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Ausgabe:

1943

Spalte:

37-38

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Kauffmann, Fritz Alexander

Titel/Untertitel:

Roms ewiges Antlitz 1943

Rezensent:

Jursch, Hanna

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Seite 1

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37 Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 1/2 .38

Weitgehende Klärungen ergaben die Untersuchungen aus alle Maßstäbe gewonnen werden, das ist der Barock,
für das justinianische Atrium. Gegen die Gewohnheit Das Buch erweist sich als ein systematisches dadurch,
war es rechteckig (47 6 m lang, 32,30 m breit), da das daß von diesem Zentrum aus Licht und Schatten sich
Gelände stark nach Westen abfiel; deshalb mußte der verteilen und alle Bewertungen erfolgen. Die Verhaf-
Westteil bereits 8 m tief fundamentiert werden. Die tung des Verfassers in diesem Stil macht das ganze Werk
Nord- und Südhallen hatten je drei Pfeiler mit lisenen- erst eigentlich begreiflich. Ohnedem hätte er sich nicht
articren Vorlagen; zwischen ihnen standen je zwei Säulen, den Gesamtaufbau durch den letzten Teil belastet, der
Diese Hallen waren tonnengewölbt. Die Rückwände für ihn inhaltlich natürlich eine Krönung des Ganzen
truaen bunte Marmorinkrustation. Der Westtrakt konnte bedeutet, ohnedem wäre eines unerklärlich, das zu den
nicht so vollkommen geklärt werden; die Porticus hatte | Überraschungen des Buches gehört, der Stil! Hat man
aber aleichgestaltete, wenn auch etwas breitere Pfeiler. sich in den barocken Stil des Buches einmal eingelesen,
Die S*ubstraktionen der Wcsthalle waren als Zisternen dann können einem allzuleicht die Gefahren entgehen,
benutzt Der Osttrakt, der Exonarthex, hatte im Gegen- die am Wege lauern: daß allzuvieles im „unverbindlichen
satz dazu Kreuzgewölbe. Die sieben gleichmäßigen Oeff- Tonfall der Träumenden'' (S. 97) vorgebracht wird, daß
nungen scheinen hier ursprünglich als Tore geplant ge- j der barocke Schwulst zur Tarnung für unklare Gedan-
wesen zu sein. Wahrscheinlich wurde das Atrium erst i ken und selbstverständliche Aussagen wird, daß das
am Ende des 15. Jh. umgebaut. Der von Paulus Silen- | „Wort" unter allzuviel Worten und durch allzu dialek-
tarius erwähnte Kantharus in der Atriumsmitte konnte tischen Gebrauch seine Bedeutsamkeit und seinen eigent-
nicht mehr festgestellt werden. liehen Sinn verliert. Der Verfasser hat die Klippen
Es gelang Verf. weiterhin, noch einige seitliche An- seines Stils nicht immer zu vermeiden gewußt, und das
bauten wie das Didaskaleion und das Horologion fest- ist schade angesichts der Gesamtleistung. Was soll
zulegen. i man sich unter „rüstiger Zuversicht", „gastlicher Unzu-
Man kann nur hoffen, daß noch weitere und umfas- gänglichkeit" oder dem „christlichen Verdacht" eigent-
sendere Untersuchungen an der Sophienkirche unter- ; lieh vorstellen oder was dabei empfinden? Hierher genommen
werden, durch welche die vielen offenen Fra- hört auch die völlig aus dem Zusammenhang gerissene
gen geklärt werden, besonders die älteren Anlagen. | uneigentliche rein ästhetische Anwendung biblischer
Vor allem aber ist zu wünschen, daß es Sch. einmal mög- j Aussagen, die leider kundtut, daß der Verfasser die
lieh sein wird, die justinianische Kirche in allen Teilen | Worte nicht genügend gewogen hat. Auch die ernsthafte
neu aufzunehmen und erschöpfend zu bearbeiten. Anwendung von abgeschliffenen Worten unserer Um-

Ron, Friedrich Wilhelm D e i c h m »h ti , gangssprache wirkt in dem ausgesprochen gepflegten

] Stil nur schwer erträglich. Ich würde auf diese Dinge

Kauffmann, Fritz Alexander: Roms ewiges Antlitz. Berlin: i w«>iger Gewicht legen wenn hier nicht ein eigener Stil

raemer^nid 1940. (XVI, 527 S. m. Abb.) gr. 8°. Lw. RM 16.50. ^hr anspruchsvo 1 in die Erscheinung träte. Und das

Dis vorliegende Rombuch ist in jeder Hinsicht, so- Pathos, die.^s Stiles will sich doch der einen Seite

