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Ausgabe: | 1943 Nr. 1 |
Spalte: | 301-302 |
Kategorie: | Philosophie, Religionsphilosophie |
Autor/Hrsg.: | Farinelli, Arturo |
Titel/Untertitel: | Shakespeare, Kant, Goethe 1943 |
Rezensent: | Peters, Reinhold |
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301 Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 11/12 ono
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lastendes Fatum, als der Mensch potentiell frei ist: er Siaketr^aregesetUchaft in Weimar ix-faiu siri, k, ^
kann der „Notwendigkeit Ketten zerbrechen". Die Verhältnis Shakespeares zu 2, 2 r t ÄV™
Worte, die in „Aristodymos" auf Unsterblichkeit hindeu- *«el*n. dem er aber in tiefer Herzenssehnsucht zugewandtwuSZ
ten („andres Leben", „Streben ...", zu „den Unsterblichen ... "ml fur Schriften viel verdankt, auch für uns Deutsche ein
zu gelangen") nehmen wir nicht so wichtig wie Stein- Ben" WB ,,ol,em Interesse.
berg, sie scheinen uns beiläufig und ohne Bedeutung „, .Dje zwerte Red«, gehalten am 12. Juli vuo in der Aula der
für Klingers Standpunkt Dem Zusammenhang Klin- Kü"'«sl'«rK" uniVersitäti llam|clt über Traumwelt und _
gers mit Kant geht St. im einzelnen nach. Der empirische SJ , , Kant Es ergreift, daß dem Verfasser als
Pessimismus Kants, verbunden mit seinem sozusagen Lr 4« T„T , "Ter fteiRender Aufmerksamkeit seiner Hörer
intellegiblen Optimismus, zieht ihn besonders an, etwa fQ d JZ-l M^Z7" S***" WcI!f,ried<:n «P^ch, der doch
in dem Sinn: „Glänzendes Glück hab ich . . entwischen Z tg™£L£n £Z " u"erreic,lbar ist- *• ***** h
lassen, aber ich habe meinen Charakter erhalten". Die Zur dritten r«i. <*.f..u . n .
Weltanschauung, zu der Klinger gelangt war, forderte we"!na, SS ef£ LÄli f^l'T ^
eine Dichtung, die das im idealistischen Sinne Über- Grenzen. War es nicht Tollheit und vSSLSS^l *"
natürliche direkt darstellt, nicht nur symbolisch oder pel der Andacht Ober die letzten Dinge dieser Veit voller "w d
durch seinen Widerschein in Individualitäten, vielmehr 7U sprechen?" Wie sympathisch berührt uns der mite Mann hl
in einer Person, durch die dieses Übernatürliche mög- se"lcr Bescheidenheit, der sich „knapp vor dem Lebensende dem
liehst rein hindurchtönt; das Stellt St. fest. Da es Ewigen nahe" fühl!! - Nur hätte man wohl gewünscht, daß er bei
eine solche Dichtung aber nicht gibt, kam Klinger in , "i*!' .Ooethe und den Ewigketttgedaakeii" jener Oe-
eine heikle ästhetische Situation. Er ringt um direkte TrTrt J* , * ,UeJ d,e df greise 0aethe eben darüber „nd über
Darstellung des Ideals, er kann nicht den Weg durch mis „cri e£rt h*i xTüSt EcUcrman"/c,,al,en «nd die dieser
die Schönheit zur Freiheit wandern, wie Schiller, seine 2 hiiein K€"°ren m '* Ewiekcitäh»d «esentiich
Kunst ist nicht autonom, sondern Mittel zu ethischen Hannover
Zwecken. Peters
In der Tragödie „Damokles" prägt sich Klingers n,,*..,,.. ,Y, „... ,.
stoisch-idealistische Wettansicht, wie Steimberg ausführt, vSm* etaL'wiZl ,0^?r'i",Jund die deutsche Nation,
besonders deutlich aus. Im Schicksal ist lein Sinn, £"c k'Tg^!,c,,,e "old^'»=- ^riin: Junker u. Dünn-
aber der Mensch besteht es würdig, bindet sich an das Neuere Deutsche IjjerSurß^Iiclite BcM» horschunge"M ,Anbt-:
Moralische und hat das Bewußtsein einer absoluten ; Hölderlin der währen «in», cw« u ■
persönlichen Freiheit gegenüber den äußeren Schick- Ä riSS Ä Ält£ ü
salsschlägen. Es siegt weder das Schicksal, noch siegt Ooethe nicht ohne Interesse, schließlich aber doch m 7,,nvl
die Freiheit, aber diese bewährt sich. Das ist eine Syn- ; naltung und mehr als Zurückhaltung begegneten von dessen
these zwischen idealistischer Gewißheit und entgegen- Dichtungen sich die Romantiker lebhafter angesprochen fühl
gesetzter äußerer und vor allem innerer Schicksalser- ! *?n'olllle daß inne" darum sein wahres WeseiAmd «eine ganze
fahrung, das ist Stoizismus, aber kein aufklärerischer 01 • au^ganI!!n *'aren' für dea dan" hier und da nicht
und kein Rückfall in den Rationalismus, wie man früher Sfr«* in,S E?er tt0$ EI"8!chH8T warben, dessen
las. Die Ablehnung der Erbsündenlehre kommt bei Kren VeÄn und ift*' a" , Ja,hr"hnt gründ-
Klinger gewiß nicht^aus einem optimistischen Lebensge- ffcf'und vo.f^m 'ST^SSt
fühl wie dem der Aufklärung, sondern aus den gleichen weil eine trübe Überlieferung das Interesse an einem 1. rr»
