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Ausgabe:

1943

Spalte:

147-148

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Mentz, Arthur

Titel/Untertitel:

Drei Homilien aus der Karolingerzeit in Tironischen Noten 1943

Rezensent:

Schornbaum, Carl

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Seite 1

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147

Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 5/6

148

genüber die andere Seite kaum um Einwände verlegen
sein dürfte. Wie der Verf. selbst sagt, erwartet er
von seiner Arbeit nicht, daß sie die Gegner restlos bekehrt
. Tatsächlich glaube auch ich nicht, daß eine endgültige
Klärung zu erwarten ist, wenn es nicht der einen
Partei gelingt, irgendwelche neue Gesichtspunkte von
entscheidender Bedeutung vorzubringen. Dieses Ziel aber
hat m. E. der Verf. nicht erreicht. Immerhin ist die
vorliegende Arbeit ein zwar nicht ausschlaggebendes,
aber doch auch nicht zu übersehendes Gewicht in der
Wagschale derjenigen, die, wie ich persönlich glaube,
mit Recht für die Priorität Tertullians eintreten.

Berlin Walter Matzkou

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Mentz, Arthur: Drei Homilien aus der Karolingerzeit in
Tironischen Noten. Msc. patr. 46 (Q VI 32) der Staatsbibliothek
zu Bamberg. Fol. 41v- 45v. Bayreuth: Gauverlag Bayr. Ostmark
1942. (68 S., 1 Taf.) 8° = Quellen zur Geschichte der Kurzschrift,
hrsg. v. Internat. Inst. f. Kurzschrift u. Maschinenschreibwesen, Bayreuth
. Bd. II. RM 3—.

Die vorliegende Studie ist nach 2 Seiten hin zu
werten. Zunächst bietet sie einen guten Beitrag zur
Kenntnis der tironischen Noten. Deren Erforschung
hat ja in der neueren Zeit einen bemerkenswerten Aufschwung
genommen. Die Zusammenfassung des urkundlichen
Materials durch W. Schmitz in. den Commentarii
Notarum Tironiarum 1893 hat nicht nur eine Übersicht
über den Bestand als solchen gegeben, sondern auch
Einblick gewährt in die Art und Verwendung desselben
. Der Forschung wird es gelingen, die Grundsätze
festzulegen, nach denen ihre Gestaltung und Verwertung
erfolgte. Allerdings das Material ist nicht allzugroß
. Darum ist jede Vermehrung desselben nur zu
begrüßen. Bereits 1895 hatte Fr. Leitschuh darauf hingewiesen
, daß am Schluß der in der Staatsbibliothek zu
Bamberg verwahrten Handschrift Patr. 46 (Ms Q VI,
32), die der alten Bamberger Dombibliothek entstammt,
3 Homilien sich befänden, die in karolingischer Minuskel
wohl geschrieben wären, aber von mancherlei tironischen
Noten durchsetzt wären. Diese kommen nun hier
zur Bearbeitung. Der Herausgeber kann zunächst einmal
feststellen, daß fast der ganze Vorrat an Noten, die
hier Verwendung fanden, in den Commentariis notarum
Tironiarum sich findet. Damit ist nachgewiesen, daß
dieses Kurzschriftsystein sich bis in die Karolingische
Zeit erhalten hat und im Gebrauch war. Der abwechslungsreiche
Gebrauch der Minuskel und Noten erklärt
sich dann am besten daraus, daß der Schreiber für andere
schrieb, denen er das Lesen erleichtern wollte,
da er ja nicht bei allen die gleiche Kenntnis der Kurzschrift
voraussetzen konnte, wie er sie selbst besaß.
Eingehend behandelt der Herausgeber auch Einzelfragen,
wie das Abweichen etlicher Hauptarten von der durch
die Commentarii feststehenden Form, das Ineinander-
schreiben von Noten, den Austausch zwischen Haupt-
und Nebennoten, die Stellung der Endungen und des
Punktes. Immer wieder kann er dabei Winke für die
Lösung der verschiedensten Fragen geben, die die Lesung
der tironischen Noten stellt. Der Herausgeber
war in der glücklichen Lage, die Resultate gleichsam
auf ihre Richtigkeit hin prüfen zu können. Denn 2 der
Homilien liegen auch an anderer Stelle vor, in einer
Berliner Handschrift und bei Migne, Patrologia Latina
95 Sp. 1449—1452. Leider ist von der dritten Ho-
milie keine weitere Überlieferung vorhanden, sodaß es
zu verstehen ist, wenn auf die Entzifferung der letzten
Seite des Manuskripts, das ja sehr lädiert ist, verzichtet
wurde. Eine sichere Lesung hätte sich doch nicht erzielen
lassen.

