Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1943

Spalte:

14-15

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Scharff, Alexander

Titel/Untertitel:

Die Frühkulturen Ägyptens und Mesopotamiens 1943

Rezensent:

Baumgartner, W.

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

13

Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 1/2

1 !

weisen darf (zuletzt im Aufsatz „Der Oott als Waj{ciiienker", ii
Dichtung und Volkstum, früher Euphorion, 1942 S. 11); die Trennung
von unverletzt und unverletzlich für die Deutung gewisser
Kuneninschriften, für die natürlich hier überhaupt manches Neue herausspringt
, -,. B. Thor als Weiher S. 117 ff. und S. 202, oder die
vielleicht doch mögliche Echtheit der Inschrift von Kärlich Wodanl
haitat: S. 160 ff. Daß Ve und veur in so klarer Weise als Qötterbe-
zeichnung sieh herausstellen ließ, erhöht den Reichtum der altgermam-
schen Oötterbcgriffe nunmehr auf ein halbes Dutzend. Ich nenne
ferner als hübsche Ergebnisse die Gleichung vehönd - <lömhrini>r
S. 102; die Bemerkung über mgmad» S. I«li die Wahrscheinlichkeit,
daß althochdeutsch ptuau» „opfern" auf das Konto der gotisch-
arianischen Mission zu setzen ist S. 225. Merkwürdigerweise sind die
theophoren menschlichen Personennamen und, soweit sie mit heiligen
Tieren gebildet sind, auch die theriophoieu Personennamen unausgc-
schlachtet geblieben. Sie gehören in das hier etwas unterschätzte
Kapitel der" Beziehung zwischen Mensch und Gott im Germanischen;
und die Personennamcngleichung westg. AtoviPBM, angelsächs. Mcwih,
niltiiord. Olvir, wozu noch 4 bis 5 weitere altnord. Personennamen auf
— vir kommen, ferner althochdeutsch Wotfwlkä, angelsächs. Oswiu
(nicht Oswin S. 223 Anm.) lehren eine Anwendung von wth — auf
Menschen, die wohl doch schon altgermanisch, nicht erst christlich
i«t (S. 202). Der Personenname Wotfwlhä wird wohl nichts anderes
besagen für einen Menschen als was die Bügelfibel von Kärlich für
sich behauptet, nämlieh Wodanl haila« m sein; und entsprechend sind
altnord. Ondvir, angelsächs. Otwl» usw. für de« Heils'Jauben zu
deuten.

Im Anschluß daran seien noch einige germanisch-
religionsgeschichtliche Bemerkungen erlaubt. Ein reiner
und ausschließlicher Freundgottglaube des Germanischen
(S. 213) war doch wohl nie ernsthaft behauptet worden,
das iremendam der Göttererscheinung war wohl stets
auch hier erkannt; in der Liederedda selbst begegnet es
freilich kaum. Aber wenn man sich auf die Liederedda
allein verläßt, verführt sie überhaupt zu manchem Irrtum
, sie ist sehr einseitig in ihrer Auswahl gewesen
(s. Rezensent in Neckelfestschrift 1938, S. 147). Daß
die germanischen Mythen fast ausschließlich von den
Göttern unter ihresgleichen handeln (S. 47), ist ein
Irrtum; das tun die eddi sehen nur; es lassen sich mit
Leichtigkeit zweieinhalb Dutzend Mythen und Legenden
beibringen, die von Göttern und Menschen handeln,
und hier kann dann sehr wohl von rein religiösem Glauben
der Germanen gesprochen werden. Grade diese
nichteddischen, aber doch germanischen Göttergeschichten
zeigen sehr gut, woran dem Verfasser doch sehr gelegen
sein mußte, wie das Heil oder Unheil von den
Göttern kommt (vergl. den oben angeführten Wageu-
lenkeraufsatz des Rezensenten). Wir sagten schon oben,
daß es eines der glücklichsten Ergebnisse des Baetke-
sch;;n Buches ist, bestätigt zu haben, daß germanischem
Glauben zufolge das Heil von den Göttern kommt;
er galt freilich auch für die Griechen, Inder und andere
indogermanische Völker schon und es handelt sich damit
um nichts geringeres als um das Korrelat zum Schicksalsglauben
, der ihn allerdings eng begrenzt. Von den
Göttern kann man als wichtigstes sagen, daß sie das
Recht und die Ordnung stiften, daß sie beim Krieg anwesend
sind und nun auch, daß das Heil oder Unheil
von ihnen kommt. Deshalb eben muß der Mensch,
„fromm sein". Es ist eine schöne logische Ergänzung
dazu, daß Baetke nachweisen konnte, wie im Germanischen
auch der Kult ganz in Beziehung zum Heile
steht, wie sein Sinn geradezu ein Durchstoß zum
Quell des Heiles ist (S. 217). Mau darf nur das Heil
eben nicht magisch nehmen, wie Grönbech tat.

