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Ausgabe:

1942

Spalte:

103-104

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Husen, Erasmus

Titel/Untertitel:

Des Erasmus Husen Inventar der Berger Klosterurkunden vom Jahre 1551 1942

Rezensent:

Bellée, Hans

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 3/4

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seine ausgezeichneten Register alles getan, um den Zu- und fürstliche Rat des Herzogs Philipp I. von Pommern-
gang und das schnelle Auffinden der einzelnen Stellen Wolgast Erasmus Husen (f 1572, vgl. Adolf Hofinei-
und Vokabeln zu erleichtern. Das Schönste freilich wäre, ster, Zur Lebensgeschichte d. Erasmus Husen. MbH. d.
wenn eine neue Ausgabe des Registers seine Ergebnisse Ges. f. pomm. Gesch. u. Altertumskde., 1940, S. 100 bis
endgültig bestätigen und allgemein nutzbar machen 103) erkannt, als er sich, wohl auch durch den ihm nahe
könnte. bekannten Nikolaus Klempzen, seinem Vorgänger im

Wien, j. zt. im Heeresdienst H. v. Campenhausen Landesrentamte, angeregt, mit eifrigem Interesse der

Geschichte Pommers widmete.

Eine von etlichen Früchten seiner Betätigung ist eine
KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT Verzeichnung von Urkunden des Klosters Bergen auf

Rügen in Regestenform, die er im Jahre 1551 anlegte.
Zwingli Hauptschriften. Bearb. v. Fritz Blanke, Oskar Farner, Diese Handschrift „des Erasmus Husen Inventar der
Rudolf Pf ister. i. Teil: Zwingli, der Prediger, bearb. Berger Klosterurkunden v. J. 1551" hat der unermüd-
v. Oskar Farner. Zürich: Zwingii-Verlag i»40. (viii, 303 S., Uch p0mmersche Heimatforscher Alfred Haas nach dem

1 Taf.) kl. 8". Fr. 7.50.

Urtext herausgegeben. Das Original im Besitze der (ie-

Anläßlich der Jubiläumsfeier 1919 gab der Zürcher Seilschaft f. pommersche Geschichte und Altertumskde.,

Kirchenrat die sogenannte „populäre Zwingliausgabe" aufbewahrt im Staatsarchiv in Stettin, besteht ans 12

heraus, eine Auswahl aus den wichtigsten Schriften Blatt und enthält die Regesten von 113 Urkunden, vom

Zwingiis in einem Bande, bearbeitet von Georg Finsler, denen 48 heute im Wortlaut nicht mehr bekannt sind.
Arnold Rüegg und mir. Sie sollte den Zürcher Refor- ; Diese Tatsache, daß hier historische Begebenheiten

mator in weiteren Kreisen bekannt machen und hat das aus urkundlichen Quellen überliefert sind, gibt derHand-

auch getan. Aber sie hatte ihre Nachteile: sie bot eine schritt ihre hohe Bedeutung, welche auch zu ihrer Ver-

Auswahl, selbst innerhalb der einzelnen Schriften aus- öffentlichung führte. Der Inhalt der Regesten bezieht

wählend, und hochdeutschen Text; dadurch ging der sicn auf den Besitz des Klosters Bergen und umfaßt

Erdgeruch verloren. Der jetzt von Fritz Blanke, Oskar die Jahre 1193- 1525. Die einzelnen Regesten sind

Farner und Rudolf Pfister herausgegebene „Volks- durch jedesmalige Zusätze des Herausgebers über die

Zwingli" greift mit allerbestem Rechte auf den Original- Überlieferung der Urkunde bezw. des Inhalts und durch

text zurück, schwierige Ausdrücke erläuternd (die Er- sonstige Ergänzungen zweckmäßig erläutert,

läuterung greift sehr weit, sodaß wirklich Niemand vor Berlin-Dahlem H. Bellte
dem „Schwizerdütsch" zurückzuschrecken braucht), und

bietet als Ganzes weit mehr als jener eine Band. Es s,. p__c_,„. „„„ D„(f ,. , ,, ...

,, iT . ,.J , , . . , ■ acnlecnta, |<.: Erasmus von Kotterdam. Hamburg: Holtmann

sollen die Hauptschriften Zwingiis die lateinischen in • & c 1Q40 (y3 S) g0 = Qeistijfes Elliropa. KM ,.80.

deutscher Übersetzung, wissenschaftlich einwandfrei her- ..... ,. .... , . „A, D. ,, . , .,

ausgegeben werden, Sit knapper Einleitung und kurzer ^ ^^^^^^^^"^

Sacherklärung. Der vorliegende erste Band, von Oskar ü,et °le deutsche Wiedergabe einige) trasm.ana Mucke

Farner bearbeitet, bringt die Schrift „von Erkiesen und a, s t^ul w ' E'^l-ndion m.l.t.s Christian,,

Frvheit der Snvsen" von Chrheit und Qewüsse des der Rede uber Kindererziehung, dem Furstenspiegel, der

fv/y r Z <PY • 'n" 5" Clarlie't unfl uewusse Oes Einleitung ZUm N.T., dem Lob der Ehe, den Colloquia

Worts Gottes", „ein Predig von der ewig reinen Magt familiarijJ den Briefe*„ [)amm herumgelegt ist eine Wik-

