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Ausgabe:

1944

Spalte:

26-27

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Blankert, Samuel

Titel/Untertitel:

Seneca (epist. 90) over natuur en cultuur en Posidonius als zijn bron 1944

Rezensent:

Dibelius, Martin

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■25 Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 1/2 26

Schaeder, Hans Heinr.: Das persische Weltreich. Mit 1 Ktc. j scher Schrift, d.h. ta aramäischer Version gWnnM wurden,

Breslau- Korn 1941 (30 S ) 8" RM 1 —. ; Uie letztere machte das auf königlichen Ikfehl aufgezeichnete ägyp-

r j r- , ,', . .. 1 c • j • u wiiwJ~.a_lTnWrdtat 1 tische Landrecht allen Anvtsstcllen im Reich zuganglich, die in die

In der Fol« „Vor rage ^.fj^^ÄÄffiff L^e konnten, sich damit zu befassen. Wenn mehrere Jahr-

zu Breslau im Kriegswinter 1940/41 ' ist.die erwe tei tc'Nieder- ^ ^ ^

schnft eines Vor rags von Hans Hdnrich St^tr^.»DJl das „Oesetz des Mose" (Schaeder hat kein Bedenken, darin den

■persische Weltreich" erschienen eineMWV« ; Partateueh zu sehen) ah Oesetzbuch für die jüdische Gemeinde mit

S?tf1Äd" Tr^sSn'gnaS' der Pefser Vogach, des Königs Artaxerxes I. proklamiere und a,so die damit

. - » . ... . sS .... ii .1_____i__1___ .. .; . ; C/,Unn/lnr J in

zum altorientalischen Weltreichsgedanken zeigt Schaeder die

erfolgende förmliche Begründung dieser Gemeinde ein Akt der persischen
Religionspolitik war, so ist es Schaeder unzweifelhaft, daß

Voraussetzungen und Ziele der persischen Reichsgründung auf, ^«f« Kongionspoutnc war, so in es »enaeder unzweifelhaft, daß
SS die Gr "dztfge der persischen Verwaltung und Kul- ™cllt. e.rst d'c Verkundung, sondern schon die Kodifizierung des
tur ölik und stellt schließlich die Vorzeichen und inneren ™chen Gesetzes auf Veranlassung der persischen Rc.chsregierung
Ursachen des raschen Verfalls des persischen Weltreichs dar. ! ^uckgeh - auf dieselbe InKtathre des Königs Dare.os, die auch
Mandl«S «^heintVon erstaunlicher Aktualität. Für den Theo- ; das ägyptische Rechtsbuch hervorrief. Und wenn zum dritten die
logen Stad die Äußerungen Schäders zur Religionspolitik der : Magter den Priestern der übrigen im Reiche vertretenen Religionen
Achäme den.besonders bedeutsam. grundsätzlich gleichgestellt waren, so ,st nach Schaeders Meinung

ntiiaim-niuii. ^v. _ , . I nicht nur anzunehmen, daß auch sie zur Kodifikation eines Rechts-

Schaeder geht bei seinen Ausführungen dazu von der Beobach- ; buchej veraniaßt wurden, sondern er zweifelt auch nicht daran,
tung aus, daß keine der Maßnahmen der achämenidischen Regierung , daß wjr dlue] Rechtsbuch noch besitzen: es ist das Videvdat (Ven-
in neuerer Zeit stärkeres und einhelligeres Lob geerntet habe als ihre , ^ Awesta (v g 22_26 ^ Vort v

Religionspolitik, deren Toleranz«_ den abendländischen KritirrUbera- . zurückblickend auf die Religionspolitik der ersten

Umm dem 18 Jahrhundert immer aufs "eue entzückt W nn Aclläm£n,id formulieti Schaeder das Ergebnis scharf so, daß d e,"
man dann den duldsamen Oda* Zarathustras lebendig zu finden . ,ht Ehrfurcht entsprang, aus der Scheu vor Menschen denen
elaubte so we st dem gegenüber Schaeder scharf darauf hm, daß j .... ! . , .,, ., J*™™

