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Ausgabe:

1943 Nr. 1

Spalte:

294-295

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Calwer Kirchenlexikon 1943

Rezensent:

Usener, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 11/12

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mit seinen geistlichen Anstalten, das Hospital von Peronne, 1 Päpste, nämlich Alexanders III., Lucius' III. und Urbans III. selbst,
die Diözesen Noyon, Reims, Soissons und andere mehr. i sind verloren. Noch peinlicher wurde die Sache dadurch, daß das

Von den 368 — bezw. mit dem Anhang, der Nachträge j Domkapitel mit dem vorangegangenen päpstlichen Erlaß vom 19. Mai
zu den früheren Bänden enthält,— 371 Urkunden, deren Abdruck : 1186 von jeder Beteiligung an der Tilgung dieser Schuld aus-
Ramackers gibt, sind über 100, d. h. ein reichliches Viertel aller i drucklich befreit worden war. Daraufhin hatten sich dann die
Urkunden, bisher nicht bekannt gewesen: weder ein Regest in 1 Gläubiger mit dem dringenden Ersuchen um angemessene Bereinigung
den Papstregistern von Jaffe-Löwenfeld noch eine Notiz in der der ganzen Angelegenheit an den Papst unmittelbar gewandt, der
Oallia Christiana noch ein anderweiter neuerer Hinweis hat , in dem Kämmerer Melior, einem früheren Archidiakon von Laon,
ihrer bisher Erwähnung getan. Von diesen jetzt erstmalig be- eine besonders orts- und sachkundige Persönlichkeit mit der Erkannt
gewordenen älteren Papsturkitnden konnte eine größere ledigung beauftragte und die Schulden auf die verschiedenen geist-
Anzahl aus dem Original zum Abdruck gebracht werden. Im ; liehen Anstalten der Diözese umlegte.

Ganzen wurden etwa 90 Originale erstmalig bearbeitet. Bemer- j Berlin Otto Lerche

kenswert ist, daß die Zahl der gleichzeitigen Kopien (XII. s.) un-
bedeutend (25), die der Kopien aus dem folgenden, dem

XIII. s. immerhin erheblich (über 100) ist, während sich der KIRCHENKUNDE

Hauptanteil der Überlieferung von etwa einem Drittel aller Ab- j -.-

drucke auf Handschriften des XVII. und XVIII. ^ erstreckt. Calwer Kirchenlexikon. Kirchl.-theol. Handwörterbuch. In Verbindung
Das XIV. und XV. s. sind schwach, das XVI. s. garmcht De- mit sachkundigen Mitarbeitern hrsg. von Friedr. Keppler 2 Bände
tciligt. , A-K und L-Z. Jeder Band 8-9 Lieferungen mit 9-10 Bogen ■

Die Hauptmasse der Empfänger sind die Kloster und der je Lieferung RM 2.50. Preis von Band I gebunden RM 24—'

Hauptinhalt sind wie üblich Bestätigung der Gründung, der Grun- Band II gebunden RM 27—'

dungsurkunde, der Vorurkunden, des Besitzes, der Rechte, weiter t in JhLZ. 1937 Nr. 21, 1940 Nr 5/6 und 1941 Nr Q'lfi
Schutzurkunden, d. b, Aufnahmen in den päpstlichen Schutz vielfach , hat Berichterstatter die ersten 14 Lieferungen besprochen l'J,<
verbunden mit Bestätigung der Güter und Rechte, schließlich Erte.- , |icgen die Lieferungen 15-17 vor. Damit ist das ran» W^rk
lung geistlicher und weltlicher, kirchlicher und wirtschaftlicher, I zum Abschluß gekommen; hocherfreulich, daß das al en zdtHe

rechtlicher und ornamentaler Vorrechte und Privilegien. Neben den i ,,;.,„,„„ c-u_.~S_i.-j,---- - ■

Klöstern stehen als Empfänger Bischöfe und Domkapitel, vor allen
Dingen aber auch Kanonien und Angehörige der neueren Orden.
Besonders beachtlich ist da die Abtei Arrouaise (mit 18 Urkunden),
hocharagesehenes Haupt und Mittelpunkt einer weitverzweigten Kongregation
der Augustinerchorherren. Daß in der kanonist ischen
Durchforschung neben den Klöstern nunmehr auch die Kanonien mehr
zu ihrem Recht kommen werden, ist nach den neueren tiefschürfenden
Prämonstratenser-Studien von Georg Schreiber anzunehmen — vgl.
etwa: Die Prämonstratenser und der Kult des hl. Johannes Ev. in:
Zeitschrift für katholische Theologie 65: 1941 S. 1—31, ferner:

