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Ausgabe:

1942

Spalte:

356-359

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schär, Johann Friedrich

Titel/Untertitel:

Das Problem der Apologetik in der Theologie Martin Kählers 1942

Rezensent:

Zänker, Otto

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Abschnitt. Das Kunstgewerbe zeigt in den sogen. Jesuitenporzellanen
ähnlich wie in anderen für Europa hergestellten
Porzellanen eine sklavische Abhängigkeit vom j
europäischen Vorbild. Beachtlich ist nur, daß offenbar j
eine ganze Anzahl von Porzellanmalern sich mit der I
Wiedergabe christlicher Themen beschäftigten.

Die neueste Zeit ist im 19. Jh. in Plastik, Malerei
und Architektur völlig abhängig von europäischen Vorbildern
, und auch die ersten Angleichsversuche können
nicht als gelungen bezeichnet werden. Die evangelische
und katholische Mission waren zu sehr von der über- 1
ragenden Bedeutung europäischer Kunst überzeugt, als j
daß sie die chinesische hätten zu Worte kommen lassen. ;
Vereinzelte Anregungen zu einer Anpassung durch freiere
Nachahmung und Nachschaffen gingen im Laufe der Zeit
unter. Erst durch die tatkräftige Förderung des apostolischen
Delegaten Erzbischof Celso Costantini Anfang j
der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts wurde eine
Schule ins Leben gerufen, die nun bereits Werke hervor-
bringt, die als eigene Schöpfungen christlicher chinesi- j
scher Kunst gelten können. — In der Baukunst hält man j
trotz neuerer Aupassungsversuche wohl immer noch zu i
sehr am europäischen Schema fest, obwohl die chinesi- j
sehe Halle auch als Kultraum sehr geeignet wäre und
architektonisch nur geringer Änderungen bedürfte. Wenn
auch dort chinesische Künstler stärker zu Wort kommen,
wird sich in der Architektur die gleiche Wandlung vollziehen
wie in der Malerei.

Die Aufgabe, die der Verf. sich gestellt hat, das Zu- j
sammentreffen zweier so gewaltiger Kulturen und ihre i
künstlerische Auseinandersetzung zu schildern, ist in die- [
sein Bande in der besten Weise gelöst. Jeder Leser, den
überhaupt das Problem der christlichen Missionskunst
angeht, wird hierin wertvolle Anregungen und Hinweise
finden, die es ihm gestatten, auch Einzelfragen nachzugehen
, die in dieser Zusammenfassung natürlich nicht
so eingehend behandelt werden konnten. Wir müssen
daher dem Verfasser dankbar sein, daß er das oft sehr
verstreute Material in so klarer Form zusammengestellt
hat. Der letzte Abschnitt über die Malerei der neuesten
Zeit vermittelt außerdem Material, das der europäische
Freund chinesischer Kunst sonst wohl kaum zu Gesicht
bekommen hätte.

Hamburg P. W. Meister

Altchristliche Mosaiken (Einf. v. Sertrio Bettini). Berlin: Giinther&
Co. in Komm. 1941. (2 Bl.; XL S. Abb.) 4° = Die Sammlung
Parthenon. In Umseht. RM 2.85.

Zu den unvergeßlichen Eindrücken einer Italienreise
gehören immer wieder die großen Mosaikkompositionen
altchristlicher und mittelalterlicher Zeit. Niemand, der
Gelegenheit hatte, Ravenna zu besuchen, oder der von
Palermo nach Monreale herauffuhr, oder der bei einem !
Besuche des Forums in die kleine Kirche der hl. Ärzte
eintrat, wird sich dem Eindruck entziehen können, den
diese vielleicht kostbarsten Denkmäler spätantiker bildender
Kunst auf den modernen Beschauer machen. Es ist
ein Verdienst des Verlages, wenn er in der vorliegenden
Bildmappe eine kleine Auswahl dieser Denkmäler vereinigt
hat, um so mehr als die großen Tafelwerke von I
Wilpert und Ricci doch nur einem kleinen Kreis von
Fachgenossen zugänglich sind. Die zeitlichen Grenzen |
hat man dabei sehr weit gesteckt; von S. Costanza i
bis Monreale reichen die vorgelegten Abbildungen, also
weit über die im Titel angedeutete Epoche hinaus. Vielleicht
wäre der Eindruck ein geschlossenerer gewesen,
hätte man sich bei der Auswahl wirklich auf die altchristliche
Zeit beschränkt und statt der mittelalterlichen Bildproben
, die im Grunde doch in andere Zusammenhänge
gehören, noch die eine oder andere Aufnahme aus Rom
und Ravenna reproduziert. Man sähe z. B. gern einiges
von den neuen Aufnahmen der Mosaiken in S. Maria
Maggiore, ferner einige Proben der neutestamentlichen
Bilder in S. Apollinare Nuovo, schließlich als Beispiele
eines hoch entwickelten ornamentalen Geschmacks das

