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Ausgabe:

1942 Nr. 11

Spalte:

316-317

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Schousboe, Julius

Titel/Untertitel:

La secte juive de l'alliance nouvelle au pays de Damas et le christianisme naissant 1942

Rezensent:

Rost, Leonhard

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 11

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Problems, das docdi den Schlüssel zum Verständnis des
paulinischen Rechtfertigungsglaubens bildet, nicht erkannt
, und darin wird man den entscheidenden Mangel
dieser sonst anregenden und kenntnisreichen Untersuchung
sehen müssen. In dem kurzen Kapitel über den
v6|i<>; XihotoO vermisse ich eine Untersuchung über das
Verhältnis von vouos XpioxoC und Evangelium. Daß hier
ein Problem liegt, zeigt der Rm. 10,16 vorliegende
Sprachgebrauch, wo Paulus vom Gehorsam gegen das
Evangelium redet. Steht das Gesetz Christi neben dem
Evangelium, ist es mit dem Evangelium identisch, oder
— was mir das wahrscheinlichste ist — bezeichnet es die
im Evangelium enthaltene Forderung Christi? Wieweit
ist die altkirchliche Auffassung, die Jesus als den neuen
Gesetzgeber versteht, bei Paulus vorgebildet? Auf diese
Fragen ist der Verfasser nicht eingegangen.

Zum Ganzen der Untersuchung ist zu bemerken:
Trotz vieler zutreffender exegetischer Einzelbeobachtungen
hat der Verfasser die ganze Schärfe der paulinischen
Antithese gegen das Gesetz nicht herausgearbeitet. Er
bemüht sich, die positiven Aussagen des Paulus über das
Gesetz zu unterstreichen und bekämpft energisch das
„marcionitische" Verständnis von Gal. 3,19 durch Lietz-
mann und Loisy. (Auf die Frage, ob diese Ausleger von
ihm zutreffend charakterisiert werden, kann ich hier
nicht eingehen.) Ebenso charakteristisch ist, daß der
Konflikt des Paulus mit dem Judenchristentum nach
Act.T5 geschildert wird und daß der Ausleger von der
Harmonie dieser Darstellung mit Gal. 2 überzeugt ist.
Auch die Übersetzung von Tetog Rm. 10,4 mit „Ziel"
mag noch erwähnt werden. Es ist das Bild eines temperierten
, „katholischen" Paulus, aber nicht das eines gewaltigen
Kämpfers, das uns hier geschildert wird. Aber
die Arbeit ist mit Sachkunde und gesundem exegetischen
Urteil geschrieben und in der Auseinandersetzung mit
andern Auffassungen sachlich und vornehm. Auch wo
man Fragezeichen setzen muß, wird man die Ausführungen
des Verfassers mit Interesse zur Kenntnis nehmen,
zumal wenn man weiß, daß die Texte oftmals verschiedene
Möglichkeiten der Interpretation offen lassen.

Boppard a. Rh. Wilhelm Mundle

Brun, Prof. Dr. Lyder: Jakobs Brev. Oversatt og fortolket. Oslo:
Aschehoug & Co. 1941. (212 S.) er. 8°.

Der in der Geschichte der Jakobus-Auslegung epochemachende
Kommentar von M. Dibelius (1921) hat auch
die Grundlinien und mehr als sie in diesem für 'norwegische
Pfarrer und Theologiestudenten gedachten
Kommentar bestimmt. Wie Dib. hält auch der Vf. den
Jakobusbrief für ein nachpaulinisches Pseudonymes
Werk, das — ganz der Paränese gewidmet — seinen
Stoff aus jüdischen und heidnischen Quellen schöpfte.
Er lehnt es deshalb mit Dib. ab, aus den Mahnungen
auf die von „Jakobus" vorausgesetzten Gemeindeverhältnisse
zurückzuschließen, und ist wie Dib. überzeugt,
daß man bei dieser Sammlung paränetischen Inhalts
nicht krampfhaft nach einem strengen Zusammenhang
zwischen den einzelnen Spruchgruppen suchen darf. Gewisse
Unterschiede von Dib. fehlen freilich nicht, so
z. B. nimmt der Vf. an, daß „Jakobus" ein hellenistischer
Judenchrist war, daß an manchen Stellen der Zusammenhang
fester ist, als Dib. zugeben will, und ähnliches
mehr. Selbstverständlich ist auch die Literatur
seit 1921 eingearbeitet. Insofern ergänzt das solide
gearbeitete und gut lesbare Buch das ältere Werk.

Der Vf. orientiert den Leser zunächst über die
katholischen Briefe insgesamt, schildert dann die Stellung
des Jakobusbriefes in der Kanonsgeschichte und
charakterisiert seine literarische Art und Inhalt. Mit
einem Abschnitt über Verfasser und Zeit und einer Übersicht
über die Literatur schließen die einleitenden Bemerkungen
„zur Orientierung".

