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Ausgabe:

1943

Spalte:

239

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Koppers, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Bhagwan 1943

Rezensent:

Schomerus, Hilko Wiardo

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Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 9/10

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drücklich „ewiges Leben" (in koptischer Sprache) steht. Das alt-
ägyptische Lebenszeichen verdankt seine Beliebtheit bei den Kopten
natürlich seiner Ähnlichkeit mit dem Kreuz, in zweiter Linde erst
seinem Wortsinn, dessen Deutung im christlichen Sinne sich aufdrängt
. Die Ähnlichkeit mit dem Kreuz/eichen brachte es auch
mit sich, daß das Lebenszeichen gelegentlich das Kreuzzeichen vertreten
konnte.

Ein handgreiflicher Beweis für das Interesse, das dieser Arbeit
entgegen gebracht wird, ist der Umstand, daß die erste, allerdings
kleine Auflage in kürzester Zeit vergriffen war und die weitere
Nachfrage die Notwendigkeit ergab, eine zweite Auflage in Druck
zu geben, die mit einigen Verbesserungen und Nachträgen demnächst
erscheinen wird.

Wien, April 1943. W. Till

Koppers, W.: Bhagwän, the supreme deity of the Bhils.

Sonderabdruck Anthropos. Band XXXV XXXVI, 1940-1941. Anthro-
pos-Institut, Posieux-Froideville. Freiburg (Schweiz), Paulus-Druckerei.
(264—325 S.) Kart.

Dem Vf. ist es in erster Linie nicht darum zu tun, die
Religion der Bhils, eines der vielen Restvölker der vorarischen
Urbevölkerung Indiens, in allen ihren Erscheinungsformen zu
beschreiben. Er begnügt sich vielmehr damit, das Vorhandensein
des Glaubens an eine höchste Gottheit bei den Bhils und
dann auch bei einigen anderen Stämmen nachzuweisen und die
Eigenart dieses Glaubens trotz des der Sanskrit-Sprache entlehnten
Namens Bagwän aufzuzeichnen und ihm dann mit der
Gottauffassung der offiziellen indischen Religion zu vergleichen,
dies vor allem durch eine Gegenüberstellung der hier und dort
vorhandenen Schöpfungs- und Sintflutmythen. Trotz Übernahme
des Wortes Bhagwän hält Koppers die Vorstellung von der
höchsten Gottheit bei den Bhils und anderen Stämmen für
ein altes vorarisches Gut der Urbevölkerung. K. wirft sogar
die Frage auf, ob die monotheistische Oottesauffassung der
Bhägavata's, in deren Kreisen die Bhagavadgltä entstanden
sein dürfte, in ihrem Ursprung nicht auf den Glauben an
eine höchste Gottheit bei der nicht-arischen Urbevölkerung
zurückzuführen ist. Ich kann zu dem Versuch K.s nur sagen,
daß ich in der ältesten Tamil-Literatur wohl auf manche
Spuren einer vorarischen Religion gestoßen bin, aber nicht
auf den Glauben an eine monotheistische höchste Gottheit,
wie er sie für die Bhils nachweisen zu können glaubt.

Halle a. S. H. W. Schomerus

ALTES TESTAMENT

Bentzen, Aage, Prof.: Indledning til det Gamle Testamente

I, 1: Skrifterne. I, 2: Litteraturformcrne. H: Skriften. Kopenhagen

Oads 1941. (453 S.) 4°.
Vorliegende Arbeit von Aage Bentzen, Professor an der
Universität Kopenhagen und u. a. wegen seines Danielskommentars
in Eißfeldts Handbuch bekannt, gibt uns in dänischer
Sprache eine ausführliche Einleitung in das AT. Es ist wohl
verständlich, daß hier besonders auf dänische Verhältnisse Rücksicht
genommen wird. Am Ende des Werks findet man z. B.
eine kurze, aber inhaltsreiche Darstellung der Geschichte der
dänischen Bibel seit der Reformation.