Bonn Hans Naumann

Erdmann, Kurt: Das iranische Feuerheiligtum. Leipzig: J. C.
Hinrichs 1941. (94 S. in. 14 Tewttabb., 8 Taf., 1 Kte.) gr. 8°
H« .Sciuischi ilt d. Deutschen Orient-Gesollschaft. RM <>—.
Die uralte arische Feuerverehrung im iranischen Re-
ligionsraum fand ihren gottesdienstlichen Ausdruck im
Feuerkult, der in Vorderasien weite Verbreitung fand
und mancherlei Wandlungen im Laufe der Jahrtausende
durchmachte. K. Erdmann hat nun in einer eingehenden
Untersuchung es unternommen, der Eigenart dieses
Feuerkults in seiner Einwirkung auf die Baukunst nachzugehen
und damit das von der Wissenschaft schon wiederholt
erörterte Problem des Feuerheiligtums auf Grund
neuerer Forschungen zusammenfassend behandelt. „Iranische
, griechische und römische Quellen enthalten manchen
wertvollen Hinweis, achaemenidische und sasanidi-
sche Inschriften ergeben weitere Anhaltspunkte, die religiösen
Vorschriften des Vendidad lassen Rückschlüsse
zu, Darstellungen auf Felsreliefs, Münzen und Siegel-
steiuen ergänzen, die arabischen Geographen sind verschwenderisch
mit Baunachrichten, moderne Anlagen der
Parsen in Indien und Iran spiegeln, wenn auch stark getrübt
, ältere Formen wider, und endlich haben die ar-
I ehäolegischen Untersuchungen der letzten Jahre (A. Go-
dard, M. Sirioux, J. M. Unvala, Sir Aurel Stein u. a.)
; erwiesen, daß die Zahl der auf iranischem Boden erhaltenen
Monumente jedenfalls für die sasanidische Zeit
größer ist, als man zu hoffen wagte". In vier überaus
| sorgfältig gearbeiteten Abschnitten behandelt der Verfasser
die Achaemeniden-, die Arsakiden (Parther-) und
die Sasanidenzeit und schließt mit einer übersichtlichen
; Zusammenfassung der Ergebnisse seiner baugeschichtli-
j cheu Untersuchung. Die ursprüngliche Form des Feuerkults
war ausgesprochen architekturfeindlich und scheint
; der Kultorf lediglich eine Hochstätte gewesen zu sein,
auf der die heilige Handlung unter freiem Himmel voll-
; zogen wurde; daraus ist auch die Bemerkung des Hero-
; dot zu verstehen, die Perser „kennen keine Tempel".
I Umso eigentümlicher berührt es, daß in einzelnen Turmbauten
(zu Pasargadae und Naqseh-e Rostam) die Feuer-
! statte „monumentalisiert" wird. In diesen Türmen wurde
i das Königsfeuer bewahrt, wie K. Erdmann darlegt, und
; „schob man bei bestimmten Zeremonien vielleicht einen
I Altar in die Türöffnung". In dem Bau von Susa wird
i dann der Versuch gemacht, die so tief im Wesen des
; iranischen Kults verwurzelte Trennung von-offener Kult-
] stätte und sekretiertem Feuerhaus zu überwinden". Diese
Lösung bringt zwar die Einigung des bisher Getrennten,
I aber sie hat keinen dauernden Bestand. Schon die näch-
; ste Etappe Persepolis weist eine entscheidende Wandlung
auf: die Feuerstätte wird wieder zum bescheidenen
! Nebenraum und die ursprüngliche Trennung von Kultraum
und Feuerstätte dringt durch. Hier setzt nun die
sasanidische Kunst ein. „Der Vierbogenbau ist aus seinem
architektonischen Zusammenhang gelöst und zum
selbständigen Baldachin geworden, und dieser Baldachin
erhebt sich über dem Altar unter freiem Himmel, dem
Altar der Hochstätten und der Terrassenbauteil." Die
alte Tradition einer Trennung von Kult- und Feuerstätte
hat sich wieder durchgesetzt. W. Hinz (Göttiugen)
weist in seiner Anzeige (,Geistige Arbeit', IX, 1942,
Nr. 2: ,Altpersische Feuerheiligtümer') darauf hin, dali
„jede Veränderung in Kultbauten eine Veränderung im
Glaubensleben voraussetzt" und sucht diese kultische
Wandlung daraus zu erklären, daß der Gegensatz zwischen
Magiertum und Zarathustraglauben die innere Ursache
gewesen sei. „Der Magier ist der Vertreter der
einheimischen, in Nordwestiran (Medien) ansässigen Urbevölkerung
uichtarischen Blutes, ein Angehöriger der
Priesterkaste, die es schon in medischer Zeit verstanden
hatte, Einfluß zu gewinnen und zu bewahren. Darius
hingegen, «Perser, Sohn eines Persers, Arier, arischer
Rasse- (Grabinschrift) ist ein überzeugter Anhänger des
lauteren Zarathustra-Glaubens und somit ein Gegner
des Magiertums." Hier bietet W. Hinz eine wertvolle
Ergänzung zu den sorgfältigen, lehrreichen Ausführungen
des Verfassers K. Erdmarin. Druck und Ausstattung
sind friedensmäßig gehalten.

München F. R. Merkel

ALTES TESTAMENT UND ALTER ORIENT

Sc hart f, Prof. Dr. Alexander: Die Frühkulturen Aegyptens und
Mesopotamiens. Ein Vortrag. Leipzig: J. C. Hinrichs 1041. (58 S.
■. 12 Textabb., 12 Taf.) 8" = Der Alte Orient Bd. 41. RM 4.80.

Wenn auch der Gegenstand der vorliegenden Schrift,
die vielfach erörterte und sehr verschieden beantwortete