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Ausgabe:

1943

Spalte:

93-94

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Sainio, Matti A.

Titel/Untertitel:

Semasiologische Untersuchungen über die Entstehung der christlichen Latinität 1943

Rezensent:

Matzkow, Walter

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitimg 1 lJ43 Nr. 3 4

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An den anderen Stellen erscheint mir die Rezension Der Verf. zeigt, daß oft das griechische Lehnwort

Schaefers gegen Bihlmeyer erwägenswert zu sein, wie- liturgischer terminus technicus wird, während für die

wohl nicht immer die orößere Wahrscheinlichkeit zu allgemeine Bedeutung ein einheimisches Wort benutzt

haben Für den Sinn ist keine dieser Varianten von wird, wie „agape" - „Caritas". Häufig ist aber diese

Bedeutung- für Stil und Bibeltext ist ihre Bedeutung Scheidung nicht von vornherein klar, sondern es lassen

nur unerheblich s'cn Überschneidungen aufweisen. Zuweilen, wie bei

Möchte die sehr sorgfältige Arbeit von Schaefer agape kann der Verf. zeigen, wie die Erinnerung an

dankbare Benutzer finden'' Liturgie und Bibel bei dem Gebrauch eines Lehnwortes

' ' H.v.Soden allgemeiner Bedeutung mitgewirkt hat. Ferner kann

Marburg Laim die Kfengfarbe, die ein lateinisches Wort im heidnischen

Kult angenommen hat, seinen Gebrauch in der christ-

, . ,. . , ..K . .. liehen Kirche erschweren. Weniger überzeugend ist die

Sainio, Marti a.: Semasiologische Untersuchungen über die T| daß das griechische Lehnwort immer das ältere,

L^^^Ä " £ lateinische Wort, die. jüngere Übersetzung darstellt^

Die Entstehung des altlate.n.schen Bibeltextes ist tUfma,. und d|e Entwicklung „minister" - „diaconus"
bisher wenig geklärt und bietet der philologischen wie weisen jedenfans m eine ailderc Richtung. Auch die
theologische. Wissenschaft noch ein weites Betatigungs- Vorliebe Tertullians und der Hs. k für einheimische
fcld. Es geht nicht au, wie man es zuweilen truher tat, Wörter zeigt das Bemühen, lateinische Acquivaleiitc für
die vorhieronymianischcn Texte als einheitliches Wer» di<, griechischen Termini zu finden, während später die
zu betrachten oder auch nur in zwei Strange zu teilen, Lehnwörter vordringen. So wird „annuntiare" allmäh-
von denen der eine als „Itala" in Italien, der andere ljcl) durcn „evangefizare" verdrängt. Besonders Afrika
als „Afra" in Afrika seine Heimat haben soll. Wenn zeigt m frühester Zeit einen Hang zum Purismus Lietz-
Jülicher in seiner „Itala", der seit 1938 im Erscheinen mani1) Heer u. a. haben daraus geschlossen, daß in
begriffenen Ausgabe des altlateinischen NT, eine ahn- Af|.jka dje lateinische Sprache früher in die Liturgie
liehe Einteilung vorgenommen hat, so doch nur scheinbar Eingang fand als in Europa, wo sich stellenweise die
und mehr aus drucktechnischen Gründen. Jeder Benutzer griechische Sprache in der Lituro-ie bis /um 7 Uhrdes
Werkes wird bald merken, daß die Dinge sehr viel hundert hielt. Gegen diese Annahme zeiat sich der Verl
verwickelter liegen. Zu der Frage nach dem Ort oder m E. ohne Grund skeptisch. Freilich kann man bei unrichtiger
nach den Orten der Entstehung tritt aber sere„ mangelhaften Kenntnissen der Zustände in der
außerdem die Frage nach der Zeit Auch sie labt sich alten Kirche m keinem sjcheren Ergebnis gelangen
bei dem augenblicklichen Stand der Forschung noch nicht i Im Schlußteil seiner Untersuchungen wendet' sich
genau beantworten. Jedenfalls darl man es sich nicht , der Verf „ Harnacks These, daß die Christen "sich
so vorstellen, daß ein/eine Manner wie Luther oder ,,s Soldaten Christi empfanden und deshalb in der' la-
die heutigen Übersetzer fremdsprachlicher Werke m teinischen Kirchensprache die Wörter so häufig sind
einem Zuge und kurzer Zeit das ganze NT oder auch die ;mch eine kriegerische Bedeutung haben. Dlm- Verf'
nur ein einzelnes Evangelium übersetzt haben. Wer mcint demgegenüber, daß es sich oft nur um eine Stilisten
etwas eingehender mit den überlieferten Texten gtische Erscheinung, ein literarisches Bild handelt " das
beschäftigt, erkennt schnell, daß nicht nur die Hand- der Anschaulichkeit dienen soll. Die voranaeean'/ene
Schriften voneinander im Sprachcharakter abweichen, son- Untersuchung des Gebrauches von „sacramentum" läßt
dern auch die Sprache innerhalb einer Hs. oft mehr- di€se Bedenken als berechtigt erscheinen. „Sacramen-
mals die Farbe wechseln kann. Die Ursachen lassen sich tlim«. Dedeutet oft nicht den Soldateneid, sondern eine
natürlich meist nicht ohne weiteres erkennen. In den Sachc oder Ausdrucksweise, die nur einige Auserwählte
synoptischen Evv. wirken häutig die Parallelberichte: auf- verstehen können, das religiöse Geheimnis, das nur
einander ein. Es kommt: ninzu, daß für gewisse Verse , deneil nört dic der Qlaubenagemelnschaft teilhaftig
oder Per.kopen wegen ihrer Bedeutung das Bedürfnis >|od| ei„ wirklkhes Mysterium. Dementsprechend
einer Übersetzung ins Lateinische eher entstand als für überliefern zwei Altlateiner' (ff h) Matth 13 II wie
andere Abschnitte. Der so entstandene Text konnte man jetzt an Hand von Jülichers „Itala" leicht feststellen
und mußte dann bei der Obersetzung des Restes von kanil) weder i)mvsteria", noch „sacramentum" sondern
den späteren Übersetzern mehr oder weniger konser- „arcaua".

