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Ausgabe:

1944

Spalte:

193-202

Autor/Hrsg.:

Hermelink, Heinrich

Titel/Untertitel:

Das katholische Lutherbild von Cochlaeus bis zur Gegenwart 1944

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

©ercftugt mit bem €t)coio0tfd)cn Xfteraturblatt

Unter Mitwirkung von Prof. Dr. Gustav Men sc hing, Bonn, und Prof.D. Ernst Sommerlath. Leipzig
herausgegeben von Lic. habil. Kurt Aland, Berlin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic. Erwin Steinborn, Berlin
Jährlich 12 Nummern — Bezugspreis halbjährlich RM 11.25; mit Bibliographie halbjährlich RM 22.50

J. C. HINRICHS VERLAG/LEIPZIG UND GOTHA

NUMMER 9/10

Spalte

Das katholische Lutherbild von Coch-
laeus bis zur Gegenwart. Von Heinrich
Hermelink...............193

Cerfaux: La theologie de l'Eglise suivant
saint Paul (Jundt).............209

Cranz: Adelberdt Graf von der Recke-
Volmerstein (Schadeberg).........218

Deluz: Prädestination et liberte^ (Jundt). . 221

Gesandtschaftsberichte aus München 1814
bis 1848 (Lerche).............215

Günther: Bauernglaube (Leipoldt) .... 201

Herte: Das kathol. Lutherbild im Bann der
Lutherkommentare d. Cochläus (Hermelink) 193

Klein: La Pensee religieuse de Georges

69. JAHRGANG

Spalte

Fulliquet (Platzhoff-Lejeune).......220

Neeser: Orientation (Hermann)......222

Piersanti: L'essenza del Sacrificio della

Messa (Fendt)...............219

Quervain: Die Heiligung. Ethik (Stolzen-

burg)....................224

Reallexikon für Antike und Christentum

(Schneider).................211

Ridderbos:De „Werkers der Ongerechtig-

heid" in de individueele Psalmen (Procksch) 205
Santangelo: Gesü-Crislo. San Paolo.

Lutero (Platzhoff-Lejeune).........223

Scheeben: Gesammelte Schriften (Jelke) . 218
Schmidt: Der Ewigkeitsbegriff im Alten

Testament (Eichrodt)............207

SEPTEMBER/OKTOBEK 1944

Spalte

Schönbächler: Die Stellung der Psalmen

zum alttestamentlichen Opferkult (Weiser). 208
Schotten: De deputatie van Pieter Go-

varts (Köhler)...............217

Theocharidis: Beiträge zur Geschichte

des byzantinischen Profantheaters im IV.

und V. Jahrhundert (Eltester).......214

Visen er: Das Christuszeugnis des Alten

Testaments (Hertzberg)..........203

Wellhagen: Anden och Riket (Fendt). . 210'
Wittmann: Die moderne Wertethik (Wünsch) 228

