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Ausgabe:

1942 Nr. 3

Spalte:

114-116

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Gebete der Kirche im Kriege 1942

Rezensent:

Stählin, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 3 4

J14

Andersen, Dr. theol. Wilhelm: Der Existenzbegriff und das PK AVTIVCHP 7///<vtr ifiu

existenzielle Denken in der neueren Philosophie und Theo- rKAKlld^tlü lnEULULrlt,
gie. OOtereloh: C. Bertelsmann 1940. (217 s.) sn = Beitr. z. Förd.

christl. Theologie. Bd. 42,1 RM 5.50. '■ OUtz, Otto: Gebete der K.rche im Kriege. Im Auftrag des Evang.-

_ . '...... . . ., ,. , «« ■ Lutli. Landeskirchenrates hearb. u. herausg. 2. neubearh u ertr

Eine begnffsgeschichtliche Arbeit, die nach Methode Aufl München. paui Müller i. Komm. mo. (152 s.) gr. 8« RM3f>o

und teilweise nach dem Ergebnis am meisten mit derjeni- 2. K u n z e, Gerhard: Evangelisches Kirchenbuch für Kriegszeiten

gen von Adolf Sannwald über den Begriff der Dialektik Güttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht 1939. (86 S.) 8°. rm 3.20.

(1931) verwandt ist. 3. A11 m a n n, Ulrich : Stehet im Glauben. Gottesdienstliches Hand-

Der Verfasser beginnt mit einem - allzu kurzen und buch für die Kriegweit. Berlin: A. Töpelmann 1939. (55 S.) 8».

zu wenig in die Tiefe dringenden - Einleitungsabschnitt . 0,, Dj .. cammi„„„ ^li R+M V'

über die- „geistesgeschichtliche Bedeutung des Existenz- KircL< ,1035 ^ von 9Q0¥lP'h?t '

begriffs<<"fs folg dann mit der'V*ffitf2Z*$$g S^ttdie*^

keiteine Darlegung uber Existenz und Denken be 1Kier- sjnd Qer der*2 | <aer

kegaard Dabei wird Kierkegaard ganz auf df« ht uer gei ^ te Quellennachweis zeigt, da» die Gebete auJ

Hegeischen Philosophie (und doch wohl zu wenig auf ^ vegrschiedenen QueHen ünd*^hr verscniedenen Zei.

derjenigen der ihn umgebenden K.rch ichkeit) gezeich e fen stam sie sind nach Mitteilu des Herausgebers
WerÄ : ^ U".d S°"derS ^arbeitet und dln heutigen Sprach-

s>Ophic uccin um, uer ein wcueici rtusLiiiiui gcwiunic

ist. Besonders besprochen werden Jaspers, Heidegger,
Heinemann, Orisebach und Schrempf. Es folgt dann ein
Abschnitt über den Begriff der Existenz in der heutigen
Theologie (bei Winklcr, Hirsch, Bultmann, Brunner,
Heim, Gogarten und Barth). In welchem Maße und auf
welchem Wege hier Einwirkungen Kierkegaards vorliegen
, wird Fall für Fall untersucht. Der Verfasser zeigt

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—uc" ursprungiicnen Charakter der
einzelnen Gebete verändert haben; doch bleibt auch in
der vorliegenden Fassung zum mindesten in vielen Fällen
der strenge liturgische Stil der alten Kirche, oder die
besondere Art und Sprache von Blumhaidt, Bezzel u a
erkennbar. Die Gebete sind nicht nach ihrem Ursprung'

sondern nach ihrem Inhalt und ihrer Verwendunesmö*-
llc™eit geordnet; daß das natürlich vielfach zufälfig und
sich im Bezug auf das gesamte einschlägige Schrifttum ' willkürlich ist zeigt sich u. a. darin, daß ein Gebet von
gründlich belesen und gibt eine sorgfältige und fleißige | ^ef?el zweimal (Nr. 44 138) aufgekommen ist. — Al-

Analyse. Dabei treten freilich die ihn nicht unmittelbar
interessierenden Gesichtspunkte stärker zurück, als das
wünschenswert wäre. Insbesondere würde es von Belang
sein, die Bedeutung des Kantianismus und insbesondere
des Neukantianismus für die Rezeption des Existenzbegriffs
zu untersuchen. Auch dem Verhältnis von Existenz
und Person dürfte ein größeres Interesse zuzuwenden
sein.

