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Ausgabe:

1944

Spalte:

34-35

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Scharl, Eusebius

Titel/Untertitel:

Freiheit und Gesetz 1944

Rezensent:

Mulert, Hermann

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34

itfcch und ergreifend tritt der Beter vor uns hin (S. 217 ff.), ! Magnussen, Rlkard: Del saerlige Kors. F.fterskrift til Bogen:

der „an dem ' Paternoster sorgte wie ein Kind" (S. 237), der am Sören Kierkegaard set udefra. Kopenhagen: Ejnar Munksgaard.

Zurückprallen seiner Qebete das kommende Urteil ahnt (S- 241) (213 S.) gr. 8°.

und zugleich weiß, daß es zu seinen Lebzeiten noch nicht kommen Der dänische Bildhauer, und Verfasser Rikard Magnussen
wird (S. 246); ebenso eindrucksvoll der Mensch, der „außerhalb führt das Thema weiter, das er in seinem Buch „Sören Kierke-
seincs Amtes" für den Papst betet, der dem sterbenden Tetzal gaard set udefra" behandelt hat, nämlich inwiefern die köreinen
Trostbrief schreibt. Besonders glücklich ist die Darstellung ; perlichen Eigentümlichkeiten Kierkegaards seine seelischen
der Schöpfungstheologie. Wir sehen, wie Luthers tiefe Oedanken Eigentümlichkeiten beeinflußt haben. In seinem ersten Buch

— die Kreaturen, Gleichnisse und Wunder, Spiegel Gottes, Erweise meint der Vf. den Beweis dafür gegeben zu haben, daß Kierke-
Seiner Oüte wie auch des allgemeinen Weltverdcrbens (S- 270 ff.) guard nicht nur klein und mager war mit zart gebauten Beinen

— aus der Freude und Dankbarkeit und aus der Liebe zu den Krea- sondern auch etwas buckelig. Nun versucht er in seinem
turen (284 ff.) erwachsen: „Omnes creaturas impieimus, sicat affec- neuen Buch zu zeigen, daß besonders diese letzte lrftrrun-11/.h«

neuen Buch zu zeigen daß besonders diese letzte körperliche
Ddormitat ihn seelisch stark beeinflußt hat, ja er meint, daß
".de,r,. fai.' im Fleisch", von dem Kierkegaard spricht tat-

Turnus in corde . (S. w Luthers Beten geben

Em/elne Bemeita»««i *» v«£ eitie xYu bedeutsame Wen- sächlich dieser Buckel war. Er sucht die Beweise zunächst in
zu Frag» Aniau. c ■ Frömmigkeit, daß Luther Äußerungen von Kierkegaard selbst, besonders wo er den

dung ^ der Oe clnch f^/X „in" Anbetung stellt; es ist , buckeligen Qlostcr (Richard III) erwähnt, und dann in der
eben 7er gründ en de IL tischen prophetischem und , Literatur überhaupt wo die Buckeligen auftreten z. B. Leo-
eben der P™™'^ M damit das Wescn der An- pardi. Man erhalt sozusagen eine ganze Psychologie der
hSZ: War gesehen? Verkennt Verf. nicht dle^ScItattorij^ und ! buckeligen in diesem Buch eine Psychologie die nicht uniu-
nerimg warnt kc .„.,„„„ „„hw Dasselbe Urtei liegt zu- ! eressant ist. Andere Kierkegaardsforsehcr, Helberg, Geismar,
Oottesliebe, d,e ^J^^^^-^STj^r Olaube ist für I Schouboe, haben ja oft hervorgehoben, daß die körperlichen
gründe we"" e ™*r" .. , . paust,"die Christus packt, Schwachheiten Kierkegaards einen seelischen Einfluß ausgeübt
Luther nichtr H'"^, ondern ^Vigkek«. (S. 139). j haben, Magnussen meint aber, daß diese Forscher nicht tief
Mt dam« ncht' der Kompaß ausdrücklich auf den Menschen «nrichtet ; ßcnijK in seine Seele geblickt haben, sonst hätten sie den
j / ! hftr teil der das Luthertum weithin prägen und > Einfluß des Buckels entdeckt,
i der riliS W d« „religiösen Bedürfnissen" enden ! Trotz aller Mühe, die der Vf. sich gibt, um seinen Haupt-
verueroen ^ j„ ' Anbetung-: und Hingabc Werte, die wir ! satz zu beweisen, steht der Leser doch zweifelnd. Zunächst ist
" kirewinnen müssen' Hatte hier nicht stärker auf das leiden- es fraglich, ob der Buckel für andere so auffällig und für
^h'-Iniuin. Hingen de- Augii-tinennönehes um reine OotteäMehe i Kierkegaard selbst so seelisch ergreifend gewesen ist, wie
w w„ werde,! müssen' < ■ ■ '< Magnussen meint. Entscheidend ist aber etwas anderes. Der