Die nun folgende Übersetzung und Erklärung teilt den Stoff
folgendermaßen ein: 1,1 Überschritt und Gruß. 1,2—12 Aushalten
unter Prüfungen. I, 13—19a Woher kommt die Versuchung?

; 1,19b—27 Wort und Tat — rechte Gjttesverehrung. 2,1 — 13
; Krieche nicht vor den Reichen, verachte nicht die Armen! 2, 14—26
, Glaube ohne Werke iät tot. 3, 1 —12 Die Zunge — ein nicht zu
zähmendes Böses. 3, 13—18 Irdische und himmlische (Lebens-)
[Weisheit. 4,1 — 12 Falscher Streit und rechter Kampf. 4,13—17
Wer gebietet über den morgigen Tag? 5, 1—6 Das Schicksal des
Reichtums, die Sünde der Reichen. 5,7—12 Geduld bis der Herr
, kommt. 5,13—20 Gebet für Kranke und Sünder, Seelenhilfe an
: Menschen in der Irre.

Ein ,Rückblick' faßt zunächst zusammen, was sich
j über die ,Theologie' des Jakobusbriefes sagen läßt, behandelt
dann seine Form, bespricht eingehend die Verfasserfrage
, bestimmt den Platz des Jakobusbriefes im
Urchristentum und untersucht die (schließlich abge-
I lehnte) These, daß der Jakobusbrief eine überarbeitete
i jüdische Schrift sei. 3 Exkurse gelten den Fragen des
2. Kapitels: Glaube und Werke bei Jak., Rechtfertigung
I bei Jak. und Pls., der geschichtliche Hintergrund von
j Jak. 2, 14—26.

Die nordischen Theologen werden dankbar zu diesem
! trefflichen Kommentar greifen.

Münster i. W. E. Haenchen

Fridrichsen, Anton: Krig och fred i Nya Testamentet. Upp-
sala: Lundequisrt; Leipzig: Otto Harrassovvitz 1940. (35 S.) gr. 8°
= Uppsala Universitets Arsskrift 1940:3. Kr. 1.25.

Das eschatologische Weltbild, das Fr. stark herausstellt
, kennt Krieg und Frieden im technisch-politischen
Sinne nicht. „Der messianische Krieg ist kein gewöhnlicher
Krieg, sondern ein Glied im wunderbaren Geschehen
der Endzeit" (S. 10). Das gilt für das Ju-
[ dentum nicht minder wie für die ,U r k i r c h e'. Darum
j kann die Frage ,Kirche und Krieg' nicht „eine direkte
Antwort im Neuen Testament finden" (S. 35). — Das
J e s u s bild, das Fr. im 3. Abschnitt zeichnet, wird dadurch
problematisch, daß er Stellen wie Mk 13,9 und
Mt 23, 2f. unbedenklich als echte Jesusworte verwendet.
Münster i. W. E. H a e n c h e n

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

S c h o u s b o e, J.: La secte juive de l'alliance nouvelle au pays
de Damas et le christianisme naissant. Kopenhagen: Munks-
gaard 1942. (IV, 75 S.) 8". Kr. 5—.

Der dänische Neutestamentier bemüht sich in einer
I gründlichen, sorgfältig aufgebauten Studie um die Gemeinde
des Neuen Bundes im Lande Damaskus, ge-
I stützt auf die Mahnreden des Textes A, S. 1—8 und B,
19. 20 der Schechterschen Ausgabe unter Berücfcsich-
! tigung der bis 1933 erschienenen Literatur. Der erste
' Teil S. 1 —17 befragt die erwähnten Textstücke nach
j ihren zeitgeschichtlichen Anspielungen. Der 2. Teil interpretiert
stückweise den in Übersetzung dargebotenen
Text der Mahnrede. Das Ergebnis dieser Bemühungen
ist ein neuer Vorschlag zur Identifizierung der Deckbe-
I Zeichnungen der erwähnten Personen. Er geht von der
Annahme aus, daß die „Früheren", aus deren Reihen
| die Gemeinde später hervorgegangen ist, die Anhänger
I des „einzigartigen Lehrers" Johannes des Täufers seien,
j Die Alitglieder der Gemeinde hätten sich kurz vor der
Zerstörung Jerusalems, nachdem ein Teil der Johannesjünger
durch den „Mann der Lästerung" Jesus zum Ab-
I fall von der Thora verleitet war und ein weiterer unter
Josephus, den „Mann der Lüge", Kriegsdienste genom-
> men hatte, nach Damaskus geflüchtet und sei nach län-

gerer Zeit der Leitungslosigkeit von dem „Lehrer der
ierechtigkeit" Dositheus organisiert worden. Johannes
I der Täufer aber sei auch der bereits erschienene, ent-
! rückte und wieder zu erwartende Messias. Diese Thesen
werden vor allem durch einen längeren Exkurs über
Dositheus und seine Anhänger gestützt und durch sorgfältige
Auslegung der Textstücke unterbaut. So ergibt
I sich ein geschlossenes Bild von großer Eindrücklichkeit,
wobei das Neue an der These vor allem die Gleich-