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Ausgabe:

1943

Spalte:

238-239

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Cramer, Maria

Titel/Untertitel:

Das altägyptische Lebenszeichen im christlichen (koptischen) Ägypten 1943

Rezensent:

Till, W.

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237 Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 9/10 238

RELIGIONSWISSENSCHAFT I Verf' hält d.en Schamal',;simis * ™ ausschließlich nordisches

' ' I Phänomen,. Man kann ihm am allerwenigsten vorwerfen, daß er sein

„ , , _ . . .. ... . _ . . . . _ Thema ins Uferlose erweitert, vielmehr könnte man versucht sein ihm

Gasbarri, Carlo: La Via di Allah. OrItfnl-Stori«-SWluppl- vor7uilalttll> daß dcr Gegenstand seiner Betrachtungen nicht SO iso-

Istituzioni del Mondo Ung» e U ?^.P?*™^ *' "ert in der Geschichte stehe, wie er es darstellt. Nach ihn, ist

Cnstianesimo. Milano: Ulnco Hoeph 1042. (VIII, 346S.) kl. 8 . Lire^. d£r Schamanismus nämlich nicht nur ein ausschließlich nordisches, son-

Un'opera di huona volontä, fondata su una insufficiente, e in ■ dern eigentlich ein nur-arktisches Phänomen. Das sog. „große Scliama-

troppe cose essenziali del tutto mancante, preparazione teenica: ; nisieren" ist auf die arktischen Kulturen beschränkt. Wenn gleichartige

CCOO ü giudizio piü equo die si puö dare di questo libro. L'autore Erscheinungen auch auf höheren Breiten vorkommen, so ist dies nur das
ha voluto dare im quadro completo sulile „ori gini, storia, sviluppi,

s01.?' „kleine Schamanisieren", welches in subarktischen Gegenden vor-

istituzioni del mondo islamico, e la sua posizione di fronte al kommt, aiher aus dem eigentliclien Arcticum entlehnt ist. Der ark-

cristianesimo" (cosi suona infatti il sottotitolo). Per questo, era certo tische Schamismus kennzeichnet sich u. A. durch völlige Bewußtlosig-

dcsiderabile, ma a rigore non strettamente necessario, esserc un keit des Schamanen. Der Schamanismus kann ja auch nirgendwo

arabista e islamista di professione, e si poleva fare lavoro non ori- anders vorkommen als im den Polargegenden, weil er, der ja im We-

ginalc ma diligente e modesto utilizzando per un piü largo pubblico j sen ^e Volkskrankheit ist, durch die aktische Natur, die Umwelt

alcune ottime pubblicazioni italiane, o accessihili anchc in italiano | und das kIduna bedingt und sogar ausgelöst ist. Schainanismus ist

sull'argoniento: i noti manuali del Lammcns, del Moreno, del Juyn- j ein nervöses Volksleiden, das seinen Ursprung hat in einer mit dem

boll, del Ouidi (quest'ullimo entro la Storia delle reli- Klima, der Nahrung usw. gegebenen Avitaminose.

gioni diretta dal Tacchi Venturi). Benche alcune di queste opere, Qas jst nun freilich eine neue Anwendung des Taine'schen Grund-

accanto ad altre medioeri o insignificanti e pestöme, siano ^a(e ne"* j Satzes vom Milieu usw., die nicht stimmen kann. Erstens ist der

farraginosa bibliografia finale, l'autore non sembra le abbia diret-
tamente usate; egli ha piuttosto aeeozzato insieme i clati di pau
diversa provenienza e di piii dubbia sicurezza crilica, spesso aggra-
vandoli con sue confusioni, negligenze, errori che in piü cast si

