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Ausgabe:

1943

Spalte:

196-197

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schmitz, Richard

Titel/Untertitel:

Christus und die Gemeinde 1943

Rezensent:

Dibelius, Martin

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in Englisch in Klammern beigefügt. Die Wörter, die
der poetischen Sprache, und diejenigen, die der „späten
Literatur" (nach der Königszeit) angehören, sind durch
besondere Zeichen kenntlich gemacht.

Von einem guten Wörterbuch verlangt man zweierlei
: daß es auf dem neuesten Stand der Wortforschung
steht, und daß es in jeder Beziehung zuverlässig ist.
Beide Eigenschaften kommen dem neuen Lexikon in
hohem Maße zu. Daß Zorel.l zur Erklärung eines schwierigen
hebr. Wortes lieber die verwandten semitischen
Sprachen heranzieht als durch Textänderung den Knoten
durchhaut, kann man nur begrüßen, zumal da er sich der
notwendigen Textkritik keineswegs verschließt. Die
neuere Literatur, die dem Verfasser in der Bibliothek
des Päpstlichen Bibelinstituts in einzigartiger Weise zur
Verfügung steht, ist offensichtlich gut verarbeitet, immerhin
wäre zu wünschen, daß für die Wortbedeutungen
die Forschungen Ludwig Köhlers, die er in der
ZAW und sonst veröffentlicht hat, und für die Realien
die 7 Bände von Dalmans „Arbeit und Sitte in Palästina
" noch stärkere Beachtung gefunden hätten.

Was die Zuverlässigkeit betrifft, so habe ich sie durch vielfach
Stichproben und durch monatelangen regelmäßigen Gebrauch erprob
Die einzige wirkliche Lücke, die sich mir ergab, ist das Übersehen de
schwierigen ins Cant. 2, 17; mehr eine Kleinigkeit ist, dal! die Ab
kürzung APO (S. 53 b Mitte) nirgends aufgelöst wird. In den Stellen
angaben, die sonst so oft das Schmerzenskind sind, ist mir kein Fehle
begegnet. Was an Druckfehlern vorliegt, beeinträchtigt zum Olüc
nirgends die Verständlichkeit: S. 165a, Z. 12 I. rfrl^I statt Ol-Q^
S. 200b, Z. 4 1. V?g7! statt 1?nrT], S. 320 b, Z. 15 1. ITS) statt N't?
S. 342 b, Z. 10 v. u. 1. cras statt eras.

Möge die Drucklegung des tüchtigen Werkes rüstig
vorangehen!

Gießen W. Rudolph

NEUES TESTAMENT

Straub, Lic. Werner: Die Bildersprache des Apostels Paulus

Tübingen : J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1937. (183 S.) gr. 8°. RM 7.80

Auch heute wird ein Hinweis auf die vorliegende Arbeit
noch seinen Sinn haben, da es sich um eine grundlegende
Materialsammlung zur paulinischen Forschung
handelt. Die formgeschichtliche Betrachtung der rteu-
testamentlichen Überlieferung hat sich im allgemeinen
mit der formkritischen Untersuchung der synoptischen
Evangelien begnügt, während die übrigen Schriften,
darunter die Paulusbriefe, nicht in derselben Weise durchforscht
wurden. So hat die Bildersprache des Paulus
wohl überhaupt noch keine eigene Bearbeitung gefunden.
Der Verfasser, ein Schüler von Adolf Deißmann und
Martin Dibelius, hat diese Aufgabe umsichtig in Angriff
genommen und in fleißiger Kleinarbeit, bei der vor allem
auf die Darbietung des Materials Wert gelegt wird,
durchgeführt. So nimmt nach kurzer forschungsgeschichtlicher
Einleitung und Begriffsbestimmung die Darbietung
des Stoffes, die mit kurzen exegetischen Bemerkungen
im Sinne des Themas verknüpft ist, nahezu die
Hälfte des Buches ein. Dabei werden Bildwörter, bildhafte
Redewendungen, Vergleiche, Metaphern, Bild-
sprüche und Gleichnisse unterschieden und für sich behandelt
. Bei seiner Untersuchung lehnt der Verfasser
mit Recht einen sogenannten theologischen oder religionsphilosophischen
Gleiclmisbegriff ab. Die biblische
Bildrede will nicht und kann nicht eine Anschauung der
Gotteswelt im Gleichnis der sinnlichen Erscheinungen
vermitteln. Vielmehr ist sie nach sprachpsychologischen
Gesichtspunkten wie jede andere Bildrede auch zu würdigen
und zu beurteilen. Das Bild in der Sprache soll
verdeutlichen, es soll geistige und religiöse Vorstellungen
sinnlich greifbar oder anschaulich machen. Oft
gebrauchte Bilder verlieren ihren Bildcharakter, ihre sinnliche
Bedeutung überhaupt und die betreffenden Begriffe
werden überhaupt nur noch in übertragenem Sinne
verwendet. Ob und wie weit das der Fall ist,inuß jeweils

