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Ausgabe:

1943 Nr. 3

Spalte:

95

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Lekkerkerker, Arie F. N.

Titel/Untertitel:

Römer 7 und Römer 9 bei Augustin 1943

Rezensent:

Michel, Otto

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Seite 1

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95 Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 3 1 9(1

Barnikol, Prof. D. Dr. Einsi: Das Diakonenamt als das älteste hüllt sind, hat Seuses Vita so viel persönliche Züo-e

Leib- und Seelsorge vereinende Amt der Gemeinde. Ein überliefert, daß daraus, wenn auch allerlei Fragen offen

M^. xMO^v.^^.M^.i Aiixit»:tM^6»V^ bleiben, wohl eine Biographie zu gestalten ist. Nach

Halle: Akad. Verl. 1941. io s.) gr_8° = Forschungen zur EM- inehrereil kompendiösen oder erbaulichen Versuchen gibt

stelig. d. Urchristentums, d. Neuen Testamentes u. d. Kirche. 12. .. , 1 n . , r- ■, 3, , . , - fa.

rm 120 inr nun ^as °ucn "es Freiburger Erzbischofs eine

Der Verfasser hat schon öfter die glückliche Gabe bewiesen,' schöne und im ganzen wohl auch bleibende Form. Neben

auf kleinstem Raum nicht nur Wichtiges, sondern sogar Umstürzendes sorgfaltiger Untersuchung der greifbaren Daten das

zur Geschichte des Urchristentums zu sagen. Das gilt auch für Geburtsjahr wird gegen K. Bihlmeyer U. a. erst Ulli oder

diese genau 11 Seiten Text umfassende Studie. Ausgehend von Act. nach 1300 angesetzt, die Abstammung aus dem ritter-

6, i—o, das der Philippusquelle der Act. zugeschrieben wird, wird das liehen Geschlecht von Berg mit dem nötigen Frage-

Diiakonenamt aus dem urchristlichen Kommunismus abgeleitet; der zeichen VOro-ctraoeil — liegt ihr besonderer Reiz in der

ifekonendienst sei also nicht ursprüglich Dienst an den Witwen lebendigen Anschauung, mit der Gröber als langjähriger
gewesen, sondern die ^eme^ame volkskuche.vari.ge Verpflegung aller Konstanzer pfarret <jg UlTtWeH des Piedigermönchs aus
in Gütergemeinschaft lebende i Gemeindegl.edcr. Da B. 6, 1 dem , , .. . * . & , , :
westlichen Text folgt, nimmt er an, daß' es rar den hellenistische.. «J" Inselkloster zu Konstanz ausmalen und gelegent-
Di.ako.ien bereits hebräische in der Gemeinde gegeben habe und hell zur Deutung der alten Angaben benutzen kann,
diese seien die 12 selbst gewesen. Sie stellten das einzige Amt der Das Verhältnis ZU Eckliart, den SeUSC kurz VOT dessen
ältesten Gemeinde dar, das also zugleich leibliche wie geistige Verurteilung etwa von 1323—25 in Köln hörte, erscheint
Verpflegung der Glieder besorgte. Auf die Beschwerde der Helle- noch inniger, als es bisher schon geschildert wurde, da
nisten über Vernachlässigung hin gaben die 12 kurz nach 40 die Gröber eine Allegorie des Horologium Sapiciltiae Übcr-
Verpfkgung der Hellenisten an die 7 ab. Für die Hypothese gilt das zeugend dahin deutet, dali Seuse von der Verfolgung
gleiche wie für zwei weitere wichtige Hypothesen Barnikols die von Meisters niitbetroffeu wurde und seines Lcse-
derN^rtaBiMl^ der pauHqMchen KoUdcte du»Adle Jertmlemer U»v. mcisteramtes jn Konstanz verlustig ging (611). Die
gemeinde und die von Paulus als Proselytenmiss.onar: sie lassen sich _ , . .. .. , _=> ■ J? > ' ...
nkbt strikt beweisen und ihre quellenmäßige Begründung - diesmal , ^age, wie weit der persönlichen Treue die innere Uber-
strem: genommen eine einzige Lesart des westlichen Textes - ist einstimmuiig entsprach, wird dabei kaum gestellt und be-
etwas schwach, aber de leuchten trotz allem ein. Stärkere Bedenken antwortet, da Gröber Überhaupt nicht ZU einer Ulllfas-
hätte ich der Act. als Quelle gegenüber: ist bei einer Gemeinde, senden theologischeil Würdigung Seuses ausholt, soil-
die schon 10 ,,Amtspersonen" haben muß, noch dazu zweisprachig ist, dem sich auf die beiden im Untertitel seines Buches
noch Lebens- und Gütergemeinschaft möglich? Ist nicht die ganze genau abgegrenzten Aufgaben, die biographische und
,,Urgemeinde" der Act. eine Art Idealpolis, die sich ein Grieche er- dje HterarkritiscflC, beschränkt.

dacht at. zweiten dieser Aufgaben dienen eingehende Er-

Komesberg Pr. Carl s c h n e. d e r j örterungCH) [n dcnen der Verfasser an einigen Stellen

Lekkerkerker, Dr. A. F. N. i Römer 7 und Römer 9 bei ! vo" j« früheren Ergebnissen der Seuseforschung ab-

Augustin. Amsterdam: H. 1. Paris 1042. (XIX, 147 S.) gr. 8* f. 3.25 v°? b' h,^e>'c.r l. th k 4"

