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Ausgabe:

1942

Spalte:

154-160

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Eck, Otto

Titel/Untertitel:

Urgemeinde und Imperium 1942

Rezensent:

Kittel, Gerhard

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153 Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 5/6 154

das obige Werk. Der moderne Exeget mit seinen mage- daß er <•*■ Dank an Brockelmanns Lexikon durch das Supplcmen-

ren methodischen Ansatzpunkten wie Sitz im Leben, Gat- tum seines Schriftstellers erstatte. Ich notierte mir heiliiufig (ÖTP33Öa

hingen, Liebeslyrik, „Dreschtafel", Kultdichtung muß <73- 15> »nd TWpiba (74,26). nOH (76,6), in der Übersetzung

zutiefst über den Reichtum erschrecken, den der alte 002,3) unberücksichtigt, ist doch wohl Druckfehler für rvao.

Meister zu entfalten wußte. Lvcl< R. Ahr a m o w s k i

Nur das zweite Werk steht hier zur Besprechung.
Freilich bringt es nicht in direkte Berührung mit dem

klassischen Kommentar, sondern weist nur auf eine Toch- NEUES TESTAMENT

terübersetzung hin und zeigt hierbei wiederum auch nur -~--

ihren Rahmen auf; denn die syrische Übersetzung des Vri. nr . ,__*„. „ . , . . _
Gregor wird vom Editor nicht/veröffentlicht, Abc^r das E% ^^^J^
ganze Buch ist so sauber und methodisch sicher gear- tersloh: c. Bertelsmann 1040. (13b S.) 8» = Bei.tr. z. Förd
beitet, daß man sich von ihm auch gern auf dies Rand- ehrtetI. Theologie. Bd. 42, H. 3. KM 3—'
gebiet führen läßt Es gelingt dem Bearbeiter mit festem Diese teilweise verdienstliche Schrift sucht das viel-
Oriff, die in 7 Handschriften erhaltene Überlieferung verhandelte Problem „Urchristentum und Staat" weiterauf
drei uberheterungsstrange zu vereinfachen. Alle zuführen und zu einer neuen, grundsätzlicheren Lösung
drei haben dieselbe äußere Gestalt: le texte du Lantique ajs bisher zu bringen

selon La Pesclütto, deux lettres, la Version du ramm:',,- , ,„ den bejden ersten Hauptteilen werden noch ein-

dt?'£räg°tre.> le commenture de Symmaque sur mal die neutestamentlichen und altkirchlichen Tatbestän-

Cant., VI, 10 et smv., der das abgebrochene Werk des de aufgezeigt, und zwar, ähnlich wie ich dies in meinem

Kappadoz.ers auffüllt. Diese Verbindung Üregor-Sym.na- Büchlein „Christus und Imperator" getan hatte, unter

tnachus kann der Editor tur zwei Katenen als Voraus- starker Herausarbeitung des antinomischen Charakters

seteung aufweisen, von denen die eine schon vor 650 einer gleichzeitig die positive und gleichzeitig die tiega-

p. Chr. zu datieren ist. Der Terminus ante quem laßt tive Möglichkeit in sich tragenden Beurteilung,

sich aber noch weiter durch die Beobachtung heraufschie- n °. ..., .. , , , , . ,. , „ ? , , .

ben, daß der Übersetzer wohl über das Verhältnis der . ')cr//'^f £ > wertvoll, daß er auf sehr hmter

" ' , . " i w ,, ,,• . . uu ..... . Basis erfolgt und dadurch das von mir und anderen gezeichnete Bild

Pesch.tto zur LXX reflektiert andere Bibelubersetzungen i ergänzt. Die Zusammenstellungen vor allem S. 24 ff? und 31 f. be-
aber nicht erwähnt. Damit ist jedenfalls Assemanis Dik- ; schränken sich reicht auf die ausdrücklich vom Staat redenden Sätze,
tat, daß Jakob von Edessa (f 708) der Übersetzer wäre, , sondern ziehen auch alles in den Bereich der Überlegung, was irgend-

ÜberWUIlden, Und wir befinden Uns dort, WO das ailSge- welche mittelbaren Schlüsse ermöglicht; etwa: Stellung zum heid-

zeichnete Syrisch mit dieser und jener altertümlichen | ntoeben Gericht, zum Soldatenstand u.dgl. — Richtig wird festgestellt,
Wendung auch hinführt, in der ersten großen Über- ! daß 1. Kor. 6, 1 ff. der Ton keineswegs auf der polemischen Ablehnung

■» • j- « ■ • -1.j1- der heidnischen Gerichte an sich liegt (S. 26); ebenso, daß die Harm-

setzerperiode zu Beginn des 6. Jahrhdts.

Über dies zunächst negative Resultat des Editors
würde Rez. gern weiterführen mit dem Vorschlag, den
Ergänzer Symmachus als den Übersetzer anzusprechen.
Denn der einleitende (2.) Brief erweist den Übersetzer
als Kopf, der sich über die Schwierigkeit des Dolmetschens
, zumal im Schatten der verschiedenen kirchlichen
Bibelübersetzungen, klar ist (73, 17 ff.); Symmachus

losigkeit, wie das Bild des gerüsteten und kampfenden Soldaten in
die urchristliche Bildersprache hiiieiregenommen wurde, zwingend beweist
, wie die staatliche Gewaltanwendung für das Bewußtsein der
Bürgerschaft des Gottesreiches nichts an sich Übles war (S. 32). —
S. 46: Mit Recht werden Begriffe wie „Loyalität", „Bürgersinn",
„Staatstieue" zur Begründung des urchristlichen und altkirchlicben Gehorsams
gegen den Staat abgelehnt: „denn solche immanenten Kategorien
können seiner ganz einzigartigen Verankerung im Willen Gottes

aber erwähnt seine gelehrte Erziehung (82, 6), bei der j "j^t serecht werden" Beachtlich ist auch der Hinweis, daß In Rom,

er Hebräisch lernte Gegen die Identifikation spricht 13 V™1'"1«/1" vf*M SovoO* (obwohl doch *ch

, ,, , „ . &c , , . . ., 1 .. eine Nominierung der konkreten Trager der Staatsmacht nahegelegen

aber vor allem, daß auch Symmachus Arbeit Ursprung- hättc)i zcigt) wie für Pwtai MacMn*bl.n ,md Machtanwenden Wesen
hell griechisch ist. So ist Uber die vorsichtigen Ergeb- des Staates dieser Welt ist (S. 35). — Zu der zutreffenden Bemcr-
nisse des Editors kaum hinatiszugelangen.

