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Ausgabe:

1942

Spalte:

295

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Kjöllerström, Sven

Titel/Untertitel:

Svenska förarbeten kyrkoordningen av år 1571 1942

Rezensent:

Kornerup, Bjørn

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 9/10

29(5

ihren deutschen Teil, und die Unität in Böhmen und
Mähren, sowie über das Missionswerk und sonst wichtige
literarische und andere Nachweisungen. Die kleine
Brüderkirche umfaßt heute etwa 58 000 Mitglieder, von
denen 15 448 auf das europäische Festland, Böhmen und
Mähren fallen. Die Bedeutung der kleinen Kirche geht
aber, das zeigt der erste Teil des Jahrbuches, weit über
die Grenzen dieses kleinen Kreises hinweg. Auf über 44
Seiten berichtet hier Theodor Bechler über die Beiträge
der Brüdergemeine zur Pflege der Wissenschaft und
Kunst in zwei Jahrhunderten. Er kann eine überraschende
Fülle von wertvollsten Menschen und Schriften anführen
und kann andeuten, was Mitglieder der Gemeine zur
Pflege der Naturwissenschaften, des Erziehungswesens,
der Dichtung, der Musik, der bildenden Kunst, des
Rechts, der Verwaltung, der ärztlichen Wissenschaft und
der Sprachforschung, sowie zur Pflege der Glaubensgemeinschaft
über die Grenzen der eigenen Kirche hinaus
geleistet haben. Kleinere Beiträge führen in Wort und
Bild hervorragende Glieder der Gemeine aus Gegenwart
und Vergangenheit mit ihrem Lebenswerk vor, und eine
Ortsgeschichte aus zwanzig Gemeinen zeugt von dem
regen Leben einer Kirche, deren besonderer Stolz die
Pflege des Missionsgedankens in aller Welt sein darf.
Tübingen M. S c h 1 u n k

Kjöllerström, Sven : Svenska förarbeten tili kyrkoordningen

av är 1571. Stockholm : Svenska Kyrkans Diakonistyrelses Bokförlag
1940. (79 S.) 8° = Samlingar och studier tili svenska kyrkans histo-
ria 2 = Acta Historica-Ecclesiastica Suecana 2. Kr. 2.25

Als Heft 2 der von dem energischen lundensischen
Kirchenhistoriker Professor D. Hilding Pleijel gegründeten
, verdienstvollen Serie „Samlingar och studier" ist ein
kirchenrechtlicher Beitrag erschienen, von dem Professor
der Pastoraltheologie in Lund, D. Sven Kjöllerström
herausgegeben: Svenska förarbeten tili kyrkoordningen
av är 1571. Diese Publikation besteht teils aus dem Abdruck
der neun Synodalstatuten, teils aus einer geschichtlichen
Einleitung. In der letzteren gibt der Verfasser
einen Überblick über die kirchenrechtliche Entwicklung
in Schweden bis 1571. Im MA. gab es in diesem
Lande kein alleingültiges Kirchenrecht („Kyrko-
balk"), besonders wichtig war aber das Upplandsrecht, j
und dieses siegte mit der Reformation. Es war aber j
dringend notwendig, daß dieses revidiert und im lutheri-
sehen Geiste umgestaltet wurde. Schon 1539 legte der j
Erzbischof Laurentius Petri dem König Gustav Wasa [
seinen ersten, nun verlorengegangenen, Entwurf einer !
evangelischen Kirchenordnung vor, und ebenfalls 1546
einen zweiten, auch verlorengegangenen, Entwurf, aber
weder 1539 noch 1546 gelang es ihm die königliche Bestätigung
zu erhalten. Erst 1571 wurde die endgültige,
schon 1561 ausgearbeitete, Kirchenordnung angenommen.
In den dazwischenliegenden Jahren waren indes mehrere
spezielle Ordnungen entstanden, die später in die Kirchenordnung
von 1571 eingearbeitet wurden. Diese sogenannten
Teilstatuten waren von den leitenden Männern
der schwedischen Kirche erlassen, erhielten aber nie
königliche Bestätigung. Von den in diesem Heft veröffentlichten
derartigen Rechtsquellen hat Kjöllerström
drei bisher unbekannte an den Tag gebracht, die übrigen
waren schon früher, aber nicht in befriedigender Weise,
herausgegeben worden. Die Statuten betreffen die lateinischen
Schulen als Unterlage der Predigerausbildung,
die Jahresrente der Prediger, die Kirchenzucht und die
Liturgie. Typisch sind die Bestimmungen der Teilsstatuten
über die Beichte, die im evangelischen Geiste stark
betonen, daß die Buße nur eine zeitliche Züchtigung ist,
nicht aber die Sünde vor Gott sühnt. Besonders wichtig
als Vorarbeiten zur Kirchenordnung von 1571 sind die
sogenannten „Vadstena-Artikel" von 1552, von Laurentius
Petri verfaßt. — Die vorliegende Ausgabe ist vortrefflich
zurechtgelegt, die Texte sind sorgfältig herausgegeben
und die Einleitung ist vorbildlich durch eindringende
historische Kenntnisse, Genauigkeit und kritischen
Scharfsinn.

Kopenhagen Björn Korncrup

Mitteilungen

Die Berliner Theologische Fakultät hat im Verlaufe eines Jahres
schwere Verluste zu verzeichnen gehabt. Stuhlfauth, Ulrich, Liet/mann
sind nicht mehr unter den Lebenden. Der Soldatentod von Hans
Georg Opitz betraf auch uns, da wir ihn als Nachfolger Lictzmanns
wieder zu gewinnen hofften. Jetzt hat die Fakultät auch aus dem
Kreise des jüngsten Nachwuchses ihren Beitrag zu den Opfern des
großen Völkerringens geleistet. Am 3. Juni fiel im Osten in tapferer
Pflichterfüllung als Gefreiter in einer Nachrichtentruppe der Assistent
am Systematischen Seminar Pastor Lic. hahil. Walter Karowski.