Maria, „der Hirt" „eine kurze und ehr stlicne lnle - ,• ,' c w ■ , ft -6 ,v, , «
tuno-" als Fastennredio-t Schriftnredktt Marienoredittt ! dlgunS des Erasmus, Kennzeichnung seiner Werke und

d u "stenpreaigt, benr npreaigt, marienprea gt Bestirnmtlng seiner Stellung innerhalb der Geistesge-

Predigt uber das Pfarramt, Anleitung für Prediger, und , . , , r<a ■ . ■ ■ u i i i w
/usaminenaef-ißt als Der Prediger" (ein zweiter Teil 1 ?chlchte- l)as lst ,mmer reizvoll ZU lesen, und dem Ver-

zusammengetallt als uer l reoiger (ein zweite i eil f md manche gutc Formulierungen gelungen. Frei-

Predigten soll folgen). Jeder Schritt ist eine knappe, y h üemi facundum pectus^ Erasmi", Ab-

histor.sche Einleitung voraufgeschickt, und ein kurzes schlie'ßendes uber Erasmus m s 1 ist unmöglic'h) es

Vorwort unterrichtet über die Predigtart Zwmgl.s über- , , . d [ t Urt ü ( . « ' d § ^

haupt. Uber den Inhalt dieser Zw.ugl.schnfter, zu be- f ^ i M ()h ejn ber,^ab< Die humanitas Eras.

richten ist hier nicht der Ort. Der Band präsentiert '. ß gt kom ',. . d .

sich äußerlich gut; es ist sehr zu wünschen, daß durch Heranbildung deS Menschen zum wahren Menschen"

diese billige, gute gemeinverständliche Ausgabe Zwingli 'g ?) wieder|ibtj oder sagt: als das Hochstc ,,t ihm
nun auch wirklich mehr gelesen wird als es bisher ge- ; ^ine geistige Freiheit" (§.11), so muß man sfeh doch

schah. Em Sach- und Bibelstellenreg.ster ist beigegeben. hüten>gdie Lnäherung an die Aufklärung des 18. |ahr-

c ,Ei" P*" ,Sc!V",lli:i^1K'hlcr:cS;,f Astel,t.>^,""1-^" ZW-!. ~ hunderts zu stark werden zu lassen. Schlechta arbeitet

S. 27 Ann,. j,7 „es 90. - s 28 Ann,. 370 heißt: „wjder verge- t , jt d Begriff des Skeptikers, aber gerade den

ben", doch wohl: wieder absolviert worden, vgl. das vorhergehende: i T j■ rr c u -j. . , .. , ,
„Sund worden". Zwingli will sagen: das Milchprodukt ist in der Eid- h,at dle "«lere Erasmusforschung mit bestem Rechte
genossenschaft erst in den letzten hundert Jahren in die Bulklis/iplin überwunden (vgl. die Sehl, offenbar entgangenen Voreingestellt
worden. — S. 65 z. 2 v. u. im Text hätte Melitus erklärt träge auf der Erasmus-Gedenkfeier in Rotterdam, 1Q36
werden sollen. — S. 102 Anm. 680 lies: Dominikanerorden (statt in der Tijdschr. voor Geschied en Oudheidkundc). Der
Franziskaner). — s. 170 fehlt Anm. 35. — S. 172 fehlt Anm. 72 und starke positiv religiöse Zug bei Erasmus, gipfelnd in
Anm. 7t paßt nicht. — s. 173 fehlen Anm. 87 bis 90. - der Mystik kommt bei Schi, nicht zur Geltung, er ist
Heidelberg w. Köhler viel „katholisch kirchlicher" gewesen, als es bei Sehl.

aussieht, er gehört im besten Wortsinne in die kirch-

Des Erasmus Husen Inventar der Berger Klosterurkunden Uch-religiöse Reform, freilich in einer Weise, die, zur

vom Jahre 1551 (Extract van den versegeklen breven des Closters vollen Konsequenz gebracht, die Kirche aufsprengte.

Bergen up Rugen). Hrsg. v. iVof. Dr. Alfred Haas. Greifswald: Aber gerade das hat er wieder nicht gewollt. Dazu war

Bamberg 1441. (42 S.) gr. 8° = Denkmäler d. Hommerschen Ge- er, wie Schi, richtig sieht, ZU illtelIektlialistisch. Ich WÜr-

schichte. Bd. 3. RM 2.10. de auch nicht von „Ritterlichkeit" und „Noblesse" bei

In vielen deutschen Landschaften sind außer den dieser höchst egozentrischen Natur sprechen. Natürlich

landesherrlichen Archiven die geistlichen besonders wich- ist der Auseinandersetzung mit Luther eine längere Er-

tige Fundstellen der geschichtlichen Überlieferung. Der örterung gewidmet, von dem schon 1517 von Luther ge-

Grund dafür liegt in der hervorragenden Stellung der fälltem Urteil aus: „Das Menschliche gilt mehr bei Eras-

geistlichen Institute und in der überpersönlichen Art mus als das Göttliche"; es stoßen „zwei Lebensgrund-

ihrer Verwaltung. Auch in Pommern sind die älteren haltungen aufeinander", aber Schi, verbindet sie wieder

Denkmäler der Landesgeschichte in den Archiven der als die beiden unentbehrlichen Pole für das Leben des

Landesklöster erhalten geblieben. Diese Tatsache hat europäischen (ieistes.

schon im 16. Jh. der hochangeschenc Landrentmeister Heidelberg w. Köhler