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Ausgabe:

1943 Nr. 3

Spalte:

101

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Luther, Martin

Titel/Untertitel:

Vierzehn Tröstungen für Mühselige und Beladene 1943

Rezensent:

Althaus, Paul

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Seite 1

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J01 Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 3 4 102

Luther, D. Martin: Vierzehn Tröstungen für Mühselige und (herausgeg. von Riegger 1774), des Erasmus (Herzog

Beladene. (Tessaradecas consolatoria pro UbonoiHbui et onerith). 1779, Allen 1900ff.), Reuchlins (Geiger 1S75), Cantiun-

Obersetzt und eingeleitet von Bischof D. Th. Meckel. Heisinki: ,.u]as (Rfvier 1878), der Koberger (Hase 1883), des Bea-

Kommi.-Ver.l. Akateemincn Kirjakauppa (Akad. Buchh.) [1M1J- fllS RhetiatlUS (Horawitz-Hartfelder lSSf)), Wimpfelilirrs

-XXXIV, 81 S.) gr. 8» Schriften der Luther-Agncola Oese!!- (Kuepper 1Q02)> Alciatis (Giardini 1903, Costa 1903),

schaft i„ Finnland, 3. „ . , .. Thomas Blaurcrs (Schieß 1908 ff.) und die von Th. Burck-

Die Luther Agricola-üesellschait in rmniana wiu- hardt jm Annang m seinem Buche „Bonifacius Amerbach

met sich der Erforschung der Reformation und der Vci- und die Reformation" (1894) mitgeteilten Briefe des

breitung informatorischer Studien in deutscnei spraepe. Bonitacius selbst. Auch die Schreiben politischen Inhalts

Unter den verschiedenen Veröffentlichungen ist voi jaii- haben dje gebünrend€ Beachtung gefunden. Indes sind

resirist auch eine neue Ubersetzung der Iessaraaecas — diesc Briefc y j inkorrekt und ungenügend kommentiert

der wenig bekannten Trostschritt Luthers aus dem Ja.ire ediert worden. Die Sammlung enthält nun aber außer-

1319 - erschienen, die Theodor Hecke besorgt hat. dm zahlrekhe briefliche Äußerungen „aus -den mitt-

Diese Tatsache ist zu begrüßen. Denn erstens kann man ler€n Schichten der Geistlichkeit und des Bürgertums,

Luthers herrliche Trostschrift gar nicht genug unter d e aus den K . der studierenden Ju d d£

Leute bringen: trotz einigen mittelalterfich^holastlS^- Frauenwelt", an denen man bisher achtlos vor ibergegan-
mv tischen Resten, die Luther spater abgestoßen ha fet ^ f m umllittell)a|. "Klfnde

bewährt s.e ihre.»^^«^Sj^^^^^ vom Dasein und von" den Interessen jener Schichten
uns heute -Zweitens hat Th Heckeis Ausgabe besondere b djc sonst M fa, .£

Vorzüge. Die Übersetzung die er biet Ii d e beste du: es nicht in aintlichen Ak^n einmal zu einer individuellen,
wir haben: wirkliches und kräftiges Deutsch, dem lateint- mdst aber wenj charakteristischen Beurkunduno ge-
sehen Original gegenüber formell frei, sachlich treu. Vor- bracht haben« Wi€ aufschlußreich für die Kulturangeht
eine 30 Seiten umfassende tiefgrabeucle „Ein- Sitten upd Wirtschaftsgeschichte diese Briefe sind Verführung
", die allein schon der Ausgabe Höckels ihre Ref m ahnen> weü auch in der Briefsammlune
Stellung vor den älteren sichert. Am Schlüsse sind die Stephan Roths in der Zwickauer Ratsschulbibliothek eine
„Kernworte" aus Luthers Schrift (nicht nur in über- M e sokher epistolae ievioris argumenta aus jenen
selzung, sondern auch lateinisch) zusammengestellt, Kreisen mannigfachen Inhalts erhalten sind. Auch
außerdem ein Register der Bibelstellen. sprachgeschichtlich sind gerade diese meist deutsch ge-
üher Einzelheiten der Übersetzung kann man verschiedener Mei- s.chriebenen Briefe ungemein interessant. Aber auch den
nimg sein. Die dulcis misericordia des Originals gibt Heckel mit ialeiniscH geschriebenen haftet viel Eigentümliches und
„1 i e b e v o 1 1 e Barmherzigkeit" wieder. Aber sollte man, wo Luther Reizvolles an Und das 0Üt mch vm r , Rriof, ,
selber ringt .seine s ü Ii c Wundertat", nicht auch hier entsprechend | KeiZVOti.S an. Und das gilt auch von den Brieten,
sa.cn' -"im zweiten Teil der Schrift handelt es sich um die sieben I die BUS den Reihen der zun f tlg-Geleh. ie.1 stammen,
bona.' Die Übersetzung spricht denn auch in den Überschrieen der Unbegreiflich erscheint CS Z. B., daß der Hebraist Matt-
7 Bilder überall vom ",Qut". Aber wo dann im Texte bonum wieder- ; häus Adrkllli (vgl. Weimarer LulheraUSg. Bd. 1. 5511)
kehrt, wechselt Heckel ab zwischen verschiedenen Synonyma wie mit Seinem tollen jiddischen Vulgärlatein (Nr. 477 in
„Wohlstand", „Besitz", „Glück". Sachlich ist die Wahl jedes dieser (Jem vorliegenden Bande) sich in Wittenberg — wenn
Worte an seiner Stelle immer woMtoegTÜndet Andererseits hat es aucn nllr kurze Zeit — hat behaupten können
aber guten Sinn, daß bei Luther das Stichwort bonum, das den »an- ci,„„ i„ u- a • . , ■ ,
zen zweiten Teil beherrscht, immer wiederkehrt. Vielleicht sollte die SLl,°n Angedeutete zeigt, Wie dankbar
Übersetzung das nicht verwischen. Ähnliches gilt von einer Stelle im : CS ZU begrüßen ist, daß mit der Hebung des ganzen

sechsten Bilde auf der Seite der Oüter (Heckel, s. 54 oben), im Schatzes ein Anfang gemacht worden ist. Der vorlie-

