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Ausgabe:

1942

Spalte:

354-355

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Schüller, Sepp

Titel/Untertitel:

Die Geschichte der christlichen Kunst in China 1942

Rezensent:

Meister, Peter-Wilhelm

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und Heinr. Hoft'nianns religionsgeschichtlichcs Volksbuch Die Aufklärung
, unter den vielen erwähnten katholischen Künstlern des 18.
Jhd.s Pergolese. Ob die Bergpredigt ein Kulturidcal enthält (S. XII),
wird strittig Iiieiben.

Niederbobritzsch H. M u 1 e r t

Funk, Dr. theol. Thcopiiil: Die Anfänge der Laienmitarbeit im
Methodismus. Bremen: Anker-Verlag 1941. (VIII, 255 S.) gr 8° =
Beiträge zur Geschichte d. Methodismus. Bd. 5. RM 4.80 ; geb. RM 5.80.
Nachdem als Wurzeln der meth. Laienarbeit auf dem
Boden puritanisch geprägter Volksfrümmigkeit die reli-
gious societies, Wesleys Persönlichkeit und das Herrn-
hutertum aufgezeigt sind, wird bei der Darstellung der
scelsorgerischen Laienarbeit zuerst der Typ des
{nicht laienrechtlerischen oder mystisch-asketischen, sondern
) „ganzheitlich''-aktiven Methodisten in seinem Unterschied
vom Puritaner und Quietisten sowie seine soziologische
Herkunft infolge der Industrialisierung Englands
herausgestellt (darf man übrigens, wenn doch
W.s society dem Arbeiter allein „irgendeine Möglichkeit
der Mitbestimmung und Mitarbeit" bot, das laienrecht-
lerische Motiv einfach ausschließen?) und dann gezeigt,
-wie W. zögernd den Tatsachen folgt, stets Begründungen
in der alten Kirche suchend, und mit seinem großen
Organisationstalent aktive Gemeindezellen schafft (class,
band, select band usw.). Im zweiten großen Hauptabschnitt
wird umgekehrt erst W.s allmähliche Auflockerung
gegenüber der Laien predigt gezeigt, mit der
außer den frühen Vorläufern (Lollharden und Puritaner)
ihm andere Erweckungsführer (Howell Harris!) vorangegangen
waren, und dann der Typ herausgearbeitet
nach Herkunft (meist Handwerker, z.T. Arbeiter, besondere
Ausprägung: Soldatenprediger), Sendungsbewußtsein
(das erste Zeugnis ist meist öffentliches Gebet),
Leidensbereitschaft. Predigtweise usw., vor allem auch
die diktatorische Leitung durch W. selbst, der seine
Laienprediger streng festhielt in der Stellung als Gehilfen
des Pfarrers (in der Predigt, nicht in der Sakra-
mentsverwaltung) aufgrund eines extraordinary call, den
er selbst bei Frauen anerkannte. So wechselt in dieser
wertvollen Arbeit historische Darstellung, die manche
neue Erkenntnisse bringt, mit systematischer Untersuchung
. Liegt es vielleicht an diesem Wechsel, daß theologisch
nicht alles ganz klar wird? Heilsgewißheit wird
als Typus bildend betont, aber ebenso, daß Heilsgewißheit
nicht Vorbedingung der Aufnahme sei (bekanntlich:
herzliches Verlangen, dem zukünftigen Zorn zu entrinnen
) und daß auch der Suchende schon aktiviert werde.
Die Frage der Feststellbarkeit der „Heilsgewissen" gegenüber
den „Suchenden" wird aber nicht erörtert, obwohl
doch die Unterscheidung von „band" und „select
band" (F. selbst spricht von „leisem Verzicht") dazu
aufforderte. Vor allem wird der Begriff des Laien nicht
theologisch geklärt in seiner Verschiedenheit beim Angli-
kaner, Presbyteriancr und Lutheraner. Mit „priester-
schaftsbewußten Pfarrherren", die argwöhnisch über Vorrechte
wachen gegenüber Nichttheologen (S. 107), ist ja
theologisch nichts gesagt, zumal nach W.s Tode bekanntlich
die Laienprediger die Vorrechte ihres neuen Standes
cl>enso eifrig wahrten. Die geschichtliche Darstellung
wird dadurch aber nicht beeinträchtigt, eher die Schlußthesen
als Beitrag zur grundsätzlichen Frage der Laienmitarbeit
(jedes Gemeindeglied geistiger Mitarbeiter, Differenzierung
der Gemeinde in Gemeindezellen, Laienprediger
als Helfer des Pastors). Aber gleichwohl bietet die
Darstellung des Methodismus, auch wenn man die Einmaligkeit
der Herrscherpersönlichkeit W.s stärker in
Rechnung stellt, willkommenen Anlaß zu erneutem
Durchdenken der Fragen. Nicht ganz verständlich ist
mir der Satz S. 225 Anm. 79; an der älteren Erweckung
in Deutschland im 19. Jh. ist der Methodismus nicht beteiligt
, in der Gemeinschaftsbewegung hat er kaum die
„religiöse Vitalität in die rechten Bahnen" gelenkt (vgl.
den Verlauf der Heiligungsbewegung!).

