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Ausgabe:

1942

Spalte:

170-172

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Geist des Christentums und des Katholizismus 1942

Rezensent:

Mulert, Hermann

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170

Mit Fleiß und auf entsprechender Literaturbenutzung
beruhender Sachkenntnis hat der Bearbeiter in einem
Anhang jedem Brief mehr oder weniger umfangreiche
Anmerkungen beigefügt, von denen man sich im großen
und ganzen führen lassen kann und die vielleicht auch
dem Schleiermacherkenner manche Anregung zu bieten
haben. Die Fülle der erwähnten und besprochenen Personen
würde sicher noch klarer und übersichtlicher hervortreten
, wenn das Heft mit einem alphabetischen Personenindex
ausgestattet wäre. Zu begrüßen ist die Beigabe
4 ganzseitiger Faksimileproben aus den Originalbriefen
, die neben der dadurch erreichten erhöhten Anschaulichkeit
die Arbeitsweise des Bearbeiters erkennen
lassen.

Gallinchen-Cottbus Herb. Noack

ARCHÄOLOGIE UND KUNSTGESCHICHTE

Handbuch der Archäologie. Hrsg. xon Walter Otto. Textband 1
und Tafelband I. München: C. H. Beck 1939. (XX, 837 S. m. Abb.,
1 Kt.: XXXVI, 204 S. Abb.) 4" = Handbuch d. Altertumswiss.
Abt. 6. Geb. RM 84 -.

Durch eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstünde
erhielt dje ThLZ den 1. Band des Handbuches der
Archäologie erst 1941 zur Besprechung, als bereits alle
fachlich zuständigen Zeitschriften ausführliche Rezensionen
gebracht hatten. Deshalb erschien es angebracht,
mit einer Besprechung des 1. Bandes bis zum Erscheinen
der 1. Lieferung des 2. Bandes zu warten, welche vom
Verlag für das Jahr 1941 auf Anfrage in Aussicht gestellt
war. Da kam die Nachricht vom Tode W. Ottos.

Habent sua fata libelli, mit diesem Wort des Teren-
tianus Maurus hatte W. Otto sein Vorwort zum ersten
Bande des Handbuches der Archäologie begonnen. Man
kann das von ihm auch wirklich sagen. Es blickt jetzt
auf eine bald 50jährige Vergangenheit zurück. 1895 trat
es als „Archäologie der Kunst", von K. Sittl bearbeitet,
zum erstenmal vor die Fachwelt. Nach dem geringen
Erfolg des Buches übernahm es A. Furtwängler, an seine
Stelle eine den notwendigen Ansprüchen gerecht werdende
Darstellung der Geschichte der griechischen und römischen
Kunst zu setzen. Nach seinem Tode jedoch mußte
der Plan einer zusammenfassenden Darstellung aus einer
Feder aufgegeben werden. H. Bulle übernahm jetzt die
Leitung eines auf fünf Bände veranschlagten Sammelwerkes
. Die erste Lieferung des ersten Bandes, welche
Wesen, Methode, Geschichte der Archäologie sowie Untergang
und Wiedergewinnung der Denkmäler behandelte
, erschien auch 1913. Da brach der Weltkrieg aus
und eine Weiterführung des Handbuchs, für das schon
verschiedene Beiträge in Fahnen gesetzt vorlagen, unterblieb
. Dann übernahm 1920 W.Otto die Leitung des
Gesamthandbuchs, und als H.Bulle 1929 von der Leitung
des Handbuchs der Archäologie zurücktrat, auch
seine Herausgabe als Alleinverantwortlicher. Der ursprüngliche
Plan wurde auf drei Textbände und drei
Tafelbände, die durch Abbildungen und Fundkarten im
Text ergänzt werden sollten, erweitert. 1937 erschien die
erste Lieferung des ersten Bandes. Ihr Erscheinen erlebten
zwei der Mitarbeiter, Th. Wiegand und K. Regling,
nicht mehr. So war der Beitrag Th. Wiegands unvollständig
geblieben und sollte durch einen späteren Anhang
ergänzt werden. Und als schließlich der erste Band
1939 abgeschlossen vorlag, brach der große Krieg um
Deutschlands Freiheit aus, in dessen drittem Jahr wir
jetzt stellen.

