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Ausgabe:

1942

Spalte:

34-35

Kategorie:

Pfarrerbücher, Kirchenbücher

Autor/Hrsg.:

Kohlenbusch, Lorenz

Titel/Untertitel:

Pfarrerbuch der evang. unierten Kirchengemeinschaft ('Hanauer Union') im Gebiet der Landeskirche Hessen-Kassel 1942

Rezensent:

Lerche, Otto

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 1/2

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ist; denn der Pfarrer trägt, schafft und ordnet das Ge-
meindcleben. Ferner hat das Pfarrhaus eine besondere
Kulturbedeutung für das deutsche Volksleben. Schließ-
licli ist zu sagen, daß die Ahnenforschung wohl bei acht
Millionen Deutscher immer auf einen Pfarrer stölit. Die
Herausgabe von Pfarrerbüchern hat gerade für die Ahnen
- und Sippenforschung eine außerordentliche Bedeutung
. Und so ist denn dies Buch, schon lange mit Spannung
erwartet, freudig von allen aufgenommen worden,
die bisher nur auf die Karteien von Otto Fischer und
seine liebenswürdige Auskunft angewiesen waren.

Bei jedem solchem Buch ist nicht auf die Lücken zu achten,
die sich auch in diesem Buch finden. Es gibt Kirchenkreise, die
alle Anfragen unbeantwortet ließen; hoffentlich empfinden sie Reue.
Im Konsistorium seihst sind die Personalien von Pfarrern die vor 1875
im Amt waren, im Jahr 1835 weithin vernichtet worden!! Alan wird
auch kleine Fehler nachweisen können. Da ist z. B. ein rheinischer
Pfarrer Hilfsprediger in Sodingen gewesen und man liest: Sulingen.
Von uns Brandenburgern kann man nicht verlangen, daß wir Sodlngen
kennen. Grundsätzlich ist zu sagen, daß man sich freuen muß über
das, was geboten wird. Wenn man bis zur Ausfüllung aller Lücken
gewartet hätte, dann wäre vielleicht der Druck niemals zustande gekommen
. Und so freue man sich dessen, was geboten wird. Wer Fehler
findet, wird gebeten, die Berichtigung dem Konsistorium, als Herausgeber
, oder Pfarrer Otto Fischer, Berlin-Südende, Langensteiner
Weg 4 zu senden. Aber man teile nicht Vermutungen oder mündliche
Oberlicferuingen mit, sondern ein wissenschaftliches Buch, darf nur
Berichtigungen aufnehmen, die sich auf urkundliche Unterlagen gründen
.

Das Buch ist nicht aus der Mode der heutigen Zeit
heraus geschrieben worden, sondern der Verfasser hat
3 Jahrzehnte zuvor aus innerer Nötigung heraus diese
mülievollen Studien begonnen, ohne eine Aussicht zu haben
, daß sein Buch, dessen Umfang immer starker anschwoll
, jemals gedruckt werden könne. Wenn die Mode
der Zeit ihm nicht plötzlich entgegengekommen wäre, so
wäre es Ihm wahrscheinlich so gegangen, wie jenem
Pfarrer Steinbrück in Stettin, der um 1S00 herum sich
einer gleichen Sammelarbcit hingab, und dessen Buch
erst 1903 und 1912 im Druck erschienen ist. Bücher,
die aus innerer Nötigung geschrieben sind, tragen immer
inneren Wert in sich.

Berlin Walter W c n d 1 a n d

Grünberg, Reinhold: Sächsisches Pfarrerbuch. Die Parochien
u. Pfarrer d. ev.-luth. Landeskirche Sachsens 153)—1939. Im Auftr.
<1. Pfarrvereins f. Sachsen bearb. !■ T.: Die Parochien. (XV, 750
S.); II. T.: Die Pfarrer. (XV, VII, 1064 S.). Freiberg: Mauckisch
1940. KM 30—.

Aus Kreyßigs Album der sächsischen Geistlichen, das
in 2. Auflage 1898 erschien und über 800 Seiten hatte,
sind drei starke Bände geworden, indem zu dem (durchgesehenen
und berichtigten) Verzeichnis der Pfarrer jedes
Kirchspiels ein alphabetisches Verzeichnis aller Pfarrer
mit den wichtigsten Angaben über Lebenszeit u. s. w.
kam. Auch der Beruf des Vaters ist angegeben, was in
einer künftigen Arbeit über die Herkunft unserer Pfarrer
verwertet werden mag (hier haben sich ja bemerkenswerte
Wandlungen vollzogen; im letzten Menschenalter ist
der Anteil der Bauernsöhne an der Pfarrerschaft stark
zurückgegangen). Wie denn auch sonst die Forschung
das in dem Buche, seiner Absicht nach ohne Erläuterung,
dargebotene Material in mancher Richtung wird auswerten
können. Die von Grünberg im einzelnen befolgten
Grundsätze scheinen mir durchweg verständig (bis in
solche Einzelheiten hinein wie daß die Träger wesentlich
gleich ausgesprochner, aber früher oft verschieden ge-
schriebner Namen, z. B. Seifert, Seyfarth, Seyfferdt, zusammen
genommen sind). Wer mehr Angaben über die
Verwandtschaft der Genannten, ihre Kinderzahl U. dgl.
gewünscht hätte, soll bedenken, daß derartiges wohl im
Pfairerbuch eines kleineren Gebiets vorbildlich geleistet
werden kann, hier aber, da die sächsische Landeskirche
jnehr als 1000 Pfarrer hat, den Umfang des Werkes
hätte ins Unmögliche anschwellen lassen. Daß der Druck
(zur Vierhundertjahrfeier der Einführung der Reformation
im damals herzoglichen Sachsen 1539) überhaupt

erfolgen konnte, dank der Hilfe der Kirchenbehörde und
j des Pfarrervereins, begrüßt man um so mehr, als er heu-
| te nicht mehr stattfinden könnte.

