Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1942

Spalte:

135-144

Autor/Hrsg.:

Wendland, Walter

Titel/Untertitel:

10 jahre kirchengeschichtliche Forschung in Ostdeutschland 1942

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3, Seite 4, Seite 5

Download Scan:

PDF

135

186

des Forschers überempfindlich nennen und wird H. die
Ehre antun, die individuellen Gestalten als doch von seiner
schöpferischen Phantasie ins Leben gerufen anzusehen
. Von Unterschieden in der Einzelexegese nicht zu
reden.

Aber die entscheidende Prüfung wird nicht darin
bestehen können, daß man allgemeine Vorwürfe erhebt
und einzelnes bestreitet. Sie wird vielmehr zunächst untersuchen
müssen, ob sich die Grundthese des Vf.s bewährt
, daß sich nämlich der von ihm herausgestellte Text
von Mk. I als Erlebnisbericht verstehen lasse. Sie wird
weiter dem über die Quellenbenutzung des Lukas und
Matthäus bei H. Gesagten in sorgfältigen Einzelunter-

suchungen nachgehen müssen, ob es haltbar ist.

Mag H.s Werk nun diese Feuerprobe bestehen oder
nicht (Referent beabsichtigt, selbst in Kürze ausführlich
über die erste der eben genannten Fragen zu handeln),
soviel ist jetzt schon deutlich: H.s Werk stellt für die
syn. Forschung eine außerordentliche Anregung im
Grundsätzlichen und eine reiche Förderung in vielen
Einzelfragen dar. Die syn. Forschung wird aber außerdem
aus diesem Werk die Mahnung entnehmen müssen,
daß ihre Ergebnisse solange unbefriedigend bleiben, wie
sie sich nicht zu einem einheitlichen Bilde des Urchristentums
zusammenschließen. Auch für diese Mahnung
sind wir H. Dank schuldig.

10 Jahre kirchengeschichtliche Forschung in Ostdeutschland."

(2. Teil)

Von Walter Wendland, Berlin

Es darf die erfreuliche Tatsache festgestellt werden, I auch direkt Darstellungen der Kirchengeschichte. So gibt die Bremer

daß in den beiden letzten Jahrzehnten Veröffentlichun- wissenschaftliche Gesellschaft eine Arheit von Ursula Wegener heraus:

gen der territorialen Geschichtsforschung außerordentlich Die lutherische Lateinschule und das Athenaeum am Dom in Bremen

stark zugenommen haben; denn jeder Landesteil und in ihrer politischen und kulturellen Bedeutung." Oer Bremer Rat war

jede Stadt sehen es als ihre Pflicht an, ihre Vergangen- ref°T*Ü', » , T 7 t T

! ., , ... . , .... ,. . ' o ■• ■ 6 w7 • wurde als lutherische Schule vom Domkapitel da/u henut/t, um unter

heit darzustellen, und bewilligen oft in großzügiger Wei- dic Bürgerschaft Bremens eine,, konfessionellen Zwiespalt zu bringe»;

se Zuschüsse zum Druck heimatgeschichthcher Bucher Der Rat Wagte nicht etwa, die lutherische Schule zu unterdrücken,

oder der Jahrbücher und Zeitschriften, die der Erfor- damit nicht die Schwierigkeiten mit den, Kaiser noch vermehrt wür-

Schung ihres Gebietes dienen.a i den, der nach dein Religionsfrieden von Augsburg die reformierte
So gibt zum Beispiel der Oeschichts. und Altertums-Verein zu Heliuion nicht anzuerkennen brauchte. Der Rat suchte wenigstens
Liegnitz umfangreiche „Mitteilungen" heraus, dessen 17. Band für l daf'ir zu sorgen, daß an der Schule Lutherauer melanchthonischer
1938 und 1939 341 Seiten umfaßt; die Veröffentlichungen des Archivs ! Färbung tätig waren. Die Schule spiegelt die inneren konfessionellen
der Hansestadt Bremen umfassen in Heft 16 (1941) 174 Seiten. ! Kämpfe der Stadt wieder. Es ist unmöglich, in einem kurzen Bericht
Wenn auch die Darstellung der politischen, der wirtschaftlichen und ' allf sämtliche Veröffentlichungen hinzuweisen, die für den Kirchen-
der verfassungsgeschichtlichen Entwicklung in den Vordergrund tritt, Historiker bedeutsam sind. Wer in seiner Forschung auf Landesteile
so finden sich überall in diesen Veröffentlichungen Hinweise auf die | stößt> mlt dercn Geschichte er weniger vertraut ist, greife zu dem
Entwicklung des kirchlichen Lebens, die öfter kulturgeschichtlich sehr i Buch von W. Hoppe und O. Lüdtke über die Qeschichtsvereine und
interessant sind und manchmal sich in Aufsätzen finden, die man den, ihre Zeitschriften im Gebiet des Deutschen Reiches, das schon in
Titel nach nicht für bedeutungsvoll erachtet. So berichtet Gottfried i dieser Zeitschrift empfohlen ist, und er wird leicht feststellen kön-
Reymann über Parchwitzer Schulhalter im 18. Jahrhundert ' und wir ' llcn> welche territorialen Zeitschriften für ihn in Frage kommen. ''
erfahren, daß der Rektor in Parchwitz im Jahre 1722 die Schule für Die Landeskirchen haben bei den mannigfachen ineine
kleine Kirche ansieht, „wie die Kirchen nichts anderes als große | nern Aufgaben, denen sie seit 1018 gegenüberstanden,
Schulen sind". „Die Bibel und die Bücher der Weltweiscn und der nic]lt dje jnnere Kraft aufgebracht, der Pflege der kirch-

vemunft sind die Quellen der Wahrheit und Weisheit, Ordnung und ,ichen Territorialgeschichte vermehrte Aufmerksamkeit zu

