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Ausgabe:

1942

Spalte:

144-145

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Pering, Birger

Titel/Untertitel:

Heimdall 1942

Rezensent:

Naumann, Hans

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143 Theologische Literatlirzeitung 1942 Nr. 5/6 144

Ermland und Polen Kardinal Stanislaus HosiusM wird lieh werden die Verfolgungen und Mühseligkeiten jener

von Josef Lortz, der jetzt durch sein Luther-Buch weit- Evangelischen geschildert, die zu den Grenzkirchen in

hin bekannt ist, einer erneuten Untersuchung unterzogen. das märkische Land oder in die Lausitz hinüber eilten.

L. will nicht etwa ein abschließendes Werk über Hosius schaffen, Von katholischer Seite hat Hermann Hoffmann 18 über die Jesuiten
sondern die Forschung über ihn wieder in Flui! bringen. Er hebt her- j„ Schlesien eine Fülle von Einzelschritten verfallt oder angeregt, die
vor, daß Hosius aus der Stellung der Verteidigung wieder zum An- j,„ ersten Band des Archivs aufgezählt sind. Von ihm selbst liegen
griff übergegangen ist. „In Hosius seelisch-geistigem Kräftespiel fehlt sieben solcher Schriften vor, die wie die über Schweidnitz (375 Saidas
Leichte, Lichte, das Entschwerte. Ich weiß nicht, ob sich in dem ten) oder Deutschwartenberg (223 Seiten) recht umfassend sind. Hoff-
weitschichtigen Schrifttum Spuren von Humor nachweisen lassen. Je- mann druckt vielfach die Quellen ab, sodaß seine Schriften auch von
denfalls wirkt geistreicher Spott, wo er sich einmal findet, als etwas dem, der einen anderen Standpunkt einnimmt, /u beachten sind. Es
ganz Ungewöhnliches. Und es scheint, schon die Frage nach Der- werden von Hoffmann behandelt die Jesuiten in Ologau, in Schweid-
artigem verletzte etwas die Pietät, die diese Persönlichkeit wie von „itz, in Brieg, in Deutschwartenberg, in Sagan, in Hirschberg und
seihst zu fordern scheint. Denn ihre Gewalt ist Ernst. Etwas schwer- jn Oppeln.

fälliger, also besorgter Ernst. Die oft angezogene Verantwortung wie stark mit lateinischen Gesängen der lutherische Gottesdienst

und die drohende Nähe des Untergangs, das Gefühl, weithin allein j„ Breslau durchsetzt gewesen ist, zeigt die Arbeit von Sander *», die

zu stehen, lasten ungewöhnlich stark auf ihm. Er nimmt und macht j darum für die Entwicklung des lutherischen Gottesdienstes höchsi

sich alles zu schwer." Lortz wendet sich mit aller Energie gegen : beachtenswert ist. Auch in anderen Gegenden, wie z.B. in der Mark,

die protestantischen Darstellungen, die auf die Anhäufung von Pfrün- i sjnu mclir lateinische Gesänge noch in Brauch gewesen als man ge-

den bei Hosius aufmerksam machen. Hosius hat aber niemals einen j meiniglich ahnt.

schlimmen Gebrauch von seinen Pfründe,, gemacht. Sie haben ihm Während die früheren Jb. Schlesiens viele Beiträge

seine Reisen nach Italien ermöglicht und datur sind wir dankbar. r .. , . . , ,. ., ,. . p

Bis jetzt ist aber die Hosius-Forschung nicht stärker aufgenommen ZUr Reformationsgeschichte brachten, enthalten die letz-

Worden. ien Jahrgänge solche weniger. Es sei aber nachdrücklich

Auf eine wertvolle katholische Diss. von Helene Deppner ••" über : hingewiesen auf 2 Aufsätze, die das Schulwesen Schle-

