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Ausgabe:

1943 Nr. 3

Spalte:

91-93

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Klemens I. Papst, S. Clementis Romani Epistula ad Corinthios quae vocatur prima Graece et Latine 1943

Rezensent:

Soden, Hermann

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91 Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 3 4 92

Eusebius VI S. 493—509) aufgezeigt. Für die Jeremia- eigentümliche Geschick, daß mehrfach ein neuer Text-
erklä'rung des Origenes konnte ich ohne Mühe und noch zeuge gerade dann auftauchte, wenn eben eine neue
vor Faulhaber und Lietzmann die maßgebenden Hand- Ausgabe erschienen war. Bis gegen Ende des 19. Jhd.
Schriften der Jeremiakateue feststellen (1897 TU 16,3). war der Alexandrinus, die bekannte Bibelhs. in London
Schwieriger war, das Entsprechende für die Matthäuser- (5. Jhd.), der einzige Zeuge. Auf ihr beruhen von der
klärung des Origenes zu erreichen; mehr als zehn Jahre Erstausgabe Youngs (1633) an alle folgenden Ausgaben
hatte ich mich bemüht, nach eigenen Stichproben und bis zur ersten Bearbeitung Lightfoots (Cambridge 1869).
denen meiner Mitarbeiter die für jenen Zweck wichtig- Die Hs. ist au nicht wenigen Stellen des Briefes (der mit
sten Katenenhandschriften auszumachen (vgl. 1931 TU dem 2. Clem. an ihrem Ende steht) durch Zerstörung
47,2), bis 1939 endlich meine Sammlung der Fragmente der Blattränder unleserlich geworden und weist in-
zum Matthäus gedruckt werden und 1941 erscheinen folge Totalverlustes eines Blattes eine große Lücke auf
konnte (Origenes XII, 1). Im gleichen Jahre kam, hinter (c. 57,7 64,1). Den vollständigen Text konnte erst-
einem kurzen Aufsatz in der Biblica XX (1939) auch die malig Bryennios aus einer Jerusalemer Hs. (H, in den
hier angezeigte umfassende Untersuchung von Reuß her- älteren Ausgaben auch C genannt, weil früher in Konaus
. Dies Nebeneinander ohne Fühlungnahme kann kaum stautiuopel aufbewahrt), einer Bibelhs. des Js. 1056,
als Gipfel der Zweckmäßigkeit gelten. Jedenfalls wäre veröffentlichten (1875). Beide Hss. lagen der kommen-
ich dankbar gewesen, wenn ich meinen Zeugenapparat tterten Ausgabe von Harnack und v. Gebhardt zu-
an der Hand der breiter angelegten Forschungen von gründe (1876). Aber schon 1877 wurde eine syrir
Reuß im Ganzen wie im Einzelnen noch einmal hätte sehe Übersetzung bekannt, die Funk 1878 und Light-
überprüfen können. Auch hätte der Nutzen nicht bloß foot für seine zweite Bearbeitung 1890 hinzunehmen
auf meiner Seite gelegen. Zwar wird Reuß im Allgemei- konnten. 1894 veröffentlichte G. Morin die von ihm
nen Recht haben, wenn er annimmt, daß die künftige gefundene lateinische Übersetzung aus einer Hs. des
Heranziehung der in seiner Untersuchung infolge der il Jhd. (jetzt in Namur); sie ist nach Morin erst von
Zeitverhältnisse noch nicht behandelten Handschriften Schaefer wieder abgedruckt worden, wurde aber in einer
„eine wesentliche Änderung an den gewonnenen Resul- , Neuausgabe des I. Clem. von R. Knopf 1899 benutzt,
taten" kaum erwarten lasse (S. III). Immerhin hätte ich in der diesem Zeugen ein hohes (überspannt hohes) Ge-
ihn doch auf einen bisher unbekannten ganz eigenartigen wicht zuerkannt wurde. Endlich konnten 1908 und 1910
Katenentypus aufmerksam machen können, der in dem C. Schmidt und F. Rösch noch zwei von einander tm-
Athoscodex Lawra B 113 vorliegt. Hier gibt es noch abhängige kopiische Übersetzungen vorlegen, von denen
rund zwei Dutzend namentlich bezeichneter Ex/erpte aus die eine (C in Berlin) leider wieder eine Lücke hat
Clemens Alexandrinus und ein Vielfaches an bisher un- (c. 34,5—42, 2), die andere (C- in Straßburg) schon
bekannten Fragmenten des Origenes zum Matthäus, die in c. 26 ganz abbricht. Seither ist das Material nicht
größtenteils durch die ungekürzt erhaltenen Partien sei- mehr gewachsen, sodaß die Neubearbeitung der Funkner
Tomoi oder ihrer altlateinischen Übersetzung als sehen Handausgabe durch K. Bihlmeyer (Tübingen 1924)
echt erwiesen werden! Nach inzwischen erfolgter Ver- insoweit abschließend wurde.

