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Ausgabe:

1942

Spalte:

311-313

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Das Haus, Hühnerzucht

Titel/Untertitel:

Taubenzucht, Bienenzucht 1942

Rezensent:

Staerk, Willy

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 11

312

fremder Religionen auf Denken und Glauben auch der christlichen
Kreise Einfluß gewann. Nicht nur, daß die von Claudius gefertigte
Übersetzung von zwei französischen Werken (v>n Terrasson und i
A. M. Ramsay) sein ,.Verlangen nach einer gründlicheren Beschäf- I
tigung mit den orientalischen Religionen" weckte, er schrieb auch i
eine größere Abhandlung: .Eine Asiatische Vorlesung' (in den Sämtlichen
Werken 1803 erschienen), die eine eingehende Beschäftigung
mit den damals bekannt gewordenen religionsgeschichtlichen Werken
aufweist. Auch sonst verfaßte er allerhand kleinere Studien: ,Von den
Jammabo's oder Bergpriestern in Japan'; .Über den allgemeinen Eifer
der Menschen für Religion und religiöse Handlungen', machte Auszüge
aus der Bhaguat-Geeta (BhagavadgHä) und aus dem ,Brah- |
manischen Religionssystem' J. F. Kleukers. Was aber besonders be- !
merkenswert dabei ist, ,,er (Claudius) begnügt sich nicht damit, die
Kenntnisse, die er sich inbezug auf die asiatischen Religionen erworben
hat, für jede Religion für sich auszuwerten, sondern er setzt die
verschiedenen Religionen zueinander in Beziehung und trachtet danach, j
das ihnen allen Gemeinsame herauszustellen" (S. 11). Welchen Eindruck
solche Beschäftigung mit fremden Religionen auf Claudius j
machte, erweisen wiederholte Bemerkungen wie: ,,G.>tt höre jeden, ;
der auf dem Fusi klingelt und der vor der Gittertür zu Jisje seine j
Stirn auf die Erde legt! Und das tut auch Gott, glaub' ich; denn j
ist er nicht auch der Japaneser Gott? Freilich ist er auch der Japa- j
neser Gott." Oder wenn er in seinem wundervollen Brief ,An
meinen Sohn Johannes', 1799, diesem ans Herz legt: „Verachte
keine Religion, denn sie ist dein Geist gemeint, und Du weißt I
nicht, was unter unansehnlichen Bildern verborgen sein könnte." Der i
Verfasser hat seine Darlegungen mit vielen aufschlußreichen Anmerkungen
ergänzt, die wichtige Hinweise für weitere Untersuchungen
bieten.

München R. F. Merkel

Friedrich, Adolf: Afrikanische Priestertümer. Vorstudien zu |
einer Untersuchung. Stuttgart: Strecker u. Schröder 1939. (X, 390
S., 6 Ktn.) 8° = Studien zur Kulturkunde, Begründet von Leo
Frobenius, Hrsg. Ad. E. Jensen. 6. Bd. = Veröffentl. d. Forschungsinstituts
f. Kulturmorphologie, Frankfurt a. M.

RM 18—; geb. RM 20—. j

Die bescheidene Andeutung dieses Buchs als „Vor- j
Studien" trägt zwar seinem Charakter Rechnung, soll
aber nicht eine Veranlassung sein auf geringere Bedeu- |
tung zu schließen. Friedrich hat sich in der Tat keinen
anderen Zweck gesetzt als das über die afrikanischen
Priestertümer Bekannte aus den zahlreichen ethnographi- i
sehen Monographien zusammenzutragen und zu ordnen,
damit einer künftigen Behandlung des Themas vorarbei-
tend. Es bedeutet dies aber nicht nur eine gewaltige Ar- !
beitsleistung, sondern auch schon eine gewisse Behand- j
lung des Gegenstands, die sich in jeweils den Kapiteln 1
hinzugefügten Schlußfolgerungen anbahnt. Diese Schluß- 1
folgerungen tragen freilich einen skizzenhaften, und nicht
immer recht begründeten Charakter, vor andern der j
Schluß über den historischen Charakter der Völkerkunde.

Wichtig im höchsten Grad aber ist die vorgelegte i
Materialsammlung. Es werden die Quellen vorgelegt be-
züglich des sakralen Königtums, der Ahnenverehrung, der
Magie, des sog. Subachentums („Seele außerhalb"), der
Besessenheit, des Schamanismus und der Regenmacherei,
— alles natürlich im Zusammenhang des Priesterwesens. |

Für die Religionsgeschichte läßt sich hier sehr viel
lernen. Und die Lektüre des Friedrichschen Buchs könnte
einem das Durchlesen einer ganzen ethnographischen !
Bibliothek ersparen, wenn nicht gerade die Zusammen- j
fassung die Lust selber einige der genannten Werke zu i
studieren bestärkte.

Der große Nutzen, den die Religionsgeschichte aus j
dieser Studie ziehen kann, beschränkt sich nicht bloß auf i
die afrikanischen oder überhaupt die primitiven Religionen
. Die Behandlung des sakralen Königtums z. B.
wirft ein helles und erstaunliches Licht auf das sakrale
Königtum im alten Ägypten. Was manche Ägyptologen j
schon vermuteten: daß vieles im altägyptischen Königtum
afrikanischen Ursprungs ist, wird hier bestätigt.
Groningen G. van der Lecinv

ALTES TESTAMENT

Dalman, Gustaf: Arbeit und Sitte in Palästina. Band VII: Das
Haus, Hühnerzucht, Taubenzucht, Bienenzucht. Gütersloh: Bertelsmann
19.42. (VIII, 337 S., 187 Abb.) gr. 8° = Beitr. z. Förd.
christl. Theologie, 2. Reihe. Samml. wiss. Monogr. 48 Bd. RM 20—;

geb. RM 22.50.

