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Ausgabe:

1943

Spalte:

145-146

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Tertullianus, Quintus Septimius Florens

Titel/Untertitel:

Tertullians zweites Buch "Ad nationes" und "De testimonio animae" 1943

Rezensent:

Matzkow, Walter

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Seite 1

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145

Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 5/6

146

Textuberlieferung so wichtig ist, bei allem Streben nach
Kurze handeln dürfen, um sie seinen studentischen Lesern
historisch und schriftkuudlich möglichst verständlich
zu machen. Diese allzu betonte p?axuXoYfo geht
durch das ganze Büchlein, dessen wichtiger Inhalt eine
maßige Ausführlichkeit zum Vorteil aller Benutzer gewiß
verdient hätte. Sie werden sicherlich auch den
Wunsch äußern, bei neuer Auflage des Short Manual
<he Texte der 10 photographischen Tafeln in ganzer
°der teilweiser Umschrift zu erhalten; einige aufklärende
schriftkuiidlichen Anmerkungen zur Schrift dieser
I extproben könnten außerdem dem jungen Palacographen
das Verständnis für manche Eigenheiten und für die
Entwicklung der griechischen Schrift überhaupt erhöhen.
Uie Wiedergaben sind von Hss. des 5., 9., 10., 13.—15.
Jahrh. genommen und stammen in sechs Fällen aus Leiden
. Vielleicht wäre bei einer späteren Auflage zu
erwägen, jedes Jahrhundert mit einer Probe zu bedenken
und auch als sehr frühes literarisches Stück
aus dem 4. Jh. v. Chr. ein Blatt des Timotheos-Papvrus
mitzugeben.

Dein inhaltsvollen, mit zuverlässiger Sachkenntnis
geschriebenen Büchlein kann man weithin Benützung
ln den Kreisen philologischer und theologischer Studierenden
wünschen. Es würde eine baldige Neuauflage
verdienen, die in erweiterter Ausführung dem
schriftkuiidlichen Wissen seines Verfassers noch vorteilhaftere
Auswirkung ermöglichte und so der Sache
selbst noch größeren Gewinn brächte.

Heidelberg K. Preisendanz

Tertullians zweites Buch ,Ad nationes' und ,De testimonio
animae'. Übertragung und Kommentar von Dr. theol. Max Haide
n t h a 11 er, Pfarrer in Schlecdorf, Silzbarg. (Studien z. Geschieht:
»• Kultur d. Altertums. Hrsc. v. Prof. Dr. E. Drerup, Prof. Dr. H.
Grimme u. prof. Dr. A. Riicker. 23. Bd. 1. u. 2. Heft) Paderborn :
rerd. SdlOnlngb 1942. (316 S.) gr. 8°. RM 16—.

Als Tertullian sein „Apologeticum" schrieb, benutzte
er weitgehend sein eigenes, kurz zuvor verfaßtes Werk
»Ad nationes". Besonders das 1. Buch von dieser Schrift
wurde in das „Apologeticum" hineingearbeitet, während
das 2. Buch viel Eigengut aufweist. Es enthält
v°r allem eine Auseinandersetzung mit Varros „Libri
rerum divinarum". So wie Varro die Gottheiten der
neiden in drei Gruppen eingeteilt hatte, rechnet Tertullian
nacheinander mit diesen Gruppen, dem genus phy-
sicum, mythicum und gentile ab. Darauf beschäftigt er
sich eingehend mit den spezifisch römischen Göttern,
d,n schließlich noch einmal allgemein die heidnischen
.Jotter lächerlich zu machen, indem er die Mythen
!n 'hrer logischen und moralischen Fragwürdigkeit bloß-
JSt. Im letzten Kapitel wird endlich auch noch die

I ''fassung widerlegt, die Größe Roms sei ein Lohn
7er Götter für die Frömmigkeit der Römer. So scheint
es berechtigt, das Interesse nicht nur der Theologen,

"r die die Ausgabe bestimmt ist, sondern auch der Reli-
gionswissenschaftler auf dieses Werk zu lenken, das

BT die Kenntnis der antiken Religiosität und Mythologie
wichtig ist, aber neben dem „Apologeticum" oft
übersehen wird.

s.i '^cr. Verfasser bietet zunächst das 2. Buch in deutscher
Übersetzung, die sich eng an den Wortlaut des

, nginals anlehnt. Es folgt ein Kommentar, der zu je-
l*.171 Paragraphen hauptsächlich sachliche Erläuterungen
^ringt, während auf die Erörterung sprachlicher Fragen

ast franz verzichtet wird. Der Philologe wird also
anches vermissen. Trotzdem ist der Kommentar recht
^ntangrcich, weil oft ein Wort den Anlaß gibt für
, e Darbietung einer breit angelegten Materialsammet
w"- HW€^en hat man d"en Eindruck, als hätte dabei
Sefas s.^ar^er gesichtet werden können. Aber anderer-
■ its wird die Fülle der angeführten Tatsachen dem
tjScr oft nebenbei willkommene Belehrung bieten über
nzellieiten der antiken Religionsgeschichte, auch wenn
nicht unbedingt zur Erklärung des Textes gehören.

