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Ausgabe:

1943

Spalte:

161-163

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Tiililä, Osmo

Titel/Untertitel:

Das Strafleiden Christi 1943

Rezensent:

Althaus, Paul

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Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 5/6 162

v»«.-> tll IV, i IVUKI ulmiich v^aww« w-—--------

lings plastische Gestalten sind einfach, ihre Form- und

Ausdruckssprache volkstümlich — gesund ohne gesuchte den Thesen von Aulen. Wie dessen Buch verbindet
Säuerlichkeit; sie begegnet damit der Gefahr künst- sie dogmengeschichtliche Darstellung und dogmatische
lerischer Vereinzelung, einer bildhauerischen Original!- Erwägung. In den Mittelpunkt tritt der Gedanke des
tätssucht, die die Bindung an die Gemeinschaft nicht Strafleidens. Der Vf. wendet gegen Aulen ein, daß
kennt. Um dieser gesunden Grundlagen willen möchten die Schuld bei ihm in den Schatten tritt und demgemäß
wir ihnen wünschen, daß sie sich noch mehr von den ' die Notwendigkeit des Strafleidens und seine sühnende
meisterhaften Holzgrabzeichen Th. A. Windes, ihrer holz- Bedeutung zu kurz kommt. Das bedeutet nichts Geringerechten
Zurückhaltung, Durcharbeitung und Leben- geres als daß das tiefste Wesen des Christentums ver-
<ligkeit anregen lassen. Jedenfalls wird das Heft un- kannt wird, seine besondere Eigenart in der Welt der
Bereu Holzbildhauern zu tun geben und die Wichtigkeit Religionen.

des gut gestalteten Holzgrabmals erneut ins Bewußt- J T. führt diese Kritik durch, indem er zuerst (2S—70)
sein heben. die Behandlung der Lehre vom Strafleiden in der neueren

Kreuze finden sich unter den mitgeteilten Entwürfen Theologie an den wichtigsten Gestalten untersucht — G.
und Arbeiten so wenig wie sonstige Hinweise darauf, Thomasius, E. Brunner, K. Heim werden besonders ge-
dafl auch Christen sich ein Holzgrabmal wünschen und I würdigt —; sodann betrachtet er die Versöhnungsgedan
hestellen könnten. Zwar weiß Sperling nach seinem •"»« Hii-.ni ;m Ri>vb<» *„f h.» ha„t;r,0 ifnnw,»re,
Vorwort, daß „nirgends die Verbindung der Kunst zur
Metaphysik so augenscheinlich wird als hier", er weiß,
daß der Künstler hier Prediger — und zwar nicht
der Verzweiflung, sondern der Siegeszuversicht sein

'onn; aber er findet (— noch nicht oder nicht mehr? ; Aulens Typeneinteilung, um die es dem Vf. geht, nicht
—) einen Weg aus dieser „natürlichen Theologie" zu l ■*-»« Ro^nf.inn- ict nnd—orsm narc+niinnrr im*

der Gewißheit, daß sich das Abendland nicht umsonst
seit fast 2000 Jahren für die christliche Verdichtung
u'id Verkörperung dieser Erkenntnisse entschieden hat.
Und doch, wer will deshalb den ersten Stein gegen
Inn heben?

M. Kautzsch

ken der Bibel im Blicke auf die heutige Kontroverse
(70—104). Es folgt der Hauptteil des Buches, eine dogmengeschichtliche
Studie über das Motiv des Strafleidens
von der frühchristlichen Theologie an bis einschließlich
Luther — die Orthodoxie läßt T. beiseite, weil sie für

Berli

-S YSTIMA TISCHE THEOLOGIE

»III Iii, Osmo: Das Straf leiden Christi. Beitrat; zur Diskussion
aber die Typerieinteilung d. Versöhnungsmotive. Helsinki: S. Kirjal-
'isuuden Seuran Kirjapainon; Leipzig: Harrassowitz in Komm. 1941.
«72 S.) gr. 8° — Annales Academiae scientiarum Fennicnc.
8 48, I. RM 8.10.

Gustav Aule n, früher Professor in Lund, jetzt

von Bedeutung ist (104—260). Die Darstellung ist
großenteils unmittelbar aus den Quellen gearbeitet; wo
nicht, da unter Benutzung der besten neueren Literatur
Am meisten Raum und Gewicht hat der Abschnitt über
den Strafleidensgedanken bei Luther; er umfaßt über
60 Seiten. Es ist seit Theod. Harnacks Buche die gründlichste
Darstellung der Lehre Luthers von der Versöhnung
. Sic gibt am entscheidenden Punkte Th. Harnack
recht: die Versöhnung ist bei Luther entscheidend Sühnung
der Schuld. Das heißt aber, daß Aulens Auffassung
Luthers diesen einseitig sieht und ihm nicht
gerecht wird. Und wie bei Luther, so hat Aulen auch
in der griechischen Theologie die in ihr immer wieder
anzutreffende Betonung der Schuld übergangen. T. verkennt
nicht den tiefen Unterschied zwischen Luthers
Gedanken und den katholischen Satisfaktionslehren. Aber
er sieht auch den Zusammenhang zwischen den lateinischen
Gedanken, also vor allem Anselm, und Luther.

ir ;* ? 1.0+ Aic rWmaticrhp und do"- i sehen uedanken, also vor auem Anselm, und Lutner.