Andrerseits bietet diese Studie einen willkommenen
Beitrag zur Kenntnis der Predigt in der Karolinger Zeit.
Karl d. Gr. wollte ja auch den Stand der religiösen

Unterweisung gehoben sehen, darum regte er die Ver-
abfassung von Homilien für die Geistlichen an. Man
denke an Paulus Diaconus. Zu dieser Gattung gehören
auch diese 3 Homilien, deren eine sogar später dem
Werk dieses Mannes einverleibt wurde. Der didaktische
Charakter tritt auch in ihnen zu Tage. Es handelt
sich zumeist um eine eingehende Erklärung des
zu Grunde liegenden Textes. Diese Erklärung beschränkt
sich aber auf das Verständnis, zur tieferen Erfassung der
Schriftworte gelangt sie nicht. Die Verfasser bemühen
sich zwar von ihrem Wissen Kenntnis zu geben, absichtlich
wirkt die Berufung auf Kirchenväter; aber
über die Anwendung der typischen Auslegung kommen
sie nicht hinaus; auch die Anwendung von biblischen
Zitaten führt nicht weiter. So zeigen uns die 3 Homilien
deutlich, welche Erfordernisse man dazumal für
nötig hielt, um eine Vermehrung der religiösen Kenntnisse
zu erzielen.

Der Herausgeber hat auch die Frage nach den Ver-

j fassern gestellt. Die eine trägt ja in Berlin den Namen

1 „Haymon", die andere „Heric". Er ist geneigt, den
letzteren als Verfasser aller drei anzuerkennen, weil sie

i im Stil und Inhalt sich ähnlich wären. Gerade hier
aber werden sich Bedenken erheben. Denn der Unter-

I schied zwischen den 3 Homilien ist doch stärker, als
der Herausgeber annimmt. Man denke nur an die An-

! Wendung der typischen Erklärung. Nimmt sie nicht
in der 2. und 3. Horn Hie einen viel breiteren Raum
ein als in der ersten? Treten nicht auch die Bibelzitate
in der ersten Homilie viel stärker hervor als
in den beiden andern? Sollten nicht doch die Angaben

I der Handschrift und des Druckes richtig sein?

Der schwierige Druck ist mit groller Umsieht erfolgt. S. 42 Z. 9

I v. u. ist aus der richtigen Reihe geraten und gehört als letzte Zeile

i an den Schluß des Textes. S. 7 Z. 2 hören wir von anderen Handschriften
. Nach S. 50 handelt es sich nur um eine Handschrift

; und um einen Druck. Und nicht um einen Urdruck von 15J9,
sondern um einen 4 Jahrhundert später erfolgten Abdruck. Es hätte

; der Urdruck und, noch hesser, dessen Quelle zu Grunde gelegt werden

| sollen. Die Bibelzitatc sind vielfach nicht nachgewiesen worden.

i Es wäre aber ein vollständiger Nachweis gut gewesen, um den Grad

I der Vertrautheit der beiden Autoren mit der h. Schrift festzustellen,
vor allem ob es richtig ist, daß venter vom beatus Job exaotor
genannt wird (S. 62).

Nürnberg K. S c h o r n b a u ni

Hocks, Else: Pius II. und der Halbmond, Freihurg i. Iii.: Herder
1941. (VII, 229 S., 4 Taf.) 8°. RM 3.80; Lw. RM 5.20.

Das hübsch ausgestattete kleine Buch erzählt in
gedrängter Form das Leben Pius' II. und behandelt
dabei den Kampf gegen die türkische Macht als den
j Gedanken, der die politische Tätigkeit des Piccolomini
als Rat des Kaisers und als Papst beherrscht hat. Dieses
Thema wird, in der Hauptsache auf Grund der
I umfangreichen älteren Werke von Voigt und Pastor
j und einiger neuerer Literatur, mit Geschick und fühlbarer
Wärme durchgeführt. Die erfreuliche Sympathie
der Vf. für ihren Helden schießt wohl mitunter ein wenig
über das Ziel hinaus — fast wundert der Leser sich am
Schluß, daß sich noch kein Anwalt für die Heilig-
sprechung Pius' gefunden hat. Namentlich tut die Konsequenz
, die hier in die politischen Gedanken und Taten
i des Piccolomini gelegt wird, den Dingen einige Gewalt
an: die Türkenreden, die der kaiserliche Rat in amtlichem
Auftrag auf Reichstagen gehalten hat, sind doch zu sehr
j als vollgültiges Zeugnis persönlicher Gesinnung gewer-
1 tet — er hat sich selbst unzweideutig darüber geäußert;
• vgl. S. 19/20 - - und auch im Verhalten des Papstes
ist der Zusammenhang der Kreuzzugsfrage mit der gan-
! zen — nur zu unsicheren — Stellung Pius' im Getriebe
! der europäischen Mächte, ganz besonders mit seinem
j Verhältnis zu Frankreich, übersehen. Die Vf. hat sich
hier zu ihrem Schaden die Arbeit von Chr. Lucius, Pius
II. und Ludwig XI. (1913) und den Aufsatz von J. Haller
über Pius II. (in seinen gesammelten Aufsätzen)
! entgehen lassen. Infolgedessen erscheint bei ihr die