entschieden werden. Diese Entscheidung erfolgt in der
Arbeit gefühlsmäßig und würde auch bei genauerer
sprachwissenschaftlicher Untersuchung fließend bleiben,
i Von sachlicher Bedeutung aber ist ein Zuviel, das mehr-
' fach in der Untersuchung auftritt; die Frage nämlich,
' ob ein Ausdruck in der Überlieferung überhaupt schon
als Bild oder nicht vielmehr eigentlich gemeint sei,
i mußte öfter und energischer gestellt und wohl auch
! mehrfach in letzterem Sinne beantwortet werden. Man
zieht nach antiker Auffassung nicht einen neuen Menschen
an wie man ein Kleid anzieht, sondern eher umgekehrt
: So wie man etwa durch ein Sakrament oder durch
einen neuen Namen ein anderer Mensch wird (das
ist die für den antiken Menschen unmittelbar einleuch-
; tende Vorstellung), so wird ein Schauspieler durch Kostüm
und Maske, ja so wird jedermann durch ein anderes
Kleid ein anderer Mensch. Daß der Leib eine
| Hülle ist, die angelegt oder (im Traum, im Tode) abgelegt
werden kann, ist keine bildliche Redewendung,
■ sondern vom antiken Seelenglauben aus die eigentliche
j Vorstellung von dem Verhältnis von Seele und Leib.
| Ob und wie das Judentum und Paulus diese Vorstellung
verwenden und umbilden, bedürfte einer eigenen Untersuchung
. Ebenso sind Licht und Finsternis ursprünglich
nicht Bildworte, sondern eigentlicher Inhalt der Jenseits-
I Vorstellung. Wie weit das auch bei Paulus noch der
! Fall ist, wäre festzustellen. In den untersuchenden Ab-
! schnitten werden jeweils wieder nacheinander die einzel-
| nen Formen der Bildrede behandelt, sodaß Wiederholungen
sich nicht vermeiden lassen. Kapitel 3 behandelt
| die Formkritik der Bildrede, wobei vor allem die be-
1 sondere Art der paulinischen Gleichnisse bestimmt wird,

4 die Bilderstoffe nach Herkunft und Wirklichkeitsnahe,

5 die Sachbeziehung, wobei Apostel-, Gemeinde- und
' Lehrgleichnisse unterschieden werden. Die folgenden Kapitel
gehen auf das Verhältnis von Bild und Sache und

j die Stellung der Bildrede im Briefzusammenhang. Schließ-
! lieh bringen die Kapitel 8 und 9 das Ergebnis für das
Verständnis der Persönlichkeit des Paulus und seiner
Theologie. Da die Bildersprache nur eine nebensächliche,
in der Zeit und den Umständen begründete Ausdrucks-
| form für Paulus ist, so kann dabei nicht allzu viel herauskommen
. Weder für die Persönlichkeit noch für die
Theologie des Paulus ergeben sich neue Gesichtspunkte
| aus der Untersuchung. Aber auch das Negative ist wichtig
genug: Paulus ist kein künstlerisch veranlagter
' Mensch und auf dem Gebiet der Bildrede weder schop-
I ferisch noch selbständig. Hier allerdings müßte die Weiterarbeit
einsetzen: Die Herkunft der Bildsprache, die
i nur angedeutet ist, müßte näher untersucht werden.
: Dabei könnten die wichtigsten Bilder monografisch behandelt
werden. Über die Bemerkungen des Verfassers
| hinaus ließe sich dabei auch wohl eine deutlichere Scheidung
der jüdiisch-alttestamentlichen und der griechischen,
| bzw. hellenistischen Einflüsse auf Paulus gewinnen, also
Aufgaben die Fülle für eine weitere formkritische Arbeit
von geistesgeschichtlicher Bedeutung!

Gießen Georg Bertram

Schmitz, Richard, Dir. i. R : Christus und die Gemeinde. Hand-

| reichung zum Verständnis d. Epheserbriefes. Witten: Bundes-Verlag
1940. (429 S.) 8". Lw. RM 5.50.

Eine ausführliche Exegese des Epheserbriefes aus
Gemeinschaftskreisen. Man braucht nur zu lesen: „die
| kirchliche Sakramentslehre hat unglaublich viel Unheil
angerichtet" (S. 367 f.). Auch das „Wasserbad im Wort"
Eph. 5,26 darf gegen den Augenschein nicht auf die
Taufe bezogen werden. Es wird auch kräftig auf die
I Theologen gescholten, am meisten auf die, die den
persönlichen Teufel leugnen wie Schleiermacher („der
über viele Schriftwahrheiten einen Schleier gelegt")
| und andere, die „die Schrift zerfetzten". In aller Theologie
soll die Lehre vom freien Willen „seit Erasmus
1 spuken" und soll „gar ihr Prunkstück geworden" sein
(41). Der „erstaunliche Fleiß", mit dem man die 530