, , , c, o-, , . . 1 193^. Sp. 035 f.). Er kommt zu folgenden Datierungen:

Die von L. vorgelegte Studie zur Bibelexegese ist > ß& M£ £ Wahrheit Ende 1327/Anfang 1328 (nach

ursprünglich eine Dissertation der theologischen Fakul- , Eckharts Tod uud vor scincr Verdammimg), Hundert

tat Utrecht. Sie geht wohl von den. Gedanken aus , BetrachtUngen vor 1330 (später umgearbeitet), (Horn-

daß die Geschichte der Auslegung gerade von Ron, 7 , ^ Saplentlae 1334 (wie Bihlmeyer, aber mit neuen

und Rom. 0 besonders wichtig ist. Die: vorai.gustin.sche Argumenten aus einer glücklicheren Deutung einer der

Exegese von Rom. 7 setzt im ersten Teil mit Irenaeus A,£ jen auf dje Ko^tailzer Verhältnissei, Bächlein

^±« 31 ^Z0^l-± ÄJÄÄ? <£* ! dJTewtgen Weisheit «gen 1348- (20 Jahr/später al

Wicklung bildet das Jahr 397 einen Wendepunkt So- y h £ m also nicht Vorlage des Horologium).

weit wäre die bekannte fruhpaul.n.sche und ■paforib- : obwohl hier schwer zu unbedingter Sicherheit zu koni-

nisehe Periode von einander abgegrenzt Der Verfasser men jst ^ mjr ^ D*tie „ mu, dic sid]

sieht im paul.n.schen Text von Rom. 7 die Selbstbe- d ebbende literarische und innere Entwicklung

Schreibung des Menschen im Gnadenstand, der von sich übe,zeugcnd.

nur ,,siib lege" reden kann. Für Augustin sind dagegen „ .. fe ..„, _ . , ... ....

der Gesetzesstand und der Gnadenstand voneinander ,Der weitaus größte TeilI der l.terarkr.tischen Untergetrennt
; es sind zwei Entwicklungsstufen des Men- suchungen aber en fallt auf die vielumstr.t euc Präge,
fchen, die einander gegenübertreten. Auch der zweite «b. die Vita echt ist, d. h, die von Seuse selbs uberar-
Teil der Dissertation, der vor allem zum Problem der breiteten Aufzeichnungen seiner geistlichen Tochter, der
Willensfreiheit die augustinische Position darlegen will, Jos*ir Domuiikanerin Elsbeth Stagel darstellt (s. 112
beginnt mit einem Überblick von Irenaeus bis Am- bis 183). Wahrend eine Reihe auch katholischer Oelehr-
brosiaster; die feinen Unterscheidungen in der grie- *ei' (w* vor « ei" K- Riec,e'". ^ott. Gel. Anzeigen 1909
chischen und lateinischen Väterreihe sind hier zu be- S 489 ff. u Nik. Heller in der Einleitung zu seiner Ausachten
. Der Verfasser erkennt in der zweiten „Quaestio" g?beVIv,0" ^eUiies deutschen Schriften 192b S. XX II
des ersten Buches an Simplician einen Höhepunkt der b,s XLV) sie entschieden für eine spatere hagiographi-
augustinischen Gnadenlehre, weil hier keine Schwierig- sc,15 Legende erklärten, tritt Grober ebenso entschieden
keiten geglättet und die theologischen Fragen nicht '» das ^"servatiye Lager zu BiMmeyer R. Senns (Diss.
gelöst werden, sondern in ihrer ganzen Bedrohlich- Bf™ 1930) ""d W. Thimme (Theol. Stud. u Krit. 103.
Reit zum Bewußtsein gebracht werden. Die Dissertation 19?L S. 370ff.), gibt aber eine Reihe spaterer Inter-
von L. arbeitet exegetisch sorgfältig, ist über Problem- polationen zu. Dies Ergebnis ist nun freilich unhaltbar.
Stellung und Literatur gut unterrichtet und wird in Es Sent nicllt an. die Sr*^-1! 2 Manzen zu retten,
der Augustinforschung ihren Platz behalten. jndem man diejenigen Abschnitte, denen vor allem die
T..,. o« m--i i kritischen Einwände entnommen werden darunter
Tublngen wttoMicheJ | sokhei dje mit Sicherheit anderen Quellen als Seuses

oder E. Stagels Erinnerung entstammen — willkürlich,

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER T. aus reinen Geschmacksgründen für nachträgliche

-———- 1 Einschübe erklärt, ja z. T. die Wundergeschichten als

Gröber, Erzbischof Dr. Konrad: Der Mystiker Heinrich Seuse. ! Fälle von Telepathie oder Suggestionstherapie auflöst.
Die Geschichte seines Lebens. Die Entstehung u. Echtheit seiner Werke. ; Wo bleibt dann die sonst betonte Einheit Und Stil-
Freiburg i. Br.: Herder 1Q41. (VI, 234 S., l färb. Titelbild, 2 Taf.) | gleichheit des Ganzen? Die Vita Seuses ist eine so
gr. 8°. RM 7—. i charakteristische hagiographische Leistung mit Visionen,
Unter den deutschen Mystikern ist Seuse uns als Wundertaten und Abenteuern, bei denen die Bezeichnung
Persönlichkeit am lebendigsten greifbar. Während Eck- : „Klosternovellen" allzu nahe liegt, daß sie nur als Einhart
und Tauler als Gestalten ganz in ihr Werk ver- heit gewertet werden kann. Man braucht eine Fülle