Es braucht nicht gesagt zu werden, daß das Buch auf
einer hohen wissenschaftlichen Stufe steht. Die Literaturkenntnis
Bentzens ist erstaunlich. Auf dem Gebiete der nordischen
alttestamentlichen Forschung vermisse ich kaum etwas
von Bedeutung. Merkwürdig ist nur, daß das wenigstens in
Schweden und Finnland sehr einflußreiche Werk von E. Stave
,,Inledning tili Gamla testamentets kanoniska skrifter" nirgends
erwähnt wird. Das allerdings neuere und modernere Werk von
G. Hylmö „Gamla testamentets litteraturhistoria" dient dagegen
dem Verf. als steter Begleiter in seinen Untersuchungen.
Daneben wird immer wieder auf die Einleitung Eißfeldts Rücksicht
genommen.

Selbstverständlich begnügt sich Bentzen nicht mit einer
Isagogik alten Stils: der modernen Forderung einer alttestamentlichen
Literaturgeschichte wird gebührend Rechnung getragen
. Literaturgeschichte bedeutet ja auf dem alttestamentlichen
Gebiete eine Geschichte der Gattungen oder Literaturformen
. Es fragt sich nur, wo der literaturgeschichtliche Teil
placiert werden soll. Eißfeldt stellt bekanntlich die Behandlung
der „vorliterarischen Stufe" an die Spitze seines Werks,
darauf folgt die literarische Vorgeschichte der alttestamentlichen
Bücher. Erst dann kommt die analytische Darstellung.
Bentzen zieht es vor, mit der Analyse zu beginnen, dann setzt
er mit den Literaturformen fort. Im letzten Teil behandelt
er Kanon- und Textgeschichte und überhaupt, was zur „allgemeinen
Isagogik" gerechnet zu werden pflegt. Er wendet
mit Recht gegen Eißfeldt ein, daß der Terminus „vorliterarische

Stufe" nicht ganz zutreffend ist. Die Gattungen leben näm-
i lieh fort, lange nachdem Literatur entstanden ist. Zugleich
; wird im Anschluß an Nyberg und Birkeland betont, daß die
mündliche Überlieferung nicht mit der literarischen Fixierung
j aufhört, sondern neben der schriftlichen Überlieferung fortwährend
weitergeht. Auf der anderen Seite betont er den
! genannten Gelehrten gegenüber die Bedeutung der schriftlichen
Fixierung des Gesetzes (um 622) für die schriftliche
| Überlieferung überhaupt.

Ob die Behandlung der Literaturformen vor dem analytischen
j Teil steht oder umgekehrt, scheint mir ziemlich irrelevant. Sowohl
bei Eißfeldt wie bei Bentzen vermisse ich dagegen eine wenigstens
j skizzenhafte Übersicht über die alttestamentliche Literaturgeschichte
1 von chronologischen Gesichtspunkten aus. Ich kenne wohl die Schwie-
'■ rigkeiten. Aber es ist an und für sich nicht unmöglich, eine solche
j Übersicht wenigstens in großen Zügen zu geben, und für die Studenten
, denen es immer schwer ist, einen Gesamtüberblick über die alttestamentliche
Literaturgeschichte zu gewinnen, wäre sie sehr nützlich.

In der Pentateuchkritik steht Bentzen im wesentlichen auf dem
Standpunkt der Schule Wellhausens. Er verteidigt die althergebrachte
! Quellenanalyse gegen moderne Angriffe. Betreffs der Priesterschrift
j sympathisiert er mit der von v. Rad durchgeführten Aussonderung
' von zwei Parallelirezensionen. Die von Humbert ZAW 1940/41
| veröffentlichte Kritik kannte er noch nicht. Da sich ein priestor-
( liches Interesse auch in anderen Gesetzeiscorpora geltend macht,
j möchte Bentzen im Priesterkodex lieber von „aronitischen Gesetzen"
! reden.

