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Ausgabe:

1944

Spalte:

257-258

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Schomerus, Hilko Wiardo

Titel/Untertitel:

Indische und christliche Enderwartung und Erlösungshoffnung 1944

Rezensent:

Kirfel, Willibald

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Seite 1

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257

■258

Geschichte des heiß umkämpften, einst territorial sehr zerklüf- i

teten El saß21 widmet der kirchengeschichtlichen Entwicklung j

mehrere besondere Abschnitte. P. Stintzis Darstellung der mit- j
telalterlichen Kirchengeschichte läßt erkennen, wie die Kirche

das innere Leben des Elsaß entscheidend mit bestimmt hat. I

K. Rauch hat Reformation und katholische Restauration, K. |
Schwartz die religiöse Lage unter französischer Herrschaft be-

handelt Verleugnet die Darstellung auch nicht den kathoj- !

lischen Standpunkt, so ist sie im allgemeinen doch auch um ein i

gerechtes Urteil gegenüber den Protestanten bemüht, über die i

im Elsaß unter den Gewalttaten der mit französischer Hilfe j

durchgeführten Gegenreformation besonders schwere Leiden ge- j

gangen sind. Daß der Basler Buchdruck nicht nur j

im Druck patristischer und humanistischer Schriften von gro- I

ßer Wirkung gewesen ist, sondern auch für die Erbauungs- j

literatur Beachtenswertes geleistet hat, weist der Kunst*- I

historiker H. Koegeler in einem kenntnisreichen Zeitschriftenauf- j

Deutschen Reiches in Frankfurt a. M. VII. — 24) Unsere Heimat.
Geschichte des Elsaß. I. Bd.: Von den Uranfängen bis 1500.
2. Aufl. II. Bd.: Von 1500 bis zur französischen Revolution (1789).
Hng. von Luzian Sittler. Kolmar i. Eis. |1939 u. 1941]. (208

satz (Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde)
zum 500jährigen Gutenberggedächtnis nach.25 Er breitet darin
das Bildmaterial der Erbauungsbücher, Heiligenlcgenden und
geistlichen Auslegungen im Basler Buchdruck der ersten Hälfte
des lf). Jahrhunderts nach Bildzyklen geordnet und beschricl>en
vor dem Leser aus. Eine sauber gearbeitete und lehrreiche
Schrift P. Buxtorfs untersucht die Tateinischen Grabinschriften
in der Stadt Basel nach Sprache und Form.*6
Sie stellt die charakteristischen Unterschiede der Inschriften
des Mittelalters, der Humanistenzeit und des Barock heraus
und geht dann Einzelfragen des sprachlichen Ausdrucks nach.
Will der Verfasser auch keine kirchen- und geistesgeschichtliche
Betrachtung gel)en, so bietet er doch für eine solche vortreffliches
Material. Hingewiesen sei z. B. auf den aufschlußreichen
ausführlichen Abschnitt über die Ausdrücke für „sterben".

u. 200 S.). — 25) Baster Zeitschrift für Qeschichte und Altertum*
künde. Hrsg. von der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft
zu Basel. Basel 1940, S. 53—157. — 26) Peter Buxtorf, Die lateinischen
Orabinschriften in der Stadt Basel. Basel 1940 (224 S.).
Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft. Hrsg. von E. Bonjour.
W. Kaegii, F. Stäheün. Bd. 6,

RELKUONSmSSKNSCHAFV

Schorn er us, Prof. Dr. H. W.: Indische und christliche Enderwartung
und Erlösungshoffnun?. Gütersloh: Der Rufer
Ev. Verlag 1941. VIII, 326 S. gr. 8°. RM 11 -J geb. RM 13-.