,,f)as kirchenpolitischc Verhältnis Elbings zum Bischof von Ermland [ siens im 16. Jahrh. behandeln. Es werden sachlich rich-

zur Zeit der polnischen Fremdherrschaft" (1466—1772) weise ich hin. ! tig die vorhandenen Schulen aufgezählt, sodaß man klar

Es wird der Nachweis erbracht, daß das Domkapitel und die Kathx
liken stets die deutschen Interessen Milbings vertreten haben. Da wir
keine Refortnationsgcschichte Elbings besitzen, so ist dieses Buch auch
eine wertvolle Darstellung der evangelischen Kirche, obgleich die
Verfasserin ihren katholischen Standpunkt scharf zum Ausdruck bringt.

Schlesien. Durch die politisch so verschiedenartige
Gestaltung Schlesiens zeigt auch die Reformationsbe

erkennen kann, was die evangelische Kirche geleistet
hat."

42) Hermann Hoffmann, Die Jesuiten in Schweidnitz, Schweidnitz
1030, 396 Seiten; Die Jesuiten in Brieg, Brieg 1931, 140 Seilen;
Desgl. in Deutschwartenberg, Schweidnitz 1031, 224 Seiten usw.

43) Haus Adolf Sander, Beiträge zur Geschichte des lutherischen

wegung ein buntes Bild. Bald sind es Fürsten, wie die | Gottesdienstes in Breslau (Breslauer Studien zur Musikwissenschaft,

Herzöge von Liegnitz oder Jägerndorf, die selbst inner- 1 Hcft,!.)' Bre,s'a"' V'3!; i- i c i i c ., j

,■ • & j r> i i- c i>l • u ii- u i f-ui 44) E. Michael, Die evangelische Schule Schlesiens im 10. und

lieh von der Reformation erfaßt, sich verpflichtet fühlen, 1? Ja^hundert| uml schoeSch, Die höheren Schulen Schlesiens,

ihrem Lande das Evangelium zuzuführen; bald Sind es, j Kirchenschulen, evangelische Gymnasien. In Jb. Schlesien 1030, Band

wie in Breslau, Bürgerkreise, die im Kampf gegen die ka- | 20, Seite 120—158 und 159—172.
tholische Obrigkeit sich durchzusetzen wissen und auch
bereit sind, für das Evangelium Opfer zu bringen. Diese

verschiedenartige Entwicklung der Reformation spiegelt RELIGIONSWISSENSCHAFT
sich nun in den Kirchenordnungen wieder. Schon Seh-

lings bekanntes Werk ließ uns in diese verschiedenartige Pering, Birger: Heimdali. Religionsgeschichtliche Untersuchungen

Entwicklung einen Einblick tun. Jetzt hat das Johann- zum Verständnis der altnordischen Götterwelt. Liind: C. W. K.

Heß-Institut in Breslau sämtliche „Schlesische Kirchen- Oleerup 1941. (298 S.) gr.8». Kr. 10—.

und Schulordnungen von der Reformation bis zum 18. Es gibt eine „anthropologische" Betrachtungsweise

Jahrhundert" herausgegeben, ein Werk, das in philo- der abendländischen Oötterwelt, die bis auf üoethe und

logischer Genauigkeit gearbeitet, die Grundlage der 1 Herder zurückgeht, dann im 19. Jhdt. durch die „uatura-

schlesischen Reformationsforschung sein wird.8' listisch«" zurückgedrängt wurde, neuerdings aber, nach

Es kommt darauf an, die Reformation in den einzelnen Gebieten | dem Bankerotte jener, wieder an Boden gewinnt. Dem

darzustellen. Manche Arbeiten liegen dazu schon seit Jahren vor, abendländischen Menschen stellt sich das Göttliche

manche sind neu hinzugekommen. So z.B. Scholz, Einführung der '■ menschlich dar; das Göttliche kann hier kaum anders