Schamanismus viel zu sehr isoliert dargestellt, als ob er eine ganz
bestimmt diagnostizierbare Krankheit wäre. Der Verf. selbst streift
immer wieder ähnliche, verwandte Phänomene, die aber schwerlich
mit der Diagnose Avitaminose stimmen, z. B. den nordamerikanischcn

vorrebhero sperarc soltanto di stampa. Senza lunitarsi ai camp» Naguafenius. Dann sind auch die beiden Sphären des Arktischen
piü propriamente storico-religioso, giuridico c Milllrlonric, cgW ha , und d€s Subarktischen nicht so sauber trennbar, wie der Verf. es uns
vn-luto anchc parlare di li.ngua, lettenatura, scienza, arte arabä^ j gJauben macht, und muß er um alle schamanistischen Erscheinung

Sarebbe superfluo, e fors'anche ingeneroso, ferniarsi pagina per
pagina a rilevare che cosa ne e venuto fuori. Non si puö che
raccomiandare a chi desideri conoscere qualcosa con precisione e a,Men-
dibilitä sulla storia degli Arabi c delPlsläm, di prescimlcre da questa

unterzubringen, das Subarcticum gelegentlich ausdehnen bis in die
Südsee und die mailaische Inselwelt hinein. Denn das mainische
latali und amok, das iranische maga, der Derwisclwausch und der
israelitische primitive Prophetismus lassen sich von deii schamanisti-

infelice puhblicazioiie, e rifarsi alle opere ora ricordate (in capo j sehe,, Erscheinungen schwerlich trennen. Nun behauptet der Vcrf
»He quali, per i Tedeschi, andrebbe inesso sempre il classico libro ./wa^ daß d]e BObarJrtlgchen und anderweitigen schamanktisclien
del Qoldziher),; e a chi, come il Gasbarri, sia ammato dal lodevole I PMütometM die wesentlichen Züge des hocharktischen SdlamanismM
desiderio di studiarc e far studiare la grande religione e civtlta | vermissen lassen, er behauptet aber zugleich, daß die Praxis der sog
Orientale rivalc del Cristianesimo, di studiare l'arabo, dt cui in questo j Seelenfahrt mit Hilfe von sog. Hilfsgeistern zu dem eigentlichen
Uibro e fatto scempio, e farsi conslgliare da competenti sull'uso delle | Wesen des Schamanisierens gehört. Diese Praxis und die dieshezüe-
sue fonti. II livello degli studi arabistici e islamistici in Italia, sia | |jchien Vorstellungen, vor allem die Aussenduhg der Seele auf eine
nel campo laico sia in quello ccclesiastico, e ben supenore a ab che j Failrt |„ den Himmel oder sonstwohin, kommt 'aber bei so verschie-
La via di Allah farebbe pensare. II Gasbarri, che possiede uno , dcnen und wenig arktischen Völkern wie den Toradja auf Celebes und
Stile facilc e fluide e un simpatico zelo missionano, vorra accogliere | (l€n a,tten Ägyptern vor. Gerade der religiöse Vorstellungsgehalt des
il nostro augurio di vedere un giorno con piü meditate, maturate [ Schamanismus wird durch die Ausführungen des Verf. nicht erklärt,
pubblicazioni cancellata la non buona impressione di questo hbro. Wir wollen schon annehmen, daß der Schamanismus eine Hysterie

Pom Francesco Gabriel i «st: eine solche muß aber einen Inhalt haben, und weder die Hysterie

noch deren Inhalt läßt sich aus arktischer Avitaminose erklären.
Ohlmarks Ue Studien zum Problem des Schamanismus. den Himmel auffliegen will der Mensch auch dort, wo er sich in

lund- C W K Glcerup; Kopenhagen: E. Munksgaard 1039. (XVI, die Sonne legt und Bananen ißt.

