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Ausgabe:

1943

Spalte:

83

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Mensching, Gustav

Titel/Untertitel:

Kastenordnung und Führertum in Indien 1943

Rezensent:

Merkel, R.

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sie hineinzuzwängen, so müssen wir uns vorderhand damit
begnügen, sozusagen die Außenfläche dieses Phänomens
vorsichtig abtastend nachzuzeichnen, und damit
also jene Methode anzuwenden, für die K. Werk beispielhaft
dasteht. Somit ist es eine notwendige Voraussetzung
zur Untersuchung weiterer Fragen: Welches
ist das religiöse Gefühl, das diese Form füllt?
Welches ist der ägyptische Gottesbegriff und welche
Wandlungen hat er durchgemacht? Was läßt sich über
die ägyptische Frömmigkeit feststellen? u. s. w. Dabei
wird sich rasch zeigen, daß zur Beantwortung von derlei
Fragen nur ein durchaus lückenhaftes Material vorliegt
(Zeugnisse wirklich privater Natur, Quellen des
sogenannten Volksglaubens), das, soweit es zur gestellten
Aufgabe gehört, in diesem Buch großenteils mitverwendet
ist. Weiterhin wird dabei freilich auch die Frage
auftauchen, wieweit solche Dinge unserer geschichtlichen
Erkenntnisniöglichkeit überhaupt zugänglich sind. Demgegenüber
stellt K. Buch das Ergebnis alles dessen dar,
was mit heutigen Mitteln und auf Grund der heute bekannten
Quellen überhaupt wissenschaftlich erkennbar
ist, und es enthält in der Darstellung zugleich alle Ansätze
, die zu einer Untersuchung verschiedener, sich aus
dem Thema ergebender Probleme hinleiten.

Das Buch ist erschienen mitten in einem Krieg, der
das Antlitz unserer gesamten Kultur wandelt und noch
wandeln wird. Wenn nach dem Krieg unter neuen Bedingungen
die wissenschaftliche Arbeit wieder aufgenommen
werden kann, dann findet die heimkehrende Generation
in Kees' Buch eine Grundlage vor, auf der sie mit neuen
Fragen, mit neuem Erkenntniswillen an das alte Problem
des Verstehens einer großen abgeschlossenen Kul- j
tur herangehen kann.

Meißen E. Otto

Menschin g, Prof. Dr. Gustav: Kastenord'nung und Führertum j

in Indien. Bonn: Gebr. Scheut- 1042. (16 S.) 8" = Kriegsvorträge i
der Univ. Bonn. H. 93. RM -40.

Der im Rahmen der Kriegsvortlage der Rheinischen |
Fri-edriich-Wilhelms-Universität Bonn a. Rh., in der Vortragsreihe
: , Führungsformen der Völker' (Heft 93) erschienene
Vortrag unternimmt es „die indische Kastenord-
nung als Führungsform und die Einstellung berufener
Führer zu ihr" darzustellen. In kurzen eindrucksvollen i
Zügen beschreibt der Verfasser die .religiösen Grundmotive
indischer Weltanschauung', aus der ja die Kastenordnung
hervorgegangen ist, die ,als sichtbare Erschei- ,
nung einer unsichtbaren Ordnung' zu verstellen sein
wird. „Die Kastenordnung und das Leben in ihr muß
man sich eingebaut denken in die übergreifende Zielsetzung
indischer Lebensanschauung. Die Einheit, der
Höchstwert, von dem alles gestaltete Leben seinen Ausgang
nahm, ist das absolute Endziel der Lebensbewegung
" und die einzelnen Kasten sind die vorübergehen- j
den Stufen der Selbstverwirkliclr.ing zu diesem fetzten
höchsten Daseinszweck. Zwar hat Buddha entgegen dem
indischen Denken die Kasten und die Kastenansprüche
abgelehnt, darum verschwand auch seine Lehre aus
Indien, während Gandhi die Kasten aus sozialen Gründen
beibehält und aus diesem Grunde auch die verachteten
Parias in die indische Volksgemeinschaft aufzunehmen
wünscht. Die lichtvollen Ausführungen des
Verfassers wären vielleicht da und dort noch durch
einige Seitenblicke auf die religionssoziologische Bedeutung
dieser Gesellschaftsform in der indischen Geschichte !
stärker akzentuiert worden.

München R. F. Merke!

Das Götzenbuch Kitäb al-asnäm des Ibn al-Kalbi. Übers, mit
Einleitung und Kommentar' von Rosa Klinke-Rosenberger. |
Leipzig: HarraSSOwitz 1941. (l42, 40 S. u. 2 Tfl. u. 1 färb. Kte.) = I
Sammlung Orientalistischer Arbeiten, 8. Ii. br. RM 10 — .