erhaltene Apsisinosaik des Lateranbaptisteriums und einen
Ausschnitt aus der Decke von S. Vitale. Umgekehrt sind
die spätantiken Mosaiken Salonikis von der Sammlung
ausgeschlossen geblieben; man findet sie in der gleichzeitig
erschienenen Mappe: Byzantinische Mosaiken. Der
Herausgeber hat hier offenbar den einfacheren Weg
einer lokalen Scheidung Abendland-Byzanz gewählt, ohne
Rücksicht auf das sowohl in antiker wie mittelalterlicher
Zeit entscheidende Übergreifen der oströmischen Werkstätten
auf italienischen Boden. Die Überschätzung des
römischen und italienischen Anteils an den ravennati-
schen und venezianischen Mosaiken, die sich darin verrät
, sowie die Vorstellung einer von altchristlicher Zeit
bis ins Mittelalter kontinuierlich sich entwickelnden „ra-
vennatischen Schule" teilt der Herausgeber mit einem
großen Teil der italienischen Kunstwissenschaft.

Damit ist schon der an die Spitze gestellte Text berührt
. Das Schwergewicht derartiger Publikationen wird
naturgemäß immer in dem Bildteil liegen. Von der Einführung
erwartet der mit der Materie nicht vertraute Leser
denn für ihn sind solche Bildmappen doch zunächst
bestimmt — eine kurze Orientierung über die historischen
und sachlichen Voraussetzungen der abgebildeten
Denkmäler sowie eine knappe Analyse derselben
nach der künstlerischen Seite. In beiden Beziehungen
bedeutet der Text von Sergio Bettini ein restlose Enttäuschung
.

Eine allgemeine Einleitung über die Bedeutung des Mosaiks
in der Spätanüke ist ebenso geschraubt wie nichtssagend. Als Probe
möge ein Satz genügen: „Schon die ibloße Siein- oder Glasmatcrie
der Flächengefüge, das »Pathos der Distanz« ihrer mineralischen Un-
empfindliichkeit, setzte die Fanbe in Rede und Gleichnis um". Auch
der dann folgende, die einzelnen Abbildungen verbindende Text fordert
an vielen Stellen zum Widerspruch heraus. Satze wie der folgende
: „Die (teilweise zerstörte) Dekoration von S. Sabina treibt
den römischen Stil bis beinahe an die Schwelte des Byzantinismus" verraten
, wenn sich der Autor dabei überhaupt etwas gedacht hat,
wirklich ein Höchstmaß an Ahnungslosigkeit. Auf die Stellung zu
den besonderen Problemen Ravermas und Venedigs wurde oben schon
hingewiesen. Leider ist auch das eigentliche Tafelverzeichnis nicht
frei von Fehlern. Die Frühdatierung der Langhausmosaiken von
S. Maria Maggiore (Tat. 4 u. 5) läßt sieh heute nicht mehr aufrecht
erhallen. Taf. 7 n. 10 geben die beiden Hälften des gleichen
Mosaiks (S. Venanzio) w ieder. Das Stifterbild (ohanns VII. aus seiner
Kapelle (was soll das merkwürdige Wort Betkapelle?) bei S. Peter
gehört auch seiner Zeit an (705—7) und nicht erst dem 9. Jh.
Das stark restaurierte Fragment — alt ist nur das eigentliche
Gesicht — befindet sich heute im Museo Petriano. Bei Taf. 20 u.
21 wäre ein Hinweis auf die ein halbes Jahrhundert jüngere Entstehung
der beiden Heiligcnprozessionen am Platze gewesen.
Halle (Saale) J. K o 11 w i t 7.

S YSTEMA TISCHE THEOLOGIE

Schär, Johann Friedrich: Das Problem der Apologetik in der
Theologie Martin Kählers. Diss. d. ev.-theol. Fak. d. Univ. Bern
1940. (204 S.) gr. 8".

In einem großangelegten Aufriß der Hauptgedanken
der Theologie M.K.s geht der Verfasser im ersten Hauptteil
von der Bedeutung der Apologetik bei Kähler aus
und entwickelt dann Zweck und Aufgabe der Theologie,
die Erkenntnistheorie, den Begriff des Übergeschient -
liehen, die Wahrheitsflage, die Begründung der Religion,
Schrift und Offenbarung, den Gottesgedanken, die Escha-
tologie, um mit einem Gesamtüberblick über K.s Theologie
zu schließen. Der zweite Hauptteil bringt in zwei
größeren Abschnitten Grundzüge der Theologie Franz
Overbecks und Lüdenianns zum Vergleich mit Kähler
zur Darstellung und als Abschluß des Ganzen einen
Überblick über Kählers Bedeutung in der heutigen Theologie
. — Es mag sehr reizvoll sein, K. einmal als Apologeten
herauszustellen. Gibt doch der erste Teil seines
Hauptwerkes, der „Wissenschaft der christlichen Lehre",
einen starken Eindruck von seiner ungewöhnlichen Gabe
des Eindringens in die zeitgenössischen und allgemeinen
geisteswissenschaftlichen Probleme. Bedenkt man aber,
daß es niemals K.s Absicht gewesen ist, als theologischer