Wurzeln wie die Ablehnung der „Vorsehung". Gerade wohnlichen Lebensschicksal wachhielt: eben dieser Dichter trit
an den späteren Werken wird klar: Eine echte Har- *cM der Jahrhundertwende immer eindrucksvoller in den G ■-
monie findet sich bei Klinger nirgendwo, eine immanente sichtskreis der deutschen Bildung; von den verschiedensten"
Sinndeutung wird nicht gegeben, es bleibt immer ein leiten, zumal von George und seinen Folgern, wurde er mit
bitterer Nachgeschmack, „Klinger erschüttert, ohne zu !fs^(lT Nachdruck gefeiert, und heute Ist sein Ruhm in
beruhigen" (S. 178). Das Wesen der Welt liegt für f0lcvJ""gMt,fr ! ««««scher Snobtemus mitspielen,
KlmgJ in e nentunheilbaren Bruch zwischen ScLksal Ks Äse^ ÖÄWftA ff StzTefS'Ä
und Ethos, des Menschsems Sinn in dem idealistischen ; noch unentschiedenen Mannigfaltigkeit undI U,asg™ liehen e
Aufschwung des freien Kampfes, - der aber bei Klin- unserer gegenwärtigen Hölderlin-Auffassung haben wir nb
ger zuletzt von stoischer Sehnsucht nach Ruhe und das Recht für uns in Anspruch zu nehmen wir verstünden
pessimistischer Lebensbitterkeit gehemmt wird. Ein gro- i den Dichter besser und inniger als frühere Generationen
Her Dichter war Klinger nicht. „Sein Talent liegt in So etwa sieht die Wirkungsgeschichte aus wie sie In ihren
seinem Charakter". Am bedeutendsten sind zweifellos ; groben Umrißlinien heute den Gebildeten geläufig ist wie
seine „Betrachtungen und Gedanken über verschiedene sie nun aber die vorliegende Arbeit mit großer Genauigkeit
Gegenstände der Welt und der Literatur", deren Neu- Etappe um Etappe, in kenntnisreicher und auf gründlicher Fin-
herausgabe wir mit Steinberg lebhaft wünschen. ! ztltorschung beruhender Darstellung sichtbar werden läßt. "Es
Ein ausgezeichnetes umfassendes Literaturverzeich- i fIi^m.m'16"' .f. •, rts?e[ '!icnt einfacn in chronologischer
nis steht am Schluß der von uns sehr hoch bewerteten 0°SrnUrse's Xrnuf hr-d'^nr kfSTSSiS* Auffassung reiht,
Ahlniirilimo- Steinberps sondern stets aaraui bedacht ist, die Haltung einer bestimmten
Abhandlung MemDergs. Epoche Hölderlin gegenüber von ihrem Gesamt-Habitns her
Breslau Wilhelm Knevels verständlich zu machen. Auf diese Weise gewinnt sein Buch
den Charakter einer wirklich geistesgeschichtlichcn Studio
Farinelli, Arturo: Shakespeare, Kant, Goethe. Drei Reden Bartschcrs DirsteHnn- »loht m 1, h ♦ ■ L7
Berlin: Junkern, „ünnhaupt ,942. (95 S.) gr. 8' . ^ÄS^ d^^CÄ und ihrer ^nT
Der in seiner italienischen Heimat in hohen Ehren stellende, fangreichen und zum großen Teil sehr gehaltvollen Hölderlin Lit-,ra
auch bei uns hochgeschätzte Verfasser bietet hier diese drei Reden, tur beschäftigt sich abschließend nur ein summarischer Überblick""
— eine kleine Auswahl seiner „intimen Oespräche mit dem deut- Ein solcher Verzicht auf eine einläßliche Diskussion des neuesten
sehen Publikum", wie er sie selber nennt, eine sehr wertvolle Gabe, Schrifttums ist zwar verständlich, aber doch zu bedauern• denn die
die gerade tu dieser Zeit mit besonderer Sympathie willkommen zu ses Schrifttum ist j;i die unmittelbare Kundgabe unseres gegenwärtiiren
heißen ist. Sie sind alle auf deutschem Boden bei deutschen Erin- Hölderlin-Bildes, auf das hin alle Etappen der gesainten Wir-
nerungstagen in deutscher Sprache gehalten worden, die der Vf. voll- kungsgeschichtc interpretiert werden müssen. In diesem Schrifttum
kommen zu meistern scheint. findet man außerdem die vielen noch unbeantworteten Probleme und
Diese Reden sind so reich an Inhalt, daß trotz der klaren die noch nicht zum Einklang gebrachten Gesichtspunkte unserer uu-
Schrei'bart nicht immer leicht mitzukommen ist. Sie zeugen von um- abgeschlossenen Deutungsbemühungen. Je stärker den Forscher diese
fassender Sachkenntnis, die mit einer tiefgehenden psychologischen Fragen und Perspektiven lieunruhigen. um so lebendiger und retlef-
Einfülulngskraft im Bunde ist und mit einem Urteilsvermögen, das die reicher wird sich ihm die ganze Wirkimgsgeschichte des Dichters
Größe der Großen — es geht ja hier um ganz Große — erkennt und präsentieren. Auch Bartscher steht natürlich unter dem Einfluß
ihnen mit Ehrfurchtsgefühlen huldigt. der modernen Hölderlin-Literatur. Um auf eine Einzelheit hinzuwei-
Die erste Rede, gehalten am 22. April 1939 in der deutschen seil, so nimmt er für die Interpretation Hildebrandls („Hölderlin"]