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Ausgabe: | 1944 |
Spalte: | 49-58 |
Autor/Hrsg.: | Fendt, Leonhard |
Titel/Untertitel: | Zum Problem "Praktische Exegese" 1944 |
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JHonatefcbnft für öns gefamte (Bebtet Der Cl^eologte unö KeltgtonstottTenfc^aft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
©cretntgt mit t>tm Cfycologffdb,en ItUraturbiatt
Unter Mi t wirkuug von Prof. Dr. Gustav M e n s c h i n g, Bonn, und Prof. D.ErnstSommerlatli. Leipzig
herausgegeben von Lic. habil. Kurt Aland, Berlin
Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic. Erwin Steinborn, Berlin
Jährlich 12 Nummern — Bezugspreis halbjährlich RM 11.25; mit Bibliographie halbjährlich RM 22.50
J. C. H INR ICHS VERLAG/LEIPZIG
NUMMER 3/4 69. JAHRGANG MÄRZ/APRIL 1944
Spalte
Zum Problem „Praktische Exegese".
Von Leonhard Fendt............ 49
Brach mann: Glaube u.üeschichte(Köhler) 59
Cartellieri: Der Vorrang des Papsttums
zur Zeit der ersten Kreuzzüge. 1095-1150
(Dörries).................. 73
van den Daele: Indices Pseudo-Diony-
siani (Theiler)............... 71
D i e h 1: Hessisches Lchrerbuch (Schornbaum) 69
Festsknft utgiven av teologiska fakulteten i
Uppsala. 1941 (Haenclien)........ 82
Q osl i n ga : Dr. Karl Oützlaff en lict Neder-
landsche Protestantisme in het midden der
vorige eeuw (Hermann).......... 92
Höffner: Wirtschaftsethik u. Monopole im
fünfzehnten u. sechzehnten Jahrh. (Köhler) 78
Hörus Apollo: Hieroglyphica (Herter) . 61
Jahresheftd. Deutschen Evangelischen Kirchengemeinden
der iberischen Halbinsel (Heckel) 84
Juntke: Die Wiegendnicke der Domstiftsbibliotheken
zu Merseburg und Naumburg
(Lerche)............... 66
Laun: Der Satz vom Grunde (Jelke) ... 90
Spalte
L i n d b 1 o ni: Boken om Job och hans Lidande
(Baumgartner)............... 62
L o g s t r u p: Den erkendclsesteoretiske Konflikt
mellem den transcendental-filosofiske
Idealisme og Teologien (Haenchen) ... 91
Martinetti: Gesu Cristo ad il Cristia-
nesimo (Platzhoff-Lejeune) ........ 91
Maurer: Die biblische Symbolik im Werke
Paul Claudels (Knevels).......... 85
Miller u. Schilden berger: Die Bücher
Tobias, Judith und Esther (Herrmann) . 63
Neu berg: Das neue Weltbild der Physik I
(Eisenhuth)................. 87
— Das Weltbild der Biologie (Ders.). . . .1
Nuntiaturberichte aus Deutschland (Köhler). 80
Panzrain: Geschichtliche Grundlagen der
ältesten schles. Pfarrorganisation (Eberlein) 76
Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers u.
