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Ausgabe:

1943

Spalte:

192-194

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hammershaimb, Erling

Titel/Untertitel:

Das Verbum im Dialekt von Ras Schamra 1943

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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einige Kult- und Orakelstätten einzugehen. Was wir
über Dodona wissen, wird ziemlich vollständig angeführt
; die Bedeutung der Herodotschen Aetiologie wird
zwar unterstrichen, doch mit Recht nach keiner Seide
hin entschieden. Zu Delos wird vor allem der homerische
Apollonhymnus dem Leser in Zitaten vor Augen
geführt, Dornseiffs Kommentar hätte hier stärker herangezogen
werden müssen. Meist läßt Sch. einfach
seine Übersetzung reden, angefügt sind nur die wichtigsten
historischen und archäologischen Notizen, zumeist
im Anschluß an Wilamowitz. Auch für Delphoi wird der
homerische pythische Apollonhymnus zu Grunde gelegt
und ausführlich zitiert. Über das recht verwickelte j
Kreterproblem wird rasch hinweggegangen, doch wird
es wenigstens gestreift. Überhaupt ist wieder vieles nur
sehr kurz angedeutet. Das Motiv des Drachenkampfes
ist zu einseitig allegorisiert; bei der delphischen Technik
sollte auf die amerikanische Entdeckung der Röhrenanlage
hingewiesen sein. Im übrigen aber gehört dieser '
Abschnitt besonders in seinen archäologischen Teilen zu
den besten des Buches. Der letzte Abschnitt referiert
etwas ausführlicher über Epidauros und erwähnt einige I
kleinere Orakelstätten.

Das Literaturverzeichnis ist ganz willkürlich und völ- :
lig ungenügend.

Königsherg-Pr. (z. Zt. im Heeresdienst) Carl Schneider

Alterna, Dirk Sijbolt: De Mohammedaansche Opvattingen
omtrent het lijdstip van den jongsten dag en zijn voor-
teekenetl. Preisschrift. Amsterdam: N. V. Nooid - Hollandsche I
Uitgevers Maatschappij 1042. (181 S.) gr. 8U.

Di« EateiehungagcscblcMe der hdwntwchen Eschatologie ist noch
la;:ge nicht hinreichend aufgeklärt. Zwar besitzen wir die Versuche
von Rülimg (1895^ und Leszynsky (1909); aber sie sind beide
unzureichend, Riding liefert eigentlich nur eine Materialsammlung !
— und diese noch unvollständig — und sieht von einem Nachweis j
der Herkunft der einzelnen Oedanken fast ganz ab. Leszynsky ediert |
und kommentiert ein frühes Büchlein mit eschatologischen Traditionen, 1
ist aber in seinem Kommentar einseitig jüdisch orientiert. Die vorlie- |
gende Amsterdamer philosophische Dissertation behandelt nun zwei Ein- I
zelfragen der Eschatologie: den Zeitpunkt und die Vorzeichen des Jüng- |
sten Tages. Verf. legt besonderen Wert darauf, die Entstehungsgeschichte
herauszuarbeiten und zwischen den einzelnen Perioden scharf zu scheiden.
So behandelt er hm ersten Kapitel die eschatologischen Gedanken im
Koran über diese beiden Fragen, im zweiten Kapitel die Auffassungen j
der Tradition und im dritten Kapitel die spätere Entwicklung. Nach
seinen Darlegungen sind die Vorzeichen des jüngsten Tages in der
Tradition wesentlich vermehrt worden und zwar vielfach in Anlehnung
an christliche Vorstellungen, wie Verf. dies öfters aus :
syrischen wie griechischen Homriicn Enhracms des Syrers nachweist, i
Die Wiederkunft 4sä's und einiges andere werden im Abschnitt über !
den Koran auch erwähnt, obwohl dies nicht im Koran stellt und es
sich lediglich um Korandeutungen handelt; Verf. weist diese Deu- |
tungen zwar mit Recht zurück, hätte aber diese Auffassungen
der Korankomimentatoren besser gleichzeitig mit der Tradition be- 1
handelt, da sie in die gleiche Zeit hineingehören. Die Entstehung»-
zeit mancher Tradition wird übrigens in geschickter Weise fixiert I
(z. B. S. 73 u. ö.). Jedoch hat Verf. bei der Behandlung der Tra- I
diiionen nicht genügend auf den Zusammenhang der einzelnen gleichen |
oder ähnlichen Überlieferungen geachtet. Meist lassen sie sich leicht j
als Varianten einundderselben Überlieferung erkennen, zumal wenn l
sie auf den gleichen Urtradenten zurückgehen. So kommt es oft vor,
daß einunddieselbe Überlieferung etwa bei BuchärT vollständig, bei
Muslim in verkürzter Form und in anderen Traditionswerken nur j
bruchstückweise begegnet, sei es nur der Anfang oder nur das Ende '
oder nur der mittlere Teil. Diese verschiedenen auseinanderstirebenden, !
ursprünglich nur mündlich überlieferten Traditionen sind gleichsam j
wie verschiedene Handschriften und Handschriftenbruchstücke eines j
Textes zu bewerten, ein Verfahren, wie ich es in meinen juristischen j
Artikeln der Enzyklopädie des Islam (z. B. Mut'a, WaW) mit Erfolg j
angewandt habe. Bei einer derartigen Auswertung der Traditionen i
würde manches einfacher und klarer erscheinen. Unverständlich ist j
mir, warum Verf. von der Wensickschcn Zitiermethode der Tra- I
ditionswerke nach Titeln der Kitäb's abweicht und dafür in unprak- i
tischer Weise die Kitäb's nach Nummern durchzählt, wie es Wen- i
sinck zwar in seinem ,,Handhook" macht, aber in der Traditionskonkordanz
aufgegeben und auch selbst praktisch nie getan hat. Diese |
Zählmethode erschwert doch nur das Nachschlagen. Nichtsdestowe- i
niger ist die Arbeit als eine wohlgelungene Untersuchung zur isla- |
mischen Eschatologie sehr zu begrüßen.