Natürlich wird bei solchem Riesenstoff jeder einiges Einzelne
anders wünschen. Z. B. sollte, wo Pfarrer amtlich zu einer Stadtgemeinde
gehörten, tatsächlich aber ein Dorf bedienten und dort wohnten
, das überall gesagt sein. Bei Friedr. Naumann hätte von seiner
Tätigkeit als Pfarrer der I. M. in Frankfurt nicht bloß der Anfang
(1890), sondern auch das Ende (1897) und daß er im nächsten
Jahre nach Berlin zog, angegeben werden sollen. Daß Dresden, das
früher nie einen Dom hatte (wie auch Bachs Thomaskirche in Leipzig
solchen Titel nicht nötig hat), jetzt, weil amtliche Stellen diese
' Bezeichnung zu lieben scheinen, auf einmal zwei Dome hat (die Sophien
- und die Frauenkirche; warum dann nicht zuerst die Kreuzkirche
?), was Anlaß zu vieler Verwirrung gibt, an diesem Sprachgebrauch
konnte der Herausgeber offenbar nichts ändern. Rade ist
nicht (wie III 712 angegeben) an den Folgen eines Sturzes vom Rade
gestorben. Aber Versehen im Kleinen können die Dankbarkeit nicht
mindern, die man Grünberg für seine hingebende Arbeit schuldet.
Niederbobritzsch H. Mulcrt

Kohlenbusch, L.: Pfarrerbuch der evantr. linierten Kirchengemein-
schaft („Hanauer Union") im Gebiet der Landeskirche in Hessen-
Kassel. Darmstaut: L.C. Wittich K38. (IX, 497 S.) gr. 8°. RM 10—.

Jedes gründlich gearbeitete Pfarrerverzeichnis ist
nicht nur ein Beitrag und ein Quellcnwerk zur Familienkunde
, sondern vor allen Dingen ein Dokument kirchlicher
Soziologie. Es unterliegt auch keinem Zweifel, daß
ein gutgearbeitetes Pfarrerverzeichnis unter Umständen
treffliche apologetische Dienste leisten kann. In den
letzten Jahren sahen sich die Pfarrervereine veranlaßt,
nachzuweisen und im Einzelnen zu belegen, was das
deutsche evangelische Pfarrhaus im Weltkriege geleistet
hat und was es an Blutopfern gebracht hat. Ein Pfarrer-
bucli, das so ausführlich gearbeitet ist, wie das Vorliegende
, weist in einem kleinen Bezirke nach, wo überall
in allen Landen und in allen Kämpfen und Schwierigkeiten
die Pfarrer und die aus den Pfarrhäusern hervorgegangenen
Menschen an der Front gestanden haben.
Gewiß, es fehlt auch da nicht an Versagern und Nullen;
aber es kommt auf den Durchschnitt an: und da wird
man zu einem durchaus positiven Ergebnis kommen.

Doch steht bei der Herausgabe der Pfarrerverzeichnisse
dieser apologetische Zweck völlig im Hintergrimde.
In erster Linie soll der Familicnforschung und sodann
der Kirchengeschiclite gedient werden. Die kirchlichen
Behörden haben darum heute vielfach das Bestreben,
solche Arbeiten anzuregen und ihren Druck zu unterstützen
. Bei großen Kirchenbezirken ergeben sich da
mancherlei technische und methodische Fragen der Anordnung
und der Textgestaltung. Im vorliegenden Falle
haben wir es mit einem Kircheubezirk von nur 80 Gemeinden
zu tun. Es sind dies die 63 reformierten und
27 lutherischen Pfarreien — in den zehn Orten Bergen,
Bruchköbel, Kesselstadt, Rüdigheim, Windecken, Seckbach
, Altenhaßlau, Bieber, Schlüchtern und Steinau
waren vor der Union reformierte und lutherische
Pfarreien —, die sich ISIS zu Hanau zusammenschlössen
und innerhalb der kurhessischen Landes -
kirche die evangelisch-unierte Kirchengemeinschaft, „die
Hanauer Union" bildeten. Für eine solche kleine
Kirchengemeinschaft ist es freilich möglich, ein so ausführliches
Verzeichnis, das jeweils eine kurze Pfarrgeschichte
und dann eine ausführliche Familiengeschichte
aller im Amte gewesenen Pfarrer bietet, zu drucken.
Hätten wir das im Druck befindliche Pfarrerverzeichnis
der Provinz Brandenburg ebenso gestaltet, dann hätten
wir wohl ein Werk von über 000 Druckbogen vorlegen
müssen, was finanziell ganz und gar unmöglich wäre. —

Kohlenbtisch ordnet sein Material nach Kirchenkrei-
sen. Dazu gibt er ein Verzeichnis der Orte und ein alphabetisches
Verzeichnis der Personen. In diesem Personenverzeichnis
sind nicht nur die Pfarrer, sondern auch alle
Nachkommen und Angeheirateten mit ihren Namen vertreten
, so daß das Buch in erster Linie dem Sippenforscher
gute Dienste leistet. Aber der Kirchenhistoriker