Schon seit langer Zeit hat man erkannt, daß die Religionen
des alten Indiens und das Christentum des Abendlandes
zahlreiche und zum Teil überraschende Parallelen oder gar Obereinstimmungen
aufweisen. Eine Reihe vbn Autoren wäre hier
zu nennen, die sich mit dem gesamten Komplex dieser Fragen
oder mit der einen oder anderen beschäftigt naben und zu die,-
sem oder jenem Ergebnis gekommen sind, sei es nun die Abhängigkeit
des Christentums von der indischen Gedankenwelt,
sei es eine Verneinung derselben. Die letzte und umfassendste
Behandlung dieser Probleme bietet wohl Richard Garbe in
seinem Buche „Indien und das Christentum" (Tübingen 1914).
Bei der Entscheidung für diese oder jene Alternative scheint
aber reine Logik nicht immer zu dominieren, sondern auch etwas
wie religiöse oder weltanschauliche Einstellung, wenigstens unbewußt
, mitzuspielen; denn schließlich haben ja derartige
Schlußfolgerungen für den Fall, daß sie wirklich eindeutig sein
sollten, eine mehr als alltägliche Bedeutung.

Am stärksten spielt ohne Zweifel die persönliche Einstellung
mit, wenn der Vergleich von Ideenkomplexen verschiedener
Religionen mit bewußt apologetischer Tendenz durchgeführt
wird, und das ist in dem vorliegenden Buche der Fall. Mit
dieser Feststellung soll aber von vorn herein, selbst vom wissenschaftlichen
Standpunkte aus, noch kein ablehnendes Urteil
über dasselbe ausgesprochen, sondern nur auf dessen
letztes Ziel hingewiesen werden; denn auch eine Diskussion
über religiöse Probleme mit apologetischer Tendenz kann dieselben
in durchaus lehrreicher und anregender Weise dem Leser
vor Augen halten.

Der Verfasser hat seine Ausführungen in zwei Teile gegliedert: der
erste Teil gibt einen „religionsgeschichtlidien Überblick" über „die indische
Weltzcitalterlelire" und ihre Bedeutung für die Eschatologie
und „die indische Erlösungshoffnung" sowie über die „Enderwartung
und Enlösungshoffnung im Christentum", und der zweite dient einer
„vergleichenden Prüfung indischer und christlicher Ender Wartung
um! EriflwngahWfnung".

Im ersten Teile werden unter guter Disponierung des Stoffes
verschiedene Voraussetzungen von indischer Seite für den anschließenden
apologetischen Vergleich dargelegt, so z. B. die qualitative
Zeiteinteilung eines Weltzeitalters nach verschiedenen indischen Reli-
gionssystemen, die Erscheinung Kalki(n)s, der künftigen Verkörperung
Visnu's, und sein Verhältnis zur Wclltzeitalterlehre, die
Wettzeitalferlchire außerhalb des Visnuismus, die Frage nach ihrer
Entstehung usw. — oder die Brahman-Atman-Spekulation der Upa-
nisads, die Seelcnwanderungs- und Karma-Lehre, die Weltzeit-
alterlelirc in ihrem Verhältnis zur Brahman-Atman-Spekulation und
anderes mehr. Und wie bereits angedeutet, ist erst der zweite Teil
dem eigentlichen Vergleich der indischen und christlichen Entsprechungen
, wenn man sich so ausdrücken darf, gewidmet. Es handelt
eich hier um Fragen wie die Idee der Schöpfung, die Oottesauffassung,
die Lehre vom Übel, die Bedeutung des Todes, den Ewigkeitscharak-
ter der Seele, das Unheil, Mensch und Qcschchen, den Erlösungsweg
, die Heilsgewißlveit, die Erlösung usw. nach indischer und
abendländisch-christlicher Auffassung.

Qanz abgesehen von dem Mythos von den vier Zeitaltern bei

anliken Schriftstellern hätte wohl noch die mit der indischen Wellzeitalterlehre
verwandte Idee von „der ewigen Wiederkunft aller
Dinge" erwähnt werden dürfen; die in den ersten christlichen Jahr-
I hunderten eine große Rolle spielte, von Augustinus leidenschaftlich
: bekämpft und neuerdings von Nietzsche a.ls neuer Unsterblichkeits-
glaube proklamiert wurde. Übersichtlich behandelt wurde sie m. W.
I zuletzt von Harns Meyer in: A. M. Koeniger: Beiträge zur Oe-
I schichte des christlichen Altertums und der Byzantinischen Litera-
i tur, Festgabe für Albert Erhard, Bonn u. Leipzig 1922, S. 359 ff.