Zarahu'stra in Sache? des wahren Olaubens keinerlei Duldsamkeit ! !hr, c ^8 sondern aus politischer Absicht. Ihr e.gent-

k4u w!t nicht für ihn ist, der ist wider ihn; er läßt, seitdem Mdf Absmncn, sagt er, war es, die fremden Untertanen von Staat
i.r die Macht eine" fürstlichen Gönners zur Seite steht, nur die > und Leben abzulenken ihnen im Besitz Ihrer Gottes

wThl zwischen Belehrung und Vernichtung. Und was die ersten i *■"*" und ■*«*■ de» Ve™d,t •«* d'f P°L^chc Führung sch«nack-
I Le, de "ngere. vor allem Dareios, für dessen Stellungnahme "aft zu machen, die allein den. Persertum gehören sol le Schaeder
zu Tn religiösen Angelegenheiten seiner Untertanen eine Menge von I darauf hin mit welch umfassender weltgeschichtlicher WÜV

Zeugnissen überliefert irt. so, habe man sich davor zu hüten, ■ kun« diese Absicht gelungen ist Die zwei Jahrhunderte des Per-
fhre eligionspolitischen Verfügungen und Handlungen unmittelbar ! serfrieden sind die Ze,t, in der die Volker Vorderasiens, soweit nicht
aus ihrer persönlichen religiösen Gesinnung herzuleiten _ als ob d™ vorher Assyrer und Chaldacr ihr nationales Dasein vernichtet
diese faßbar wäre. Oleich andern fremden Eroberern, die nach ha ten> Abtchkd vom staatlichen und völkisch bewußten Dasein
Vorderasien kamen, hätten auch die Perser wesentlich geringere ; »e^n und ihre Zuflucht ,,, der Rebg.on suchen, die sich jetzt
religiöse Interessen mitgebracht, als sie dort vorfanden. Sie kamen j ■£ der Volksrcligion zur Gemeinde- und Indivina re .gion wandelt,
im Zeichen politischen Machtgewinn,, nicht religiöser Werbung. "JW Wandel der an, deutlichsten an der Entwicklung der jüdiner
unübersehbaren Mannigfaltigkeit und Lebendigkeit der Bekennt- | 1 Gemeinde zu beobachten ist, gewinnt1 in hellenistischer Zeit
nisse und Kulte und der zugehörigen Oemeinschaftsbildungcn im j dttreh das .Eindringe» griechischer Eth.k Rehg.onsph, osophie und
vordem Orient standen sie zunächst einigermaßen ratlos gegenüber, l Mystcnenfronim.gke.t in den Orient neue Antriebe und führt schliefl-
schwankend zwischen Respekt, Neugier und Ironie. Aber zweierlei ! ^icl'' *" ^a'ienvollen anderthalb Jahrhunderten zwischen dem

begriffen sie, lange bevor sie etwas von dem Innern Sinn der Olau- ! g«g d" R!'mc'r ubw de" Seleunden Antiochos III. und Oktavians
ausformen verstanden, auf die sie stießen: den überragenden Wert, 1 SlcS über Antonius, zu der allgemeinen Verzweiflung am Dasein,
den jedes der besiegten Völker seinen Gölten, und ihrem Dienste I " d*r s'ch ,^nd"!c 1 d,,e ruh»Kc. «nächtige Stimme des Evangeliums
beimaß, und die damit gegebenen unberechenbaren Vorteile, die das [ erhcb*- »"eiche dieser Oedanken sind nach Schaeder die verEingehen
auf diese Haltung der Unterworfenen in politischer Hin- ' *"Bflen Z"P spatjüdischen und - was die eschatologische Aussicht
ernten mußte. In dem Verhalten des Kyros gegenüber den rlchtu"K anbetrifft - der urchristlichen Religion nicht auf Entleh-
hafoylonischen Priestern und den Juden sieht Schaeder den Beweis i nu"2 aus ,ran ^rückzuführen, sondern auf parallele Entwicklung in-
dafür, daß schon er eine klare Vorstellung davon hatte, wie es ! ™KC des gemeinsamen Schicksals der Entfremdung der Religion
vor allem darauf ankomme, die religiösen Führer der Untertanenvölker j von Vo,)< u,,d Staat. Iran «nd Palästina. (Vgl. S. 33-34).
zu gewinnen und auf ihre Wünsche einzugehen, um die persische ; Mlt diesem Bericht muß es hier sein Bewenden haben; er hat
Herrschaft zu sichern. Auch Kambyses hielt nach der Eroberung i "o1'' P^Wt daß es sich lohnt, Schaeders Vortrag zu lesen!
Ägyptens dort zunächst denselben Kurs inne; daß er das Juden- ; Olingens sagt er in einer Anmerkung, daß er eine eingehende Dar-
tum in Ägypten schonte, hat Ulm die Oemeinde von Elephantine 1 Stellung der Religion und Religionspolitik der Achämeiiidcu an an-
noch nach über hundert Jahren ausdrücklich bescheinigt. Der Vollen- ! derer Stelle zu geben haben werde und daher hier auf Einzelnach-
der der achämenidischen Religionspolitik aber war Dareios. Wenn ' wehM verzichte.

