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Ausgabe:

1942

Spalte:

122

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Vom Missionsdienst der lutherischen Kirche 1942

Rezensent:

Schlunk, Martin

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 3/4

122

Der zur Zeit im Heeresdienst stehende Verfasser ist
Schüler des Präsidenten des evangelisch-theologischen
Fakultätentages, Professors D. Hans Schmidt in Halle.
Nach Beendigung seines theologischen Studiums hat er
sich der Jurisprudenz zugewandt und dieses Studium
jüngst mit dem Referendarexamen und der vorliegenden
Doktorarbeit abgeschlossen. So bringt Kaiisch von zwei
verschiedenen Disziplinen herkommend von vornherein
ein gutes Rüstzeug für eine wissenschaftliche Betrachtung
der Rechtsstellung des Pfarrerstandes mit. Auch
läßt es einen gewissen Wagemut erkennen, heutzutage
das Wirken des evangelischen Pfarrerstandes unter
öffentlich-rechtlichen Gesichtspunkten zu erörtern
. Bewundert viel und viel gescholten dieser Stand.
Vom Pfaffenspiegel Otto von Corvins angefangen bis
zu „Ein Trappist bricht sein Schweigen" und „10 Jahre
hinter Klostermauern" gibt es eine stattliche Reihe von
Büchern, die sich mit diesem Problemkreis beschäftigen.
Anderwärts wie hier, nicht aufzuzählen, sind sie schier.
Auf der anderen Seite hat einmal Heinrich von Treitschke
gesagt, daß nach dem dreißigjährigen Kriege Deutschland
eigentlich nur noch in den evangelischen Pfarrhäusern
zu finden gewesen sei. Auch hat der sehr rührige
Eckart-Verlag in Berlin-Steglitz in jüngster Zeit als
Ehrenspiegel des geistlichen Standes einen Pfarrerspiegel
herausgegeben. Das macht so recht deutlich, wie von der
Gemüter Haß und Gunst umrankt, das Charakterbild gerade
dieses Standes in der geschichtlichen Betrachtung
schwankt. Die Schätzung des Pfarrers im Volk, die Wertung
des Pfarrerstandes in der Öffentlichkeit hängt in
erster Linie mit dem Gewicht zusammen, das man den
religiösen Werten und der Kirche als deren Hüterin im
besonderen im Leben einer Nation einräumt. Unserem
Volke sind gegenwärtig so viele große politische und
wirtschaftliche Aufgaben gestellt, daß die Religion heute
dahinter naturgemäß etwas zurücktreten muß. Auch geht
die kirchliche Verkündigung in der Tat oft genug die
seltsamsten Wege und kommt gegen die allgemeine geistige
Säkularisation, die etwa seit der Jahrhundertwende
in aller Welt vor sich geht, ohnehin nicht mehr in dem
gleichen Maße wie früher auf. Ein bestimmter Geist
und eine eigene geistige Stimmung und Haltung gehört
zu den wesensnotwendigen Bestandteilen jedes politischen
Verbandes, also auch unseres Staates. Und daß in
unserem Staate jede Verquickung von Religion und Kir-
ehentum mit politischer Menschenführung mit Recht beseitigt
ist und wird, das kann von niemandem übersehen
werden. Von hier aus fällt auch das richtige Licht
auf den Problemkreis der „öffentlich-rechtlichen" Stellung
des Pfarrerstandes. Das hätte der Verfasser mehr
berücksichtigen und auch nicht außer Acht lassen sollen,
daß in einzelnen neu erworbenen Gebieten des Reiches
schon heute von einer „öffentlich-rechtlichen" Stellung
des Pfarrers in keiner Weise mehr die Rede sein kann.
Und die Entwicklung scheint durchaus in dieser Richtung
weiterzugehen. Darüber hört man oft aus kirchlichen
Kreisen Klagen laut werden. Aber gerade die alt-überlieferte
öffentlich-rechtliche Stellung des Pfarrers hat oft
dazu beigetragen, daß das Amt den Mann trug, und nicht
wie es sein muß, der Mann das Amt. An der Aufrechterhaltung
eines solchen mehr äußerlichen Rechtszustandes
kann letzten Endes auch die Kirche selbst kein Interesse
haben. Auch machen nicht Behörden, Kirchen-
kan/.leien, Synoden, Ausschüsse, Steuerprivilegien, öffentlich
-rechtliche Vergünstigungen und dergleichen das Wesen
einer Kirche aus, sondern der Glaube. Und der
Glaube ist unabhängig von jeder Rechtsform möglich
und auch lebendig wirksam, heute wie ehedem.

Vor dem Glauben Berge schwanden
Glaube macht die Schwachen stark
Ja, ans Erd- und Todeshanden
Ist der Qläub'ge schon erstanden.
Qlaub' ist unseres Lebens Mark.