Den Beschluß macht eine kritische Beurteilung der
verschiedenen Existenzbegriffe und ein eigener „Aufriß
eines christlich-theologischen Existenzverständnisses und
eines christlich-theologischen Denkens". Dabei wird der
Versuch, „die christliche Existenz des Menschen als religiöse
Möglichkeit zu verstehen", abgelehnt. Dagegen
wird eine Beziehung zwischen der religiösen und der
christlichen Existenz bejaht. Diese Beziehung sieht der
Verfasser im Anschluß an Sannwald so, daß religiöse und
christliche Existenz sich verhalten wie Gesetz und Evangelium
. Von diesem Standpunkt aus wird Brunners Denkweise
als unzureichend, Hirschs Existenzverständnis als
verkehrt (nämlich sozusagen antinomistisch) und Barths
Existenzverständnis als ebenfalls unrichtig bezeichnet
(weil hier Gesetz und Evangelium in eins gesetzt werden
). Leider kommt in diesem Zusammenhange Gogar-

tertümliche Wendungen, die sich zahlreich finden, sind
nicht immer durch echtes Alter gerechtfertigt. Im übrigen
sind für den Stil dieser Gebetssammlung zwei Merkmale
kennzeichnend:

Die neueren, z. T. wohl vom Herausgeher selbst stammenden
Gebete enthalten in großer Zahl biblische Wendungen, halbe Psalmen
oder Bruchstücke biblischer Sät/e, um dann unvermittelt
in eine völlig andersgeartete , säkulare Redeweise überzuspringen
. Statt vieler nur ein einziges Beispiel (218): „Wir danken Dir,
daß wo die Sünde mächtig ist, die Gnade noch viel mächtiger geworden
ist. Wir danken Dir, daß über den Kämpfen unseres Lebens
Deine Siegesfahne flattert." Danebeii zeigen sehr viele Gebete die
Neigung zu jener indirekten Redeform, die statt von einem objektiven
Geschehen von dessen Spiegelungen und Auswirkungen in der
menschlichen Seele redet: nicht „Sei uns nahe", sondern „Laß uns
Deine Nälve erfahren" (39); nicht „Vcrleilh? uns Deine Gnade, daß
wir leben als Deine Kinder", sondern „Mach uns allezeit Deiner
Gnade . . . gewiß und laß uns getrost werden in der Zuversicht,
daß wir Deine Kinder sind" (140); „Wenn wir . . . manchmal verzagen
wollen, ... so hilf, daß wir uns in Geduld fassen . . . lehre
uns, das .Dennoch' sagen . . ." (125).

Wenn es überhaupt Stilgesetze für die Sprachform
des kirchlichen Gebetes gibt (im Unterschied von den
Gebeten, die der subjektiven Erbauung dienen), so widerstreitet
beides jenem Stil, der dem Gebet der Kirche
zukommt. Schwerer wiegt die Frage, ob eine so reich-

hal+irro r.oKo*^«m^l"»~ :„u_ii.i:-i-

i witgi uic i rage, od eine so reich-
' u,cw"o x"i!r"^»nToP HeT^er- haltige Gebetssammlung inhaltlich die Weite und Fülle
ten, mit dessen kritischem Maßstabe derjenige °" des s0ebetes widerspiegelt, das als Antwort auf die

fassers, wie er selber anerkennt, in engem FüUe der Weisheit und Erkenntnis aus der Kirche zu

hange steht, recht kurz weg. Man wird ar>ex- " Qott zurückströmt. Diesen inneren Reichtum lassen die

Einzelergebnisse dieser Kritik durchweg «Dernenmei ^ ^ zusammengetragenen Gebete vermissen; sie bewollen
- zugeben müssen, daß sie von einem g schränken sich, mit wenigen Ausnahmen, auf die allge-
und fruchtbaren Gesichtspunkt ausgeht. Die Dar eg g , Qedanken voikskirchlicher Frömmigkeit, Bitte

der eigenen Gedanken des Verfassers entspricnt im / , ^ Bewahrung und Hilfe, Beugung und Hoffnung.
Satz dem, was er kritisch gesagt hat. b>ie ist atjer . . abgesehen von einer einzigen formelhaften Wen-

belastet durch eine allzu unkritisch-massive Verwendung ^ ^ ^ üebet ^ dje Verstorbenen gänzlich

gängiger Theologumena. _ ^ fPhl+ »nlmnVH »

eschatologischen Spannung ,
brunstigen Ernst des Gebetes „Es komme Dein Reich'"
Es bleibt alles, bis hin zu der Ausstattung, die der Ver-