--uiiv.ll /■ II. T-

dingten Schwierigkeiten zum Trotz gelungen ist. Die vorliegenden
Lieferungen umfassen die Artikel Siedlung bis Zwölfapostellehre
. Wenn es im Vorwort vom 15. 9. 1941 heißt: „In der
Zusammenfassung des gesamten Ertrags theologischer und
kirchl. Arbeit an dieser Zeitwende wird — wohl auf lange hinaus
— die Bedeutung dieses Nachschlagewerks liegen", so ist
damit nicht zu viel gesagt. Dem zweiten Band sind Ergänzungen
und Berichtigungen beigefügt, bei der auch die Bemerkungen
der Besprechungen in unserm Blatt berücksichtigt sind.
Die verschiedenen Gebiete der Kirche und Theologie kom-
0. i mcn in guten und zuverlässigen Darstellungen zu ihrem Recht;

Zeitschrift für kam»KK la£rhumkrts in: Analecta Praemon- | bcsonders ist wieder Kirchengeschichte und Systematik, aber
Prämonstratenserkultur des >*• j „ d die Ostkirche in: „..„,. a-.~ »'--<- -

«traipnci» l(ldn/41 und: Anselm von nast

stratensia 1940/41 und: Anselm von Havelberg und die Ostkirche in
Zeitschrift für Kirchengeschichte 60:1942 S. 354—411. Für das

auch die Mission berücksichtigt. Dankbar ist wieder das Eingehen
auf Philosophen und philosophische Probleme der Veralte
angesehene Benediktincrklostcr Corbie bringt R. allein 57 Ur- i

künden im Abdruck. Es ist geradezu erstaunlich, daß es ein einstmals ! l»JnKenneit unti uegenwart hervorzuheben wie auf manche an-
so überragendes Kulturzentrum noch nicht zu einer brauchbaren b^JF"S -i^n" "u Fra-estelll>ngen.

Sammlung aller Urkunden, also zu einem Urkundenbuch gebracht , tlnlKe Artikel greift Berichterstatter heraus, um eine Anhat
, wie es z. B. für Cluny seit 1886 in der Bearbeitung von | |(!/,a!"l,lK( v°n der Reichhaltigkeit des Gebotenen zu geben -
Bernard und Bruel vorliegt. Übrigens ist Cluny an der Picardie ■ 2J*"f*« 'Stra,c! ^enhsierung, Taufe (20 Spalten!) mit guten
und in unserer Urkundensammlung beteiligt mit den Prioraten St. i^'l^P" i!?" ,Pn^,zl,nS der Taufe' »«<* dogmenge-

" .uL...:„„ „„ <:.„*.,„ „mH Mr>ntdidier. Ober das I scl 'tht ich sehr wertvoll, Sitte, kirchliche Sitte, Swedenborg

Talmud, Targum, ausführlich die Artikel Staat, Staat und
Kirche mit zah reichen Hinweisen auf andere Artikel des Kir
chenlexikons Iheodizee, Toleranz mit Geschichte des f. Tri-
nitat Unsterblichkeit der Seele, Wort Gottes, Wunder (hier
sich beispielhaft mit St". Jean Bapt. in'St. Moni, D. Auch, in der j *> D^^jjM.^. «.»; 17,24 muß es Matth, heißen,
Oascogne befassen. I fiiÄ^J sich Gott als Schöpfer, Erlöser und

Der interessanteste Gegenstand, der uns hier aus den Ur- j aÄ™ttÄf(™! Ewigkeit,

V*an ^MMKUg. en Santerre und Montdidier. über das | ^7^^^«'^^
Wesen der Chiiiia/enser-Priorate sind heute zu vergleichen die Ausführungen
von Oeorg Schreiber: Cluny und die Eigenkirche,
zur Würdigung der Traditionsnotizen des hochmittelalterlichen Frankreich
in: Archiv für Urkundenforschung 17:1942 S. 359-418, die

künden entgegentritt, sei wenigstens im Regest wiedergegeben, nämlich
nr. 307. Am 15. März 1187 befiehlt Papst Urban III. dem Domkapitel
von Laon den Teil der von dem verstorbenen Bischof Walter
II. bei den Kaufleuten von Douai aufgenommenen Anleihe, die
auf den Bischof, das Kapitel, die Benediktiner und den übrigen
Klerus des Bistums Laon, mit Ausnahme der Prämonstratenser,
Zisterzienser und Karthäuser, durch den päpstlichen Kämmerer, Kar-
dinalpriestcr Melior von SS. Johannes und Paul umgelegt werden
soll, zu bezahlen; andernfalls werde der vom Papst beauftragte
Bischof Theobald von Amiens gegen das Kapitel durch Sperre
des Amtes und der Einkünfte vorgehen. Der Papst bezieht sich
■labei auf sein vorangegangenes Privileg vom 19. Mai 1186, in dem

