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Ausgabe:

1942

Spalte:

293-294

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Elze, Theodor

Titel/Untertitel:

Geschichte der protestantischen Bewegungen und der deutschen evangelischen Gemeinde A.C. in Venedig 1942

Rezensent:

Schubert, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 9/10

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des Schützers des Eides und des Rächers des Meineides (Gregor
von Tours, In glor. niart. I 38) seiner nur im Nachtrag und dabei
nicht ausreichend gedenkt. Dabei bemerkt auch der erwähnte
deutsche Monatszettel, der übrigens in seiner Vita auf Surius
zurückgeht ausdrücklich: ,,Wo jemand einen falschen Eid thut, stirbt
er entweder des gaelien Tods, oder wird vom Teufel besessen." Doch
in diesen und verwandten Arbeitsgebieten wird man bei diesem Handwörterbuch
das horazische „Quandoque bonus dormitat Homerus"
recht häufig anwenden müssen. Auch O. A. Erich und R. Beitl (Wörterbuch
der deutschen Volkskunde. Leipzig 1936, S. 565) kennen
Pankraz nur als Eisheiligen.

Manches ließe sich liturgiegeschichtlich nachtragen. Letania Augustana
(11. Jahrhundert, veröffentlicht bei F. A. Hoeynck, Geschichte
der kirchlichen Liturgie des Bisthums Augsburg, mit Beilagen:
Momtmenta liturgiae Augustanae. Augsburg 1889, S. 433) nennl
Pankraz zwischen S. Hcminerainme und S. Gordiane.

Münster i. W. Georg Schreiber

Hessische Blätter für Volkskunde. Hrsg. im Auftr. d. Hess. Vereinigung
f. Volkskunde u. d. Kurhess. Landesamts f. Volkskunde v.
Hugo H e p d i n g u. Bernhard Martin. Bd. 3". Marburg: El-
wert'sche Verlbh. 1941. (221 S. m. Abb.) gr. 8°. RM 7—.

Die um die volkskundliche Forschung so verdienten Hessischen
Blätter für Volkskunde enthalten auch in diesem neuen Band wieder
«ine Reihe interessanter und instruktiver Aufsätze. Ludwig Wolff
schreibt über Das jüngere Hildebrandslied und seine Vorstufe. Luise
Berthold behandelt Mittelalterliche Sprichwörter und das moderne
Mundartwörtcrbuch. Der Philosoph Paul Bommersheim fragt: Ist
Volkskunde ästhetisch zu betrachten? Einen großen Raum nimmt ein
der Aufsatz von Karl Löber Neujahrenbacken und Neujahreneisen im
Dillkreis. Ebenso die Abhandlung von Walther Mitzka über Schiffer-
und Fischerregeln sowie die von Hugo Hepding über Die Frösche
stillen in Aberglaube, Sage, Legende und Recht. Den Theologen,
soweit er nicht volkskundlicher Fachmann ist, wird am meisten interessieren
die vorangestellte Untersuchung v >n Hans Makowski Der
politisch-pädagogische Gedanke in der Volkskunde W. H, Riehls.
Wenn Makowski im Gegensatz zur normativen, ideologisch-humanistischen
für eine organische, ontologisch-völkisch-politisclie Pädadogik
«ine Lanze brechen will und sich dafür die zwar noch nicht bewußt
unter dieser Teleologie stehenden, aber sehr zahlreichen verstreuten
Äußerungen des Altmeisters der Volkskunde über die selbsttätig formenden
und erziehenden Werte des Volkslebens zu Nutze macht, so
läßt sich das ohne Schwierigkeiten auch auf kirchliche Sitte und
Brauchtum ausdehnen. Auch das Leben der christlichen Gemeinde
untersteht nicht nur der direkten Wirkung des Wortes. Gerade in
einer Zeit der Gefährdung werden die übcrpersönlichcn Formkräfte,
die sich aus jenem in der christlichen Gestaltung des Lebens in Familie
und christlicher Gemeinde niedergeschlagen haben, unter Umständen
von entscheidender Bedeutung. Wer hier Verantwortung empfindet,
kann von dem feinen Sensorium Riehls für das, was wirklich lebendig
ist, aber auch für die Art, wie es bewußt gepflegt und angesetzt
werden kann, viel lernen.

Eine ausführliche Besprechung verweist auf das Buch von Eugen
Wolilhaupter, Die Olockc im Recht: Schwäbischer Heimat-Bote. Heimatkundliche
Beilage zur ,,Günzburger Nationalzeitung". 11. Jahrg.
(1036), Nr. 1—4, und das andere von Elsbeth Lippert, Glockenläuten
als Rechtsbraucli. (Das Rechtswahrzeiclien, Beiträge zur Rechtsge-
achlcMe und rechtlichen Volkskunde, hrsg. von Karl Siegfried Bader,
Heft 3.) Mit 3 Abbildungen. Freiburg 1. Br.i Herder 1039. VIII, 64 S.
Berlin A. F. Stolzenburg

KIRCHENKUNDE

Elze, Theodor: Geschichte der protestantischen Bewegungen
und der deutschen evangelischen Gemeinde A. C. in Venedig.

Neubearb. u. bis zur Gegenwart fortgeführt v. D. Dr. Eugen Lessing
. Florenz: Selbstverl.; in Komm. Tübingen: Hcckenhauer 1041.
(XIII S., S. 15—237, 22 Abb.) gr. 8f>. Lw. RM 7—.