Schaumburg-Lippes seit der Reformation
(Wendland)................. 68
Peil: Werkbuch der kathol. Religion (Jelke) 81
Pitsch: Das Bischofsideal des hl. Bernhard
von Clairvaux (Heussi).......... 77
Spalte
Schmidt: Finlands kyrka genom tiderna
(Haenchen)................. 83
Schweizer Missionare in aller Welt (Schlunk) 93
Söhn gen: Symbol und Wirklichkeit im
Kultmysterium (Fendt)........... 84
Sladek: Gott und Welt (Geyer)...... 89
Steiger: Geschichte der Stadt Augsburg
(Schornbaum) ............... 67
Tr oberg: Kritik der Grundwissenschaft Johannes
Rehmkes (Jelke).......... 90
VI« fäders bibel 1541 - 1941 (Pleijel) . . . 83
Vermaseren: De Katholieke Ncderland-
sche Geschiedschrijving in de XVIe en
XVIIe Eeuw over den Opstand (Köhler) . 65
Vries: Timotheus 11. (Baumstark)..... 69
Wietn: Das englische Schrifttum in Deutschland
von 1518—1600 (Wolf)....... 77
WifStrand: Die Wahre Lehre des Kelsos
(Hertel)................... 72
Zubillaga: La Florida (Staehelin) .... 79
Zeitschriftenschau............... 93
Zum Problem „Praktische Exegese"
Von Leonhard Fendt, Berlin
Übertrieben ausgedrückt: die moderne protestantische Ver- j sehen Verkündiger zutiefst darum, daß der Hl. Geist mit ge-
kündigung will nicht wahr haben, daß die Bibel ein Buch ist : schichtlichen Mitteln wirkt. Aber sie sind der zusätzlichen
und daß die Väter die Verkündigung an dieses Buch banden! j Überzeugung, daß dem Bibelbuch, als einer geschichtlichen Er-
Denn ein Buch gehört nun einmal der Buchwissenschaft an, j scheinung, der Pneumatiker im Sinne des Hl. Geistes und die
der wissenschaftlichen Exegese, und je wichtiger das Buch, i pneumatische Auslegung den Inhalt besser abschöpfe als jede
umso stärker die Forderung wissenschaftlicher Exegese. Also ; historische Exegese - denn das Bibelbuch als geschichtliche
auch Verkündigung erst nach wissenschaftlicher Exegese! Diese Erscheinung sei ja hier das Mittel des Hl. Geistes. Indes macht
Forderung aber klingt in den Ohren der fortschrittlichsten man auf diese Weise die These wieder zunichte, daß der Hl
Verküiidiger wie der Schall einer zerbrochenen Trompete, übel. Geist mit geschichtlichen Mitteln wirke — denn man bear-
Die Verkündigung soll frei werden von der Professoren- : beitet ja hier das geschichtliche Mittel „Bibel" nicht mit der
Marotte „wissenschaftliche Exegese" und soll prophetisch, von , „geschichtlichen" Methode, sondern gleich mit der „pneuma-
der Bibel her der Bibel kongenial geworden, oder doch prak- j tischen"! Vielmehr muß die Bibel als geschichtliche" Erschei-
üsch, an der Bibel zur praxis pietatis erwacht, von Seiten der nung der „historischen" Exegese ausgesetzt werden — und
Frömmigkeit her der Bibel nahen, und nicht von Seiten der ; dann kommt der Pneumatiker über das durch die Wissenschaft
Wissenschaft her. Und genau das sei dann „theologische" i liehe Exegese Erarbeitete (nicht einfach über die Bibel als
Exegese — während die wissenschaftliche Exegese der Profes- , solche) und wendet dieses Erarbeitete pneumatisch als Wort
soren nicht theologisch, sondern philologisch-historisch, also Gottes, Stimme der Ewigkeit, Mittel des Hl. Geistes auf uns
opus alienum sei. Nennen wir dieses Anliegen der Verkun- j an. Es sind also zwei Tätigkeiten, die nicht vermengt werden
digung das pneumatische Anliegen, so kann nicht geleugnet können: wissenschaftliche Exegese und pneumatische Anwen-
werden, daß die Verkündigung entweder pneumatisch ist oder durig. Und wenn auch die Verkündigung; von der pnenma-
'hr Werk verfehlt. Dennoch ist die Bibel ein Buch, und : tischen Anwendung lebt, so gerade von der Anwendung des
«in Buch gehört der Buchwissenschaft an! Sagt man etwa: wissenschaftlich exegesierten Bibelinhalts. Natürlich kann ein
■ •Aber die Bibel ist ein besonderes Buch", so verschiebt man , und derselbe Mann beides tun, aber dann wirklich beides nicht
nur das Problem, man löst es aber nicht. Exegese ist Wis- | ein quid pro quo; und eines nach dem andern. (Die tech
senschaft, und Wissenschaft ist weltlich („pneumatisch" nur ! nische Arbeitsteilung: hier die Fxegeten, dort die Verkündiger
im Sinne des Menschengeistes; hingegen Verkündigung ist , hat sich erprob!; aber wie der Verkündiger auf den Exe^eten
geistlich (pneumatisch im Sinne des Hl. Geistes). Die geist- | verwiesen ist. so auch der Exeget auf den Verkündiger -2 die
liehe Verkündigung glaubt sich im Namen des Hl. Geistes da- heutige Antipathie der Verkündiger gegen die Wissenschaft-
gegen wehren zu müssen, daß sie, weil sie an das Bibelbuch liehen Fxegeten kommt ja zum Teil davon, daß der wissen-
gebimden ist, an die wissenschaftliche Exegese, also an ein schaftliche Exeget allzuoft und allzulang den Verküiidiger
Weltliches, gebunden sei. Nun wissen unsere modernen lutheri- I als einen Pfuscher in der Exegese ansah, verachtete, ignorierte
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