ständigung ließ sich feststellen, daß Reuß und ich in Be- oas Verhältnis der Textzeugen zu einander ist sehr
zug auf die Ongeuesfragmente nicht allzuweit auseman- eingehend von Knopf untersucht worden; C. Schmidt
dergehen. Nach brieflicher Mitteilung findet Reuß aus uncj p. Rösch haben seine noch immer wertvollen Nach-
seinen Listen nur noch ein m meiner Ausgabe über- Weisungen für die koptischen Texte ergänzt und dabei
sehenes Fragment nachzutragen. In Bezug auf eine zugleich seine übertriebene Wertung des Lateiners beganze
Reihe der von mir gebotenen Stucke glaubt er rjlCTitigt. Die Zeugen sind sämtlich'von einander unab-
freilich, auf Grund seiner Wertbestimmuug der Hand- hängig und bilden auch keine durchgehe nd in sich ver-
schriftentypen mit Sicherheit das „Unecht" aussprechen bunuenen Gruppen. Sie sind alle nicht ohne Fehler und
zu dürfen — die Diskussion hierüber soll auf Grund Korrekturen, letztere besonders in den Bibelzitaten,
des von ihm dankenswerter Weise zur Verfügung gesteil- Durcn j.nre Vergleichung läßt sich der Text in metho-
ten Materials m dem Schlußband Origenes XII, 2 geführt discher Eklektik im ganzen sicher herstellen, und nur
werden. an ganz wenigen Stellen bedarf es der Konjektur. Schae-
Halie a. S. E. Kloster mann : fer hat die Textkritik offenbar selbständig durchgeführt
, ist aber im Wesentlichen zum Konsensus mit
. . Bihlmever gelangt, dessen Apparat er übrigens erheb-
S. Clementis Roman, epistula ad Connthios, quae vocatur prima. |ich bereichert und an einzelnen Stellen auch berichtigt.

^raece lla"u "ES C"«o° 'nstruxit CarolusTh Schaefer, , Unterschied von Bihlmeyer macht er keine An-

Bonn: Peter Hanstem (75 S.) gr. 8° = Florilegiurn patristlcum edd. , -, ■• . , J , .... . .

B. Geyer et Tb. Klanser, Fase. XI.IV. RM 3—. gabe" »her die Abweichungen der alteren Ausgaben.

„ . _Y . „ , In der Tat durfte der Konsensus Bihlmever-Schaefer

Der große praktische Nutzen dieser neuen Sonder- dk äUeren mit weniger vollständigem Zeugen-

ausgäbe des I. Clemensbriefes, der ,a zur Einführung mafaterial arbeitenden Herausgeber fast überall unau-
Studterender in den Fruhkatholizismus wie kaum an- ; fechtbar sein. Nur an ganz wenigen Stellen bleibt m.

deres geeignet ist, für Studium und Untemcht besteht E eine anderc Rezetis&n m erwägen:
darin, daß der griechische Text und seine alte latei-

nische Übersetzung (2. Jhd.?) in Parallelkolunmen ab- 6-1 sehe ich keinen Orund, den Dativ der griechischen Zeugen
gedruckt sind. Da weiter die Überlieferung des Briefes 1 noKkalSjdiiiaM; xai ßaodvoic. in den Akkusativ zu korrigieren; 8, 3 wird
in vier Sprachen, 6 Handschriften und einigen patristi- ?as EII,IO,N V0".A mit den Ubersetzunjten CL (S etneov) gegen H
u tl jl u • c tZ • "u • Iii- i li besser als mperativ zu akzentuieren sein; 38,2 ist die so ökistische
sehen Zitaten ebenso mannigfaltig wie übersichtlich ist, Form von A%rQ^Ti„ MlE. ta H sekundi, zu AvT0«rf„<»«., koni-
kann mit seiner Lektüre auch eine Einführung in text- gieiti als0 beizubehalten; 40,2 ist fettTeXetoftai xai ah gegen LS
kritische Arbeit und Vorschulung für die neutest. Text- (beide Kopten fehlen hier) sicher Auffüllung aus dein vorhergehenden
kritik verbunden werden. Schaefer hat den griechischen tmtetatv und dem folgenden iimTetaio-f>ai und stumpft den Satz ab
Text mit einem reich ausgewählten Apparat der Varian- (I.ightfoot empfand richtig, wenn er t-juTEXelo-fJai xai nur mit Einten
aller Überlieferungszeugen versehen, der dazu bestens Schiebung eines räipez-öj? beibehalten zu können glaubte); 51,1 ist
zu dienen vermag; zum lateinischen Text sind die Schrei- vielleicllt das verhüllende 8id xivo^ ™iv toü dvmetuivcro AHS der
bungen der einzigen Handschrift, die sehr zahlreicher, Verdeutlichung twa? n^Mmwm; t. d. CL Clem. Alex, doch

aber fast durchweg sicherer Emendationen bedarf, no^ Stt Ä "L Z" S'Ch tTl

i. rx- r-> <■ i.1? •■ . . ... . , ,,. , ' i .. Bihlmeyer eutscneidet. Sicher richtig ist die Aufnahme von 60,4

tiert. Die Praefatio gibt in übersichtlicher Knappheit nnva^T0, in der Lücke von A gegen das hier von Knopf (nach Her-

alle notigen Nachweise über Zeugen, Ausgaben und mas Vis. III, 3,5) konjizierte t:vftö|(p; daß sich Knopf dafür auf das

Literatur. lateinische mirifico beruft, das ja vielmehr gerade ^avaoexq) wieder-
Über der Editionsgeschichte des Briefes waltete das j gibt, ist ganz unverständlich, und weder S noch C fordern etwas anderes.