Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1943 Nr. 1

Spalte:

297-298

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Najdanović, Dimitrije

Titel/Untertitel:

Die Geschichtsphilosophie Immanuel Hermann Fichtes 1943

Rezensent:

Franz, Erich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

'297 Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 11/12 '298

305-313, vgl. Th. L. Z. 1937, 73 und 1038, 39) und Briefe kann von uns nur durch Frfahr,,n» «.

an den Kulturminister j. C. H. Fischer (S. 314-395, U Th. L. Z. Wer gmek*L mit C hr H Ä g H l ""SP ?' Steht

1941, 273) und kurze Beiträge van C. Klitgaard zur Pas.orcngcschichte j S» Ä^fsÄ? Von dShf^fJ ^enuber auf Seite
von Vendsyssel (S. 396-400). 1™ Die Sneknl in ^.^U^^^ « i.f"^T1^ Cnr,8to,°*

Die umfangreichste Arbeit des abschließenden 3. Heftes stammt Üie Wahrungbe«L^t^ Wf^födAf1ni0oLtm«nSChen'

von Arthur O. Hatte und behandelt die Gefangennahme der Bischöfe Gottmenschen ist in Matorf«*1K1'™1^- Die Ersclieituing des

und den Herrentag i, Kopenhagen .336 (S. 448-573). (Eine sehr «che Hauptfaktum "dS Qe'chichte" Ä "bS ' ft?*

gründliche Untersuchung). Sigvard Skov untersucht die Verehrung wenn der Vf dieser TlienlnrrU 1,1a >. ■ 4 , eS verstehen,

des 1176 belüg gesprochenen englischen Erzbi.chofs Thomas Becker eine Kiik ^£ ™ Christologte gegenüber auf

der 1170 i.n Gante bury ermordet war, in den nordischen Landen ifch um dnTirraMe OhSL^ 52 mu1sse» , m<=int, da es

(S. 401-436); PouJ Bredo Orandjcan bespricht ein .266 von den, indes rrfcht VOH FiP^k^SS^S^J^ 9ltS #lt

Erzbischof Jacob Erlandsen in Lund benutztes und andere gleich- sten philosophischen An nriirbe prli^^n- tSS' hÖcU'

Kiesow, Hermann, Hauptpastor: Die frühere Deutsche Schule Mensch «uictnfinrSSrt rf« ^}ittler ^zwischen Gott und

zu Gothenburg. Ein Beitr. z. Qesch. d. Dt Chris„nen,emeiude u. d. U&neSffiuS^Ä1 Bei H- gel "aber Ä^W***-

Gothenburger Schulwesens. Oothenburg: Dr. Christinengemeinde 1942. waltige Schau, wie 1 eidensrhafren i ,„' w/ i • S Sf ge'

(72 S. m. Abb.) 8°. Kr. 2-. zugleich, von Gott aulTgesehen ca.." as Werk n u ^üf

Diese kleine, hübseh ausgestattete Schrift des deutschen sind. Bei Fichte dagegen ist die Rede von einer Art Syne^Är

Hauptpastors an der Chnshnengemeinde bringt meist in Ur- der schwer vorzustellen ist Er sagt- leder W ltnt A t

künden einen Beitrag zur Geschichte des Gothenburger Schul- i geistigen Universum, in der Geschichte' entsteht aiwH 7

wese"sV Th h h i ! sam™e',WI.'kuMF dJer yötllichen und menschlichen 'Kräfte''

BerJ,n Th. He ekel Das Anziehendste an F.s Philosophie ist seine Anthropolo

gie insbesondere die Lehre vom „Genius", wobei nicht m die

GESCH1CH1S- UND KULTURPHILOSOPHIE

: mus ist allverbreitet. Mit dem Auftreten H« Vi, • , I

Najdanovic, Prof. Dr. Dimitrije: Die Geschichtsphilosophie j sich der kosmische Prozeß- der Menschfc! «A~ n T^r{

Immanuel Hermann Fichtes. Berlin: Ebering 1940. (207 S.) ! bildet. Zugleich ist natürffch das AusmaR ^ * 0e,sclllch<<-

g,8° = Phi.os.Abh. H. 10. RM7.80. gabung abgestuft. Der W bemerÄ! Sr Oenh "IsT efc

Das Verhältnis der Gegenwart zu I. H. Fichte, dem Sohne, i der zentralen und zugleich der dunkelsten Intuitionen H« p~

ist zwiespältig. Auf der einen Seite empfindet man seine küh- sonllchkeitsphilosophen".

nen theologischen und theosophischen Spekulationen als fremd Der Genius im Menschen ist das Offenbarungsormn fl

und kann sie nur würdigen als Ausdruck eines frommen Ge- ; ,CS die Inspiration, die Vermittlung zwischen Gott nnrlM i

mütes und einer charaktervollen Persönlichkeit. Auf der an- ! Hier zeigen sich Verbindun^sfädeu zu Kant zu F.vhta

deren Seite berührt F. Fragen und Antworten von höchster | Va*er, zu Herder, Steffens und zu Chr Krause Die II t

Aktualität. Er hat, wie E. Hirsch nachgewiesen hat, stark auf ! Scheidung der produktiven und reeeptiven Genien scheint1 ir"

Kierkegaard und dessen Hegelkritik eingewirkt; er zeigt Ver- , gendwie mit verwandten Ausführungen b*i lean Pnnl „,«„,'

wandtschaft mit der neueren Existenzphilosophie — wenngleich ' menzuhängen. Man empfängt durch das vorlipml r i"

deren Vertreter ihn nicht anerkennen - und mit der Ge- j den Eindruck, daß trotz der angedeuteten Vorbehalte au h

heute noch das Studium J. H. Fichtes sich lohnt- und dies
Arbeit die das Gesamtbild von der Geschichtsphilosophie
her aufrollt, ist eine ausgezeichnete und verständnisvolle Einführung
.