Nun gilt in diesem Krieg der alte Grundsatz Inter
arma silent Musae nicht mehr. Und andere Teile des
Handbuches der Altertumswissenschaft (Ostrogorsky,
Nilsson) sind auch neu erschienen. Jedoch die erste Lieferung
des zweiten Bandes des Handbuchs der Archäologie
läßt schmerzlich auf s'ich warten. Sollte der Verlag
durch den beklagenswerten Tod des Herausgebers entmutigt
sein? Vielleicht tragen diese Zeilen dann als

öffentliche Mahnung dazu bei, ihn in der Weiterführung
des großen Unternehmens» über dessen Bedeutung ja
kein Wort zu verlieren ist, zu bestärken. Das ist ihr
eigentlicher Zweck. Innerhalb von fünfzig Jahren ist
; jetzt der dritte Anlauf zur Vollendung des Werkes unter-
: nominen worden. Es wäre ein wahrhaft irreparabler
Schaden, sollte er wieder ins Leere führen und alle an
den noch ausstehenden Bänden schon geschehene Arbeit
vergeblich gewesen sein. Aber vielleicht — hoffentlich!
— sind alle Befürchtungen unnötig gewesen und wird
uns die Fortsetzung in Kürze geschenkt.

Berlin K. Aland

| Schreyer, Lothar: Bildnis des Heiligen Geistes. Ein Schaubuch
und Lesebuch. Mit einer Einleitung „Erhebung durch den Heiligen
Geist" von Josef Höfer. Freiburg i. Br.: Herder 1940. (V, 204 S.,
24 Bildtaf.) gr. 8°. RM 5.50; geb. RM 7.50.

„Können wir von einem Bildnis des Hlg. Geistes re-
! den?" So fragt der Hrsg. am Anfang seiner Einleitung.
I Er gibt selbst die Antwort: Nur in übertragenem Sinn
ist das möglich: 1. Jedes geisterfüllte Werk der christlichen
Kunst ist auch ein Bildnis des Hlg. Geistes.
2. Wenn auch die Zeichen des Hlg. Geistes etwas nicht
Sichtbares sind, so kann doch in übertragenem Sinne
von Bildnis des Hlg. Geistes die Rede sein bei den Kennzeichen
, die durch menschliches Zutun aufgezeigt werden
(z. B. Taube oder Feuerzungen). Diese beiden Arten des
j Bildnisses des Hlg. Geistes hat denn der Hrsg. auch in
sehr geschickter Weise in den 24 Tafeln vorgeführt. Es
ist ja nur eine sehr kleine Auswahl und sie ließe sich
leicht erweitern. (Es sei hier nur auf das merkwürdige
Werk von Bossi auf dem Altar der Empore in der Hof-
I kirche der Residenz in Würzburg hingewiesen.) Von den
! Mosaiken in S. Apollinare Nuovo in Ravenna (6. Jhdt.)
bis zum Taufbrunnen der Abtei Herstelle (1940) reichen
zeitlich die Darstellungen, die der Hrsg. als die typischsten
ausgewählt hat.

Aber das Schwergewicht des Buches liegt nicht bei
den Bildern (leider!). Es ist in erster Linie ein Lesebuch.
Der ganze Reichtum der Kirche in 2 Jahrtausenden an
theologisch-dogmatischen und betenden Reden über und
an den Hlg. Geist werden vor dem Leser ausgebreitet.
Der Hrsg. will durch diese Äußerungen der betenden
Theologen den Leser zur betenden Betrachtung des Hlg.
Geistes führen und ihn zur Anbetung bringen, auf daß
das Bild des Hlg. Geistes auch heute noch unter den
Menschen sichtbar werde in den Wirkungen des Hlg.
Geistes der Gotteskinder.

So ist es denn wirklich ein schönes Buch geworden,
was hier vorgelegt wird. Allerdings fehlt dadurch, daß
nur einseitig die katholischen Stimmen zur Geltung kommen
, etwas, was über den Hlg. Geist wohl sehr viel zu
sagen hat: Martin Luthers Worte und Gebete und Paul
Gerhardts Lieder.

Berlin W. Sc Ii nee tn elcher

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Geiselmann, Prof. D. Joseph Rupert: Geist des Christentums
und des Katholizismus. Ausgew. Schriften kath. Theologie im Zeitalter
d. dt. Idealismus u. d. Romantik. Hrsg., eingel. u> erkl.
Mainz: Matthias-Grünewaid-Verlag 1940. (XXIV, 491 S.) gr. 8° =
| Deutsche Klassiker d. kath. Theologie aus neuerer Zeit. Bd. 5.

Lw. RM 12.50,

Im Katholizismus sind durch die rückläufige kirchliche
Strömung des 19. Jahrhunderts die Wirkungen der
Aufklärung und der idealistischen Philosophie stärker
verdrängt worden als im evangelischen Christentum. Um
so willkommener ist eine Auswahl aus Schriften solcher
deutscher katholischer Theologen aus der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts, die von Idealismus und Romantik
beeinflußt sind. Die Einführung des Herausgebers ist
gut, auch durch weiterführende Literaturangaben. Mitgeteilt
sind 3 Stücke von Sailer (das erste ist eine sehr
lebendige Predigt), 2 von seinen Schweizer Schülern