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Ausgabe:

1943

Spalte:

194-195

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Zorell, Franciscus

Titel/Untertitel:

Lexicon Hebraicum et Aramaicum Veteris Testamenti 1943

Rezensent:

Rudolph, W.

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193

Theologische Literaturzeitung 1943 Nr. 7/8

19-1

Ugaritic Grammar, Rom 1940, S. 48 das Wort verstellen möchte. S. 154
Mitte liest Hammersliaimb die Zeile 9 von Text 53 als !/ jjl ;'/ und
versteht das fdf als Imperativ eines Verbums mit der Bedeutung „zu
Hilfe kommen". Eine Nachprüfung des Syria 14, 1933, Taf. XXV von
E. Dliorme antographierten Textes an der Syria 21, 1940, S. 129 von
Ch. Virolleaud wiederholten Autographie zeigt indes, daß das
zweite Wort der Zeile nicht Ü, sondern hl darstellt und das letzte
nicht Id'f, sondern ?dd, wodurch dann die von Hammcrshaimb vorgeladene
Auffassung der Zeile, insonderheit ihres letzten Wortes erschüttert
*ird. S. 179 Mitte wird aus Text 92 Z. 9 ?zmr als 1. Pers. Pi'el

von zmr aufgeführt. Aber in Wahrheit handelt es sich bei diesem Text
wohl sicher um die ugaritische Transkription akkadischer Wörter, sodaß
ihm keine Belege für ugaritische Verbalformen entnommen werden dürfen
, wie denn Hammersliaimb S. 180, Anm. 1 mit Recht gegen die Heranziehung
des ähnlichen Textes 93 ak-tr- für seine Zwecke Bedenken geltend
macht.

Der Hinweis auf diese und ähnliche Unsicherheits-
faktoren, die mit der Art des uns zur Verfügung stehenden
Materials gegeben sind, bedeutet indes nur die Erinnerung
au die Grenzen, die Untersuchungen wie der
vorliegenden zwangsmäßig gesetzt sind, und will nicht
Im mindesten die Behutsamkeit und Zuverlässigkeit dieser
Arbeit in Zweifel ziehen. Vielmehr wird man ihr
das Zeugnis ausstellen müssen, daß die von ihr an
Hand der bis 1940 veröffentlichten Texte entworfene
Gesamtdarstellung des ugaritischen Verbums für diesen
Teil der Grammatik des ugaritischen Dialekts ein
brauchbares Schema geschaffen hat, in das sich die
von den inzwischen bekannt gewordenen Texten bezeugten
Phänomene ohne weiteres eingliedern lassen, daß das
Buch also eine förderliche Weiterführung der 1935 von
J. A. M on tg om e ry und Z.S.Harris ihrer Ausgabe
von „The Ras Shamra Mythological Texts" beigegeben
Skizze der Grammatik des Ugaritischen, des
ersten derartigen Versuches, insbesondere ihrer das Ver-
bum behandelnden Seiten 22—25 darstellt und zugleich
eine wertvolle Ergänzung der bereits genannten „Ugaritic
Grammar" voii C. H. Gordon, die kurz vor Ham-
mershaimbs Buch erschienen ist, aber von ihm nicht mehr
berücksichtigt werden konnte.

Hervorhebung verdient noch zweierlei, einmal die
ausführliche Behandlung der drei ugaritischen Aleph-Zei-
ehen, des a-, des i- und des //-haltigen ((', L V), sodann
die noch eingehendere Erörterung über die Funktion der
Perfectum und Imperfectum, Nominal und Aorist oder
noch anders genannten „Tempora", die über das Ugaritische
hinaus auch für das Hebräische, Aramäische und
Arabische, ja für das Semitische überhaupt von Bedeutung
ist. Was das erste angeht, so entscheidet sich
Hammersliaimb gegen Hans Bauer und H. L. Gins-
berg mit Joh. Friedrich, W.F.Albright und
z- S. Harris dahin, daß die drei ugaritischen Aleph-
zeichen nicht nur den Stimmbandverschluß am Anfang
e'ner Silbe f'a, 'i, 'u) oder seine Vokallosigkeit bezeichnen
, sondern auch den Stimmbandverschluß am
E"de einer Silbe (a i', u'), der unter Umständen zugunsten
der Dehnung des betreffenden Vokals aufgegeben
werden kann (ä, X ü). Er weicht damit von der
'n Gordons Grammatik vorgetragenen Auffassung ab,
d'e auf S. 13f. sich ganz an Ginsberg anschließt,
und ich bekenne gern, daß ich in der Zustimmung zu dieser
Auffassung, wie ich sie — freilich gleich mit starkem
Vorbehalt — in der Anzeige jener Grammatik (OLZ
44> 1941, Sp. 289—291) ausgesprochen habe, wankend
geworden bin. Was aber die „Tempora" angeht, so
tr'tt Hammersliaimb im Anschluß an Joh. Pedersen
""d in Ablehnung der von Hans Bauer und A.
^oetze verfochtenen Theorie mit Entschiedenheit dafür

daß im Ugaritischen wie im Westsemitischen überhaupt
die sogenannten Tempora keine Zeiten, sondern
Aspekte ausdrücken, also im „Perfectum" die jeweilige
Handlung als abgeschlossen, im „Imperfectum"
a.ls in der Entstehung und Entfaltung begriffen kennt-
|Wl machen, und erklärt damit den Versuch, auch im
ygaritischen die im Akkadischen vorhandenen Formen
des Permansiv und des Präsens-Futurum nachzuweisen,
als gescheitert. Lehrreich ist in dieser Hinsicht die S.