schichts- und Freiheitsphilosophie von Denkern wie N. Hartmann
und E. Spranger. Dem Letzteren wie dem Bischof
Velimirovie ist das Werk gewidmet. Der Verfasser, der sich
sehr gründlich in seinen Gegenstand eingearbeitet hat, schreibt

sehr lebendig, oft in kühnen Bildern, und sucht Bedeutung und Hamburg

Erich Franz

auch Grenzen dieses ungemein fruchtbaren und eigenwilligen ■

Denkers herauszuheben. Das Studium des Werkes wird etwas Baeumler, Dr. A.i Bildung und Gemeinschaft. Berlin: Junker
beeinträchtigt durch die Oberfülle überflüssiger Fremdwörter; : n. ^nnh.npt 1042. (279 S.) gr. 8°. RM 5.50.
das hängt wohl damit zusammen, daß sein Verfasser Auslan- Uie 21 (meist kürzeren) Abhandlungen, die der Vf als
der ist. Sein Grundgedanke ist der, daß Fichte nur von der ; Professor der Philosophie und der politischen Pädagogik
Geschichtsphilosophie her verstanden werden könne, da er alle ; vorlegt, sind Aufsatze, die er an verschiedenen Stellen bere is
metaphysischen Grundbegriffe in geschichtliche auflose. Den [ veröffentlicht und nun zu einem Bande vereinigt hat Das
Hintergrund bildet ein Weltmythus, wonach die Weltschöpfung Problem, um das sie alle kreisen, ist das Bildungsproblem wie
die Entlassung der Realwesen in die selbstschöpferische Freiheit es die Gemeinschaft Im Sinne der nationalsozialistischen Welt
ist Die Kreatur hat nun ihrerseits die Aufgabe, aus sich die anschauung stellt und zu lösen bemüht ist. , Das politische
ursprüngliche Einheit zu reproduzieren. Dieser Selbstschaffungs- Reich" und „die deutsche Schule im Zeitalter der toüilen Mb
prozeß des Endlichen ist zugleich der Offenbarungsprozeß des , bilmachung" sind die Themen der beiden ersten Essais die
Ewigen F. steht mit Piaton, Plotin sowie christlichen und dann doppelfugenartig immer wiederkehren. Auch in den'Auf-
idealistischen Denkern in der großen Linie des Idealismus der Sätzen, die sich mit Persönlichkeiten der Geschichte beschäf-
Freiheit — nach Diltheys metaphysischen Grundtypen — und (igen, geht es immer um die Gegenwart und ihre große Aufin
gewissem Gegensatz zu dem objektiven Idealismus eines Leib- | gäbe der Erziehung unseres Volkes zur Gemeinschaft. Nicht
niz, Goethe und Hegel. , , ! "ur die Tatsache, daß unser Autor von wichtiger Stelle aus
Als Vorbereitung zu seiner Darstellung der positiven ge- i redet, sondern auch das starke Pathos, das das Buch von der
schichtsphilosophischen Ansichten F.s geht Vf. aus von des- ersten bis zur letzten Seite durchweht, halten unsere Interesse
sen Verhältnis zu Hegel, das seltsam gemischt ist aus großer wach und lassen uns dem Verfasser gern all den verschiedenen
Verehrung und heftiger Gegnerschaft. Beide bejahen Christen- : Richtungen folgen, nach denen er das Bildungsproblem expliziert
tum und Reformation Liegt aber bei Hegel und bei dem klas- Zwei Abhandlungen, die freilich verhältnismäßig kurz aus-
sischen Idealismus überhaupt eine Art „Neureformation" vor, gefallen sind, aber dem Theologen von besonderem Werte <=ein
so bei I H Fichte und dem Spätidealismus überhaupt eine Art : dürften, heben wir hier kurz heraus: „Philosophie" (S. 196 ff)
„Gegenreformation" Fichte fühlt sich Hegel gegenüber als und „Um I hcologie und Wissenschaft". Die deutsche Philo-
Verfechter Anwalt und Beschützer des positiven christlichen sophie, so führt Baeumler aus, hat Großes geleistet. Aber sie
Glaubens ' Hegels Gott sei nur Weltgeist, nur immanent ver- war restlos traditionsgebunden im Sinne der antik-scholasti-
standen Gottes Freiheit, Realität, Substanzialitat und Indivi- sehen Ideenlehre. Ein einziger Denker hat es schließlich gewagt
dualität stehe und falle aber mit seiner Weltüberlegenheit. eine von der Überlieferung unabhängige, deutsche Philosophie
Mit der göttlichen Freiheit und Realität werde bei Hegel zu- zu entwerfen. Das war Friedrich Nietzsche. Wie Nietzsche
gleich die Freiheit der Individualität der Einzelnen wie der orientiert auch die nationalsozialistische Weltanschauung alles
Völker und Volksgcister aufgehoben. Dagegen sei Gottes We- am Begriff der „Idee". Diese aber ist auf den Menschen" be-
sen, nach Analogie des Menschen, „Gemüt", sein Kern „Liebe". zogen, der sie hervorbringt, anerkannt und verwirklicht. Diese
Gemüt und Liebe sind das „Genialische" in Gott. Der Inhalt Idee stellt alle Probleme, alle Traditionsgebundenheit fällt,
des Wirklichen wird von Oott in der Geschichte gegeben und Das lernen wir von Nietzsche.