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Ausgabe:

1943

Spalte:

157

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Schücking, Lothar E.

Titel/Untertitel:

Christoph Bernhard von Galen, Fürstbischof von Münster 1943

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Seite 1

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157

Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 5/6 158

Schücking, Lothar Engelbert Lcvin: Christoph Bernhard von geborenen, 1810 in Bazin verstorbenen, von slowakischen
Galen, Fürstbischof von Münster. Ein Charakterbild des Barocks Eltern stammenden Michael Semian, das er während
(1606—1678). Emsdetten: Heinr. n. J- Lechte 1940. (125 s., 8 seines Studienaufenthaltes in Deutschland von 1770
Photos) gr.8°. Hiw. rm 3,-20. bis 1774 gefilhrt hat. Er wurde als Hungarus am 14.

An biographischer Literatur über Christoph Bernhard & 1770 jn Halle immatrikuliert, studierte dort und in
von Galen ist kein Mangel. Die kirchliche Wirksamkeit jena hauptsächlich Theologie, besuchte dabei philosophi-
<les Bisohofs hat Augustin Hüsing (1887) dargestellt Sehe und medizinische Vorlesungen und sammelte in
und ihn als den katholischen Reformator des 17. Jahr- seinem Stammbuch etwa ISO Eintragungen, davon etwa
hunderts gezeichnet. Weit stärker als der Bischof 70 von Wissenschaftlern und Kirchenleuten, nicht nur
hat der Fürst, der durch seine militärische Tiich- an seinen Studienorten, sondern auch auf Reisen, die
tigkeit in der europäischen Politik eine Rolle spielen jnn nach Frankfurt a. d. Oder, Berlin, Oöttingen, Leip-
konnte und die innere Gestalt seines Landes für lange zjrr Wittenberg, Erlangen, Altdorf, Regensburg und an
Zeit bestimmte, das Interesse der Geschichtsschreiber auf etliche andere kleinere Orte führten. Weitere 70 Einsich
gezogen. Sehr verschieden haben die Biographen da- tragungen rühren von ungarländischen Studenten her,
bei den Fürsten beurteilt. Der erste von ihnen, der hol- dje in Deutschland studierten. Der Rest verteilt sich auf
ländische Calvinist Simon de Vries (1679) hat kaum da- Gastwirte, Schiffer und andere. Bucsay bemüht sich in
ran gezweifelt, daß dermaleinst der Teufel den weltlichen ejnem ersten Teil (S. 3—36) mit Erfolg darum, die EinFürsten
zur Hölle holen werde, während der Katholik tragungen zum Reden zu bringen, indem er eine chrono-
Karl Tücking (1865) in ihm den Bischof und Fürsten logische Ordnung herstellt und daraus das Bild der
sah, der es sich zur Aufgabe machte durch Frömmigkeit, Reisen und Studien des Semian zu gewinnen sucht.
Gerechtigkeit und Starkmut sein und seiner Untertanen Aus reicher Kenntnis der einschlägigen Literatur wird
Wohl zu fördern und zu sichern. , ein farbiger kultur- und geistesgeschichtlicher Rahmen

Auch das vorliegende Buch gilt in erster Linie dem erarbeitet, in den der Deutschlandaufenthalt Semians

' hineingestellt wird. Die politischen Verhältnisse bleiben

freilich unberücksichtigt. Aber der Kampf der theologischen
und philosophischen Richtungen, die Bewegungen
und Bestrebungen der Studentenschaft, kurzum die gei-
aneinander gereihter Kapitel, die in dem Bild Christoph j stLge Situation der besuchten Universitäten werden le-
Bernhards die typischen Züge des Barockzeitalters her- bendig. Mitteilungen über ungarische Studenten und
ausarbeiten. Richtunggebend und für die Art der Be- Stipendien in Deutschland sind eingearbeitet und er-
frachtung charakteristisch ist gleich das 1. Kapitel, in j höhen den Wert der Studie. Ein zweiter Teil (S. 37
dem der Kardinal Richelieu als Zieltyp des_ Fürstbischofs j bis 42) versucht die Eintragungen im Stammbuch formal

und inhaltlich zu werten. Auch hier zeigt sich die Be-
lesenheiit und das sichere Urteil des Verfassers. Die Ausführungen
auf S. 41 f. über das Naüonalgefühl fordern
freilich Ergänzungen und Akzentverleguugen. Anhangsweise
wird eine Liste der in Halle von 1770—1773 eingeschriebenen
ungarischen und ungarländischen Studenten
gegeben (S. 43). Ein Literaturverzeichnis (S. 43 f.)
und ein Index nominum (S. 46—48) treten erfreulicherweise
hinzu; ein deutscher Auszug (S. 49—51), der die
wichtigsten Ergebnisse zusammenfaßt und andeutet,
schließt die interessante Studie ab.