er die Fortführung und Vollendung des Tempels zu Jerusalem gegen | Münster (Westf.) Johannes Her, in a n n

die Bedenken der Provinzi.albehörden, unter Bezugnahme auf Kyros' j
Vorgang, anordnete, so weist Schaeder darauf hin, daß derselbe

Kyros dem Apollonheiligtifm zu Ma-nesia am Mäander die gleiche KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Ehrerbietung erwies wie den Tempeln zu Sais und Babylon, daß er -——-——---

den Magiern in Iran dieselbe Stellung verlieh wie den örtlichen ,j, a n U e rt, Dr. a : Seneca (Eplst. 90) Over Natuur en Cultuur
Pnesterschaften ,„ den eroberten Landern. en posidonius als zijn ^r^n. Al lstmhm ; H J Paris 1941

Aber m der öffentlichen Anerkennung und materiellen Forderung ...... c . ____ ' J, j o v _

... n u-i • r> . , . , . , .. .. . (.VI 11, zJ7 S.) Anhang: 1 ekst Fn. OD (14 S.1 BT. 8 . f 4 W

der verschiedenen Religionen seines Reiches hat sich die Rehgions- ' r. i.3ir.

poldtik des Dareios noch nicht erschöpft. Schaeder knüpft an die -Senecas 90. hpistel ist jenes bedeutungsvolle Dokument, in
merkwürdige Beobachtung, daß wir keinerlei Oberlieferung von einem c em dle technische Entwicklung der Menschheit behandelt und
nMpersischen Rechtsbuch haben, obwohl das Vorhandensein eines °a Ursprung der Technik in der Philosophie (gegen Posei-
solchen gerade unter den Achämemden erwartet werden müßte, donios) abgelehnt wird, in dem der Autor aber die Unter-
sehr interessante Ausführungen an. Wenn man bedenke, daß Recht j suchung unterbricht, einmal zugunsten des Lobes der Philo-
und Relii-rion zu jeder Zeit noch unlösbar verbunden waren, so müsse sophie, dann zwecks Verherrlichung des Goldenen Zeitalters,
man angesichts des Grundsatzes der achämenidischen Politik, jeder Bei Gelegenheit erfährt man Wissenswertes über die Zivilisation
Religionsgemeinschaft die Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheiten und den Luxus der Kaiserzeit. Die vorliegende „proefschrift"
zu überlassen, zu dem Schluß kommen, daß es ein allgemeines ; g>"t eine 1 extgcstaltung (praktischer Weise in einem Sonder-
Reichsgesetzbuch unter den Achämeniden gar nicht gehen konnte, i neft), einc Übersetzung, einen Kommentar und als die Haupt-
«aß es dafür aber offizielle Gesetzbücher der verschiedenen staatlichen Sache eine Zeile für Zeile durchgeführte und mit allerlei Exanerkannten
Religionsgemeinschaften geben mußte. Hierfür bringt j Kursen gestützte Untersuchung der Frage, wo in den Gedanken
Schaeder Beweismaterfal Nach einem ägyptischen Papyrusfragment des Briefes Einfluß, ja Übernahme von Ideen des Posei-
ließ Dareios schon in seinem dritten Regierungsjahr (51Q) „die donios zu finden seien.

Weisen unter den Kriegern, den Priestern, den Schreibern Ägyptens" Damit stellt sich diese Arbeit in die Reihe der vor dem

sich versammeln, um das frühere Recht Ägyptens aufzuzeichnen ersten Weltkrieg so beliebten Untersuchungen zur Aufspürung

bis zum Jahre 44 des Pharao Amasis (526), also bis zur persischen 1 von Poseidonios-l'ragmenten. Sie „bedenkt jedoch erneuter

Eroberung. Die Arbeit wurde in sechzehn Jahren vollendet, ihr i Zeiten Lauf" und orientiert sich vor allem an der einschnei-

Ertrag wurde auf einer Papyrusrollc aufgezeichnet, von der Ab- : denden Kritik, mit der Karl Reinhardt alle diese Vorkriegs-

schriften in Briefschrift, d. .h in demotischer Schrift, mid in assyri- versuche auf Grund eines neuen Poseidonios-Bildes bedacht hat.