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Ausgabe:

1943 Nr. 3

Spalte:

86-87

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Kortleitner, Franciscus Xaverius

Titel/Untertitel:

Quid sanctitas in vetere testamento valeat 1943

Rezensent:

Rost, Leonhard

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Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 3 4

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zu denken, sondern an geglättete Kalksteinplättchen (vgl.
den Kalender von Oezer) oder Knochen (?). Besser
wäre es hier gewesen, den archäologischen und den
literarischen Befund gesondert nacheinander darzustellen
, wobei der literarische nach dem archäologischen
hätte gedeutet werden sollen. Zum Ganzen vgl. auch
O. Procksch, Der hebräische Schreiber und sein Buch,
Kyhnert-Festschrift 1928. üut ist der Artikel „Bijbelver-
talingen". Zu knapp und daher unrichtig ist der Satz
über die protestantische Einstellung zu den Apokryphen.
Ungeschickt ist es, wenn man unter dem Stichwort
„Apocriefen" nur die- Pseudepigraphen findet, für den
von den Protestanten als Apokryphen bezeichneten Uberschul
) des griechischen Kanons über den hebräischen
sich auf „deuterocanonisch" verwiesen sieht und dort nur
liest: „z'ie Canonisch", unter diesem Stichwort- gegen
den Schluß des Artikels aber den endlich zum Ziel führenden
Hinweis auf das Stichwort „Bijbelboeken" findet.
Daß es ganz befriedigt, wenn bei zahlreichen biblischen
Personen- und Ortsnamen wohl die Zahl aller Namcns-
träger angegeben, aber nur über den bedeutendsten
Aussagen gemacht werden, kann man nicht sagen. Es
ist ein Rückschritt hinter Outhe, dem das Wörterbuch
nach Anlage und Umfang gleicht, zumal die Angabe
der Bibelstellen für solche Namen, über die nichts weiter
ausgesagt weiden kann, kaum mehr Raum in Anspruch
genommen hätte. Auch gelegentliche Druckfehler
wirken manchmal störend. Die Bebilderung ist verhältnismäßig
knapp. Neben etlichen Karten, die gelegentlich
nicht alles zeigen, was der Text erwähnt (vgl.
die Karte von Assyrien, Sp. 97'98, die den Chusur
nicht bringt, übrigens auch bei Teil Ualaf den alten
Namen Guzanu nicht erwähnt), stehen zahlreiche von
M. Volkhemer gezeichnete Bilder, die vielfach nach Vorlagen
aus Gallings BRL. gestaltet sind, und mehrere
Tafelbilder nach Photographien. Hier wäre für die Nilüberschwemmung
nicht gerade der von dem Stausee
umspülte Tempel von Philae als Beweis vorzuführen,
und für die Hammurapi-Stele trägt ein Bild, das den
Saal des Louvre, in dem sie aufgestellt ist, mit darstellt,
wenig aus.

Bei der Fülle des vorgelegten Materials sind diese
Einwände, die natürlich leicht vermehrt werden könnten,
kein Beweis gegen die Brauchbarkeit des Unternehmens,
das den Kreisen, denen es helfen will, sicher viele wertvolle
Dienste leisten kann.

ürcifswald Leonhard Rost

Schulz, Alfons: Psalmen-Fragen. Mit einem Anhaut;: Zur Stellung
der Beifügung im Hebräischen. Münster i. W.: Aschendorff 1940.
(IV, 128 S.) gr. 8° -== Alttestamentl. Abhandig. XIV. Band, 1.
Heft. RM 6.60.

Es handelt sich um eine Sammlung von Konjekturen,
Übersetzungsvorschlägen und sachlichen Erläuterungen
zu einzelnen Psalmstellen, die in der Anordnung des
Psalters geboten wird. In seinem Vorwort bezeichnet
der Vf. setber sein Buch sehr bescheiden als „Abfälle von
seiner Psalmenübersetzung" (Die Psalmen und die Can-
tica des römischen Breviers [Regensburg 1939]). Zugleich
ist es „die Fortsetzung seiner früheren Schrift:
Kritisches zum Psalter" (Alttest. Abh. XII, 1 |1932[).
Als Ergänzung dieser beiden älteren Arbeiten des Vf.s
wird man die vorliegende Schrift in Zukunft gern bei der
Behandlung der Psalmen heranziehen. Eine Reihe der
Vorschläge sind sehr erwägenswert oder auf jeden Fall
beachtlich. Ich gebe eine Auswahl aus dem Gesarnt-
material.

Rs21, 10 lies -nsrs statt "lUfJ; •

Ps55, io lies ,Jki|J Ap; .bringe, Althen-, in Zwiespalt ihre Zungen*;
Ps68, 11 lies 'rrn, „deine Schar" ;

Ps88, 19 lies Tri'"- statt ~'^n - ; also: „aus der Finsternis";
Ps89,13 lies :nh statt "lla^l; nach einem Vorschlag v. Fr.Schmidtke;
Ps 103,13 lies ^B? statt ^Ep („wegen deiner Werke!").

