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Ausgabe:

1944

Spalte:

269

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Kienast, Walther

Titel/Untertitel:

Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit 1944

Rezensent:

Schneider, Friedrich

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Seite 1

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26! •

270

Raumgründen nicht abgedruckt werden konnte, ist der Kommission de-;
Mittelhochdeutschen Wörlerluichs überwiesen worden.

Die sorgsame, methodisch musterhafte Arbeit ist in verschiedenem
Betracht wertvoll und dankenswert.

Münster (Westf.) Johannes Herr All n n

Kienast, Walther: Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit
(900 bis 1270). Leipzig: Koehier U. Amelang [1043]. 262 S.,
1 Kte. er. 8°. Rcb. RM7-. |

Der Band zeigt die geschichtlichen OfUndlagCll des i
deutsch-französischen Verhältnisses auf, die der Verfasser schon j
früher behandelt hat. Er führt die Darstellung von der Zeit ;
des mächtigen, Mitteleuropa umspannenden Deutschen Reiches :
und des französischen Scliattenkönigtums bis zu der Zeit, wo
Deutschland seine Weltgeltung verloren hat und Frankreich
dagegen durch den heiligen Ludwig auf den Gipfel seines ,
Ansehens gefühlt worden ist. Dabei nimmt K. naturgemäß auch
Stellung zur mittelalterlichen Italien- und Ostpolitik. Auch i
er erklärt die Italienpolitik für unvermeidlich, um die süddeutschen
Herzöge beim Reiche zu halten. Griffen sie nach j
der Lombarden-, ja nach der Kaiserkrone, so war die Einheit !
des Reiches dahin. Vor allem aber wird in streng wissen- |
schaftlicher Weise das deutsch-französische Verhältnis aus
seiner geschichtlichen Entwicklung heraus erzählt und aus
Seinen eigenen Voraussetzungen begriffen. Damit tritt auch
das geistesgeschichtliche Moment stark in den Vordergrund,
ohne das die politische Entwicklung nicht zu begreifen ist. |
Die Belege berücksichtigen das einschlägige Schrifttum. Dem :
Band kommt inmitten der politischen Auseinandersetzungen
der Gegenwart eine besondere Bedeutung zu, um die Stimme |
der Wissenschaft zu vernehmen. Ein Kenner müßte die Fortsetzung
bis zur Neuzeit vorlegen, damit erneut wissenschaftliche
Klarheit über die deutsch-französischen Beziehungen geschaffen
wird.

Jena Friedrich Schneider

Sparber, Anselm, O.S.A.: Das Bistum Sabiona In s. geschichtl.
Entwicklung. Kurz dargestellt. Bressanone: Weger 1942. 127 S.'
mehr. Taf. gr. 8°. RM4-.

Der um die Brixener Diözesangeschichtc durch mehrere
Veröffentlichungen verdiente Verfasser bietet in dem vorliegenden
Werk eine zusammenfassende Darstellung der Geschichte
des Bistums Säten, ausgehend von dem legendären Bischof
Kassian bis zur endgültigen Verlegung des Bischofssitzes
von Sähen nach Brixen, die spätestens unter Bischof Albuin
gegen Ausgang des 10. Jahrhunderts, vielleicht aber schon
einige Jahrzehnte früher, erfolgt ist. Es ist eine schwierige '
Aufgabe, vor die sich der Verfasser dieser Bistumsgeschichte j
gestellt sah. Denn das uns erhaltene Quellenmaterial ist über-
AUS dürftig; erst für das 10. Jahrhundert wird es etwas reichhaltiger
, so daß vielfach über mehr oder minder annehmbare '■
Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten nicht hinauszukommen '
ist. Es verdient Anerkennung, daß der Verfasser mit metho-
discher Umsicht vorgegangen ist und es im allgemeinen ver- j
meidet, mehr behaupten zu wollen, als die Quellenlage gestattet, j
In der Polemik, die sich namentlich gegen verschiedene Willkür- j
liehe Aufstellungen von R. Hellberger wenden muß, wahrt er !
immer ruhige Sachlichkeit und weil! seine eigene abweichende !
Stellungnahme geschickt und einleuchtend zu begründen.

