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Ausgabe:

1942

Spalte:

117-118

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Gerhard

Titel/Untertitel:

Handwerkliches zum kirchlichen Unterricht 1942

Rezensent:

Werdermann, Hermann

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1 18

Vorbereitung auf ihre Predigten nur andere Predigten
oder erbauliche Bibelauslegungen über ihren Text zu
lesen. Sondern an eine Arbeit streng wissenschaftlicher
Art zu gehen, um sich wirklich in das Wort zu vertiefen
. Das eben nicht ihr Wort sondern ein gegebenes
Wort ist. So daß man mit ihm und aus ihm nicht machen
kann, was man will, sondern was und wie es da
steht.

Sehr feine liturgische Anmerkungen über Bedeutung
und Sinn des Sonntags innerhalb des Kirchenjahres
bringt F. wenn er jedesmal nach der Behandlung des
Evangeliums, der Epistel und der alttestamentlichen Lesung
die liturgische Einheit dieser 3 Stellen darzulegen versucht
und fragt, was die Leute von Eisenach bewogen haben
mag, diese 3 Lesungen für diesen bestimmten Sonntag
zusammenzustellen. Oft gelingt es ihm diese liturgische
Einheit zu finden, dann und wann scheint sie ein wenio;
erzwungen, dann und wann ist sie nur möglich, wenn
man eben doch die allegorische Deutung anwendet und
die Epistel oder die alttestamentliche Stelle nach dem
Evangelium umdeutet. Dann muß F. ganz offen bekennen
, daß eine Einheit unmöglich sei.

Zu den von F. in gleicher Sammlung herausgegebenen
alten Perikopen sind nun die neuen gekommen.
Beide im gleichen Sinn und Geist verfaßt bedeuten eine
Bereicherung unserer praktisch theologischen Literatur,
eben weil sie rein wissenschaftlich sind. Unsere Kirche
kann F. für diese beiden Bücher für die Praxis des
Pfarrers nun von Herzen dankbar sein.

Bonn F. Hann

Schmidt, Gerhard: Handwerkliches zum kirchlichen Unterricht.

3. Aufl. München: Evang. Verlag A. Lcmpp 1940. (71 S.) 8°.

RM 1.10,

In Form von Leitsätzen und Thesen bietet der Verfasser
Gesichtspunkte und praktische Anregungen zu
vielen Fragen, die am besten durch die Überschriften der
Abschnitte charakterisiert werden: Stoffeinteilung, Stoffsammlung
, Die erste Stunde, Schulzucht, Fragen, Behandlung
der Kinderantworten, Anregen, Aufgeben und j
Abhören, Anschreiben, Zeichnen, Bildbetrachten, Die
Sprache, Erzählen, Chorsprechen und Singen, Beten,
Einführen ins Gesangbuch.

Das Erscheinen einer derartigen Schrift für den |
Pfarrer, der sich mit der religiösen Erziehung befaßt, ist
sehr zu begrüßen. Denn man wird ganz allgemein sagen
dürfen: Während der Lehrerstand dazu neigte, die Bedeutung
der methodischen Fragen zu überschätzen,
neigte der Theologe im allgemeinen dazu, das Methodische
zu unterschätzen und daher zu vernachlässigen.
Hier wird dem, der sich helfen lassen will, manch weit-
voller Wink gegeben. Wir greifen einige Ratschläge heraus
: „Studieren geht über Phantasieren". „Unsere Ge- !
fahr ist, daß wir die Kinder anpredigen, mit Stoff überschütten
. Wir müssen vom Monologischen loskommen".
„Halte dir eine Sammelmappe! Die eigne Sammelmappe j
bleibt die beste." „Meide die frömmelnden, süßen, rühr-
seligen, unwahrscheinlichen Geschichtchen." „Sei gründlich
vorbereitet für die Arbeit der Stunden, auch für
äußere Kleinigkeiten." „Hast du eine muntere^ Klasse,
dann mußt du immer noch munterer sein." „Sei nicht I
humorlos. Bring's fertig, auch einmal über dich selber !
zu lachen. Besser lachende als gähnende Gesichter!"
„Die Disziplin muß beim Lehrenden beginnen". „Die j
beste Schulzucht erreicht ein kesselnder' Unterricht."
„Du sollst mehr und lieber loben, anerkennen, ermutigen
und vorwärts helfen." „Benutze die Wandtafel, so oft
du kannst." „Hilf mit, daß die großen Namen und
Worte nicht zu sehr abgebraucht werden." „Die Pflege
des Kirchenliedes ist eine der wesentlichsten Aufgaben
unserer evangelischen Unterweisung." „Verwende das i
Gesangbuch regelmäßig in jeder Religionsstunde."