Hannover I'. Fleisch

KUNSTGESCHICHTE

Schüller, Sepp: Die Geschichte der christlichen Kunst in
China. Berlin: Klinkhardt und Bicrmann 1040. (XI, 163 S., 08 Abb.) 4"
= Bücherei des Kunstsammleis Bd. 2. RM 12 — .

Das Unternehmen, die christliche Kunst in China von
ihren Anfängen bis zur neuesten Entwicklung darzustel-

i len ist erstmalig in dieser Zusammenfassung. Bei der
Stellung des Themas ist es von vornherein klar, daß die
Betonung auf der christlichen Kunst liegen muß,
da eine fortlaufende Entwicklung, wie in der abendländischen
christlichen Kunst, in China fehlt. Auf die
Kunst Chinas bezogen ergäbe sich daher ein nicht nur
völlig ungewohntes, sondern sogar falsches Bild. Immerhin
stehen wir vor Zeugnissen des christlichen Kunstschaffens
, die auf eine Fast gleich lange Tradition wie
die abendländische zurückblicken kann. Doch ist sie in
China jeweils abhängig von der Missionstätigkeit und
gliedert sich dementsprechend in die drei großen Epochen
christlicher Missionstätigkeit in China: 1. von den
Anfängen der Nestorianertätigkeit bis zur Jesuiten-Mission
. 2. die Zeit der Jesuitenkünstler, 3. die neueste Mis-
sionsperiode von 1842 bis 1939.

Die erste Periode kann natürlich fast nur an Hand
der Quellen konstruiert werden, da an Denkmälern außer
der großen Stele der Nestorianer von Hsi-an-fu (781 n.
Chr.) so gut wie nichts erhalten ist. Die Reiseberichte
der Franziskanermönche und Marco-Polos geben aber
ein anschauliches Bild des damaligen Kunstschaffens
im Dienste der christlichen Mission. Wenn es sich auch
in der Hauptsache um Werke abendländischer Künstler
handelt, kann doch aus verschiedenen Beschreibungen geschlossen
werden, daß dem Geschmacke der Landesbe-
wohner, der Mongolen und Chinesen, in Einzelheiten
Rechnung getragen wurde. Im allgemeinen wird es sich
aber um eine mehr äußerliche Berührung der beiden
Kulturen gehandelt haben. Von den erwähnten Bauten
ist leider auch nichts erhalten, da sie wohl alle aus zu
leichtem Material hergestellt waren. Die Malerei dieser
Zeit wird einzig durch die „chinesische Madonna"

i von "Fang Yin (1470 -1524) repräsentiert. Die Zu-

I Weisung an diesen berühmten Maler dürfte aber zu Unrecht
erfolgt sein. Es handelt sich um eine künstlerisch
nicht sehr bedeutungsvolle Nachbildung eines Gnadenbildes
der Mater Dei Dignissima in Santa Maria Mag-
giore zu Rom.

Die folgende Zeit der Jestiitenmission in China bietet
auf allen künstlerischen Gebieten ein reicheres Bild. Die
Architektur, die in der Fassade von S. Paolo (1601) noch
den typischen Stil des Jesuitenbarock zeigt, wandelt
sich sehr rasch, denn die um 1640 errichtete Lao-t'ang
in Shanghai ist bereits in einem Mischstil erbaut, der

' stark mit chinesischen Bauelementen durchsetzt ist. Dagegen
scheint man später wieder mehr zur rein europäischen
Bauweise übergegangen zu sein. Auf dem Gebiet
der Plastik ist man wohl über einige Ansätze zu
einer Verbindung zwischen europäischem und chinesischem
Stil nicht hinaus gekommen. Wenn auch Darstellungen
der Kuan-yin mit Kind, wie sie die chinesische
Kunst hervorgebracht hatte, von den Missionaren gerne
als Darstellung der Madonna mit Kind angesehen wurden
.

In der Malerei spielt sich die Entwicklung ähnlich
wie in der Architektur ab. Neben einfachen Holzschnittwidergaben
nach Kupferstichen des Anton Wierx
mit Darstellungen aus der Heilsgcschichte und ähnlichen
Arbeiten ersteht der christlichen Kunst in Giuseppe
Castiglione (chinesisch: Lang Shih-ning) 1688—1766
der große Maler, der berufen war, die Entwicklung der
christlichen Kunst in China für lange Zeit festzulegen
und zu beeinflussen. Leider bricht die Entwicklung durch
die Auflösung des Jesuitenordens und die Einstellung
des 19. Jh. zur Kunst Chinas wieder ab. Einige beacht-
, liehe Arbeiten, die unter dem Einfluß der Kunst Casti-
| gliones entstanden sind, bringt der Verfasser in diesem