In der Behandlung der Deuteronomiumfrage wiederholt Beutzen
' hier seine früher („Die Josianischc Reform" und „Studier over
det zadokidiske Praesteskabs Historie") vorgeführte These, das Ucu-
! teronomi'iun entstamme den Kreisen der Bamothpriester, wobei zu-
j gleich eine Beeinflussung von Seiten des „proto-prophetischen NaWis-
I mus" wahrscheinlich gemacht wird. Ich hätte gerne gesehen, daß der
! Verf. hier auf eine Ansicht näher eingegangen wäre, die ich selbst
im meiner in schwedischer Sprache veröffentlichten israelitischen Reli-
I gionsgeschichte („Israels religion . i gammaltestamcntlig lid", 1936)
! dargelegt habe: die Urheber des Deuteronomhttn waren die Kult-
i propheten in Jerusalem. Bei einer solchen Annahme würden sowohl
I die kultischen als auch die prophetischen Züge im Deuteronomium
j ihre Erklärung bekommen. Mein Schüler Gililis Oer lern an hat neuer-
! dings in seiner Habilitationsschrift „Zephanja textkritisch und li-
; terarisch untersucht" (Lund 1942) diese These weiter ausgeführt und
i mit vielen neuen Beweisgründen unterbaut. Die Abhandlung Oerle-
j mans ist aber später als das Bentzensche Buch erschienen. Die
i nationale und politische Bedeutung des Deuteronomium hätte etwas
I genauer ausgeführt werden können und zwar im Anschluß an v. Rad,
das Gottesvolk iun Deute ronomium.

In der Behandlung des Prophetismus kommen die neuesten For-
1 schlingen gut zu ihrem Recht. Interessant ist, was Bentzen von
j Ebed Jahve zu sagen hat. Es ist eine Synthese von fast allen Er-
| klärungen, die bisher versucht worden sind. Der Diener ist eine
! Darstellung des Ideals des Volkes Israel, wie ein Prophet und ein
Schülerkreis, die sich gänzlich mit ihrem Volk identifizierten, es
j nicht nur als Ideal, sondern auch als Lebensprogramm sehen mußten
. Der Ebed ist Messias, Israel, der unbekannte Prophet selbst
und sein Kreis in einer Person. Nur die kultisch-mythologische Er-
j klärung hat hier keinen Platz. Vielleicht liegt in der Tat die Lösung
I des schwierigen Problems eher in einem sowohl-als auch als in einem
entweder-oder.

Oerade in diesem Abschnitt ist die Darstellung etwas uneben.
| Es gefällt mir nicht ganz, daß z. B. die interessante und wichtige
j Jesaja-Apokalypse sieben Zeilen bekommen hat, während Daniel gut

acht Seiten gewidmet worden sind.

Das Buch Bentzens ist von Auseinandersetzungen mit anderen
| Gelehrten und Referaten in der Forschung dargelegter Ansichten er-
| füllt. Es ist nicht zu verneinen, daß dadurch dem Buche eine ge-
| wisse Schwerfälligkeit anhaftet. Die Sache wird nicht besser da-
; durch, daß der ganze wissenschaftliche Apparat im Texte steht und
j Fußnoten überhaupt nicht vorkommen. Die Studenten werden es
| nicht leicht finden, das Buch zu lesen. Den Gelehrten aber wird

es als eine wahre Fundgrube dienen. Allerdings scheint es mir
| recht unpraktisch, daß so oft auch betreffs sachlich wichtiger, ja,
[ unentbehrlicher Dinge Hinweise auf bisweilen recht entlegene Bücher
I und Aufsätze gemacht werden, die in vielen Fällen weder der Stu-
j dent noch der Gelehrte bei der Hand haben. Bisweilen möchte man

in einer schwierigen Frage lieber die Ansicht des hervorragenden

Verfassers selbst als die Meinungen einer Reihe anderer Gelehrter

kennen lernen.

Am Ende des Buches findet sich ein ausführlicher Index, der
; die Benutzung erheblich erleichtert.

Durch die Einleitung Bentzens ist die nordische alttesta-
| mentliche Literatur in hohem Grade bereichert und die alt-
< testamentliche Wissenschaft überhaupt gefördert worden.

Lund Joh. L i n d b 1 o m