" Der Verfasser ist sich der Verantwortung, die ein Verfassers und für seine Beherrschung des Materials,
neues Buch über diesen Gegenstand auferlegt* durchaus abf' „Weniger" wurde auch hier manchmal „Mehr" bebe
wüßt Er'wfflden vielen "Monographien eine Darstel- beuten, weil ja nie alles, was sich unserem Geist auf-
uns"zur Seite stellen, die das Formschicksal der ewigen J»0***. eine" «*Jen Vergleich ermöglicht. Ein Stil,
Stadt zum Gegenstande hat, also den künstlerischen f^ ^L^Lt^^ "mcr™ Anteilnahme geschrieben
Gesamtverlauf von der Antike bis zur Gegenwart. Ein 1 J.'fA! suggestiv, und es wäre sicher nicht
solches Riesenprogramm kann natürlich nicht auf Voll- ! «" f»nn ^J*?™*rs> ..wenn m' un* ,nu"er s(einer Sug-
ständigkeit äußerer Art abzielen, sondern gewinnt seine fö Äfi^Ä Inmitten der fruhchnst-
innere Vollständigkeit durch die Art der Problemstel- : ff Äej£8 ^ÄiftSttSl! ^«'''Ä.'T
lungen, durch den Aufweis der Gründe, warum sich ; ««* ^S^^SS^J^f^^«^^,^
Formwandlungen vollziehen und den Hinweis darauf, I lü7{ ^ ~ ,Stinej
wie sie sich gestalten. Das Ganze ist eigentlich sehr viel i J?fiaihe£ ?" ,de™ Buch «* **** doch
mehr eine Kunstphilosophie in ihrer Anwendung auf ""'Te„ wi? ,t ^^t^^TS' V^ ^ ^8
Rom ik eine kunstaeschichtliche Darstellung So wird gesel'en wird , der Barock als Maßstab. Vielleicht ist un-

uRn°sn,,aB. IS^^t^^^^rns gleich- j ^eT "mer"gegen^^ist"' ^ ^
sam gedeutet durch eine psychologische Analyse der ^Ln immer geSen aie **xx lst

kapitolinischen Wölfin. Oder Renaissance und Barock J€na Hanna Jursch
werden vorweg eindringlich gemacht durch eine mit eigenen
Zeichnungen versehene Überschau über ihre aus

der Antike überkommenen Einzelformen. Oder es wird S YSTEMATISCHE THEOLOGIE
uns verständlich gemacht, wieviele Motive der Barock
dem Umgang mit den antiken 'Ruinen verdankt. Das
sind nur Andeutungen aus einer reichen Fülle, der Formwandel
vollzieht sich vor unseren Augen von den Ta- Buchh. Waibel 1941. (X, 89 s.) 8». 2.50.
gen der Antike wirklich bis zur Gegenwart, es ist be- ; Von den drei Momenten des Glaubensaktes notitia
sonders dankenswert, daß auch das neueste Rom mit historiae, assensus in veritatem, fiducia interessiert die
einbezogen ist. Überall kommt es dem Verfasser auf den evangelische Theologie begreiflicherweise am meisten die
Sinn der Dinge, auf das Verständlichmachen schwieriger fiducia, hingegen die katholische Theologie ebenso begeistiger
Zusammenhänge, auf das Fühlbarmachen von greiflicherweise am meisten der assensus in veritatem
Irrationalem an. Wer wird nicht dankbar sein für das Dabei wird drüben wie hüben die Göttlichkeit des ganzen
Miterleben des Petersplatzes, für das Rauschen der römi- Glaubensaktes sichergestellt. Quenstedt z B (Theol Di
sehen Brunnen, für den tiefen Blick in die Welt Pira- dact. IV 283, cf. Schmid, 7. Aufl. 1893,' S. 300) iehnt
nesis? Aber wenn wir dann noch einmal das Ganze einen assensus für den Glauben ab, wenn solcher assen-
überblicken, dann wird uns deutlich, daß hier die ein- sus sich auf die evidentia rerum aut causarum oder auf
zelnen Phasen nicht etwa so behandelt sind, wie es ihrem die notitia proprietatum gründet, vielmehr muß der Glau-
Anteil an der Gesamtentwicklung entspricht, sondern daß bens-Assensus sich auf die infallibilis auetoritas dei di-
eine Phase als die entscheidende geschildert und von ihr centis stützen; die Anhänger des Thomas von Aquino so

Deuringer, Dr. Karl: Die Lehre vom Glauben beim jungen
Suarez. nnf Grund l.andschriftl. Quellen dargest. Freiburg i. Br.: Univ.-