Lateinischen folgen sich da die Satze: ..... omnia communia fiunt gende 1. Band enthält die Brief Sammlung des Johann

per charitatem. Haec est communio sanetorum". Luther inter- Amerbach, des Vaters des Bruno Und Basilius die nach

pretiert hier den Begriff der Cornm. sanet. durch den vorangehenden ; jenes Tode zusammen mit Johann Froben das Geschäft

Satz. Dem muß auch die Übersetzung gerecht werden. Sie muß also weiterführten, lind des Juristeil Bonifacius lohanil

Heiligen" erläutert werden (vgl. Luther» Kurze Form 1520 WA 7,219: (Unterfranken) geboren, studierte seit 1461 in Paris,

Ich glaub, daß in dieser Gemeine oder Christenheit alle Ding . erlangte hier vor Mai, Juni 1464 die Magisterwürde,

gemein seind...). Erscheint „gemein" bedenklich, so wäre, wie begab sich dann nach Basel, höchst wahrscheinlich mit

Th. Heckel es an anderer stelle auch tut, „gemeinsam" zu sagen. Da- ; seinem Lehrer Johann Hcynlin aus Stein (de Lapide),

gegen wird die hier von H. gebotene Obersetzung dem Original nicht kehrte Ende der 1460er Jahre nach Paris zurück, Wohl

ganz gerecht: „. . . an ihnen allen haben wir duTch die Liebe teil. Sie wieder mit Heynlin, lebte spätestens seit 1478 als selb

lebt in der Gemeinschaft der Heiligen..." (Nein! Sondern „dies ist ständiger Drucker in Basel („zweifellos überrap-te er

die Gemeinschaft der Heiligen", nämlich das eben ausgesagte „Ue- Frnhpn m Ril<li,nrr M>W»ki;«M( ..__i l u w, •«

mein-sein" aller Dinge). So könnte ich noch mehrere kritische Bean- ™bgIian B ll^dung erheblich ) Und starb am Weih-

standungen im Einzelnen vorbringen. Aber sie bleiben angesichts der nachtStge 1 Dl 3. Die Briefe in diesem Bande Sind in

im Ganzen hervorragenden Leistung dieser Übersetzung von geringem i erster Linie Wichtig tur die Geschichte des Buchdrucks

Gewichte — und vielleicht würde die Erfüllung einiger dieser Wim- und der Bücher. Unter den Korrespondenten begeg-

sche die Stileinheit der Wiedergabe Hcckeis gefährdet haben. nen außer den oben Genannten, soweit sie hier schon

Erlangen p- Althaus in Betracht kommen, u. a. — ich beschränke mich dabei

j auf das letzte Jahrzehnt — Joh. Brisgoicus in Freiburg

Die Amerbachkorrespondenz. Im Auftrag ri. Komm. f. d. Oeffentl. '• Br- . (w- A- !> 499 i;), Hieronymus Gebwiler, Paul

BihHothek d. Univ. Basel bearb. u. hrsg. v. Dr. Alfred Hart- Phrygio, Johann Witz (Sapidus) in Schlettstadt, Michael

mann. i. Bd.: Die Briefe aus der Zeit Johann Aroerbachs Hunimclbcigcr in Ravensburg, Konrad Pellikan in Rufach

1481—1513. Basel: Vlg. d. Univ.-Bibliothek 1«42. (XXIII, 485 S., (Überelsaß), Jakob Salzmann (Salandronius) in Chur.

l Regis-ter, (> Handschriftproben) gr. 8". RM 21—. Der Kirchengeschichte wird aus der Briefsainmlung des

Von den Brief Sammlungen, die die Basler Universi- Bonifacius Amerbach seit 1519 ein reiches Quellerc-

tätsbibliothek verwahrt, hat die Forscher, deren Arbeits- material zuströmen.

gebiet das 15. und 16. Jahrhundert ist, die der Familie Hartmanu gibt in der Einleitung einen Überblick

Amerbach am meisten interessiert. Sie umfaßt c. 6000 über die gesamte Amerbachkorrespondenz. Man erkennt

Nummern. Bisher ist nur sozusagen darin herumgefischt daß er auch in den weiteren Partieen vollkommen zu'

worden. Besonders haben die Briefe aus der Zeit des Hause ist, und kann nur sehnlich wünschen, daß es ihm

Humanismus und der Reformation große Anziehungs- vergönnt sein möchte, auch die weiteren Bände her-

kraft ausgeübt. Vieles ist daraus entweder vollständig auszubringen. Mit dem vorliegenden Bande hat er Er-

oder in Auszügen abgedruckt worden. Um von den in staunlic'nes geleistet, mau würde sagen „Einmaliges"

Zeitschriften verstreuten Einzelstücken und Gruppen zu wenn man nicht eben Fortsetzung wünschte "und erhoffte',

schweigen, seien genannt die Briefreihen des Zasius Schon die Entzifferung der Orginalbriefe hat z. T. sehr