Als der Altmeister der Palästinakunde am 19. August
v. J. nach einem reichgesegneten Gelehrtenleben in
Herrnhut, wohin er im hohen Alter zurückgekehrt war,
heinigerufen wurde, lag der vorliegende Band seines
großen Lebenswerkes bis auf wenige Bogen ausgedruckt
vor, der Rest in erster Korrektur. Der mit der Herausgabe
betraute Greifswalder Kollege Prof. Rost hat nur
die 4 Register (hebr. und aram. Wörter, arab. Wörter,
Verzeichnis der Sachen) hinzugefügt. Die angezogenen
Bibelstellen hat wie bei den früheren Bd. ein Schüler
Dalmans zusammengestellt. Der Bilderanhang, eine sehr
wertvolle Beigabe, stammt von verschiedenen Helfern
am Werk, vom Verf. selbst, von seinem früh verstorbenen
Sohn, von verstorbenen und lebenden Mitgliedern des
Jerusalemer Instituts. Neben vielen guten Lichtbildern
bringt er eine Menge Skizzenzeichnungen.

Wie in den früheren Bänden ist wieder Altertum und
Gegenwart mit einander zu anschaulicher Einheit verbunden
. Gegenstand ist das palästinensische Haus und seine
Geräte. Im Wesentlichen geht es dabei um das Bauernhaus
, nicht um das städtische Haus, das wohl dem antiken
nicht mehr so nahe steht wie das bäuerliche. Doch
ist ihm ein kleinerer Abschnitt (S. 171 —175) gewidmet.
Der Gegenstand wird durchgeführt mit der bei D. gewohnten
erdrückenden Fülle von Einzelbeobaclitungen,
die sich aber zu einem geschlossenen Bilde runden,
nach den Gesichtspunkten Material (Steine, Ziegel, Bindemittel
und Verputz, Bauholz) Hausbau und Hausgestell
(Boden, Eckstein, Tür und Fenster, Dach, Söller
und Hof), wozu als wertvolle religionsgeschichtliche Er-

§änzung ein Abschnitt über religiöse und abergläubische
itten beim Hausbau kommt. Es folgt dann S. 111—170
die Vorführung der verschiedenen Arbeiten von Hausbau
(Flachdachhaus ohne Stützen, Pfeilerbau, Bogenhaus, Gewölbe
-und Kuppelhaus). Ins Innere des Bauernhauses führen
die Abschnitte über das Hausgerät S. 170—247. Es folgt
dann noch ein Abschnitt über Hühner-, Tauben- und Bienenzucht
S. 247—296, der das in Bd. VI über die
landwirtschaftliche Tierzucht Gesagte vervollständigt. Die
Ausbeute für die Einzelexegese des A. T. ist wieder so
reich, daß das dazu gehörige Register von angezogenen
biblischen und rabbinischen Wörtern 6 dreispaltige Seiten
füllt.

Im Vorwort vom 30. 11. 40 sprach D. davon, daß
er den Wunsch hege, noch einen 8. Bd. des Gesamtwerkes
herausgeben zu dürfen. Darin sollten die verschiedenen
Funktionen des häuslichen Lebens des Bauern in
alter und neuer Zeit zur Darstellung kommen, also eine
Innenschau gegeben werden als Ergänzung zu dem mehr
dem äußerlichen Leben gewidmeten Inhalt der früheren
Bände. Von dieser Arbeit fand der Herausgeber etwa
ein Drittel fertig vor, dazu Anfänge des letzten Teils, der
von den Begräbnissitten handeln soll. Man kann nur
wünschen, daß es dem mit der Vollendung des Werkes
Dalmans betrauten Kollegen gelingen möge, es bald zu
einem guten Ende zu führen.

In eine Kritik des neuen Bandes einzutreten, verbietet sich für
den, der nicht wie sein verewigter Vf. so durch ein ganzes Leben
hindurch in dem Lebensraum gestanden hat, dessen Schilderung das
ganze Werk zum Ziel hat. In aller Zurückhaltung sei deswegen nur
auf eine kleine Einzelheit aufmerksam gemacht, die dein Ref. aufgefallen
ist. D. scheint an dem Text der Überschrift von Ps. 56
'al-jonath 'elem rechoqhn keinen Anstoß genommen zu haben, wenn
er „Taube der Verstummung" als Bezeichnung einer Singart für
ein Gebet in großer Not erklärt. Aber der mass. Text ist nach
Ausweis der alten Übersetzungen nicht haltbar, er muß einer argen
Verderbnis unterlegen sein.

Zu dem Hinweis auf Billerbeck zu Matth. 3,16 und Joh. 1,32
(S. 265:i), daß die raibbinische Literatur die Taube als Symbol
des göttlichen Geistes nicht zu kennen scheint, hätte man gern
nähere Ausführungen positiver Art oder wenigstens Literaturatigaben,
die den Leser instand setzen, sich über die außerbiblische Herkunft
des Symbols zu orientieren.

Zu Matth. 10,16 tWouioi = teinimin (vgl. Hohesl. 5, 2 und 6,9
jonathi tammathi) verweist D. richtig auf die vom Midrach der Taube