Die zu Ps. 74, 14 vorgeschlagene Verbesserung -iin
statt ist unnötig: der Leviathan hat mehrere 1 läup-

ter, vgl. zuletzt Gl. F. A. Schaeffer, The cuneiform
texts of Ras Shamra-Ugarit (The Schweich Lectures 1936
[1939]) 65f. Wenig überzeugend ist der Vorschlag ,den
Ps. 23 „kollektiv" zu deuten, d. h. als Sprecher nicht
einen einzelnen Beter, sondern die Gemeinde anzunehmen
. Da zu dieser These der Vs. 6 b schlecht paßt,
streicht Schulz ihn als aus Ps. 27, 4 eingedrungen. Mir
scheint, damit gehe dem Psalm sein volltönender Schluß
verloren und durch die kollektive Deutung seine schöne
Innerlichkeit. Die Wiederaufnahme der im ganzen ja
längst gescheiterten These R. Sraends, daß das „Ich
der Psalmen" auf die Gemeinde zu beziehen sei, scheint
mir beim Ps. 23 ganz besonders unglücklich.

Im „Anhang" will der Vf. /.eigen, daß die Stellung der Bei-
fügung im Hebräischen weniger fest ist, als die herkömmliche Grammatik
annimmt, dali die Beifügung nicht mir nach, sondern auch vor
dein Substantiv stellen könne. Leider behandelt Schul/ diese
schwierige Frage nicht grundsätzlich, sondern setzt seine früheren
Arbeiten zu diesem Thema („Bemerkungen zum 2. Psalm", Theol.
und Glaube, 1931, 487 ff., „Der status construetus in der Geschichte
der Exegese", Zeitschr. f. d. alttcst. Wissenschaft, 1930, 27Uff.;
dort weitere Literatur) fort, indem er in vier Kapiteln neues Material
für seine These vorlegt, und zwar I) für Fürwort und Zahlwort,
2) für das Eigenschaftswort, 3) für die Beifügung im Wesfall, l) für
den durch die Präposition ~ umschriebenen Wesfall. Einigermaßen
eigenartig berührt es, daß der Vf. seine Auffassung von der Umkehr
der Beifügung stets neu vor allem durch Berufung auf alte und neue
Übersetzungen zu stützen sucht. Was kann die Lesart der LXX oder
V im Einzelfall beweisen für die richtige Deutung des AVTV Mir
scheint, auch in diesem Nachtrag hat A. Schulz die Einwände,
die Zimolong gegen seine These erhoben hat („Die Umkehrung
beim Status construetus im Hebräischen. Was hat A. Schulz bewiesen
?" |l»3'-)|), nicht widerlegt; denn die unsanfte Bemerkung, der
Ton der 7..sehen Schrift erinnere ..lebhaft" an den Mönch Gunzo
in Scheffels Eckehard (S. 117), kann nicht gerade als sachliche
Widerlegung gelten. Schulz weiß ja selbst, daß seine These,
sollte sie zu Recht bestehen, eine bisherige Grundregel der hebräischen
Gr:.:nmatik umstößt; gewiß schleppen wir dort viel veralteten
Baliast mit, aber man muß doch sehr vorsichtig sein, ehe man so
wichtige Kegeln, wie die über die Stellung des status cousiruetus
aufgibt, sonst kann in Unterricht und Exegese sehr unerwünschte Unsicherheit
die Folge sein. In der Tat kann ich keine der Stellen, die
Schulz für die Voranstellung des Genitivs anführt, überzeugend
finden und fürchte, daß die von Zimolong vorgetragenen Einwände
auch jetzt noch zu Recht bestehen.

üöttingen Kurt Möhlenbrink

Kort le it ner, Franz Xav: Quid sanctitas in velere testamciito

valeat. Innsbruck: FeleziM Rauch 1939. (VII1, 100 S.) 8" = Coin-
mentationes biblicae XIV. rm 3_

Die vorletzte Veröffentlichung des am 2. 10.39 heim-
gegangenen Verfassers geht der Präge der Heiligkeit im
Alten Testament in fünf Kapiteln, zwei Anhängen und
einem zusammenfassenden Schlußwort nach. Kap. 1 erörtert
ältere Definitionen der Heiligkeit, Kap. 2 untersucht
das Verständnis der Heiligkeit in heidnischen und
in der mosaischen Religion, Kap. 3 will die Bedeutumr
des alttestamentlichen Wortes bei der Anwendung auf
Sachen, Kap. 4 bei der Anwendung auf Menschen und
Engel herausstellen. Ein erster Anhang behandelt hier
im Anschluß die Bedeutung des Wortes im Neuen Testament
und in heidnischen Religionen, soweit es von Menschen
ausgesagt ist. Das 5. Kap. wendet sich der Heiligkeit
Gottes zu und erörtert zum Schluß etliche Stellen
(z. B. Verstockuug Pharaos, die vasa aegyptiaca, die Bestrafung
der Kinder bis ins 3. und 4. Glied usw.), die
gegen die Heiligkeit Jahwes ins Feld geführt werden.
Der 2. Anhang stellt fest, daß die altorientalischen Götter
ebenso mit Tugenden wie mit-Lastern begabt sind,
während die Zusammenfassung als Ergebnis herausstellt'
dal! die Heiligkeit im Alten Testament von den Menschen
und Dingen ausgesagt werde, die von allen übrigen abgesondert
Gott und seinem Kulte geweiht seien, wobei der
Nachdruck auf der Weihung an Gott liege. Da Jahwe
nur das zugeschrieben werden könne, was rein sei, so
schließe der Wortbegriff die Reinheit mit ein. Die Heilig-