vativ übernommen werden, ein Gesichtspunkt, der Leider kann njcht verschwiegen werden daß die

wie mir scheint, in der Forschung bisher nicht genügend Arbejt „eben diesen schönen Früchten auch ' erhebliche

berücksichtigt worden ist. Außerdem ist die Liturgie, prinzipielle Mängel aufweist

sobald für sie im Westen die lateinische Sprache ringe- ^ wnngegmte Lter*turüber«cht nennt zwar das ^.fOhrifche

führt war, für den Bibeltext von großer Bedeutung liWmMu{^ H.„dWörterbuch von ü.,^ dS„ iXSE

gewesen. Hierauf weist der Verf. der vorliegenden „^verständlich ist Ei fehle, dagegen jeRikhe AngabenTdS

Schrift m. E. mit Recht hin. welche Ausgaben den Zitaten der Kirchenvater zugrunde Heyen. Fer-

Die Entstehung der christlich-lateinischen termini «er «ird niclit gesagt, woher die Zitate der aKbrieinlschen Btbek

technici ist Weitgehend durch dic Sprachverhältnisse im tcxtc stammen. Anscheinend hat der Verf. mir den Thesaurus linguae

Abendland beeinflußt. Das NT. kam in griechischer 'at"K'1, '" München benutzt, ohne die Einzelausgaben der Hs*

Sprache in den Westen, auch die Liturgie war im Abend- ^ZZit £EL£ /t .38 f' £ .Hs- k

land zunächst griechisch. Bei der Übertragung ins La- PTLjZ?*'"v'1,/,a wm1 ^,ptW^ bfw' ••l,:,Pt""i<""'»" «**

um /im,,un i ki icuiiswi. . , c u • • „haptisniate haivti/an" und ,,hap i/am n ". in Vtatihäiis-Fviiin..|iMm

emische bot die Fachterminologie besondere Schwierig- „ stct< ;,)apti/iator. ';J „ichf

ketten. Neben griechischen Lehnwörtern treten latei- joüchers „Itala" dem Verf. noch nicht vorlag, hätte er doch das

nische Wörter auf, die teils neugeschaffen sind, teils Richtige In der Faksimile-Ausgabe von Clpolla (Turin 1913) oder

eine neue christliche Bedeutung bekommen. in den OM Latin BiWical texts II (Oxford 1886) finden können.

Mit diesem Problem beschäftigt sich der Verf. und ™r Vorkommen des Wortes „Wcus" in der Vulgata hat er bei

gewinnt bei seinen Untersuchungen einige interessante *'£ S*"« ! r'1'" (jJeWi36)' Er hlrt Glück

Ergebnisse, besonders bei seinem* Bemühen, den kultur- ; £h»£ Ag« «*» ™: ^"«.* B.hlioran, sacrorum (Pa-

geschichtlichen Hintergrund, der hinter mancher sprach- V^^!^ £ STjff in iJflSTSSL'Z H

liehen Entwicklung durchschimmert, sichtbar zu machen, nutzen. _ Kleine Unebenheiten, die bei der Übertragung aus dem

Er weist mit Recht darauf hin, daß sich hier der kultur- Finnischen ins Deutsche offensichtlich des öfteren entstanden sind,

geschichtlichen Forschung noch eine große Fülle von fallen demgegenüber weniger ins Oewicht

Aufgaben bietet. Berlin Walter Mat/kow