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Ausgabe:

1942

Spalte:

129-136

Autor/Hrsg.:

Haenchen, Ernst

Titel/Untertitel:

Frühgeschichte des Evangeliums 1942

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JBonatsfcbrift für Das gefamte (Bebtet Der Cijeologte tmt> &eltgionstm'flVnfd)aft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Unter Mitwirkung von Professor Dr. Gustav Mensching, Bonn
herausgegeben von Lic. habil. Kurt Aland, Berlin

Mit Bibliographischem Keihlatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic. Erwin Steinborn, Berlin
..'ihrlich 12 Nummern — Bezugspreis mit Bibliographie: halbjährlich BM 22.50 (ohne Bibliographie halbjährlich BM 11.25)

J. C. HINRICHS VERLAG/LEIPZIG
NUMMER 5/6 67. JAHRGANG MAI/JUNI 1942

Spalte Spalte

Frühgeschichte des Evangeliums. Von Hirsch: Frühgeschichte des Evangeliums

E. Haenchen................129

10 Jahre kirchengeschichtl. Forschung

(Haenchen).................129

Holl n stein er: Die Kirche im Ringen um

in Ostdeutschland. Von W. Wendland 135 dje christijche Gemeinschaft (Wolf). ... 163

Jahrbuch für Liturgiewissenschaft (Schian) . 174

Bechthum: Beweggründe und Bedeutung
des Vagantentums in d. lateinischen Kirche

des Mittelalters (Schneider)........162

Bobe: Charlotte Amalie, Königin zu Dänemark
, Prinzessin zu Hessen-Cassel (Weber) 165
Eck: Urgemeinde und Imperium (Kittel). . 154
Eisen huth: Begegnung und Stille (Wob-

bermin)...................175

E y n d e: La Version Syraque du commentaire
de Gr^goire de Nysse sur le Cantique des

Cantiques (Abramowski)..........152

Geiselmann: Geist des Christentums und

des Katholizismus (Mulcrt)........170

Grether: Das Deboralied (Sellin) .... 149
Handbuch der Archäologie (Aland).....169

Kemp: Baudelaire und das Christentum

(Faber)...................166

Kon in g: Studien Over de El-Amarnabrieven
cn het Oude Testament inzonderheid uit

historisch oogpunt (Rost).........152

Kulp: Feldprediger und Kriegsleute als

Kirchenliederdichter (Gabriel).......175

Litt: Die Selbsterkenntnis des Menschen

(Kesseler)..................172

Mensching: Der Kampf der Religionen

am Rhein (.Merkel)............145

Michaelis: Das Elsaß und das deutsche

evangelische Kirchenlied (Gabriel) .... 176
Nestle: Vom Mythos zi"n Logos (Bultmann) 146
Pering: Heimdall (Naumann).......144

Spalte

Rüssel: Gestalt eines christlichen rftrffrt-1

nisimis (Koch)............... 173

Das Lob der rechten Einsamkeit (Ders.)J
S:iuter: Frauenarbeit (Hoffmann-Aleith) . 177
Schlatter: Jesus und Paulus (Leipoldt) . 160
Schleiermacher: Briefea.e.Freund(Noack) 168
Schmid lt. Stählin: Geschichte der griechischen
Literatur (Bultmann)....... 148

Schneider: Die Kraft des Evangeliums

(Redckcr).................. 175

Schreyer: Bildnis des Heiligen Geistes

(Schneemelcher).............. 170

Stroothenke: Erbpflege und Christentum

(Schian)................... 172

Tertullianus: De Pallio (Altaner).... 160
Wirtz: Christliche Heimgestaltung (Hoff-

ltiann-Aleith)................ 176

ZiItzendorf: Berliner Reden (Lemke) . . 168

Mitteilungen.................. 177

Zeitschrifteiisch.au............... 180

Neue Bücher................. 185

Frühgeschichte <

Von E. H aench

Das so betitelte Werk von E. Hirsch 1 wird voraussichtlich
den lebhaften Widerspruch der neutestament-
lichen Forscher erwecken, soweit sie formgeschichtlich
denken. Denn alles, was die Formgeschichte als einen
überwundenen Standpunkt abgetan hatte, taucht hier
wieder auf: Die Evangelisten sind nach H. nicht bloße
Sammler und Redaktoren, sondern Männer, deren geistiges
Porträt sich scharf umreißen läßt. Während nach
Meinung der Formgeschichtier nicht einmal Augeii/eu-
genberichte aus 2. Hand in den Evgn. vorliegen, glaubt

