oer her

ordentlich positiv gegenüber. „Das Buch Tobias ist bräteche Text ist die sehr gut erhaltene ureprünffliche Fassung

inhaltlich ein ganz herrliches Werk, und das trotz der der EsthererzäMung, (fc griechischen Texte sind Umformungen davon,

mancherlei literarischen Und textkritischen Schwierigkei- Die griechische Urform als Ganzes ist allein durch die Vetus Latin»

ten. Es ist das prächtigste Familienbuch mit den wert- bezeugt. Die LXX-Fonn der lidss. Ii. S. A. usw. stammt von

vollsten Lehren für Jung und Alt. Der Leser möge sich Lysfcwehi«, etwa aus dem Jahr 50 v. Chr. und ist eine an MT.

darum auch nicht irre machen lassen von manchen Un- raKt.cne Bearbe.tnn« der Urform 0* hAianische Rezension

. , . ., , 11 in i -j_ j c l i »st eine gekürzte Ausgabe der griech. Erzählung, die teilweise der

Sicherheiten und Unvollkominenhetten an der Schale. ,,rkdl Urform mhM< aber auch de,, Einfluß von mt und lxx
Der Inhalt verliert dadurch wesentlich nichts, und wer erfahren hat und sonst nod, überarbeitet ist. Damit rückt VL als
guten Willen Und Glauben hat, kann ihn trotzdem ill Zeuge der griech. Urform an die erste Stelle; doch ist VL Ober-
vollen Zügen genießen." Setzung und hat auch Veränderungen erfahren und ist daher kein
Schon aus diesen Sätzen des Vorworts klingt die stark apo', }- so guter Zeuge für die griech. Urform, wie Lysimachus für die
gelfeche Haltung heraus, die, obwohl der Verfasser keineswegs die lxx-Fonn. B und A sind gute Vertreter der zweiten (umgcarbel-
historisch-kritische Betrachtung abweisen möchte, die Darstellung teten TextgestaW, S ein schlechter der ersten (ursprünglichen)."
wesentlich beherrscht, wozu sich der Verfasser auch gern durch die Hinsichtlich der geschichtlichen Probleme zögert Sch.
kirchlich« Geltung des Büchleins verbunden fühlt. Der Übersetzung nicht, sowohl die literarische Art des griech/ Estherist
eine ausführliche Einleitung vorausgeschickt. Als das Hauptthema buches fas eme freje Umgestaltung der hebräischen
stellt m. Gottes wunderbare Vorsehung um seine Gerechter, heraus; Erzähklne darstellt, sondern auch die des hebräischen
daneben spielt auch die Betatagung der Nächstenliebe insbesondere , f j| Erzah,,ung eineS geschichtlichen Ereignisses"
das AlnioseiTgeiien eine Rolle. Hinsichtlich der Geschichtlichkeit des ," . , , &,v, . , . , _ » ..
Buches spricht sich der Verfasser an, Schluß von mühsame., Darlcgun- ™ bezeichnen; das Wesentliche beider Fassungen, die
gen wenig befriedigend dahin aus: „Es ist gar kein zwingender Orund : Rettung des Judenvolkes (aber nicht notwendig des ganvorbanden
, einen geschichtlichen Kern in den wesentlichen Teilen | zen Volkes!) aus einer Gefahr, in die es wegen seiner
unserer Erzählung zu bestreiten. Auf der andern Seite zeigt die religiösen Eigenart gekommen ist, durch den Einsatz der
zwar schlichte, aber doch wieder recht ausholende und ins kleinliche beiden Hauptheldetl der Erzählung, und damit auch
gehende orientalische Erzählungsart, die Wiederholungen und selbst | m Buch geoebeue Entstehungsgeschichte des Purim-
scl.ehibare Widersprüche nicht scheut und aus ihrer Absicht zu be- f t hä|t j geschichtlichen Kern fest, der allerlehren
keineu Hehl macht, daß Tobias kein Geschichtsbuch im ,. , , J? . „„„j.„Uo4- „,„^i„„ ' • . ■•
strengen Sinne ist. Es ist das zugleich ei., deutlicher Wink, i„ der ! dmgs durchaus frei gemalte worden sein möge.
Bewertung unseres Buches sich mehr um den Inhalt als solchen, als 'n interessanter Weise sucht 5>Cfl. darzutlin, Wie die
um kleinliche, unfruchtbare Kritik einzelner Erzählirogsmotive zu Zwecksetzung des Verfassers des hebr. hstherbitches
kümmern". Mit solchen Sätzen ist freilich nicht viel anzufangen. anders als die des Verfassers des griech. ist und warum
Was weiter das Verhältnis zu außerhiblisclier Literatur anlangt, so der letztere die ZwCcksetz.UHg verändert hat. Der Verhalt
Miller für die Beziehung zur Erzählung vom dankbaren Toten fasser des griech. EstherbuctlS hat sein Werk etwa Ulli
kaum etwas übrig und auch die zum Archikar-Roman, die er im- 1(J0 v Qlr llnfi zwar am wahrscheinlichsten in Ägypten
inerhin beachtlicher findet, stellt er al« unerheblich dar. Ein semi- : geschrieben der des hebr. in der Makkabäerzeit auf
tisches (hebräisches oder aramäisches) Original des Buches hält • % Grundlage der aus Persien stammenden Überlieferun-

er für so gut wie sicher. Der unbekannte Verfasser habe in Pala- ,. . __,___ •„_ .„„. c ... , » , .

stina oder i„ der östlichen Diaspora geschrieben, wahrscheinlich sei gen, die offenbar schon eine feste Erzahlungstorm hat-

das erstcre, und zwar in unmittelbar vormakkabäischer Zeit. Den I ten und die er aus dem Geist und der Not seiner Zeit

literarischen Wert und den besonderen Lehrgehalt des Buches schätzt heraus gestaltet. — Im dritten Teil der Einleitung be-

der Verfasser sehr hoch ein. schäftigt den Verfasser u. a. das „profane Äußere"