Nach umsichtigen Einleitungen, in denen vor allen
Dingen für die Philologie des syr. Canticumtextes viel
abfällt, veröffentlicht der Editor die beiden einleitenden
Briefe, den Kommentarteil des Symmachus, und den Teil
der Katene des Br. Museums, in dem der Kommentar
noch einmal auftaucht; soweit es nötig ist, gibt er eine
lateinische Übersetzung bei.

Das interessanteste Stück ist sicherlich der zweite
Brief, den der Editor mit Recht als fragmentarisch ansieht
(die Lücken werden nach der captaüo [pg. 71,21]
und am Schluß [76,11] liegen). Er spricht über die
verschiedenen griechischen Übersetzungen und zählt dabei
auf: LXX, Aqu., Syrnm., Theod., 5', 6' und 7'. Die
syrische ist nach seinen Angaben direkt aus dem Hebräischen
„in das Aramäische" erfolgt (73,22).

Die Übersetzung ist im allgemeinen einwandfrei. Manches wünsch-
te man sich anders nuanciert: XCTD-; HTtTSK 'st mit cpistiila

dtpneatorta, Hima poai Nmax mit tpUiula dtfentionU
{lettre apolOgitU/u*J zu überspitzt wiedergegeben; es handelt sich
doch nur um die die Aufforderung des kirchlichen Würdenträgers
(Xmi 31) an den theologischen Lehrer und um dessen Antwort,
nicht um Hieb und Parade. Hier wie auch sonst beim Benutzen kir-
chenlateinischer Übersetzungen kommt mir die Frage, ob unser Latein
mit seinen mannigfachen Variationen nicht ein recht ungeeignetes
Mittel zum Deuten der kirehen - orientalischen Texte
ist. Das Fehlen des Artikels, die zurechtgeflickten Partizipial-
konstruktionen etc. verwirren und helfen nicht. Das richtigste wäre
immer die Rückübersetzung in die mater, ins Griechische; geschieht
dies nicht, so ist der geschickte Gebrauch einer heutigen Sprache
sicher das bessere Mittel zur Erhellung der ungefügen syrischen
Perioden (vgl. Chabots große Übersetzungen).

An jeden Editor aus dein Syrischen wäre die Bitte zu richten,

kung über Jakob Burckhardts und Karl Barths Zusammenhang in der
Auffassung, daß die Macht als staatenbildendes und staatenerhalten-
des Prinzip für böse zu gelten habe, wäre Christoph Stedings
großes Werk „Das Reich und die Krankheit der europäischen Kultur"
zu vergleichen.

S. 4l>: Für bedenklich halte ich die Verwendung von Stellen, die
von der Haltung zur jüdischen Obrigkeit handeln (Apg. 4,1—22;
5, 17—33). Für den urchristiiehen Menschen ist diese jüdische Obrigkeit
etwas anderes als die staatliche Obrigkeit des Römers; ihr Problem
ist ganz anders gelagert. Das wird schon daran klar, daß Jesu
Antwort über die Tempelsteuer und seine Antwort über die Kaiser-
steuer auf einen völlig verschiedenen Ton gestimmt sind. — S. 51:
Das Verhältnis von Kaiserkult und Rom müßte präziser beschrieben
werden („darum mußte der in religiöser Hinsicht sonst so tolerante
römische Staat In diesem Punkte unnachgiebig sein"). Das eigentliche
Römertum hat mit dem zwangsweise durchgeführten Kaiserkult nur
sehr mittelbar zu tun; derjenige römische Staat, der den Kaiserkult
erzwingt, ist orientalisiertes Römertum (vgl. Christus und Imperator
S. 35 f.). — S. 20: Ebenso ist der an sich richtige Satz, die Exegese
, Jesus trenne im Zinsgroschenwort scharf zwischen der religiösen
und der politischen Sphäre, trage einen modernen Gedanken ein („denn
das Judentum und überhaupt die Antike kennen den säkularisierten
Staat nicht"), in der vorgetragenen Zuspitzung mindestens mißverständlich
. Gewill sieht Jesus die politische Sphäre nicht säkularisiert
im Sinn von religionslos, d. h. der Setzung und Verfügung
Gottes entnommen. Aber das hebt nicht auf, daß seine Haltung in
strikter Antitlietik steht ebenso zu aller theokratisehen Bildung des
Judaismus auf der einen wie zu aller Kultifizierung der staatlich-politischen
Gegebenheiten im orientalischen Herrscherkillt auf der anderen
Seite. — S. 20 ff.: So sehr auch ich der Meinung bin, daß im Zinsgroschenwort
Frage wie Antwort ihren Hintergrund im Messiasan-
spruch Jesu haben, so zweifelhaft ist mir, ob die Kategorien „Messias-
geheimnis", „Verhüllung seiner göttlichen Herrlichkeit", „Rätsel-
und Verhüllungscharakter" an dieser Stelle etwas zur Klärung beitragen
.