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Ausgabe:

1943

Spalte:

210

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Zink, Fritz

Titel/Untertitel:

Die Passions-Landschaft in der oberdeutschen Malerei und Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts 1943

Rezensent:

Endrich, Erich

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20!)

Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 7/8 210

»tändlieli ils Bisilike" und auch Euseb weiß für die Zink, Fritz: Die Passions-Landschaft in der oberdeutschen

vn„ hm (h "f 10 4 37^ beschriebene Kirchenanlage Malerei und Graphik des 15. und 16. Jahrh. München: Neuer

von mm in. e. IU>*>J'"" R««U»ins nikos" Da- fftaer-Veriag 1941. (133 S., 16 Abb.) gr.i9*- Würzburger Studien

mTÄ™JSSfTJ min ädTdS JSÄrtilds - Kunstlichte. Bd. 1.

mit ist abei gesagt aan man iu «<= Bd Jcr künstlcrischcn Eroberung der Landschaft spielt die

voll bewußt war. Daß das 1'eriStyl S1CI1 nlL'u , Passionslandschaft eine wichtige Rolle, deren Entwicklun-snormen

Sllika entwickelt haben kann, beweist aUCIl Utr uiii^ia , j ^ Ausd.rucksfornlcn Verfasser im oberdeutschen Raum, Alemannien,

daß dieses als Atrium im christlichen KultDau immer Schwaben, Bayern, Tirol, Mlttdrhein und Franken umschließend,

noch mitgeschleppt wird. Schließlich ist noch zu becleii- j für dje Zcit des 15 und 16 Jahrhunderts eingehend untersucht,

ken daß der Osten für das Martyrion den Zentralbau ', |„ drcj Entwicklungslinicn vollzieht sich der Wandel der Land-

bevörzust was nicht der Fall wäre, wenn Märtyrer- ! schaftsgebärde: 1. Die Bedeutungslandschaft deutet nur

kuHa+n+fr iinrl (Ipmoindekirche einen Entwicklungsgang i ganz allgemein Ort und Zeit durch landschaftliche Versatzstücke,

1 ! + l "ff ^ vJCitil uiucKii v-iic , wie Zaun^ ßaum> pels u a an 2 M.t der Erscl]c j llllngs.

gellabt hatten. landschaft setzt erst die eigentliche Landschaft ein. Die Dar-

Istanhul. A. M. Schnei« , s(e,|llng dcr Uimveit> die Gesamtheit des Alltags einschließlich der

i i „ BJaMnR Hin hat)likaleii HiiMimelserscheinungen, ein optisch sicheres Raumbild wird mit reali-

4) Ebenso bleibt zu untersuchen, welchen E.nfluß d.e Ntltcher Epik sichtbar gemacht, das schon passionslandschaftliche

Synagogenanlagcn ausgeübt haben. ^ Einzelzüge wie Wolke und Unwetter sowie passionssyinholhafte Motive
wie Mühle und Weinberg aufweist. Abschluß und Höhepunkt
der Entwicklung ist 3. die Beseelungslandschaft, deren
Träger Rauinverteilung, Geländeaufbau, Licht, Wetter, Atmosphäre
und die Landschaftsgattungen selbst sind und sich nach Stämmen
und Kunstzonen unterscheiden. Bei dieser dritten Art wird das Gesamtbild
unter einen bestimmten Gefühlsinhalt (Trauer, Vergänglichkeit
, Freude, Verklärung u. a.) gestellt und die Auswahl der Mittel
allein auf diese Grundhaltung hin getroffen, um so ein reifes

Wentzel, Hans: Der Cismarer Altar. Mit 46 Aufn. v. W. Castelli.
Hamburg: Ellermann 1941. (XX S., 42 S. Abb.) gr. 8°. Lw. RM 4—.
Die kleine Schrift, als Teil aus der Göttinger Dissertation
Wentzels von 1935 hervorgegangen, macht uns
mit einem besonders reizvollen Werk norddeutscher hoch-
gotischer Bildhauerei der Zeit um 1310/20 bekannt. Insassen
des Lübecker Benedektinerklosters, 1268 wegen Werk.tiefet Seekmkunstf entstehen zu lassen. „ emem umfassenden
Unovktlirlion I erx-ns aus der Stadt nach Cismar straf- ! Überblick geht der Verfasser den einzelnen Tafelwerken und graphi-
ungustiichen Lebens aus fler siaui ndc Klosterkirche I schen Blättern nadl und "*** sie seinem Schema ein- D|c stam.nes-
Veisetzt, gründeten hier eine ^^^fin^^^T' miBigtn Unterschiede der einzelnen Kunstzonen werden deutlich,
die weit über das Maß einer Dortkircne ninausgem. «w , ^ Lejstung€n groUer Kunstierperaönlichkeiten sichtbar, in einem
ihrer sehr reichen, durchaus städtisch anspruchsvollen | letzten Abschra.tt sind die Einzelteile der Landschaft: Baum, See
Ausstattung ist nur noch der Altar, — oder besser das ; 11Ild p[uß> Berg und Gebirge, Weg und Straße, Stadtanlage, Wol-
Schreiliartige große Retabel mit 3 Reihen kleiner bemal- ken und Witterung als Mittel der LandschaftsdarsteMung und Land-
ter Holzreliefs im Mittelteil Und 2 (ursprünglich auch 3) I schaftsbeseelung aufgezeigt. Eine Liste des eingesehenen Schrifttums
Reihen gleichartiger Reliefs in den beiden großen Flü- j beschließt die gediegene Arbeit, die Kurt Oerstenberg gewidmet ist
gehl und (fast ganz verschwunden) Malereien auf den ; u«J Eigenart und Größe oberdeutscher Passionskunst offenbart.
Außenseiten der Flügel — erhalten. Sehr eindeutig Buchau a. F. Erich Endrich