Einige Fragezeichen seien zu Einzelheiten gemacht: Gehören wirk-

Ifch die Fremdwörter: Trinitatis und Kredo zu den „unentbehrlichen" |

für den religiösen Unterricht der Gegenwart (S. 37). Treten nicht ;

in dem Kapitel ,.Singen" die Lieder der Gegenwart zu wenig hervor, I

durch die die Jugend unmittelbar angesprochen wird? (S. 43). Paßt
in unsere Zeit ausgerechnet ein Hinweis auf die „herrlichen (biblischen
!) Vornamen unserer Gesangbuchdichter"? (S. 48). Ist S. 54
wirklich die Vollbibel für die Hand der Kinder vorgesehen? Genügt
nicht entweder ein Neues Testament mit den Psalmen, oder muß
sonst nicht eine Auswahl wie die Württetubergische Schulbibel empfohlen
werden und zwar aus sittlichen, völkischen und religiösen Gründen
? Müssen unsere Kinder sich wirklich einprägen, wo „der Segen"
steht, wofür noch ein „mnemotechnischer Kniff" angegeben wird:
„Der Segen steht IV. Mose 0,24" (4 mal 6 24)! (S. 55). Kann für
den heutigen evangelischen Unterricht an deutschen Kindern wirklich
die Zusammenfassung für den „Glauben" in Hebräer 11 als „vorbildlich
" bezeichnet werden (S. 50)?

Aber dies sind Einzelheiten, die vielleicht bei einer
neuen Auflage berücksichtigt werden können, die jedoch
der Brauchbarkeit des Büchleins in keiner Weise Abbruch
tun. Die Schrift von Schmidt kann allen, die heute in irgend
einer Weise mit religiöser Erziehung und evangelisch
ein Unterricht zu tun haben, warm empfohlen werden
.

Dortmund Hermann Werder m a n n

Kamp, Heinrich, Pfr.: Konfirmandenbriefe. 2. Aufl. Heidelberg.-
Evang. Verl. 1040. (80 S.) 8°. RM —80.

In der Form von 36 Briefen werden die wichtigsten
Fragen des christlichen Glaubens durchgesprochen. Die
Ausdrucksweise ist leicht verständlich, anschaulich, anfaßlich
; die Lehrform ist völlig vermieden. Es handelt
sich auch nicht um einen in Briefe verkleideten Konfirmandenunterricht
; Lehrstoff fehlt oder besser: ist vorausgesetzt
. Als Leser sind einigermaßen Gereifte gedacht.
Dogmatische Zuspitzung oder auch nur konfessionelle
Ausprägung macht sich nicht bemerkbar.

Sibyllenort M. S c Ii 1 a n

Stä h 1 i n, Wilhelm : Bruderschaft. Kassel: Johannes Stauda-Verlag
1040. (121 S.) gr. 8° Kirche In Aufbau Bd. II.

RM 2.50; Lw. RM 3,4-0.

Der Verfasser beginnt mit einer neutestamentlichen
und mit einer kirchlich praktischen Erwägung als Ausgangspunkt
zu dem eigentlichen Anliegen, für das er mit
seiner Schrift Verständnis wecken will. Christen sind
Kinder eines Vaters, „von Gott gezeugt durch das Wort
der Wahrheit", und darum untereinander Brüder. Entscheidend
ist für solche Verbundenheit nicht die leibliche
Verwandtschaft, nicht die seelisch-erlebnismäßige
Gleichartigkeit, sondern die Tatsache, daß hier Menschen
„vom gleichen Ruf getroffen, vom gleichen Licht erleuchtet
, von der gleichen Kraft bewegt" sind. Diesem
urchristlichen Tatbestand gegenüber erhebt sich heute
stärker denn je Frage und Vorwurf: wo ist denn in der
christlichen Kirche solche Bruderschaft verwirklicht? Für
viele Menschen wird das christliche Zeugnis durch nichts
so unglaubwürdig als durch die Tatsache, daß man wohl
von Bruderschaft redet, aber keine Kraft zu solcher Gestaltung
aufbringt. Auf dem Hintergrund der biblischen
Schau und des praktisch-kirchlichen Versagens kommt
Stählin zu dem thematischen Satz seines Buches, der
dann nach allen Seiten hin entfaltet wird: „Damit es
Bruderschaft in der Kirche gebe, muß es Bruderschaften
in der Kirche geben" (S. 25). Erst muß christliches Gemeinschaftsleben
stellvertretend und beispielhaft in besonderen
, fest gefügten, streng geordneten und geführten
Bruderschaften dargestellt werden, dann kann solche
Ordnung und Übung auch zur Verwirklichung von Gemeinschaft
im Gesamtbereich der Kirche führen. Da die
Bildung solcher Bruderschaften viel verständnisloser Kritik
gerade auch von seiten theologischer Klugheit begegnet
ist, zeigt Stählin zunächst einmal in einem geschichtlichen
Teil, daß es in der christlichen Kirche eine viele
Jahrhunderte alte Bewegung kirchlicher Bruderschaften
bereits gibt. Die Reformation hat wohl die selbsterwähi-
te Heiligkeit und Verdienstseligkeit im Leben der großen
Ordensbildungen bekämpft, aber sie hat niemals die Notwendigkeit
geistlicher Disziplin und seelsorgerlicher Menschenführung
bestritten. Auch im Pietismus und in den
Lebensformen der Inneren und Äußeren Mission lassen