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Ausgabe:

1942

Spalte:

152-154

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Gregorius Nyssenus, La version syriaque du commentaire de Grégoire de Nysse sur le Cantique des Cantiques 1942

Rezensent:

Abramowski, Rudolf

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152

mithin nicht mit 10, sondern mit 11 Stichen zu rechnen.

Und noch klarer scheint uns die Lage bei Str. V zu
sein. Hier stimmen wir zwar nicht nur, wie schon gesagt
, Qr. darin zu, daß v. 23 vor 15b—17 zu stellen
ist, sondern auch darin, daß wahrscheinlich v. 16 b als
überflüssige Wiederholung von 15b zu streichen ist.
Aber die Beseitigung des wieder eine für den Dichter
charakteristische Anadiplosis umschließenden v. 23 b ß er- I
scheint uns doch einfach als gewaltsam, umsomehr, als |
dafür ein Vers eingetauscht werden muß, der sicher des
Dichters unseres Liedes nicht würdig ist: „Denn sie kamen
Jahwe nicht zu Hilfe als Helden, In den Sippen
von Rüben waren die Herzenserwägungen groß". Wo
bleibt hier der parallelismus membrorum oder überhaupt
eine Gedankenverbindung? Indem man vielmehr v. 15 b
zu 2 Stichen zu erweitern hat: „In Parteien .gespalten'
war Rüben, Groß waren die Erwägungen des Herzens",
sind in dieser Strophe 12 Stichen zu zählen.

Kann man also dem Verf. inbezug auf die Annahme
von 10 Stichen für jede Strophe den Vorwurf einer gewissen
, natürlich unbewußten Gewaltsamkeit zugunsten
seiner aufgrund der 3 letzten Strophen gewonnenen
Überzeugung nicht ersparen, so gilt dasselbe auch von
seiner zweiten Annahme, daß jedesmal der 2. und 4. i
Vers der Strophen ein Doppelvierer sei. Leider können
wir dies hier des Raumes wegen nicht eingehend be-
weisen, sondern nur ganz kurz Stellung nehmen. Daß
der 2. Vers ein Doppelvierer ist, scheint uns in Str. I, II,
VII und VIII ebenfalls sicher zu sein, möglich aucii in
VI, dagegen in III—V nicht zuzutreffen. Der 4. Vers
aber dürfte sicher nur in VII (wenn man hier in
v. 26 bß ein nnxa „seine Stirne" als ausgefallen annimmt
), möglicherweise auch in VI als Doppelvierer,
sonst aber viel wahrscheinlicher überall als Siebener oder i
Doppeldreier zu lesen sein. Hier wird das Resultat nur
durch Verlegung eines Hochtoiies auf eine kurze Präposition
oder Partikel erreicht, womit alles möglich würde.
(In II, d.i. in v. 8 a ist Grethers Rekonstruktion, bei der
zwei Versfüße als ausgefallen angesehn werden müssen,
auch sonst unglücklich, da zwischen dem von ihm sta- !
tuierten Text und v. b jede sachliche Verbindung fehlt,
während der überlieferte Text mit der minimalen Änderung
von 0^.; in ^ria vgl. v. 19 b einen Doppeldreier
ergibt, der vorzüglich zu v. b überleitet: „Es erwählte
neue Götter, da führten Fehde die Städte der Fürsten"
usw.

Wenn wir zum Schlüsse unser Urteil über diese Untersuchung
dahin zusammenfassen, daß Grether durch
sie sicher die Forschung gefördert und auf eine richtige
Fährte gesetzt, daß er aber doch zugleich selbst etwas
über das Ziel hinaus geschossen hat, so dürfte der Grund
für letzteres besonders auf S. 49 klar hervortreten: Von
den Strophen VI—VIII herkommend, in denen die Doppelvierer
— im Unterschiede von den meistens gebrauchten
Doppeldreiern — nicht durch ein dichterisches Schema,
sondern durch den besondern Stoff bezw. die Klangmalerei
veranlaßt waren, tritt er mit der falschen Voraussetzung
an das ganze Lied heran, daß der geniale Dichter
überall an ein bis ins Einzelne festes Schema gebunden
sei, wodurch er in eine bedenkliche Nähe zu den
„Meistersingern" rücken würde. Es stimmt auch schlecht
zu dem, was Grether selbst S. 50—56 gut darüber ausgeführt
hat, daß das Lied in den verschiedenen Strophen
sehr verschiedene Stoffe behandelt hat. Auch das
mag noch als symptomatisch beachtet werden, daß Gr.
die Frage, ob es für den Dichter, wenn der Stoff es mit
sich brachte, nicht auch 3- bezw. 4 stichische Verse gegeben
haben kann, überhaupt nicht aufwirft. Dennoch
kann der Verf. für seine gerade durch die scharfe Zuspitzung
überaus anregende Studie allgemeinen Dankes
gewiß sein. Das Vorhandensein der 8 annähernd gleich
langen Strophen wird er zu einem bleibenden Besitze
der Forschung gemacht haben.