hmgewiesm wenten---- 7* /< H Echternach ! ..Pfahl im Fleisch", von dem Kierkegaard redet, ist mit Schuld

ptolp i und Sünde verbunden, wie er ausdrücklich sagt. Man könnte

deshalb wie einige Forscher an Sexualverirrungen denken. Das
ist aber, obwohl weit mehr wahrscheinlich als die Hypothese
Magnussens, nur Mutmaßung. Überhaupt ist ein Kierkegaardleser
allmählich müde geworden von den verschiedenen, eigentlich
recht naiven Konstruktionen, die von gewissen Kierkegaard-
forscheru unternommen werden. Kierkegaard würde lächeln,
wenn er lesen könnte, was diese Forscher meinen hinter seinen
genialen Erzählungen, Gleichnissen und Betrachtungen finden
zu können.

Kopenhagen Alfred Th. Jörgenseil

Scharl, Johann: Freiheit und Gesetz. Die theo!. Beffründg. d.
Christi. Sittlichkeit in-'d. Moraltheol. Johann Bapt. Hirschers. Diss
Freiburg-Br. 1941. (83 S.) 8°.

Hirscher, Professor in Tübingen und Freiburg i. B.

SfiSV o-phnrt in Ho,,.-o„:---- i_It_fi

Franz, Friedrich: Magister Arnold Bierstedt, ein theologischer
Schriftsteller aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. Theolog. Diss.
Halle 1940. (113 S.) 8°.
Das umsichtig und mit Liebe gezeichnete Bild eines
frommen gelehrten Humanisten aus Melanchthons Schule,
der als Schulmann und Bürgermeister seine altmärkische Kleinstadt
geistig-theologisch erzieht, ist kirchen- und kulturgeschichtlich
reizvoll. Es fehlt auch nicht ganz der dogmengeschichtliche
Ertrag: mit der Wendung zur Orthodoxie verbindet
sieh, aus innerer Nötigung, die Verlebendigung einer etwas
bernhardinisch gefärbten Christusinnigkeit, der das Rankenwerk
eines harmlosen Gelehrtcn-Neuplatonismus keine ernstliche
Gefahr werden kann.

Geilenkirchen b. Aachen H. E. Weber

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

ner
se
Als
Ka-

Böhme, Jacob: Sämtliche Schriften. Faks.-Neudruck d. Ausg. v.

1730 in 11 Bd. hrsg. v. August Faust. Bd. II: Beschreibung der

Drey Principien Göttliches Wesens. Stuttgart

30 u. 496 S. 8°. Subskr
Die Ausgabe von Böhmes Werken
ihre Zeit treffliche Leistung, die wir haben. So ist eine neut.
modernen Ansprüchen der geschichtlichen Würdigung und der
Sprachgestaltung entsprechende Ausgabe s?it langem ein dringendes
Bedürfnis. Nachdem Jahrhunderte hindurch die Grundlagen
dafür fehlten, ist die Voraussetzung dazu durch die großartigen
Funde Werner Buddeckes geschaffen worden. Ein
großer Teil von Böhmes Autographen ist uns durch ihn wiedergeschenkt
und das ganze Material der Handschriften und .