Bonn Willhelm Heffening I

ALTES TESTAMENT UND ALTER ORIENT

Hammershaimb, E.: Das Verbum im Dialekt von Ras
Schamra. Eine morphol. U. syntakt. Untersuchg. d. Verbum S in d.
alphab. Keilschrifttexten aus dem alten Ugarit. Kopenhagen: E. Munks-
gaard 1941. (VI, 268 S.) gr. 8°. Kr. 25—.

Diese Arbeit, eine von der Philosophischen Fakultät
der Kopenhagener Universität genehmigte Doktor-
Dissertation, führt nach Mitteilung der für die 29 Buchstaben
des ugaritischen Keilschriftalphabets anzuwendenden
Transkriptionsart (S. 1 f.) und einer von der
in Angriff genommenen Aufgabe handelnden Einleitung
(S. 3 f.) die Untersuchung des ugaritischen Verbums
in sieben Hauptstücken durch, die diese Oberschriften
tragen: „A. Stammformen (Konjugationen oder Genera
)", S. 7—53; „B. Tempora und Modi", S. 53—133;
„C. Wurzeln mit ALef", S. 133—185; „D. Verba primae
Nun", S. 185—196; „E. Verben mit Waw und Yod",
S. 196—231; „F. Verba mediae geminatae", S. 231—243;
„O. Das Verbum mit Suffixen", S. 246—254. Dann
folgt ein zusammenfassender „Schluß" (S. 254—256)
und auf ihn noch „Stellen.register" (S. 257—260), „Abkürzungen
" (S. 261 — 262), „Übersicht über die verschiedenen
Bezeichnungen der Texte" (S. 263), „Dansk Re-
sume (S. 264—266), „Inhaltsverzeichnis" (S. 267—268),
„Paradigmentafeln" (S. I* —VI*). Das Oesamtergebnis
wird S. 254 dahin bestimmt, „daß das Verbum in R. S.
sowohl in morphologischer als auch in syntaktischer Hinsicht
nahe mit dem westsemitischen Sprachgebiet verknüpft
ist und innerhalb davon dem Hebr. am nächsten
steht, . . . eine ältere Entwicklungsstufe als das Hebr."
darstellend. Dies am Verbum gewonnene Ergebnis läßt
wenigstens ein vorläufiges Urteil über die Stellung des
ugaritischen Dialekts in dem Oesamtbereich der semitischen
Sprachen überhaupt und sein Verhältnis zum
Hebräischen insbesondere zu, das Urteil nämlich, „daß
der Dialekt dem Ursemitischen näher steht als das
Hebr. . . ., so daß man den R. S.-Dialekt als Althebräisch
oder besser als Altkana'anäisch bestimmen kann" (S.
255 f.).

Die zu diesem Ergebnis gelangende Beweisführung
macht gelegentlich wohl den Eindruck, daß als petitio
prineipii Erscheinungen der hebräischen Sprache allzu
selbstverständlich auch für die ugaritische vorausgesetzt
werden, so etwa die Verdoppelung des auf das konsekutive
w folgenden Konsonanten in Verbindung mit
Zurückziehung des Worttones (S. 100). Weiterhin muß
sie sich, wie übrigens dem Verf. sehr wohl bewußt ist,
bei der starken Schadhaftigkeit der hier in Betracht kommenden
Texte und der durch das Fehlen der Vokalbezeichnung
bedingten Mehrdeutigkeit vieler in ihnen
vorkommenden Wörter weithin in einem circulus vitiosus
bewegen, indem sie einerseits der Bestimmung einer Verbalform
eine wohl mögliche, aber keineswegs feststehende
Übersetzung des betreffenden Textes zugrunde
legt, anderseits diese Übersetzung mit jener Bestimmung
begründet. Einige Fälle dieser Art seien hier genannt
, wobei die Texte mit den von mir in meinem Aufsatz
„Bestand und Benennung der Ras-Schamra-Textc"
(ZDMG 96, 1942, S. 507—539) vorgeschlagenen Siglen,
die sich übrigens großenteils mit dem von Hammershaimb
gebrauchten decken, und die drei Keilschriftzeichen
für a-, i(e)- und tffo>haltiges Aleph, für die Hammershaimb
mit Hans Bauer verwendet, mit ?, [undf
bezeichnet werden.

S. 102, Z. 1—3 wird das t'n in II AB, II 14.27 von 'ny „antworten
" abgeleitet und als Apocopatus des Imperfectum erklärt, während es
in Wahrheit das Imperfectum von 'yn „sehen" darstellt, eine Auffassung,
die S. 209, Anm. 3 für das IV AB, II 14 f. vorkommendey'n auch vertreten
wird. S. 125 unten und S. 139, Abs. 2 wird das ugaritische IV als die
dem hebräischen NO entspiechende Negation erklärt, freilich zugleich
hinzugefügt, daß im Gegensatz zu dem sehr häufigen Nt5 die ugaritische
Negation l", sehr selten sei, nämlich nur I AB, II 25; II AB, VIII 22 und
V AB, E 26 vorkomme. Es ist aber sehr fraglich, ob dies /? als Negation
zu verstehen ist und nicht vielmehr als eine Verbalform mit der
Bedeutung „glühen", „brennen" oder dergleichen, wie C. H. Gordon,