Reofrmation in Brieg (Ergänzungen dazu von Eberling im Jahrbuch
Schlesien, Band 25 über „Die sogenannte Synode zu Strehlen 153l").:!9
Ein umfangreiches, besonders wertvolles Werk hat Dorotiiee von Velsen
über „Die Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz,
Brieg-Wohlau" herausgegeben/19 Sigrid Rauchbach schildert sehr an

vorgestellt werden, als die menschliche Kulturlage ist.
Die „naturalistische" Methode der Göttererklärung lehnt
für seinen Heimdall auch Birger Pering ab, durchaus mit
Recht; und ohne vielleicht sich dessen bewußt zu sein

schaulich das Reformationswerk des Markgrafen Georg von Branden- ' (wenigstens äußert er es nirgends), huldigt er fast bei-
burg in Jägerndorf, mehr ein die Forschung zusammenfassender i spielhaft der „anthropologischen". Spiegelt eine Götter-
Aufsatz.40 ! w°lt ihre sie verehrende idealisierte menschliche Gemein-

Über die Gegenreformation in Schlesien berichten
mehrere Aufsätze des Jahrbuches." Besonders anschau-

30) Joseph Lortz, Kardinal Stanislaus Hosius, Gedenkschrift zum
350. Todestag 1931.

36a) Helene Deppner, Das kirchenpolitischc Verhältnis Elbings
zum Bischof von Ermland, zur Zeit der polnischen Fremdherrschaft

sciiaft wider, so wird sich in ihr vieles finden, was nicht
dem Kult, sondern lediglich dem mythischen Bedarfe angehört
. Heimdall ist für unsern Autor kein Kultgott, sondern
eine mythische Gestalt. Auch die göttliche
Siedclung und Gemeinschaft, das himmlische Land der
Götter, mit dem Hof Odins in der Mitte, mit Schutzbaum

14667,!7h' Dif Berlin,.1w, c , Gl. ■ u iz- , a und Brunnen, bedarf, genau wie jede irdische Ge-

37) Hans essen, und Walter Schwarz, Schlesische Kirchen- und , r, ! c , ' 6 . . . ' , , . ,
Schulordnungen von der Reformation bis ins 18. Jahrhundert. Quellen j meillSChaft, eines Schutzgeists eines gunlvurd,tunVOn
zur schleichen Kirchengeschichte, Band 1, 581 Seiten, Görlitz, 1038. i «««« Land- Und Hofwichts, und eben dies ist Heimdall,

38) Scholz, Einführung der Reformation in das Fürstentum Brieg, | der VÖldr goda, was nicht, wie Snorri glaubt, Wächter,
Brieg 1934; dazu H. Eberlein, Die sog. Synode zu Strehlen, 1534 i sondern Schutzgeist der Götter bedeutet. Hauptaufgabe
(Jahrbuch 25, 1935, 12—10). j des Hofwichts ist es, auf das Eigentum der Hofbewoh-

30) Dorothee von Velsen, Die Gegenreformation in den Fürsten- j ner zu achten. „Derjenige, der ZU Hause Umhergeht",

tümern Liegnitz, Brieg, Wohl au (Quellen und Forschungen zur Refor- bedeutet Heimdalls Name; dallr ist primäres nomeil

TnTwid pB:'n Leipzig 1031 212 Seiten tj norwegisch dalla. Sein Wohnsitz Himinbjörg

40) Sigrid Rauchbach, Das reformatorische Werk des Mark- P, ,. .. ; » „ .__u. , . • J.6

Krafen Georg von Brandenburg 1484 bis 1543, Jahrbuch Band 30, ,smd die mythischen Berge des Himmels, dann der

1040, 8—3s! himmlische Schutzgeist wohnt, wie die Schutzgeister der

41) E. Langner, Methoden der Gegenreformation in Schlesien, , Menschen in ihren irdischen Hügeln. Der Hofwicht erJahrbuch
27, 1937, Band 28, 1938, 20—39. | scheint oft in Tiergestalt, so auch der himmlische Hof-