Bischof von Strangnas, hat die dogmatische um ciog verbindet - in den Begriffen Antens -,u reden —

•"eneeschichtliche Behandlung der Versohnungslehre in Luther ermüdet in aen öegritten Auiens zu reden —

«=ugescnicniiicnc wu««««» erschienenes die „klassischen" und die „lateinischen" Gedanken.

0«* Bewegung gebracht .durch sein 9J0 erschgnenes „ Typeneinteilung läßt sich nicht in der Schärfe,

Buch Den kristna forsoningstanken ^f£r%^X^ die ihr Autor meint, durchhalten (261). Das zeigt eben

tung der Hauptgedanken in den»^«fsatz »Uie dr« > so z^sam' ;)Die ,klas-

S"F^,l^f^"**n ^!?l,nUÄu fn w ll n der ! sische« Versöhnungslehre steht in Gefahr, aus Christus

SSiJk Vi"', 93?''31' S- 3S1 [-)-^lrei Tvnen unter- einen Helden zu machen, der in seiner Göttlichkeit dem

^schichte des Versohnungsgedankens dre 1 ypen unrer t idenden Menschen fernbleibt und in ihrem dramatischen

; '«den: den klassischen, den lateimsc en und aen ^ Schuldf ^ genügende

^hiz.st.schen. Das Hauptgewicht liegt auf der unter ^^^1 die lateiniSche' Versöhnungslehre wie-
^heidung der beiden ew&enannten jyi^ ™r d" ' derum führt von dem rechten Theozentrizismus zum Le-

Klassischen Typus ist bezeichnend die Auffassung der ]ismus und Moralismus indem sie Qott als durch
Versöhnung als Kampf- und Siegwtat, JJJ« "«Jg i |ine Genugtuung sühnbar betrachtet. Die mit ihr ver-

kampft in Christus gegen die Vci ^"^selt bundenen wertvollen Gesichtspunkte der Rechtlichkeit

-Tyrannen" unter denen die .Menschheit geesselt ist, ^ Hmt nd der radu

nd versöhnt sich dadurch mit der Welt. fverfb0ß^. kal genommenen Gerechtigkeit Gottes vertieft und mit

Jjng wmd hier ungebrochen als Gottes Tat autgefallt dcm"strafleideil Christi v|rknüpft. So kann er als Er-"

von R^htsverhajtn.s zwischen Gott und Mensen wra ^ Vertiefer der .lateinischen' Linie gelten"

»Od der Liebe Gottes durchbrochen. „Klassisch neniu ,«ft-n ö

Aulen diesen Typus, weil er ihn im Neuen Testamente •)•

in der griechischen Kirche und bei Luther herrschend Diese Korrektur an Auiens These enthalt dogmafindet
n-..17 X. Hie lateinische" Auffassung des tische Urteile, die von Aulen abweichen und ihm wider-
Werkes Christi Der latciniSe Typus faßt die Ver- sprechen. T. wirft Aulen vor, daß er die Begriffe „lega-
söhnunp/ Waliatiaeh im Rahmen eines ungebrochenen listisch" und „rechtlich" nicht scharf voneinander scheide
g«ht8%rhä&irauf undÄüb nur teilweise als (224). Der Legalismus der lateinischen Theologie ist ab-
(}ottes Tat Die Versöhnung ist die Erfüllung der For- zulehnen, aber nicht der Rechtsgedanke überhaupt in
Gerungen der Gerechtigkeit Gottes. Sie wird nicht, wie der Versohnungslehre. Die Heiligkeit Gottes schließt
v°n dem klassischen Typus positiv bestimmt als bieg, höchste Rechtlichkeit ein. So wird denn auch am Kreuze
s°ndern wesentlich negativ' Erlaß der Strafe auf Grund Christi der Zorn nicht nur, wie Aulen und viele andere
ftr Tat Christi. Aulen bekennt sich dogmatisch zu dem einseitig betonen, durchbrochen, sondern zugleich yer-
*'assischen Typus wirklicht, nämlich im Strafleiden. „Es handelt sich nicht
Seine Gedanken haben eine lebhafte Diskussion vor nur darum, daß die Liebe den Zorn besiegt, sondern
allem in der schwedischen und finnischen Theologie her- auch darum, wie das geschieht, was es .kostet'" (226).