weist W. nach, daß hier erstmalig der durch und durch
bebilderte Flügelaltar, der durch die nächsten zwei Jahrhunderte
die Hauptform der Altargestaltung darstellt,
voll ausgebildet ist, und zwar in der Form des Reli-
quienretabels, d. h. in den'einzelnen[Feldern des Mittel- j Ramge> ,<ar]: Vilmars Bedeutung für die Kirche in der Gefells
standen vor den geschnitzten Bildern die zahlreichen genwart. Essen: Lichtweg-Verl. 1941.(54 S.) 8° = Kl theol Hand-
Reliquien, die das Kloster besaß, in besonderen dafür bflcherel 5.

geschaffenen Behältern, im Mittelpunkt die Heihgblut- j ,fl drej Abschnittcn. , Apologetisches, 2. Die or-
Reliquie (vor der Geißelung!). Das Bildprogramm , ische Welt. und Universumsanschauung Vilmars,
Mitte: Leben und Passion Christi mit alttestainentlicheii , | Die Uhre yon der bjetet Verfassei!

„Antitypen", darüber Tiersymbole im schon gesenmtzren , eine DarsteUung der theologischen Grundanschauungen
Maßwerk; Seiten: Legende des Hl. Benedikt (Uruens- Augllst Friedrich Christian Vilmars, die wie ein Brevier
heiliger) und Johannes Ev. (Kirchenpatron) mit tvan- i anmutet Für den Kenner ist in geschickter Kürze
gelistenzeichen im Maßwerk — ist das verkürzte bystem , man möchte fast sagen in thetischer Form die theolo-
gotischer Portalplastik an den großen Domen, wie es , gilSChe Position eines Mannes umrissen, der zweifellos
auf deutschem Boden damals in Straßburg und rreiDtirg für unsere Tage etwas m sagen haf> jn denen dje
erstmals vollständig zu Ende gefuhrt worden war. [uthemche Ausrichtung der Landeskirchen wieder in
Wentzel weist nach, daß für die meisten der Bilder das mickfeid gerückt ist. Wenn ein Mann, der eine

epochemachende Geschichte der deutschen Nationalliteratur
geschrieben, sich mit Goethe in kongenialer Verbundenheit
gefühlt und mit den Brüdern Grimm in
enger Geistesgemeinschaft gestanden hat, zugleich aus

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Vorlagen (wohl aus Buchmalereien) zur VerffigttOgge
standen haben müssen, wie das für die in testgeleg ui
Bildtypen denkende Darstellungswelse des 14. J"J«•

naheliegt. Eine Werkstatt von etwa 5 »c5n,tfv" ax,' —5- -----■- e—■—, ™

schiedener Fähigkeit die wohl vorwiegend dekorative tiefem Wlssen um die Anfange des Luthertums zu Haupt-
Arbeiten schuf (Möbel), hat an dieser ihr ungewohnten f der Theologie und Kirche das Wort nimmt, so
Qroßaufgabe eine frische Erzählergabe entwicke, wenn .gt d sich schon bedeutsam. Unsere Zeit horch auf,
auch in einer gewissen an Volkskunst grenzenden Be- wenn hr t tiefer Begründung gesagt wird, daß der
faneenheit Es wird hier sehr deutlich, wie unlöslich : deutsche- Charakter durch das Christentum nur die
und* selbstverständlich die Christliche Bildwelt bis ins Vollendung seiner selbst gefunden hat, und beginnt auch
Handwerkliche hinein im Volk verwurzelt war undI da für die organische Universumsanschauung Verstandn.'S.
sich wlhst in dieser angeblich besonders „abstrakten gewinnen, wie sie uns in Vilmars Schriften entgegenZeit
de, HÖ heS echter Forniwille in allen kunst- ^ m er über den Gedanken der Einheit des Lebens
Irischen LeÄ^fen^einen besonderen Ne«1 mit der Poesie als der höchsten Vollendung eben der
entsprechend entfalten konnte, (die schonen E • Poesie handeln oder die Einheit der Poesie und des
und Maßwerkteile an diesem Werk . - Neben der Lebens sl,ch w.ederspiegeln sehen in der Einheit der
klaren und lebendigen Einführung Wentzels wird man g|tte> der Sprache, der Lebensanschauungen und vor
an den wirklich selten schönen, der Sache nachspürenden al)em des QUubens iffl Volke Gerade bei dieser Dar-
Aufnahmen Castellis die den Rang und die MogUchkei- gtelhing aber wünschte man breitere Ausfuhrungen, als
ten der Fotografie «ils einer nachschaffenden Kunst er- die kurze |3arstcllung sie zu geben vermag. Liegt es
neut beweisen seine Freude haben. doch dem heutigen Menschen und dem Mitarbeiter in
|ic u " ' Martin Kautzsch der Kirche nicht ohne weiteres nahe, die Tiefe der Vil-