H. aus dem Mk.text den Erlebnisbericht des Augenzeugen
Petrus zu gewinnen. Während die Formgeschichte
darauf verzichtet, den Wortlaut der Quellen oder eines
event. „Ur-Mk." zu ermitteln, wird hier der Wortlaut von
Mk. 1 und Mk. II, der Erst- und Zweitgestalt des Mk.-
Evg., übersichtlich nebeneinander gedruckt geboten. Von
der mündlichen Überlieferung und den sie beherrschenden
Gesetzen, vom „Sitz im Leben" wird man bei H.
nicht viel ausgesagt finden, dagegen eine entschlossene
Verneinung aller Sammlungen, die nicht schon ein Evangelium
waren, angefangen bei der Redenquelle und
endend bei der von Bultmann postulierten Sammlung von
Offenbarungsreden. Diese Aufzählung der Gegensätze
könnte noch weiter geführt werden; daß die modernen
Thesen, die Evangelien gehörten mit zum Kerygma der
Gemeinde, oder „es sei ein methodischer Fehler, bei den

1) Hirsch, Emanuel: Frühgeschichte des Evangeliums.

I. Buch: Das Werden d. Markusevangeliums. (III, 269 S.) gr. 8".
RM 12—; geb. RM 14.20. 2. Buch: Die Vorlagen des Lukas und
4 Sondergut d. Matthäus (VIII, 445 S.) gr. 8°. RM 18—; geb.
KM 20.60. Tübingen: J. C. B. Mohr 1941.

Jes Evangeliums.

e n, Münster i. W.

Synoptikern Gedankengänge zu rekonstruieren", für H.
widersinnig klingen, mag noch erwähnt sein.

Aber wenn man daraufhin das Werk von H. etwa als
„eine späte Frucht der liberalen Leben-Jesu-Forschung"
abtun wollte, so bleibt doch einiges zu bedenken. Einmal
: die formgeschichtliche Betrachtung der Synoptiker
ist s. Zt. durch die Verzweiflung am Mk.-Evg. ausgelöst
worden. Die Literarkritik hatte gezeigt, daß Mk. von Mt.
und Lk. vorausgesetzt wird. Weil es aber nicht gelingen
wollte, dies älteste Evangelium als getreue Wiedergabe
des Lebens Jesu zu verstehen, entschloß man sich dazu,
den radikal anderen Weg der Formgeschichte einzuschlagen
. Wie nun, wenn es der Literarkritik H.s doch noch
gelingen sollte, die Widersprüche zu beseitigen, um deren
Überwindung sich eine nach historischer Sicherheit
verlangende Forschergeneration vergeblich bemüht hatte?
Würde damit nicht die Notwendigkeit des neuen Weges
fraglich werden? Zum andern: was nun eigentlich der
„Sitz im Leben" sei, darüber sind sich ja die Formge-
schichtler nur insofern einig, als sie auf die Gemeinde
verweisen. Predigt, Unterricht, Debatten mit Gegnern
sollen zur Formulierung oder gar Bildung des Überlieferungsgutes
geführt haben. Aber wir besitzen keine urchristliche
Predigt, die als Beispiel eine Geschichte aus
dem Leben Jesu erzählt. Wir besitzen auch keine urchristliche
Predigt über eine evg. Perikope. Die Debatten
mit Gegnern sind ebenso Postulat wie ein Stand urchrist-
lidicr Erzähler (natürlich kann es beides gegeben haben
). Der Katechismus der Urchristenheit ist immer
noch eine umstrittene Angelegenheit. M. a. W.: Stecken
wir bei der Formgeschichte nicht tief in Hypothese und

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