395 S., 3 Kt.j gr. 8°. Dän. Kr. 11.50. Als Materialsammlung aber ist Ohhnarks Arbeit un-

Die große Bedeutung des Schamanismus für die schätzbar. Bei der Literatur über den christlichen Scha-
eanze Religionsgeschichte wird vom Verf. in seiner Em- manismus der sog. Laestadianer unter den Lappen Verleitung
mit Recht betont. Seine kenntnisreiche und sorg- misse ich das schöne Buch von Carl Schöyen, Tre Stam-
fältiee Arbeit ist darum dankbar zu begrüßen. Freilich , mers Mote, 1919. Die Zitaten aus skandinavischen Spra-
ist sie nicht das Resultat eigener Wahrnehmungen und | chen sind in der Regel nicht übersetzt. Der Verf. hätte

sein Buch dann eigentlich auch auf Schwedisch schrei-
ben können.

Groningen O. van der Leeuw

die Autopsie ist, wo es sich um Erscheinungen wie den
Schamanismus handelt immer auch der sorgfältigsten Bearbeitung
vorzuziehen. Aber Ohlmarks ersetzt diesen
Mangel durch einen Reichtum an Zitaten, die in der
Regel Beschreibungen von Augenzeugen sind, und die : Cramer, Maria: Das „altägyptische Lebenszeichen im christ-

zum Teil aus der europäischen Forschung schwer zu- liehen (koptischen) Ägypten. Eine kultur- u. religionsgesch Studie

gänglichen Quellen stammen, zum Teil auch aus solchen Mit 56 hg u. 54 Abb., 56 s., 35 Bl. Abb. 4°. (Wien, Phil. F., Hab-

Quellen die fast allen Forschern verschlossen <ind, nam- Sehr. 1942). In Kommission bei Otto Harrassowitz, Leipzig. RM 12—.

lieh russischen. Der Verf. hat sehr viel Wertvolles Die Verfasserin hat sich schon vor dem Krieg bemüht, das

zusammengetragen, so daß der Leser sich eine klare «J d.ese Monographie einschlägige Material, soweit es ihr

auch für denjenigen, der Sich den Ausführungen UM Lebenszeichen findet sich auf Stoffen, Malereien, Skulpturen als

niarks nicht in jeder Hinsicht anschließen kaiin. tr ver- Gegenstand für sich allein geformt, kurz in allen Äußerungen der

Steht unter Schamanismus „ein durch nervöse oder gar koptischen Kunst. Die von der Verfasserin gesammelten Beispiele

psychopatllisclie Prädisposition der Volksp-^yclie beding- sind in guten Abbildungen teils nach Zeichnungen, teils nach Pho-

tes und in eine für das ganze Leben vitale, halb reli- tographien wiedergegeben und werden einzeln besprochen. Sie ge-

eiöse Sohäre erhobenes Brauchtum". Eine Religion ist hören der Zeit vom 4. bis zum 9. Jahrhundert an. Wir sehen, daß

er ako nach Ohhmrks nicht höchstens ein religiöses die Hieroglyphe, die das altägyptische Wort für „leben" (Leben)

Surr0" at De SC r I )c f i n iti on zu folgern U ß man ihm nicht ^zeichnet, ,n versch.edenartiger Gestalt teils für sich allein, teils in

o irrogat. Nieser uetinitio l zuto gc "1 . . , • h Verbindung mit dem ehnsthehen Kreuz oder anderen christlichen

bloß mit historischer, sondern auch mit psyCMOlOglSCnen SymMen vorkommt, besonders auf Grabsteinen Nach den Tu"

Methoden beizukommen suchen. Beides geschient in aie- uns Kel(OIlllllencn Zeugnissen kann darüber kein Zweifel sein daß

Sem Buche. Psychologisch, bzw. psychopathologlSCU stellt es ,,ei dcn christlichen Ägyptern als ein auf das ewige Leben

Sich der Schamanismus heraus als eine Art der Hysterie. hinweisendes Symbol gebraucht wurde. L. Th. Lefort erwähnt in

Historisch-ethnologisch als eine der arktischen bzw. sub- i_e Museon 55 (1942), 182, einen in englischem Privatbesitz bearktischen
Welt eigene Disposition. I fmdlichen koptischen Grabstein, auf dem unter dem Lebenszeichen aus-