Die Tatsache, daß der als Heiliger verehrte Bischof Ingenuin
(tun 590) in die durch den Dreikapitelstreit verschuldete schls- ]
maliche Haltung des Patriarchates Aquilcja hineingezogen wurde, •
gibt Veranlassung zu weitausholcnden allzu breiten Ausführungen
über den Dreikapitelstreil. — S. 53: Der Herausgeber der Schrift
des Pclagms heißt l>cvrcesse. — S. 56 f. Kolumban und seine Begleiter
sind nicht Benediktiner gewesen.

Das eingehende Register ist nicht zuletzt deswegen dankens- ;
wert, weil es die alten deutschen Namen der Ortschaften in Süd-
tirol bietet, für die im Text notgedrungen die neue italienische Um-
Benennung angewendet werden mußte.

Breslau Franz Xaver S e p p e 11

Isager, Dr. Kr., u. SJövall, Prof. Dr. Einar: Krankenfürsorge
des dflnischen ZisterzienserklostersOmCaralnsula. MCLXXH
MDI.X. Eine archäologisch-paläopathologische Untersuchung z. Kenntnis
der mittelalterlichen Pathologie und Chirurgie und des Klosters
als Heil- und Pflegestätte. Kopenhagen: Ejnar Munksgiard 1941.
127 S. gr. 8". Kr. 16—,

Das Kloster öon in Jütland, 1172 gegründet, hat in zwei
Beziehungen besonderes Interesse für die historische Forschung, erstens
dadurch, daß die i«n Kloster verfaßte Chronik erhalten tat,
und zweitens dadurch, daß die Mönche eine umfassende und bedeu-
lemle Krankcnliaustätigkeit ausübten. Diese Tätigkeit ist uns bekannt
geworden dadurch, daß Ausgrabungen in den Ruinen und im früheren
Friedhof ein außerordentlich großes Skclettmaterial und daneben

ärzt'.icln' Instrumente und Heilkräuter a«is Tageslicht hervorgeführt
haben.

Ein dänischer Mediziner, Isager, und ein schwedischer, Sjövall,
haben in diesem Buch eine sorgfältige, reich illustrierte Beschreibung
dieser Skelette gegeben und zeigen erstens, welche Läsionen
und Krankheiten man spüren kann, und zweitens — obwohl nur in
ganz wenigen Fällen — welche operative Behandlungen. Da-. Buch
schließt mit einem kurzen Überblick über die mittelalterliche Medizin
und den Norden. Es ist erstaunlich, wie viele Krankheiten die Verf.
entdeckt halben, und wie umfassend die Krankenfürsor;;c dtr Mönche
gewesen ist. Sie geben einen sehr wertvollen Beitrag zur Kenntnis
der mittelalterlichen Krankheiten und Krankeufür.-.orge.

Kopenhagen Alfred Th. J ö r g I n l e u

KIRCHEN GESCHICHTE: REFORMA TIONSZEIT

Die Amerbach-Korrespondenz. Im Auftrag der Kommission f. d.
öffentl. Bibliothek d. Univ. Basel bearb. u. hrsg. v. Dr. Alfred Hartmann
. II. Bd.: Die Briefe aus den Jahren 1514- 1524. Mit 6 Handschriftenproben
. Basel: Verlag d. Univ.-Bibliothek 194 3. 514 S. gr. 8°.

RM 24—.