Berlin E. Sellin

K o n i n g, Jakobus de: Studien over de El-Amarnabrieven en het
Oude Testament inzonderheid uit historisch oogpunt. Aca-

demiscli l'roefschrift. Dclft: Naaniloze Vcttnootschap w, D. Meiner
ma, l"40. (557 S.) gr. 8U.

Die umfangreiche Dissertation, der dankenswerterweise
ein Abkürzungsverzeiclinis, Register der Bibelstellen
und der Zitate aus den Teil el-Amarnabriefen und
ein abgekürztes Sachregister angefügt sind, bietet eindringende
, sorgfältige, gründliche Studien über die Teil
el-Amarnabriefe und schneidet viele Probleme an, die
in engerer oder loserer Verbindung mit ihnen stehen;
kenntnisreich unter weitgreifender Heranziehung der einschlägigen
Literatur gibt sie in Thesen und Hypothesen
Anregungen, die nicht selten Widerspruch erregen.

Im Mittelpunkt steht eine neue Untersuchung der
Briefe selbst, die zu einer teilweisen Umstellung und
neuen zeitlichen Ansetzung führt und für sich genommen
, begrüßenswert und förderlich ist, sodaß eine künftige
Arbeit an den Teil el-Amarna-Briefen diese Ansätze
, wenn auch nicht übernehmen, so doch erwägen
muß. Das wesentliche Anliegen dabei ist die Eingliederung
in eine absolute Chronologie, wie die Jahreszahlen-
liste auf S. 430 ff. deutlich zeigt. Aber schon die ersten
dort aufgeführten Jahreszahlen zeigen, daß der Verfasser
viel weiter greifende Absichten hat, nämlich die,
den Auszug der Israeliten aus Ägypten in die Teil el-
Amarnazeit zu verlegen und die biblischen Berichte zur
Ergänzung des geschichtlichen Bildes heranzuziehen. Dabei
wird er weder durch chronologische, noch durch
archäologische Schwierigkeiten gestört; die einen beseitigt
er durch Zusammenschiebung der Richterzeit, in
der er gelegentliches Nebeneinander von nacheinander
genannten Richtern annimmt, die anderen sind für ihn
in chronologischer Beziehung zu unsicher und fragwürdig
. Weder Noths These, daß das Buch Josua eine geschichtlich
nicht haltbare Aneinanderreihung von ätiologischen
Sagen sei, noch die Erkenntnis, daß in Ri. 1
ebenso wie in Ri. 3—16 die Berichte erst sekundär in
ein chronologisches Nacheinander gebracht worden sind,
während sie ursprünglich einem deutlich erkennbaren
geographischen Prinzip folgend von Süd nach Nord angeordnet
sind, beeinträchtigt seine Auswertung der genannten
Bücher für chronologische Zwecke und als allgemeine
Geschichtsquellen. Daß auch hier noch mancherlei
beachtenswerte Untersuchungen angestellt werden
, so über SA-GAZ und Habiri, letzteres freilich ohne

Kenntnis des Vorkommens von 'prm in Ras es-samra,
ist gewiß. Aber es gibt doch auch reichlich kühne Thesen
, die nur als harmonistisches Bemühen verständlich
werden. Man vgl. etwa die seltsamen Ausführungen über
den Noahsegen S. 450ff. oder über die Beziehungen /wischen
Israel und Sichern S. 322 oder über das Königsgesetz
Dt. 17, 14 ff., S. 487 f. Immerhin kommt auch diesen
Thesen insofern Bedeutung zu, als sie die ganze Unsicherheit
und Vieldeutigkeit des spärlichen Materials
I aufweisen und vor allzu raschen Schlüssen und allzu
schneller Beruhigung bei hergebrachten Thesen warnen.
Wie weitschichtig die Fragen sind, die hier zur Verhandlung
stehen, wie entlegenes Material zur Beurteilung
heranzuziehen ist, das zeigt der Verf., auch wenn das
Mosaikbild, das er aus einer Unzahl von ihm zurecht- *
gehauener Steinchen gestaltet, weder das abschließende
Bild der Teil el-Amarna-Zeit noch das des Auszugs und
der Landnahme Israels sein kann.

Greifswald Leonhard Rost

Eynde, C. van den: La Version Syriaque du conimentaire de
Gregoire de Nysse sur le Cantique des Cantiques. Ses ori-

gines, ses temoins, son influence. Louvain: liuteaux du Muscou 1939.

(XI, 132 S.) gr.8 = Bibliotheque du Museon Vol. 1U. Helgas 16-.
Während ich mit der Bearbeitung des Hohen Liedes
für den Calwer Verlag beschäftigt bin, legt mir ein guter
Zufall zwei Arbeiten über den Kommentar Gregors
von Nyssa auf den Tisch: Der versiegelte Quell von
Hans Urs von Balthasar (Salzburg Leipzig 1939) und