-----------, ---- i-"'t;^"i

Vorsehung, Vatikanuni, Verpflichtung auf die Symbole (hätte
trotz Hinweises auf Artikel I.ehrfreiheit ausführlicher sein können
), Vererbung. Bei völkisch-religiösen Richtungen haben wir
einen guten Überblick über diese vielfach zerrissenen und sich
gegenseitig befehdenden Richtungen, kirchengeschichtliche Persönlichkeiten
, insonderheit auch zeitgenössische Theologen sind
ausführlich berücksichtigt, aber auch viele Bestrebungen, die
das religiöse Gebiet berühren. Wieder finden bei den einzelnen
Ländern, Provinzen, Städten die politischen, geschichtlichen
und religiösen Verhältnisse eine gute Darstellung.
Nun einzelne Anmerkungen:

Bei Siedlung erfreulich die Anerkennung der in unserer Zeit

er den Dekan Robert und das Domkapitel zu Laon von jeder so vielfach unterschätzten Tätigkeit der preuß. Ansiedlungskommis-

Verpf.tichtung den Kauflcuten von Douai gegenüber befreit, weil sion, die von 18S6 bis 1911 für 20 000 evangel. Ansiedler 46 Kir-

das Kapitel für die von dem verstorbenen Bischof Walter II. chen, 32 Bethäuser, 50 Pfarrgehöfte, 426 Schulen neu erbaut hat.

aufgenommenen Schulden keine Bürgschaft geleistet habe. In zwei Out bei Silvester I die geschichtliche Darstellung der Funktionen

diesen merkwürdigen Handel abschließenden Urkunden betätigt sich der römischen Bischöfe im 4. Jahrhundert. Bei SIeidanus vermißt

sodann Bischof Theobald von Amiens als Schlichter. Zunächst j man einen Hinweis darauf, daß der verstorbene Oeneralsekr. des Ev.

bestätigt er daß das Domkapitel von Laon den Kaufleuten von j Bundes Dr. Ohlemüller zuerst unter diesem Pseudonym seine bedeut-

Douai den durch den Papst festgesetzten Anteil der Anleihe zurück- ; samen Schriften herausgehen ließ. Bei Sinnbildern heißt es von dem

bezahlt habe. Dabei erfahren wir, daß Bischof Walter die Anleihe
bei seinem Aufenthalte in Rom aufgenommen hat. Sodann legt
Bischof Theobald von Amiens alle aus diesem Handel hervorgegangenen
Streitigkeiten bei (1187).

Der Herausgeber bezeichnet dies Mandat Urbans III. vom
15. März 1187 als für die kirchliche Finanzgeschichtc interessant und

Sinnbild des Pfaus, es sei schwer zu deuten, darüber hat aber Helmuth
Lother, jetzt in Bonn, vor Jahren eine ausführliche Monographie geschrieben
. Wenn es bei Spanien heißt: Die Missionsreise des Paulus
nach Spanien ist wohl geschichtlich zu nehmen, so wird dem doch
weithin widersprochen. Bei Universität Utrecht hätte in einem
evangel. Kirclienlexikon darauf hingewiesen werden können, daß vor

aufschlußreich. Die Anleihe hatte Bischof WaWer, der anläßlich j etwa 200 Jahren ein Holländer ein großes Stipendium für refor-

seincr Bischofsweihe in Rom weilte, in der ewigen Stadt bei Kauf- j mierte Theologiestudierende aus den ehemals bedrückten Oebieten

leuten von Douai aufnehmen müssen. Bei Walters Tode war die | gestiftet hat, das ungarischen, pfälzischen und rheinischen Theologen

offenbar peinliche Schuld noch nicht getilgt. Frühere Mandate der | zu Oute gekommen ist, die dort studierten, auch nach Zinsminderung