Referate über theol. Dissertationen .....230

Zeitschriftenschau...............236

Das katholische Lutherbild von Cochlaeus bis zur Gegenwart

Von Heinrich Hermelink, München

„Bis tief ins 20. Jahrhundert und vielfach gar noch Schilderungen zahlreicher selbsterlebter Einzelszenen und mit
bis in unsere Tage hinein übten die I.utherkommentare des seinen Auszügen nicht weniger, sonst unbekannt gebliebener
Johannes Cochlaeus eine entscheidende Wirkung auf das Aktenstücke keineswegs des geschichtlichen Wertes ganz ent-
katholischc Lutherbild aus". Dies ist die Schlußthese eines behrt und daß ihm bewußte Lügen und reine Erfindungen
dreibündigen, über 1000 Seiten starken Werkes von Adolf ' nicht nachzuweisen sind. Freilich, daß er gelegentlich „mit
Herte über „Das katholische Lutherbild im Bann der seinen Worten auch nur die halbe Wahrheit sagt" (a. a.
Lutlicrkommentare des Cochlaeus"1 (I S. 332), das mit dem : O. S. 337), bleibt bestehen. Desto schärfer ist jedoch auch
bischöflichen Imprimatur von Münster unter dem 30. April : Hertes Urteil über die selbstgefällige Ruhmredigkeit des ehe-
1943 in der Aschendorffschen Verlagsbuchhandlung in Mün- I maligen Humanisten und über die unselige Eilfertigkeit des
ster i. W. im fünften Kriegsjahr erschienen ist, und das Vielschreibers, der bei seiner annalistischen Methode Fehler
mit seiner gründlichen Führung durch die gesamte katho- ' und Unachtsamkeiten genug unterlaufen läßt, sowie namentlich
lische kirchengeschichtliche und kontroversistische Literatur über „seine blindwütige Leidenschaft, die sein Lutherbild zu
von Deutschland, Frankreich und Italien (in beschränkterem diesem unerhörten Zerr- und Haßgemäide machte". Aber
Maße auch von Belgien, Spanien, Holland, Polen und Eng- eben damit steht Cochlaeus als der erste Kontroversist ganz
land), sowie mit seinen endlos wiederholten Einzelnachweisen | anders im Zeitalter drin, als z. B. der sachliche Jurist und
und mit seinen sachlichen und offenen Urteilen die Gemüter kühle Diplomat Sleidan auf der Gegenseite,
diesseits und jenseits der konfessionellen Grenzen aufs Höchste ! Jedenfalls sind die Kommentare des Cochlaeus die erste
bewegen und noch lange im Bann halten wird. Das Buch katholische Gesamtdarstellung von Luthers Leben und der
ist eine gewaltige Tat. Der Verfasser, gleich dem ein Jahr I Entwicklung der Reformation, die schon 1535 im Wesentlichen
üngeren |osef Lortz ein Schüler des früh verstorbenen Bonner I vollendet, dann nach dem Tode Luthers auf Grund des kur-
Xirchenhistorikers Josef Greving, hat als Professor an der zen biographischen Nachrufs Melanchthons (1546) im zweiten
Erzbischöflichen Akademie in Paderborn bereits eine „Kri- Band der Wittenberger Gesamtausgabe der Werke Luthers
tische Studie" über „Die Lutherkommentare des Johannes Codi- ! ergänzt und 1549 zum Druck gebracht worden ist. Ihr
laeus" (in den von Greving begründeten „Reforniationsge- I folgte auf evangelischer Seite erst 1566 in den 17 Luther-
schichtlichen Studien und Texten" Heft 33, Münster i. W. ! predigten des Mathesius die erste protestantische Lutherdar-
1935) veröffentlicht, worin er einerseits weitmöglichst die ; Stellung. Die erste Nachwirkung des Werks auf katholischer
Quellen der Commentaria aufdeckte, andererseits die Arbeits- Seite ist im ersten Index des Papstes Paul IV. 1559 zu beobach-
methode des Cochlaeus und sein Lutherbild ausführlich dar- , ten, der die 35 protestantischen Autoren, die zur Indi-
legte Im Gegensatz zu dem allgemein üblichen protestantischen zierung gelangten, in sklavischer Anlehnung an die Cominen-
Urteil von der Lügenhaftigkeit des Cochlaeus und der ge- taria verurteilt; darunter mehrere Autoren (mit Namensab-
schichtlichen Wertlosigkeit seiner Kommentare (worin übri- weichungen) doppelt oder auch Namen ohne literarisches
gens auch die Katholiken Fr. X. von Wegele, Gesch. der Werk „mit allen ihren Büchern". Seltsamer Weise sind dann
deutschen Historiographie 1885, S. 229 und Fr. Schnabel, die Commentaria selbst im Index des Lissabonner Erzbischofs
Deutschlands geschieht! Quellen und Darstellungen in der 1 Dom Jorge Dalmeida im Jahre 1581 den verbotenen Büchern
Neuzeit t, S. 257 übereinstimmen) ist Herte der Nachweis ge- , beigesellt worden, vermutlich well eine solch ausführliche Darglückt
, daß der Bericht des Cochlaeus mit seinen lebhaften ! Stellung und Beschäftigung mit dem Erzketzer an sich schon

*------ i trotz aller Verdammungsurteile als höchst gefährlich anee-

1) Herte, Adolf: Das kathol. Lutherbild im Bann der i sehen worden ist.

LuHierkomincntare des Cochläus. Bd. I—III. Münster i. W.: Aschen- j Nachdem dann zur Gegenwehr gegen Cochlaeus im

dorff 1943. (XXV, 332 S., IX, 369 S., X 305 S.) 8°. RM 30—; i Auftrag des Schmalkaldischen Bundes Sleidan mit seinen „Kom-

geb. 35— mentaren" (1555) und Flacius Illyricus mit seinen Jestes

193 . 194