Der Verf. ist in der einschlägigen antiken Literatur gut
belesen und hat auch die moderne Forschung weitgehend
herangezogen. So soll die Ausgabe begrüßt und ihr
Wert durch einige kleine Ausstellungen nicht verringert
werden.

Die Zitate aus den antiken Schriftstellern werden
meist in Übersetzung gebracht, und das ist richtig,
wenn man die kommentierte Schrift selbst auch nur
in deutscher Sprache bietet. Auffällig ist es dann aber,

j daß einige Zitate, meist aus Kirchenvätern, im griechischen
oder lateinischen Urtext dazwischenstehen. Die
Vorsokratiker führt man gewöhnlich nicht nach Capelle
, sondern nach Diels an. Lübkers Reallexikon hat

I für ein erstes schnelles Nachschlagen seinen Wert, sollte
aber nicht allein als Beleg benutzt und zitiert werden.
Vor allem aber vermißt man als Einführung oder zusammenfassenden
Rückblick eine allgemeine Schilderung
der geistigen Situation des Heidentums und der reli-

fiösen Strömungen zur Zeit Tertullians. Gerade dem
reiferen Leserkreis, für den die Ausgabe bestimmt ist,
i wäre es sicher willkommen gewesen, wenn der Verf.

das Einzelmaterial in einen größeren Zusammenhang
j eingeordnet und zu einem Gesamtbild der Religiosität
der Spätantike abgerundet hätte.

Während Tertullian im „Apologeticum" wie in ,.Ad
nationes" gegen den heidnischen Aberglauben angeht,
unternimmt er in „De testimonio animae" den Versuch
i eines ethnologisches Gottesbeweises. Er will zeigen, daß
überall in der Welt und zu allen Zeiten die unverbildete
menschliche Seele von Natur und ohne Belehrung
: an die Existenz eines höheren Wesens glaubt und daß
sich mit diesem natürlichen Empfinden, das einen objektiv
gültigen Erweis für die Existenz Gottes und die
1 Unsterblichkeit der Seele darstellt, nur die christliche
> Lehre widerspruchslos vereinbaren läßt.

Text und Kommentar dieser Schrift werden in der
gleichen Weise dargeboten wie das eben besprochene
i 2. Buch von „Ad nationes", so daß darüber nicht mehr
gesagt zu werden braucht. Es sei daher nur noch einmal
. ausdrücklich betont, daß derartige Ausgaben der Kir-
i chenväter sicher geeignet sind, weitere Kreise der heu-
■ tigen Theologenwelt mit der Literatur der alten Kirche
näher bekannt zu machen.

Berlin Walter M a t zko w

Axelson, Bertil: Das Prioritätsproblem Tertullian-Minucius
Felix. Lund: C. W. K. Glcerup 1941. (124 S.) gr. 8° — Skrifter
utg. av Vetenskaps-Societeten i Lund. 27. Kr. 7—.

Im letzten Drittel des vorigen und im ersten Jahrzehnt
unseres Jahrhunderts überwog in Fachkreisen die
Überzeugung, die enge inhaltliche Verwandtschaft zwischen
dem „Apologeticum" Tertullians und dem „Oc-
tavius" des Minucius Felix sei eine Folge der Benutzung
des „Octavius" durch Tertullian. Da erschien
im Jahre 1910 in den Berichten der Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften eine Abhandlung von Ri-
chard Heinze, in der er die entgegengesetzte These verfocht
und die Priorität Tertullians zu beweisen suchte.
Namhafte Gelehrte wie Geffcken und Norden änderten
ihre frühere Meinung und stimmten Heinze zu.
Aber Einigkeit war bis heute nicht zu erzielen. Beide
Parteien führten mit immer neuen Argumenten einen
Kleinkrieg miteinander, ohne daß eine Seite bisher einen
entscheidenden Sieg errungen hätte.

Jetzt nimmt der Schwede Axelson in einer seinem
Lehrer Löfstedt gewidmeten Schrift zu dem vielumkämpften
Problem Stellung. Er gliedert seine Arbeit
in zwei Teile: der erste dient der Widerlegung der Minu-
cianer, der zweite dem positiven Beweis der Priorität
Tertullians. Wenn auch zuweilen nicht ganz frei von

! polemischem Spott, bemüht sich der Verf. doch um ruhige
und nüchterne Erörterung des Für und Wider. Es

, würde zu weit führen, die einzelnen Gesichtspunkte
hier zu referieren und dazu Stellung zu nehmen, zumal
der Verf. sich auf Detailbeweise beschränkt, denen ge-