Es ist hocherfreulich, daß auf den 1942 erschienenen !. Bd.
der vorliegende ebenso stattliche und wohl noch gehaltvollere
2. Bd. so schnell hat folgen können. Am Schlüsse des Vof-
worts spricht der Herausgeber die Hoffnung ans, den 3. Bd.,
„der über den Durchbruch der Reformation In Basel in die
Dreißigerjahre führen soll", „gleichfalls binnen zwei Jahren
vorlegen zu können", wenn die Lebensverhältnisse in seinem
Vaterlande die gleichen bleiben. Der wesentliche Inhalt des Bandes
kann nicht besser angegeben werden, als wie es von dem
Herausgeber im Anfang des Vorworts geschieht: ,,Lr umfaßt
die Korrespondenz aus den Lehr- und Wanderjahren des
Bonifacius Amerbach bis zu seiner Anstellung an der Universität
Basel. Sie schenkten ihm die dauernde Freundschaft
mit Erasmus, Zasius, Alciato und manchem andern und vermittelten
Ihm das solide Wissen, das er In der Folgezeit als
Dozent und als Sachwalter zu Nutz und Frommen seiner Vaterstadt
verwerten durfte; sie ließen ihn die hoffnungsvollen
Anfänge der religiösen Erneuerung freudig miterleben; sie nahmen
Ihm seinen Bruder Bruno und bereiteten den Konflikt vor,
in den er mit der reformatorischen Bewegung geraten sollte."
Was für eine Arbeitsleistung der Bd. darstellt, springt schon
dem flüchtigen Benutzer in die Augen, einmal aus dem Kommentar
. Im Vorwort zu dem 1. Bande S. XIII bemerkte der
Herausgeber, er sei sich bewußt, daß „der Kommentar nicht
alle Bedürfnisse und Interessen befriedigen" werde, und daß er
„gewiß auch manches wertvolle in der Literatur übersehen"
habe. Ich wüßte nicht, In welcher Beziehung der Kommentar
noch vorzüglicher sein könnte. Den bio- und bibliographischen
Einzelheiten ist mit der größten Sorgfalt nachgegangen, die
zahlreichen Zitate sind aufs genaueste bestimmt, auch die
sprachlichen Erläuterungen nicht nur zu den lateinischen, sondern
auch zu den deutschen und französischen Briefen sind
ausgezeichnet. Sehr angenehm berührt es, daß Hartmann die
wenigen Stellen, die ihm dunkel geblieben sind, notiert und
nicht nach berühmten Mustern darüber hinwegtänzelt und den
Leser nicht gewahr werden läßt, „welche Klötze da gelegen
sind." Es wird kaum einem andern gelingen, aufzuhellen, was
H. unverständlich geblieben ist. S. 440 '/. 21 ist vielleicht
mit „Messias Judei venit" Luthers Schrift „daß Jesus Christus
ein geborener Jude sei" gemeint. Zum andern wird die
Größe der geleisteten Arbeit und die der Schwierigkeiten,
die zu überwinden waren, besonders klar, wenn man In Betracht
zieht, daß nicht nur die Briefe an Bonifacius Amerbach
aufgenommen worden sind, sondern auch die von ihm,
die als Konzepte in zwei völlig ungeordneten Bänden überliefert
sind. Die Hs.probe Nr. °77 gibt eine Vorstellung, wie
diese Konzepte aussehen. Man steht fassungslos davor. Die
Grundsätze, nach denen H., dem Ehepaare Allen In ihrem
Erasmusbriefwechsel folgend, bei der Edition verfahren ist,
sind durchaus zu billigen. In diesem Zusammenhang sei gleich
noch bemerkt, daß H. für die Korrespondenz der Amerbache
mit Erasmus auf jenes Werk verweist, aber „die Stücke, die so-
kurz sind, daß sich ein Regest nicht lohnt", nochmals mitteilt,
auch einige ergänzende Erklärungen gibt (2,32). Eine andere
Vorarbeit lag für H. vor in dem von Traugolt Schieß herausgegebenen
Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas
Blaurer. Auch hier werden „zumeist nur kurze Regeste geboten
", außerdem „Verlesungen richtiggestellt" (2,40), die
jedoch lange nicht so zahlreich sind wie in dem von Hartfelder
veröffentlichten „durch sehr viele Fehler entstellten" Briefwechsel
des Beatus Rhenanus (1,442).

Zwickau i. Sa. o. Cleni cn