Wie auch das vorliegende Buch zeigt, hat von den Kulturvölkern
der Erde auf religiösem Gebiete kein zweites so
| merkwürdige Parallelen zum abendländischen Christentum aufzuweisen
als gerade das Indiens, so daß sich der Verfasser
j veranlaßt sah, eine gewisse Gruppe derselben vom Standpunkt
! der christlichen Apologetik aus mit einander zu vergleichen.
Diese Parallelen verlangen schließlich eine annehmbare Er:-«
klärung, und da eine Übertragung in so großem Stil nicht
in Frage kommen kann, zumal sie immerhin einen individuellen
Charakter tragen, ist man gezwungen, sie in anderer Rich-
I tung zu suchen, und da kann wohl nur ein altes Kulturstratuni
1 in Frage kommen, das einst das vorarische Indien mit den
i Randgebieten des Mittelmeerbeckens verband. Für diese An-
' nähme, die schon von verschiedenen Forschern angedeutet
worden ist, sprechen mancherlei Gründe, die hier nicht weiter
; erörtert werden können, doch bei gegebener Gelegenheit einmal
j dargelegt werden sollen. Nur auf diesem gemeinsamen Ur,-
j grund, der zeitweise durch fremdes, darunter auch indogermaiu-
i sches Volkstum überlagert wurde, konnten sich eben zwei Qe-
| bilde entwickeln, die so viele Ähnlichkeiten und Parallelen auf-
weisen. Für das Studium dieses Problems bietet auch das
' vorliegende Werk trotz seiner apologetischen Tendenz viel
; beachtenswertes Material.

Bad Oodesberg a. Rh. W. K i r f e 1

Börner, Franz: Ahnenkult und Ahnenglaube Im alten Rom.

j Leipzig: Tetlbner 194!. IX, 1-17 S. <;r. 8° = Archiv für Religionswissenschaft
, Beiheft 1. RM 9 — .
Im 1. Kapitel gellt B. von der Voraussetzung aus, daß den ludo-
germanen ursprünglich ein Ahnenkult eigentümlich war, der die Vorfahren
als wohlwollende, segensreiche Mächte verehrte, ohne das Motiv
der Furcht, ohne Oespenstergilaube und Exorzismus. In Rom sieht
er diese Art der Verehrung in dem Olauben an die di parcnVes
verwirklicht. Einen lebendigen Glauben freilich der einzelnen römischen
genies an den so bezeichneten Oöttetlverein ihrer Ahnen läßt B.
nur in der älteren Zeit bestehen, erkennbar heute nur noch an dem
Schlußsatz einiger leges regiae, demzufolge Sünder gegen die Ordnung
von Familie und Sippe den di parcnles verfallen waren.
Alle späteren Verwendungen der Bezeichnung d. p, betrachtet er als
i sinnentleerte Formeln, als Äquivalent des späteren Allerwcltsbegriffs
< der di manes, oder er klammert sie aus als sprachliche Momentan-
; bildung des jeweiligen Autors ohne Verbindung mit der gleich-
! zeitigen Volksreligiosität, in diesem Sinne auch die Stelle von dem
deus parens in dem berühmten Brief der Qracchemnutter (101 ff.).
Die klassische Zeit mit ihrem Individualismus kenne nur noch die Ein-
zelseele (dl mancs), nicht mehr den Götterverein der Qentilahm-n.
Andererseits läßt sich jedoch die Vorstellung von den di p. mit der
Bedeutung der maiores im römischen Leben assoziieren und von hier
aus eindringlich beleuchten. Das Ergebnis B.s illustriert dabei natürlich
nur eine Möglichkeit Altroms bis etwa zum hannibalischen