Drucke vorbildlich bibliographisch gesichtet worden (Hainberg- i ^»0^^ uT' Ahcr
Schriften H. 1 ... H. 5 Göttingen 1934 und 1937, vgl. dazu ! KS ^'2 ^
meine Besprechung Oött. Gel. Anzeigen 200. 1938. S. 492 ff.). S S,aV un er em f „f. ,« h" Rck1T Oot,es hat dort

Da aber bis zur Durchführung der von Buddecke zu erhoffen- ! Jg^J^ljTaSftJX Ii . cva)n?c,Klhcn *****
den Ausgabe noch ein guter Weg zurückzulegen und die ältere ; JeeJ' ZkZ * Qua "TÄ R,i i . "ur noch

Ausgabe sehen ist, darf man es dankbar begrüßen daß der | Ä'^aSST JBflJPSl ZhlnT u £ t
£5? JfrSf?• f Anregung von August Fans sich zu , UnWum« gehören, der ihm damals oft SU.SS «rnt
Onem^Fakslmlle-Abdruck der Ausgabe von 1730 entschlossen j ^tischen Theolorren mm sw.u~~.~iJ« ...... ,, u"rt. "Cl" cvan"

uogiapucu ucs ersten K,a
pitels gedruckt, das von der theologischen Lage handelt.
ia. u: nesenremung aer j wie sie in H.'s Jugend bestand. Diese §§ gelten H.'s theologi-
rt: Fr. Frommann 1942. schein Bildungsgang, dem Kampf gegen die Spätscholastik, dem
-Pr. RM"6.90; geb. 8.90. I Einfluß der Aufklärung und den Anfängen eines ,.theologischen
von 1730, eine für 1 Neubaus auf dem Boden der Offenbarungsquellen''. Wie H.

sich später über das Verhältnis von Gesetz und Freiheit
ausgesprochen hat, das eigentliche Thema des Buchs, wird in
diesen §§ höchstens angedeutet.

S. 79 heißt es: ,,In der Liebe, diesem Concrctuni von Freiheit
und Qesetz, gewann auch die Sittlichkeit wiederum eine echte innere
Dynamik und Würde nach einer Zeit der Verzweckung des Sittlichen
zu einem bloßen Mittel für das Glück und der Veräußerlichung
hrcr Würde zu einet bloßen Form der Bildun?." AW ■

hat. Der zuerst erschienene 2. Band ist technisch ausgeze.ch
net gelungen. In seiner Einleitung gibt Faust einen knappen,
sachlichen überblick über die Entstehung der Schrift Von
den drei Prinzipien". (Seine Vermutung, daß Böhme durch
seine Beziehungen nach Prag Kenntnis von dem Gegensatz
zwischen Brahe und Kepler erhalten habe, scheint mir Böhmes
astronomische Bildung und das öffentliche Wissen um diese
Fragen zu überschätzen). Möchte der Abdruck vielen die schöne
alte Ausgabe liebmachen und die Böhmestudien beleben!

.......pw VlVIll CVi

gelischen Theologen aus Schleiermachers Reden bekannt ist; hier
wäre die Linie zu Hemstcrhuis hin zu ziehen. Die Einwirkung
evangelischer Theologen und idealistischer Philosophie auf katholische
Theologen war damals stark; bei H. begegnen wir namentlich
dem Heidelberger Theologen und Pidngogen Schwarz, einem
Freund Siblcierniachers. Und wenn die Liebe als Prinzip der
Ethik hinbestellt und dadurch der leicht kalten Kasuistik entgegengewirkt
wird, so wird solch sachliches Mittel dazu, daß beide Konfessionen
einander besser verstehen lernen, heute wie zu H.'s Zeit wich

""^"^ neoniacnen und nie Honmestiuneii neienen: tieer und besser sein ah K __im ■ 7 "l'rr .

, . . U«CI """ nlS;-ir sein, ais es kircbenpolitiscli begründete An-

■-"l"'*» Heinrich B o r n k a m in näherenTsversuche wären.