94—97 durchgeführte Vergleichung des in den Liedern
Exodus 15, Deuteronomium 32, Judicum 5 vorliegenden
Wechsels zwischen Perfectum und Imperfectum
mit dem ähnlichen Tatbestand in ugaritischen Texten
und die S. 97, Anm. 1 daraus gezogene Folgerung,
die so lautet: „Ich lege der Ähnlichkeit zwischen der
syntaktischen Anwendung der ,Zeiten' in den R. S.Gedichten
und in den ältesten Gedichten des AT. außerordentlich
große Bedeutung bei, weil es mit sich führt,
daß man die ,Zeiten' an beiden Stellen in gleicher Weise
erklären muß. Bauers Theorie von der Sprachmischung
und der Verwandtschaft des hebr. Impf, mit akk. Präteritum
(bewahrt im konsek. Impf, und im gewöhnlichen
Impf, in den alten Gedichten) ist ganz offenbar hier verfehlt
, weil alle die verschiedenen Formen (Perf., Impf.,
asyndetisch oder mit lose angeknüpftem w oder konsek.
w) in diesen alten Gedichten miteinander wechseln. Sie
können dann keine toten Formen für die Autoren sein,
diese können aber die Gedichte durch Anwendung der
verschiedenen ,Zeiten' in ihrer Bedeutung nuancieren,
ganz wie wir es in den R. S.-Gedichten gesehen haben.
Darum meine ich auch, daß sie an beiden Stellen als
Aspekte aufgefaßt werden müssen". Bedeutet das auch
keineswegs eine Lösung des seit hundert Jahren so viel
verhandelten Problems der „Tempora" im Hebräischen
und der jetzt dazu gekommenen Frage nach dem Vorhandensein
eines Permansiv und eines Präsens-Futurum
im Ugaritischen, so doch wohl einen beachtenswerten
Beitrag zu ihr.

Zu bedauern ist, daß neben dem dankenswerten Stellenregister
dem Buch nicht auch ein Verzeichnis der
in ihm erörterten und übersetzten Vokabeln beigegeben
worden ist. Das würde nicht nur den Reichtum der
Arbeit noch leichter ausschöpfbar gemacht haben, sondern
auch einen gewissen Ersatz für das noch fehlende
Lexikon des Ugaritischen oder doch eine Vorarbeit dazu
darstellen. Die — wahrscheinlich richtige und auch für
das Hebräische wichtige — Erklärung von ugaritischem
yttliwy und hebräischem rrnrna-1 als 'Istaf'aT von liwy
und nicht — so die übliche — als Hitpalel von shw irnä
etwa, wie sie S. 53 und 221 im Anschluß an W. F.
Albright vorgetragen wird, wäre durch ein Wortregister
leicht auffindbar gemacht worden, während sie
jetzt manchem Benutzer des Buches entgehen wird.

Das Buch ist, wie S. 256 mitgeteilt wird, von Dr.
R. Edelmann aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzt
. Die Übersetzung ist im allgemeinen gut. Kleine
und vereinzelte Ungelenkigkeiten, von denen etwa auch
der hier aus S. 97 Anm. 3 mitgeteilte Absatz eine Probe
gibt, vermögen nirgends den Sinn zu verdunkeln oder zu
entstellen. Auch Druckfehler kommen kaum vor, wie
überhaupt die äußere Ausstattung des Buches alle Anerkennung
verdient.

Halle/Saale Otto E i ß f e 1 d t

Zorell, Franciscus S. J.: Lexicon Hebraicum et Aramaicum
Veteris Testamenti. Roma: Sumptibus Pontificii Instituti Biblici.
Fase. 1 pij-aba) 1940. Fase. 2 (nabn-ii-in) 1940. Fase. 3
1941. Fase. 4 (n2^-nrn:r) 1942.

Während wir auf die Neuausgabe des Gesenius-Buhl
warten, beginnt beim Päpstlichen Bibelinstitut ein neues
Wörterbuch zum A. T. zu erscheinen, in das auch der
hebräische Sirach eingeschlossen ist. Der Bearbeiter ist
Franz Zorell, dem, namentlich bei den Eigennamen, f P-
Martin Hagen, der Herausgeber des Lexicon Biblicum
(1905 ff.) und der Realia Biblica (1914), und P. Augustin
Bea, der Direktor des Päpstlichen Bibelinstituts,
zur Seite standen. Der Umfang des Wörterbuchs ist auf
etwa 1000 Seiten veranschlagt, davon liegen bis jetzt
4 Lieferungen von je 7 Bogen, also 448 Seiten (bis
nrnr: reichend), d. h. annähernd die Hälfte vor. Die
Sprache ist lateinisch, doch wird nicht selten, wenn das
Lateinische zur genauen Bezeichnung nicht ausreicht,
die Wortbedeutung in Deutsch, Französisch, z. Tl. auch