Greifswald Leonhard Rost

Fürsten. Es will nicht eine neue vollständige Biograpme
geben, sondern bietet auf Grund des bereits vorliegenden
reichen literarischen Materials und auch einiger nocli
nicht benutzter archivalischer Quellen eine Reihe lose

CHRISTUCHE ARCHÄOLOGIE
UND KUNSTGESCHICHTE

Wachlmayr, Alois: Das Christ^eburtbild der früheren Sakralkunst
. München-Planegg: Otto Wilhelm Barth 1939. (84 S. mit
....... 17 Abb.) 4°. RM 6—; geb. RM 7.20.

sönlichkeiten aus Christoph Bernhards Umgebung, wie ^ sachliche Kritik erfordert der Titel: Das Chri-

i^igTwirT STSTbSajä ^I^Ä)(dS

Fürstbischof besaß die beste Artillerie seine, gty»
dem Verhältnis zu seinen BundcsgjmosMtv^in der ver
bindung des Gedankens der Terntor.a e werbung mit
dem der Gegenreformation, in der sorgfa t.gen Vorbe
reitung der kriegerischen Pläne durch Bestechung und

Wiirdp in dem Gefüh für schone Natui, in dein ansi
S£^eÄ

fenSt. DVweitere Darstellung gg^fiÄÄ
militärisch technischen Interesse Chmtopn Ben 11 ,
wie es sich z. B. in dem B^^^Ä
terie zeigt, seinem schwankenden Verhalt ms zu• LUgg
XIV., den weit ausgebauten Nachrichten- und ™™
chungswesen und seiner Kulturpolitik in «rfjrild«

SuSSS ^SÄSS SÄi Umgebung, wie

S"8523 D etSch S mann von Nagel und der stus^'bcurtsbild in dcr frilhen Sakralkonst Man erwartet
Krinr,Vi • , IT ,,, Srhückinek gezeichnet. Die Ver- , 6 d ß di Betrachtung etwa mit den frühchristlichen
K egskomm.ssar Adrian Schuck ngK g haulich be- | SteUungen, wie mit (Ten Reliefs in Athen und Cart-
^?&Xlu£J^te£to einem ungedruck- g™«*. würde. Aber das älteste behandelte Qt-
5nDra?S LtZ VhücSU „Adam von der Kette b^tsbilcf stammt aus dem Perikopenbuche Heinrichs IL,
das 1M7 In MAniter arf«führt worden ist, gefunden j das Jahr 1000 entstanden, als das Geburtsort
Das tebÄ^etcSne Buch erreicht seinen J cineJiange Tradition hatte. Und Botticel i und
Zweck die SrsorUchtÄ Gestalt des v.elumstntte- sind aucfa noch „früh". Hier wäre zur Entwirrung
^FuÄsSSrnTVenSndlii« der Gegenwart naher Begriffe schon ein wenig mehr Enbl.ck in die vom
*u brE Für den Kirchenhistoriker werden fre.lich Verf ^ lehnte Kunstwissenschaft am Platze gewesen,
die letzfen'Rätsel vor die solch ein typischer Barock- sich also bereits , x tel ei„e ganz persönliche
fürs £ doch zugleich ein Bischof der Kirche Jesu s der Geschichte und lhres Ablaufes; und so be-
Chri4ti sein wollte stellt, bestehen bleiben. ginnt dbas Buch auch mit dem rein Person ichen einem
Adlieh Mtyt 1 Jugenderlebnis, das ausschlaggebend für die Gedanken-

weit des Verf. im späteren Leben wurde: Es ist das Er-

Bucsay.Dr Mihälv Szemian Mihäly tanulmänyütja I770-74-ben ^ >)Umgeben von großer Architektur...,

Halleban, Jenäban es mäs het nemet •g«^««?»J" JJJ VOn Tönen großer Musik . . ., das sakrale und kunst-
könyve alapjän. (Michael Semians Studienaufenthalt in ltaiie, Jc lerische Mysterium . . ., eine Atmosphäre überhöhter

7 anderen deutschen Universitätsstädten i.d. Jahren »770—74.) ™ ™ Kunst" (S. 11), „Wege zur Kunst sind Wege ZU Gott"

schem Auszug. Budapest: Baiäsliszlo 1942. (52bji.'r.ö -i - Weiter wird der spätere Weg zu einem neuen

-1 ProUaUntlzmus KOayrttt» «) »topsr "|BKlt"^^n mygtigcheii Kunsterlebnis geschildert, zu einer neuen

. Im Archiv des Heves-Nagykunsager reform^rten ae j etrachtung, fernab von der ratio, dem Wissens-
morats fand sich das Stammbuch des 1741 in riraaisiye