Karowski ist am 12.1.1915 geboren. Er studierte in Münster
und Berlin und war hier seit 1937 Assistent. Seit dem 31.3.1941
lag für ihn der Antrag auf Ernennung zum Dozenten vor.

Wer Karowski kennenlernte, hatte sofort den Eindruck, den geborenen
Wissenschaftler vor sich zu haben. Ausgezeichnet durch eine
vorzügliche Begabung, hatte er sich mit eisernem Fleiß zunächst eine
solide philosophische Grundlage erworben, dann aber mit zunehmender
Reife sich immer bewußter der Theologie zugewandt. Das Kriegserlebnis
ließ, wie die letzten Briefe zeigen, das Verwurzeltsein in den
christlichen Glaubenswahrheiten ganz stark in den Vordergrund treten.

Seine noch unveröffentlichte Habilitationsschrift über die erkennt-
nistheoretischen Grundlagen der Theologie Franks, die er während
eines Urlaubssemesters in erstaunlich kurzer Zeit vorzulegen vermochte
, und ebenso seine Probevorlesung über die religionsphilosophischc
Konzeption in Kants Opus postutnum zeigten eine schöne Fähigkeit zu
produktiv-wissenschaftlicher Arbeit. Kleine Artikel hatten schon immer
die Mannigfaltigkeit seiner Interessen, gelegentliche Rezensionen die
Schärfe seiner Klinge, die Uebungen im Proseminar ein besonderes
pädagogisches Geschick bewiesen.

Daneben war er innerlich der große prächtige Junge geblieben,
als der er zu uns kam. Mit dem ganzen schönen Mut der Jugend
zum Problem, voll von strahlendem Idealismus, aufgeschlossen für
alles Gute und Wertvolle gerade auch der neuen Zeit, lebensprühend
und arbeitshungrig, anhänglich, dankbar und treu wie wenige.

Noch war alles im Fluß. Aber immer deutlicher zeichneten die
Linien des Werdenden sich ab und ließen wissenschaftlich und menschlich
Großes erhoffen. Aus dem Schüler wurde immer mehr der persönliche
Freund. Wir haben sehr viel mit ihm verloren.

Am 7.2. 1942 habe ich ihn vor dem Altar mit der, die seine
Lebensgefährten sein wollte, zusammengesprochen. Der selbstgewählte
Trauspruch lautete: ,,Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die
Krone des Lebens geben."

Berlin A. F. Stolz enburg

Professor D. Friedrich Ulrich (geboren 13.4.1870 zu
Klein-Garz in der Altmark, gestorben 24.4.1942) studierte nach Absolvierung
des Gymnasiums zu Brandenburg („Ritterakadeiuie") in
Berlin, Göttingen und Halle Theologie und Philologie. Zuerst Pfarrer
in der heimatlichen Altmark, kam er 1901 als Pfarrer an die deutsche
und französische Gemeinde in Beirut (Syrien), 1909 als solcher in die
Industriestadt Saarbrücken. Im Weltkriege war Ulrich Divisionspfarrer
bei der 119. Infanterie-Division und ging mit dieser Division
nach Frankreich, Masuren, Galizien. 1917 übernahm er in Berlin die
Stelle des Leiters des „Evangelischen Vereins für kirchliche Zwecke".
1923 gründete er in Berlin das Evangelische Haupt-Wohlfahrtsamt;
damit schuf er den Mittelpunkt neuer sozialer Betätigung der Evangelischen
Kirche in der offenen Fürsorge. Und um diesen Mittelpunkt
seharte er die Evangelischen Bezirkswohlfahrtsämter, gründete Säuglings
- und Arbeiterheime und übernahm für seine Zwecke Marthashof.

Ulrichs wissenschaftliche Laufbahn setzte 1912 mit der Promotion
zum Lic. theol. in Heidelberg ein (Dissertation: „Die Vorherheslim-
mungslehre im Islam und Christentum"); 1917 machte er an der Universität
Bonn das philologische Oberlehrer-Examen; 1923 verlieh
ihm die Berliner Universität den theologischen Ehrendoktor und beauftragte
ihn 1927 mit der Abhaltung von Vorlesungen über Wohlfahrtspflege
. Diese Vorlesungen hielt er mit besonderer Treue bis zu
seinem Lebensende; durch Führungen an die Stätten der Wohlfahrtspflege
wußte er seinen Hörern den Blick ins Leben zu schärfen. 1933
ernannte ihn das Erziehungsministerium zum Honarprofessor an der
Universität Berlin. Für den Unterzeichneten war es immer eine besondere
Freude, einen solchen Kenner und Könner der „Tat-Verkündigung
" in die Arbeit der Praktischen Theologie an der Berliner Universität
eingebaut zu wissen. Ulrichs Tod riß hier eine allzeit schmerzende
Lücke.

Außer der oben genannten Dissertation lieferte Ulrich mannigfache
Arbeiten literarischer Art, von den „Predigten über das Leben
des Apostels Paulus" und einem „Katechismus für ev. Auslandsge-
meinden" über eine „Geschichte der deutschen ev. Gemeinde in Beirut
" bis zu den Schriften zu seinem Fache an der Universität: „Die
Innere Mission und die Evangelische Wohlfahrtspflege in Berlin",
„Fürsorge und Seelsorge", „Die weltanschaulichen Grundlagen der