Tugend. Theatervorfuhrungen spielen in seiner schule eine große ■ . ,__-«„__u .__ . u„ __„.,

Rolle und sind ein wichtiges Erziehungsmittel. Der Geist der Auf- schenken und größere Geldsummen zu bewilligen. Man
klärung ist also hier in der Nähe von Liegnitz schon 1720 auf dem begnügte Sich mit den Unterstützungen, die Sie den anVormarsch
. Manchmal bringen diese territorialen Veröffentlichungen : desgeschichtlichen Vereinen zukommen ließen. In Schle-

-- sien, das eine besonders bunt gestaltete und mit eigen-

a) Das Verzeichnis der wichtigsten territorialen Zeit- tümlichen Reizen versehene Geschichte aufweist, hat man
schriften (vgl. 1941, Nr. n/12) wird fortgesetzt: v0f einigen jahren erkannt, daß man die kirchliche Forsch
le sien. schung stärker stützen müsse. Und so gründete man

Ztschr Schlesien Ze.tschr. 1 des Vereins tur Geschürte Schlesiens. durch&das dortige Konsistorium ein Institut für Schlesi-

b. Sch esien = Jahrbuch des Vereins für sch esiscbe Kirchenge- , ... . ST • j ao r -cc u< i

J J gehöhte sche Kirchengeschichte, das größere Veröffentlichungen,

Archiv Schlesien = Archiv' für schlesische Kirchengeschichte. I die den Rahmen einer Zeitschrift, durchbrechen, heraus-

Darst.Schlesien = Darstellungen und Quelle,, für schlesische Ge- j bringt. Der Name: Institut ist vielleicht zu weitgehend,

schichte. i aber die beiden Veröffentlichungen, die 1937 und 1041

Schlesische Geschichtsblätter. Görlitz. i herausgekommen sind, und besonders besprochen wer-

BAbliographie der Schlesischen Geschichte. Herausgegeben von der den> fragen zum Ruhm der schlesischen Kirche bei.

Historischen Kommission, 6 Bände, 1927—1934, Breslau (in

Band 1 und 2 ist die K. G. berücksichtigt).
Willi Klawitta, Bibliographie des Kreises Trebnitz =» Schi. Trebnitz

1940 (eine Ergänzung der großen Bibliographie).
Deutsches Grenzland, Oberschlesien. Ein Literaturnachweis, hrsg.

Allgemeines
Freistaat Sachsen. Zum 1000. Jubiläum der
Stadt Meißen hat Helmut Gröger eine umfangreiche

von K. Kaissig und H. Belke, Gieiwitz 1927. Stadtgeschichte 4 geschrieben, die auch auf die politische

In der Zschr. Schlesien in jedem Jahr Bibliographie. i Geschichte des Herzogtums Meißen eingeht und in die

Der Verein für schlesische K. G. hat für sein Jahrbuch Band 1—22
zwei Registerhefte mit Inhalt und Namensverzeichnis usw. 1932

auch die Geschichte des Bistums und des Domkapitels
hineingearbeitet ist. Dieses Werk ist außerordentlich be-

und 1933 herausgebracht. , achtenswert, weil es mancherlei Dinge bringt, auf die bis

Freistaat Sachsen.

Neues Archiv für sächsische Geschichte, Dresden.
Beiträge zur Kirchengeschichte Sachsen, Dresden.
Lausitz.

Neues Lausitzer Magazin, Görlitz.

Niederlausitzer Mitteilungen, Jahrbuch der Niederlausitzer Gesellschaft
für Geschichte und Altertumskunde, Guben.

Rudolf Lehmann, Bibliographie zur Geschichte der Niederlausitz,
Berlin, 1928, 226 S. (in Brandenburgische Biographien, Band 3).
1) Mitteilungen des Oeschichts- und Altertums-Vereins für Liegnitz
. 17. Band für 1938 und 1939, 341 Seiten, Liegnitz 1940.

2) Veröffentlichungen des Archivs der Hansestadt Bremen, Heft
16. Ursula Wegener, Die lutherische Lateinschule und das Athenäum
am Dom in Bremen in ihrer politischen und kulturellen Bedeutung,
174 Seiten, Bremen 1941.

3) Minerva Handbücher, 4. Abteilung: Die gelehrten Gesellschaften
, Band 1 die deutschen Kommissionen und Vereine für Oeschichte
und Altertumskunde. Hrsg. von W. Hoppe und G. Liidtge, 307 Seiten
, Berlin 1940.

4) Helmuth Gröger, Tausend Jahre Meißen, 735 Seiten, Meißen
1929.