Die Beduinenromantik der Omajjadenzeit hatte das
Interesse an der arabischen Heidenzeit wach erhalten.
Dazu gaben noch einige Koranstellen, in denen altarabische
Götzen erwähnt werden, den Korankommentatoren
Anlaß, sich mit der bald nach dem Siegcszug
des Isiam in Vergessenheit geratenen heidnischen Religion
der Araber zu beschäftigen. So kam es, daß
Ihn al-Kalbi (gest. 204 819) sein Götzenbuch schrieb.
Nachdem Yaqüt in seinem „Geographischen Wörterbuch
" das Werk fast restlos ausgeplündert hatte, geriet
es ganz in Vergessenheit, bis der moderne ägyptische
Gelehrte Ahmad Zaki Pasa das Glück hatte, die
einzige bisher bekannte Handschrift aufzufinden und
zu veröffentlichen (Kairo 1913, 2. Aufl. 1921). Jedoch
brachte diese Edition sachlich kaum etwas Neues; zudem
waren Yaqut's gründliche Exzerpte von Wellhausen
in seinen „Resten arabischen Heidentums" religionswissenschaftlich
bereits ausgewertet. Unter diesen
Umständen muß man leider die Frage aufwerfen, ob es
sich überhaupt noch lohnte, dieses an sich zweifellos
wertvolle Götzenbuch in einer Übersetzung vorzulegen,
ob da nicht dringlichere Aufgaben der Islamkunde und
der Arabistik einer wissenschaftlichen Bearbeitung harren
. Aber wenn man die Notwendigkeit einer Übersetzung
einmal bejaht, so wäre es angebracht gewesen,
die bereits bekannten Parallelstellen aus Yäqüt — er
zitiert wörtlich — auch äußerlich kenntlich zu machen,
um darzutun, was der vollständige Text außer dem Aufbau
des Buches auch wirklich Neues bietet. Die Übersetzung
dieses infolge seiner Kürze nicht immer ganz
einfachen Textes ist durchweg zuverlässig, wie ich durch
Stichproben feststellen konnte. Die beigegebenen Anmerkungen
richten sich in erster Linie an den Religionshistoriker
und verwerten weitgehend Ahmad ZakJ's
Noten zu seiner Edition. Dankenswert ist die Beigabe
des arabischen Textes in einem mechanischen Neudruck
der Originalausgabe (unter Weglassuug der Anmerkungen
) : jedoch hätten die Varianten aus Yäqüt und den
anderen Schriftstellern sowie die Seitenzahlen der Originalausgabe
beigefügt werden sollen. Immerhin kann
diese an sich gute Übersetzung dem Religionshistoriker
manch wertvollen Dienst erweisen.

Bonn w". Heffenin g

ALTES TESTAMENT

Bijbelsch Woordenboek. Red. B. Alfrink, N. Qreitemann, W. Öros-
souw, J. Keulers, W. van de Riet, P. van Imschoot, J. de Keulcnacr,
V. Laridon. Lieferg. 1. Roermond: J. J. Romen II. Zonen 1941.
(XV, 384 Sp.) gr. 8».

Die Bibelprofessoren der niederländischen und flämischen
katholischen Großseminarien haben sich unter
der Schriftkttung A. van den Born's zur Herausgabe
eines Bibelwörterbuchs, dessen erste bis „Engel" reichende
Lieferung vorliegt, zusammengeschlossen. Es
zeichnet sich durch eine ziemlich weitherzige Einstellung
aus, die bei allem Festhalten an katholischen Bestimmungen
und Begrenzungen, wie sie besonders in den
umfangreichen Artikeln über „Bijbelcommissie, Bijbel-
lezen, Bijbelverklaring" hervortreten, doch weitgehend
die protestantische Forschung zu Wort kommen läßt.
Die geschichtlichen Übersichten über Ägypten, Assyrien,
Babylonien, Hetiterreich sind trefflich. Daß die Unsicherheit
der älteren babylonischen Chronologie erwähnt ist,
begrüßt man. Schade, daß der neuerdings notwendig

gewordene Spätansatz Hammurapis nicht verwertet ist.
•aß auch noch weitere Wünsche übrig bleiben, ist bei
einem solchen Werk sicher. So vermißt man unter Damaskus
den Hinweis auf die Damaskusschrift, wie dieser
Artikel auch sonst nicht die Fülle des von H. Guthe
in seinem Bibelwörterbuch Gebotenen erreicht. Ebenso
fehlen die Briefe von Teil ed-Duwer unter dem Stichwort
„Brief". Ihre Erwähnung hätte manche offene
Frage klären können. Daß Dan. 3,31 ff. eine Epistel
ist, hätte gesagt werden dürfen. Der Artikel „Boek"
ist Mißverständnissen ausgesetzt. Wenn „sefer" „etwas
Abgeschabtes" bedeutet, ist sicher nicht an Tierhäute