(Augu-t Wilhelm von Schlegel)
Berlin Werner Haugg

Vom Missionsdienst der lutherischen Kirche. Berichte u. Übersichten
, dargeboten v. d. Missionskonferenz in Sachsen durch W.
Gerber. Bd. 3. Leipzig: H. G. Wallmann 1940. (124, 97 S.)
W. 8». RM 2—

Während sich die Beigaben dieses Büchleins, Bibliographie
des Jahres, Anschriften der Missionsgesellschaften
und Missionskonferenzen (die Statistik fehlt wegen
mangelnder Nachrichten vom Felde) auf das gesamte
deutsche Missionsleben erstrecken, behandeln die von
Mitarbeitern der Leipziger und Neuendettelsauer Mission
verfaßten Aufsätze wesentlich die lutherische Missionsarbeit
. Nur der Aufsatz von Martin Küchler zeichnet „die
evangelische Mission nach einem Jahr Krieg" und gibt
damit einen wertvollen Beitrag zur Zeitgeschichte. Von
43 lutherischen Missionen und Kirchen sind 36 durch
den Krieg schwer getroffen. Die Wirkungen sind schon
Anfang .1940 schwerer als die des vierjährigen Weltkrieges
. Das beweist der Aufsatz, indem er das Geschehen
in der Heimat, in Ostasien, in der Südsee, in Nieder-
ländisch-Indien, in Britisch-Indien, im Orient, und in
Afrika kurz skizziert. Schon um dieses Aufsatzes willen
sollte das kleine Heft weit verbreitet werden. Außerdem
liefern die Beiträge etwa von Carl Ihmels, Herb. Gir-
gensohn, Friedr. Eppelein, Christian Keyßer u. a., und
die Missionsstunden von Arno Lehmann, Herrn. Gerhold
, Bruno Gutmann und Hans Flierl wertvolle Hilfe
für Verträge und Ansprachen.

Tübingen m. Schlunk

Mitteilungen

Mit Rücksicht auf den besonderen Umfang des Leitaufsatzes
| mußten die drei Abschnitte: Mitteilungen, Zeitschriftenschau und Neue
s Bücher stark gekürzt werden. Das nächste Heft wird sie wieder in
i vollem Ilmfang bringen.

Der Aufsatz von E. Seeberg: „Ein neues Lutherbild in der
I Sicht eines Epigonen" in ZKO 1941, 1 macht, nachdem im vorigen
i Heft Sp. 11 ff. bereits ein zweiter Aufsatz die „Qrundzüge der Theo-
I logie Luthers" gewürdigt hat, eine abschließende Feststellung nötig:
„Herr Prof. E. Seeberg bringt in dem eben erschienenen 1. Halb-
j band des 60. Bd.s der ZKG S. 197 f. eine Abwehr der von E. Hirsch
an seinem Buch Grundzüge der Theologie Luthers geübten Kritik.
' Darin findet sich mit Bezug auf mich und Herrn Lic. Aland folgender
Satz: „Ich weiß nicht, ob es der ältere oder der jüngere Herr
j Kollege gewesen ist, der es Herrn Prof. Hirsch zur .Ehrensache'
I gemacht hat, mein Buch herunterzureißen". Dazu siteMe ich fest,
j nicht um eine anitna naturaliter diffidens zu überzeugen, sondern
zur Aufklärung für diejenigen, weiche wissen wollen, wie es wirklich
! gewesen ist: Ich bin in voller Übereinstimmuing mit Herrn Seebern
der Meinung, daß es für die ThLZ nicht wünschenswert ist, ein
Werk eines Gelehrten „durch Mitglieder seiner theologischen Familie
i samt pacati und amki nach bestimmten familienpolitischen Gesichtspunkten
" besprechen zu lassen. Ich habe deshalb sein Buch zur Besprechung
drei anerkannten Gelehrten angeboten, die auf Grund eigener
Forschung in der Lage waren, etwas zur Sache vorzubringen,
j Alle drei lehnten ab. Da habe ich dem mir persönlich nächst-
[ stehenden von ihnen, Herrn Hirsch, einen energischen Brief geschrie-
i ben und Ahn auf den Schaden aufmerksam gemacht, den die wissenschaftliche
Diskussion erleiden müsse, wenn sich die zu einem Ur-
i teil berufensten Forscher um ihre Rezensentenpflicht drückten. Das
i hat Herr Hirsch mit Recht als einen Appell an seine Ehre empfunden
und sich zur Lieferung der Rezension bereit erklärt. Er machte dabei
einige Bedingungen, darunter auch die, daß sein Manuskript unverändert
gebracht werden müsse. Diese Bedingungen sind ihm zugesagt
worden und banden auch meinen Nachfolger in der Redaktion,
Herrn Aland. Hans L i e t z m a n n"

Im November 1940 wurde bei einem Besuch des Leiters des
Kirchlichen Außenamtes, Bischof D. Th. Heckel in Finnland die
Ltrther-Agricola Gesellschaft gegründet. „Sie hat den Zweck, das von
Martin Luther und Mikael Agricola ausgeführte Refonnationswerk zu
; erforschen und seine theologischen, kirchlichen, historischen und kul-
i turgeschichtliichen Einwirkungen in Deutschland und Finnland zu
ermitteln", wie A. F. Puukko, der Vorsitzende der Gesellschaf 1,
i schreibt. „Die Forschungsergebnisse der Luther-Agricola Gesellschaft
; werden vornehmlich in deutscher Sprache herausgegeben. Die finnischen
Veröffentlichungen, die dem Zwecke der Gesellschaft entsprechen
, werden ins DeutsclK' übertragen."