Es ist sehr dankenswert, daß der frühere langjährige
Pfarrer von Florenz und Venedig D. L e s s i n g, der
sich nach dem Weltkrieg um den Wiederaufbau sämtlicher
deutscher evangelischer Gemeinden in Nord- und
Mittel-Italien große Verdienste erworben hat, die von
seinem Vorgänger Theodor Elze im Lutherjahr 1883
verfaßte Geschichte der Deutschen Evangelischen Gemeinde
in der Lagunenstadt (das Buch ist heute vergriffen
) heu herausgegeben, durch wertvolle Nachträge und

fute Bilder bereichert und bis zur Gegenwart weiterge-
uhrt hat. Elze beginnt mit einer von Lessing an einigen

Stellen gekürzten oder auch ergänzten Geschichte der
protestantischen Bewegungen in Venedig. Bereits 1520
trafen die ersten Lutherschriften ein, 1527 die ersten
evangelischen Deutschen und das Jahr darauf äußerte
sich Luther freudig über den Fortgang der evangelischen
Sache in der Stadt. Aber nur zu bald erlag sie in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Inquisition.
Elze erzählt dann von englischen und holländischen Ge-
| sandtschaftspredigern (1604—1634), und reformierten
deutsch - schweizerischen und französischen Predigern
i (1648—1692). Als Anhang zu diesem ersten Teil gibt
l dann Lessing einen außerordentlich interessanten Ein-
' blick in die Geschichte des ,„Fondaco dei Tedeschi" (der
zu Beginn des 16. Jahrhunderts neu erbaute, von Gior-
gione und Tizian ausgeschmückte Palast am Canal Grande
1 ist heute die Hauptpost), des Handelshauses der mit besonderen
Vorrechten und dem venezianischen Bürgerrecht
ausgestatteten deutschen Kaufmannschaft, das im
15. Jahrhundert das Zentrum für den gesamten Handel
von und nach Oberdeutschland, Holland, Flandern, Eng-
j land, Polen und Ungarn war und die gottesdienstliche
{ Stätte der um 1650 von Bürgern süddeutscher Städte
| begründeten deutschen evangelischen Gemeinde wurde
und bis 1806, als die deutsche Nation das Haus verlor,
j geblieben ist. Die Entwicklung der Gemeinde schildert
j im zweiten Teil zunächst Elze bis 1869 auf nur 40 Sei-
I ten und zwar in kleineren Abschnitten, die als Überschrif-
j ten die Namen der 21 Pfarrer tragen, also mehr nur
chronistisch ohne nähere Charakteristik der Pfarrer und
führenden Persönlichkeiten und ohne den Stoff in die
geistes- und kirchengeschichtlichen Zusammenhänge tie-
| fer einzugliedern. Es bleibt zu bedauern, daß der Herausgeber
der neuen Auflage hier nicht größere Ergänzun-
I gen uns geschenkt und aus Skizzen ein farbenreicheres
Bild geschaffen hat. Freilich hätte er dann wohl das
I ganze Buch neu schreiben müssen. Mit dem Amtsantritt
| Elzes beginnend, erzählt dann Lessing, etwas ausführ-
; licher als dieser, aber wiederum den Stoff nach den
i Pfarrern einteilend, die Gemeindegeschichte bis zum
Weltkrieg, um dann von seiner langjährigen gesegneten
Amtszeit von 1921—1939 zu berichten. In einem Anhang
gibt er eine Beschreibung des heutigen Gotteshauses
der Gemeinde. Es ist das ehemalige Oratorium der
Bruderschaft zum Heiligen Schutzengel auf dem Campo
SS. Apostoli. Unter seinen Kunstschätzen ist das wertvollste
Kleinod ein Christusbild Tizians. Dem Überblick
über die Geschichte der von der Gemeinde 1877 gegründeten
deutschen Schule folgen aufschlußreiche, von Elze
aufgestellte Verzeichnisse von Gemeindemitgliedern von
1650—1900, von deutschen Privatlehrern und Erziehern
in Venedig von 1730—1830 und von namhaften Fremden
auf dem alten Friedhof der Gemeinde von 1829— 1899
| und ein Nachtrag Lessings über eine mittelalterliche deutsche
Bruderschaft in Treviso. Einen der vielen Beweise
dafür, daß auch die deutsche evangelische Gemeinde in
Venedig mit der Treue zum Glauben der Väter allzeit auf
das innigste die Treue zur Heimat verband, gibt die
kirchliche Trauerfeier von 1934 aus Anlaß des Heimgangs
des Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls
von Hindenburg, bei der Lessing außer seiner deutschen
Rede eine italienische Ansprache an die anwesenden Vertreter
der italienischen Militär- und Zivilbehörden hielt.
(Im Anhang sind die Reden im Wortlaut abgedruckt.)

Dem Dank an den Verfasser sei der Wunsch hinzugefügt
, daß er uns auch noch eine Geschichte seiner
Florentiner Gemeinde bescheren möge.

Berlin E. Schubert

Jahrbuch der Brüdergemeine. Literarisches u. Statistisches aus d.
Brüdergemeinen in Europa it. Amerika, sowie aus ihren Missions-
u. Arbeitsgebieten. Nach amtl. Unterlagen bearb. v. Samuel R a i 1-
lard u. Gustav Winter. Jg. 35. 1941/42. Mit vielen Bildern.
Herrnhut: Winter 1940. (119 S.) 8°. RM 2.50.

Wie immer enthält das Jahrbuch im zweiten Teil die
I genauen Nachweisungen über die Brüderunität, vor allem